Internationale Pilgerwege durch Österreich
Beim Pilgern geht es heutzutage besonders um die Reise zu sich selbst, um spirituelles Wandern, nicht unbedingt mit religiösem Hintergrund. Weil das oft auch Grenzerfahrungen und Grenzüberschreitungen mit sich bringt, zeigen wir euch ein paar tolle internationale Pilgerwege, die durch Österreich führen.
Allein in Österreich verlaufen insgesamt 20.000 Kilometer an Pilgerwegen. Durch seine zentrale Lage mitten in Europa ist Österreich aber zugleich auch beliebtes Durchgangsland für internationale Pilgerrouten. Deshalb haben wir euch hier ein paar grenzüberschreitende Pilgerwege aufgelistet, die durch Österreich verlaufen.
Marienweg
Spricht man in Österreich vom Pilgern, spricht man wahrscheinlich irgendwann auch von Mariazell. Jährlich zieht es etwa eine Million Wallfahrer*innen in den beschaulichen Ort in der Hochsteiermark mit seiner eindrucksvollen Basilika. Wege nach Mariazell gibt es viele. Einer davon startet etwa im rumänischen Wallfahrtsort Csíksomlyó und führt über Ungarn auf insgesamt etwa 1.400 Kilometern bis nach Mariazell. 150 Kilometer davon wandert ihr in Österreich. Von Güssing aus könnt ihr entweder die Route über die Oststeiermark und die hübsche Wallfahrtskirche Pöllauberg nehmen oder ihr steuert über das Stift Vorau auf Mariazell zu. So oder so sollte man für den ganzen Weg in etwa 60 Tage einrechnen. Natürlich könnt ihr euch aber auch einzelne Etappen daraus vornehmen.
Via Sancti Martini
Den Heiligen Martin kennt ihr vielleicht von den Laternenumzügen am 11. November und dem traditionellen Martini Gansl. Ihm ist aber nicht nur schnatterndes Federvieh gewidmet, sondern auch ein eigener Pilgerweg, die Via Sancti Martini, die seine Geburtsstadt Szombathely in Ungarn mit seiner Grabstätte in Tours in Frankreich verbindet. Weil der Heilige Martin auch Landespatron des Burgenlandes ist, passt es wie das Rotkraut zum Gansl, dass sein Ehrenweg unter anderem durchs Burgenland nach Wien führt und von dort aus weiter entlang der Donau bis nach Passau. Zum Teil bewandert ihr so den Donausteig, zum Teil den Jakobsweg. Danach geht’s über Deutschland, Luxemburg und Belgien weiter bis nach Frankreich. Das Wegenetz umfasst insgesamt über 2.500 Kilometer. Neben dieser Mittelroute gibt es auch die Südroute, die von Szombathely über Slowenien, Kroatien und Italien bis nach Frankreich verläuft.
Wolfgangweg
Der Wolfgangweg gehörte einst zu den bedeutendsten Pilgerwegen überhaupt und wurde seit dem Mittelalter von unzähligen schweren Pilgerfüßen beschritten. Er führt von Regensburg in Deutschland über 324 Kilometer an den wunderschönen Wolfgangsee im Salzkammergut. Dabei geht er auf die Geschichte des Heiligen Wolfgang zurück, der Bischof in Regensburg war und den es im Jahr 976 an den Wolfgangsee verschlagen hat. Natürlich könnt ihr euch wie anno dazumal per pedes auf den Weg machen und solltet dafür elf Tagesetappen einplanen. Oder ihr schwingt euch aufs moderne E-Bike, dann habt ihr nach vier Tagen schon fertig gepilgert.
Via Nova
Nicht besonders alt, sondern noch relativ neu ist der europäische Pilgerweg Via Nova. Das sagt ja schon der Name. 2005 wurde er eröffnet und vereint viele alte Wallfahrtsrouten, ohne selbst ein Ziel anzusteuern. Derzeit verlaufen seine Routen zwischen Deutschland, Tschechien und Österreich. Hier soll die Reise zu sich selbst im Vordergrund stehen, egal ob für einen Tag oder ein paar Wochen. Auf der Website des Vereins könnt ihr euch Etappen selbst zusammenstellen oder euch welche vorschlagen lassen.
