Unser Senf süß-scharf: Ist es noch zu früh fürs Punsch trinken?

Weil ein bisschen Würze im Leben nie schaden kann, geben wir euch mit dieser Kolumne regelmäßig unseren Senf dazu: Wir erzählen euch, was uns beschäftigt, was uns nervt und was uns zum hysterischen Lachen bringt. Weil wir große Freunde der Mischkulanz sind, tischen wir euch diesmal süßen und scharfen Senf gemeinsam auf. Unsere Redakteurinnen Pia und Viki diskutieren, ob sie Mitte November schon bereit sind fürs Punschtrinken.
Viktoria Klimpfinger Aktualisiert am 08.11.2018
Punsch
(c) Pixabay

Wie heißt es so schön: Jede Medaille hat zwei Seiten. Und jedes Pro hat sein Kontra. Auch wir sind uns in der Redaktion bei manchen Themen nicht einig, welche Art von Senf wir dazugeben sollen. Aber das Schöne am Senf ist ja, dass es süßen und scharfen gibt. Dieses Mal konnten wir uns einfach nicht einigen, ob wir die Eröffnung der Punschstände mit Kremser-Senf garnieren oder mit Estragon herunter schlingen. Also tischen wir euch am besten beides auf.

Pias Pro-Argument: Weil die Weihnachtszeit ohnehin zu schnell vergeht

Haben wir nicht alle das Gefühl, dass uns die Tage immer schneller davonrennen? Als Kind sind einem zwei Monate Sommerferien noch wie eine Ewigkeit vorgekommen. Da hat man den Eltern vorgejammert, es sei einem fad. Heutzutage fliegt die Zeit so schnell wie eine Überschallrakete. Und fad im Sinne von ‚nichts zu tun haben’ wird‘s selten. Zwei Mal schlafen und wieder ist ein Monat vorbei, so ungefähr. Die Woche hat halt nun mal nur sieben Tage und Abende. Das nervt auch nach 25 Lebensjahren immer wieder. Wahrscheinlich gewöhnt man sich auch nie daran und es zieht immer wieder einen dicken roten Strich durch die Rechnung. Fünf Abende und zwei Halbtage (gehen wir mal davon aus, dass man sich am Wochenende ausschläft und sich Zeit nimmt, um in die Gänge zu kommen) sind schnell einmal belegt. Deshalb bin ich auch ehrlich froh, dass die Vorweihnachtszeit mit Punsch, Glühwein und Co. bereits Mitte November beginnt. Bis Weihnachten sind es eben nur mehr sechs Wochen und ein paar Zerquetschte.

Man muss außerdem klar unterscheiden zwischen Konsumwahn mit Massenabfertigung und Industriezuckerwatte à la Rathausplatz und Gemütlichkeit mit Konzept und hausgebrannten Mandeln à la Karlsplatz. So wie man zwischen teuren aber austauschbaren, und simplen, aber mit Liebe gemachten oder bewusst ausgesuchten Geschenken unterscheiden muss. Weihnachten ist nicht gleich Weihnachten, und ist nicht gleich ein weiteres Schwammerl im bösen Kapitalismus-Hexenring. Advent und Weihnachten sind wie so vieles das, was man selbst daraus macht. Mit Alltagsdingen und Alltagsstress ist die fröhlichste und hübscheste Teil der kalten Jahreszeit soundso schneller wieder vorbei, als man Vanillekipferl sagen kann. Danach ist es nur mehr kalt und dunkel. Wenn man also ein paar Wochen länger hat, um die Adventlichter, den zimtigen Baumkuchenduft und den einen oder anderen Glühwein-Damenspitz zu genießen und in gemütliche Weihnachtsstimmung zu kommen, ist das umso besser.

Vikis Kontra-Argument: Gerade war’s doch noch Sommer

Ja, es stimmt, die Zeit rast nur so dahin. Kaum zu glauben: In nicht einmal einem Monat starten wir in den Advent und alles riecht nach Lebkuchen. Noch weniger zu glauben ist für mich, dass bereits die ersten Punschstände geöffnet haben, wie zum Beispiel im Museumsquartier. Denn dafür, dass die Zeit im Allgemeinen so schnell vergeht, hat der Sommer sich dieses Jahr ungewohnt lange in den Herbst hineingezogen. Dank der spürbaren klimatischen Veränderungen fehlen mir generell seit geraumer Zeit die Übergangszeiten und -temperaturen. Gerade noch in Übergangsjacke und Sneakers über den Zentralfriedhof spaziert, fühlt es sich jetzt irgendwie ziemlich falsch an, plötzlich brennheißen Glühwein zu schlürfen und dann ein zufriedenes „Hach, schön hammer’s“ zu hauchen.

Aber mal abgesehen davon, dass mir Treibhauseffekt und Erderwärmung zusehends die Umstellung auf die besinnliche Jahreszeit erschweren: Dass viele Supermärkte mir bereits Anfang September mit Lebkuchen und Co. kommen, hat mit den klimatischen Bedingungen nichts zu tun. Da geht es nicht vorrangig darum, uns im September schon mal gemütlich vor Weihnachten zu warnen, sondern darum, den X-Mas-Merchandise möglichst ausgiebig und lange verscherbeln zu können. Generell scheint es, als tauchten Deko und andere Konsumgüter für die jeweiligen Feste Jahr für Jahr früher auf. Ende August winken bereits die ersten Halloween-Gespenster aus den Läden und ab dem 1. November tragen sie schon Weihnachtsmützen. Und dann kommt Neujahr und schwupps hoppeln überall Osterhasen durch die Schaufenster. Da fühlt man sich als Kundin ziemlich brutal mit dem Zaunpfahl bewunken. Aber ich gebe Pia völlig recht: Weihnachten ist schließlich das, was man selbst daraus macht. Ich muss ja bei dem ganzen Wahnsinn nicht mitmachen, wenn ich noch nicht bereit dafür bin. Das gemeinsame Punschtrinken will ich mir allerdings trotzdem nicht entgehen lassen. Wenn ich lang genug abwarte, ist der Punsch ja vielleicht kalt genug, um so zu tun, als wäre es Limonade.

Ihr wollt noch mehr Senf? Dann lest euch durch, wie das Sitzen in den Öffis für eine von uns zum sozialen Leistungsdruck wurde. Euch hat doch schon das Weihnachtsfieber gepackt? Dann haben wir einige Tipps für euch, wie ihr die Vorweihnachtszeit ausgiebig auskostet.

(c) Beitragsbild | Pixabay

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