8 Initiativen gegen Lebensmittelverschwendung in Wien
Was passiert eigentlich mit dem Brot, das abends noch im Regal liegt? Oder mit dem Gemüse, das nicht der Norm entspricht und daher nie ein Supermarktregal sehen wird? Oftmals landen genießbare Lebensmittel einfach im Müll. Dem wollen diese Initiativen gegen Lebensmittelverschwendung in Wien etwas entgegensetzen.
Rund 40 Kilogramm an Lebensmitteln, die eigentlich noch essbar wären, wirft jede*r Wiener*in im Durchschnitt im Jahr in den Müll. Haushalte verursachen laut einer Studie innerhalb der EU den größten Teil an Lebensmittelabfällen. Aber auch bei Herstellenden, in der Gastronomie und im Einzelhandel werden Lebensmittel weggeworfen. Genau hier setzen verschiedene Initiativen gegen Lebensmittelverschwendung in Wien an. Sie wollen einerseits genießbare Lebensmittel vor dem Müll bewahren. Andererseits geht es auch darum, ins Bewusstsein der Menschen zu rufen, Lebensmittel mit Schönheitsfehlern nicht gleich in die Tonne zu werfen.
Wiener Tafel
Wir starten mit einer Organisation, die vielen von euch bestimmt ein Begriff ist: Die Wiener Tafel rettet pro Tag bis zu vier Tonnen an Lebensmitteln vor der Mülltonne und versorgt damit Menschen in und rund um Wien, die von Armut betroffen sind. Fast 100 soziale Einrichtungen werden von der Wiener Tafel beliefert. Darüber hinaus initiiert die Organisation verschiedene Projekte wie die jährliche Winterhilfsaktion „Suppe mit Sinn“ oder Kochworkshops, bei denen man lernen kann, wie man Lebensmittel haltbar macht. Wer die Wiener Tafel unterstützen möchte, kann sich zum Beispiel ehrenamtlich engagieren, eine Lebensmittel-Retter*innenbox kaufen oder bei einer Tafelsammlung mitmachen.
Unverschwendet
Weiter geht es mit einem unserer Highlights am Schwendermarkt: Die Initiative Unverschwendet macht aus übrig gebliebenem Obst und Gemüse köstliche Chutneys, Marmeladen, Saucen und noch viel mehr. Dafür holt das Team die überschüssigen Lebensmittel von Landwirtschaften und Produzent*innen aus dem Großraum Wien ab, unterzieht sie einer Qualitätskontrolle und verarbeitet sie dann zu Sirup, Aufstrich und Co. Die Produkte bekommt ihr vor Ort am Schwendermarkt und im Online-Shop. Darüber hinaus findet ihr auf der Website eine Übersicht über Greißlereien und Läden, die Produkte von Unverschwendet anbieten.
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Unverschwendet | Schwendermarkt Stand 18, 1150 Wien
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DI-SA
Brotpilot*innen
Wie der Name schon verrät, dreht sich die Initiative Brotpilot*innen um Backwaren: Brot, Weckerl und Süßes, das sonst im Müll landen würde, bekommt hier eine zweite Chance. Und die sieht so aus: Die Brotpilot*innen holen übriggebliebene Backwaren von kooperierenden Bäckereien ab und verteilen sie zum Beispiel auf Märkten gegen eine freie Spende. Damit wollen sie einerseits Brot und Co. vor der Mülltonne bewahren und andererseits das Bewusstsein der Menschen für Lebensmittelverschwendung schärfen. Derzeit findet ihr Stände der Brotpilot*innen jeden Samstag beim Yppenmarkt und jeden Donnerstag im Tüwi Beisl.
Krut
Kimchi-Fans sollten sich Krut genauer ansehen: Das Wort Krut leitet sich von “Surkrut”, der althochdeutschen Bezeichnung für Sauerkraut, ab. Die Initiative von Gründer Simon Baur verwendet Gemüse aus Überschüssen, fermentiert es und macht es somit haltbar – wie eben bei Sauerkraut. Zu den Produkten zählen neben diversen Kimchi-Varianten auch Kombucha in verschiedenen Geschmacksrichtungen und anderes fermentiertes Gemüse. Alles, was ihr bei Krut findet, ist vegan und handgemacht. Ihr bekommt die Köstlichkeiten im Online-Shop, über diverse Online-Supermärkte und immer wieder auch im Direktverkauf. Dafür schaut ihr am besten auf den Social-Media-Kanälen von Krut vorbei.