Jakobsweg
Ursprünglich starteten die Jakobspilger an der spanisch-französischen Grenze und wanderten auf dem Camino Francés zum angeblichen Grab des Heiligen Jakob nach Santiago de Compostela in Spanien. Mittlerweile gibt es aber unzählige Jakobswege, die durch Europa und nach Santiago de Compostela führen und quasi vor der eigenen Haustüre losstarten. Auch in Österreich könnt ihr von unterschiedlichen Punkten aus beginnen. Wollt ihr etwa ganz im Osten starten, legt ihr in Wolfsthal los und pilgert bis nach Rankweil und weiter zum historischen Wallfahrtsort Maria Einsiedeln in der Schweiz. Von dort aus geht’s durch die Schweiz und Südfrankreich weiter bis an die spanische Grenze. Habt ihr die erreicht, könnt ihr mit ungefähr fünf Wochen bis Santiago rechnen.
Insgesamt solltet ihr in etwa drei bis vier Monate für die gesamte Strecke einplanen. Oder ihr gebt euch erst mal mit Jakobsweg-Etappen innerhalb von Österreich zufrieden. Übrigens gilt man ab 100 zu Fuß zurückgelegten Kilometern oder 200 erradelten Kilometern als waschechter Jakobspilger. Euren offiziellen Pilgerpass, der vom Pilgerbüro der Kathedrale in Santiago de Compostela ausgestellt wird, könnt ihr euch gegen eine Spende im Quo Vadis am Stephansplatz 6 abholen. Er ist übrigens auch Voraussetzung, aber nicht Garantie für einen Schlafplatz in den Herbergen entlang der Caminos.
Hemmawege
Nicht in Spanien, sondern in Kärnten liegt die Heilige Hemma von Gurk begraben, eine Kärntner Adelige, Kirchen- und Klostergründerin und die Schutzpatronin des Bundeslandes. Für das frühe 17. Jahrhundert sind erstmals die sogenannten Krainer Wallfahrten nachgewiesen, die ausgehend von Krain in Slowenien zum Hemma-Grab führten. Heute gibt es acht Routen dorthin. Von Slowenien aus geht’s entweder von Sveta Ana aus über den Loiblpass oder von Crna na Koroskem über den Seeberg nach Gurk. Auch von der Steiermark aus könnt ihr loswandern und startet entweder in Admont oder in St. Hemma bei Edelschrott. Die vier übrigen Ausgangspunkte liegen in Kärnten selbst. Die Strecken zeichnen sich durch unterschiedliche Schwierigkeitsgrade aus, also ist bestimmt für jeden Pilgeranspruch die passende Route dabei.
Romedius-Pilgerweg
Über Stock und über Stein und sogar über die Alpen führt der Romedius-Pilgerweg in Tirol. Ihr startet in Thaur im Bezirk Innsbruck und pilgert über Südtirol bis ins Trentino. Entlang des Weges, der sich am besten in zwölf Etappen aufteilt, warten zahlreiche Wallfahrtsstätten, Marterln, aber auch weitläufige Almen und steile Gebirgspässe auf euch. Etwa 184 Kilometer ist der Pilgerweg lang und überwindet insgesamt ungefähr 10.000 Höhenmeter. Die Schneebergscharte ist mit 2.700 Höhenmetern der höchste Punkt der Route. Um sie zu bezwingen, solltet ihr also unbedingt schon Bergerfahrung und eine gute Kondition mitbringen. Als verlässlicher Begleiter steht euch das Romedius-Pilgerheft zur Verfügung und eine Pilger-Plakette gibt es am Startpunkt auch. Zurück kommt ihr am besten mit dem Zug.
Benediktweg
Der Benediktweg ist dem Benediktiner Ordensgründer Benedikt von Nursia gewidmet und umfasst 256 Kilometer, die sich wiederum auf elf Tagesetappen aufteilen lassen. Er startet in Spital am Phyrn in Oberösterreich und führt über die Steiermark und Kärnten bis nach Slowenien zum ehemaligen Benediktinerkloster Gornji Grad. Ihr passiert dabei auch einige bekannte Benediktinerkloster in Admont, Seckau oder St. Paul im Lavanttal.
Wir haben außerdem ein paar schöne Pilgerwege innerhalb Österreichs für euch. Für noch mehr Wander-Content solltet ihr unbedingt unsere Wanderei im Auge behalten.