Hut & Stiel
Wer in Wien lebt, weiß die vielen Cafés der Stadt mit Sicherheit zu schätzen. Das Team von Hut & Stiel aber nicht nur als Koffeinquelle und wegen ihrer Gemütlichkeit: Hut & Stiel sammelt den Kaffeesatz von Wiener Kaffeehäusern ein – der ansonsten ohnehin im Restmüll landen würde – und verwandelt ihn zu Pilzsubstrat, was als Nährboden für Austernpilze verwendet wird. Das heißt: aus dem Bio-Kaffeesatz sprießen schon bald Pilze, aus denen zum Beispiel Pilzwürstel, Pesto, Aufstriche, Schwammerlgulasch oder Sugo entstehen. Hier geht es zwar nicht primär um eine Initiative gegen Lebensmittelverschwendung, aber weil wir die Idee der Kreislaufwirtschaft und der ressourcenschonenden Produktion spannend finden, wollen wir euch Hut & Stiel nicht vorenthalten.
Wer nicht nur schlemmen, sondern sich selbst als Pilzzüchter*in versuchen will, kann auch das “Pilz aus dem Kübel”-Set für zuhause bestellen oder sich in einem Workshop weiter über den Pilzanbau informieren. Die Produkte von Hut & Stiel bekommt ihr im Hofladen, in diversen Greißlereien, Cafés und Geschäften oder im Online-Shop.
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Hut & Stiel | Naufahrtweg 14a , 1220 Wien
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MI-SO
Too Good To Go
Lebensmittel retten und dabei auch noch Geld sparen, das geht mit der App Too Good To Go. Wie das funktioniert? Ganz einfach: In der App seht ihr, welche Restaurants und Supermärkte noch Lebensmittel und Speisen übrig haben. Ihr könnt sie dann zu vergünstigten Preisen kaufen und direkt vor Ort abholen. Das Angebot variiert je nachdem, was gerade übrig bleibt. Oft gibt es aber einen groben Überblick und die Info, ob es sich um bunt gemischte, vegetarische oder vegane Überraschungssackerl handelt.
afreshed
Ihr wollt gerettete Lebensmittel direkt zu euch nach Hause geliefert bekommen? Dann könnt ihr ein Biokistl von afreshed bestellen. Die Retterboxen des Linzer Start-ups enthalten Bio-Obst und -Gemüse, das von der “Supermarkt-Norm” abweicht oder aus Überproduktion stammt und ansonsten wohl im Müll gelandet wäre. Die Lebensmittel bezieht afreshed direkt von Landwirt*innen aus Österreich und Italien. Die Boxen könnt ihr derzeit in allen Bundesländern außer in Vorarlberg, Tirol und Kärnten bestellen.
Fairteiler
Euch sind Semmeln übrig geblieben, die zweite Maisdose braucht ihr doch nicht oder ihr habt vor dem Urlaub nicht alle Lebensmittel im Kühlschrank verputzt? Dann (ver)teilt sie doch! In Wien und ganz Österreich findet ihr sogenannte Fairteiler. Das sind öffentliche Kühlschränke und Regale, in denen ihr Lebensmittel abgeben könnt. Andere holen sich dann, was sie gerade brauchen oder was gerade da ist. Auf der Website der Initiative Foodsharing findet ihr die Standorte und Öffnungszeiten vieler Fairteiler.
Wir zeigen euch außerdem Foodcoops in Wien und verraten euch, welche Biokistln ihr in Wien bestellen könnt. Wenn ihr auf der Suche nach regionalen Lebensmitteln seid, haben wir Tipps für euch, welche importierten Lebensmittel ihr durch regionale Alternativen ersetzen könnt.