Die versteckten Kunst-Highlights der Wiener U-Bahn
Die Wiener U-Bahnen bringen euch nicht nur von A nach B. Einige Stationen beherbergen auch beeindruckende und versteckte Kunst-Highlights. Wir haben unsere Favoriten für euch gesammelt und zeigen sie euch in diesem Beitrag.
U-Bahn fahren ist an sich nichts Spannendes. Außer man ist vielleicht in der U6 unterwegs und steht auf viel zu volle Abteile und extravagante Duftnoten. Aber Spaß beiseite: Wir zeigen euch, dass es an einzelnen Stationen definitiv allerhand zu bestaunen gibt. Kleinere und größere Kunst-Highlights verstecken sich nämlich gleich an mehreren Stationen in Wien. Wir haben uns einige der unterirdischen und teilweise versteckten Kunstwerke, Ausgrabungen und Co. etwas näher angesehen. Also Augen auf, wenn ihr das nächste Mal in einer U-Bahn Station unterwegs seid. Denn Kunst und Kultur findet man ganz oft da, wo man es nicht unbedingt erwarten würde.
Gesichtsüberwachungsschnecken in der U1
Entwarnung gleich vorweg: Nein, keine Sorge, dieses Kunstwerk verfolgt euch nicht auf Schritt und Tritt. Auch, wenn es auf den ersten Blick vielleicht danach aussehen mag. Yves Netzhammers Kunstwerk namens „Gesichtsüberwachungsschnecken“ in der U-Bahn-Station Altes Landgut thematisiert die gesellschaftliche Rolle unseres äußeren Erscheinungsbildes – also von Gesicht und Körper. Der Künstler will mit seinen ingesamt 63 stilisierten Porträts einerseits auf die Themen Kontrolle und Überwachung aufmerksam machen. Andererseits möchte er mit seiner Arbeit auch auf die vielen individuellen Begegnungen und die unzähligen fremden Gesichter eingehen, die uns tagtäglich in den U-Bahn-Stationen über den Weg laufen. Wenn ihr genau hinseht, werdet ihr hier viele liebevolle Details bemerken: So wird eine Schnecke plötzlich zur Augenbraue oder ein Tannenbaum zur Nasenfalte.
Ein Stück Natur beim Volkstheater
Sie ist eine willkommene, bunte Abwechslung zwischen den tristen U-Bahn-Schächten in der Station Volkstheater: die Kunstinstallation „Das Werden der Natur“. Genauer gesagt handelt es sich hierbei um ein Glasmosaik im Stil der Wiener Schule des Phantastischen Realismus auf einer Fläche von 360 Quadratmetern und bestehend aus etwa vier Millionen daumennagelgroßen Mosaiksteinen. Verantwortlich dafür ist Anton Lehmden, der anhand des Werkes die Naturgeschichte der Erde von der Entstehung des Planeten bis zur Ära der Menschen zeigt.
Kunst trifft Statistik am Karlsplatz
Neben der Karlskirche wohl das zweitbeliebteste Motiv für Fotos am Karlsplatz: Die Installation namens „Pi“ aus dem Jahr 2006 haben wir dem kanadischen Künstler Ken Lum zu verdanken. Es handelt sich um eine permanente Medieninstallation im Durchgang der Westpassage am Karlsplatz/Friedrichstraße. Hier dreht sich alles um Zahlen und Statistiken. Es gibt gleich ganze 14 verspiegelte Flächen, in denen LED-Anzeigen angebracht sind und die uns teilweise zum Lachen, aber auch zum Nachdenken bringen: Unter anderem werden die minütlich verspeisten Schnitzel gezählt, sowie die aktuell verliebten Pärchen in Wien. Aber auch die bisherigen Rüstungsausgaben des laufenden Jahres sind statistisch dargestellt. Hier findet ihr auch den Namensgeber der Installation, die Kreiszahl Pi, die mitsamt 478 Kommastellen dargestellt wird.
Die unterirdische Kapelle am Stephansplatz
Die Virgilkapelle wurde schon 1973 bei den Bauarbeiten für die U-Bahn-Linie entdeckt. Kurzerhand wurde die Ausgrabungstätte einfach in die Station integriert. Diese einzigartige unterirdische Kapelle ist einer der besterhaltenen Innenräume Wiens aus der Zeit der Gotik. Man geht davon aus, dass sie um 1220 errichtet wurde. Später kamen noch Malereien in den Fugen und auch Verzierungen in den Nischen hinzu. Nachdem die Virgilkapelle 2015 mit Spenden umfangreich saniert werden konnte, steht sie nun allen Neugierigen wieder offen. Der Eingang befindet sich auf der Ebene der U-Bahn-Passage Stephansplatz. Hier erfahrt ihr nicht nur Wissenswertes über das mittelalterliche Wien, sondern könnt zudem auch den Sakralraum besichtigen. Für eine kurze Verschnaufpause zwischen all der Hektik und dem beschäftigten Treiben in der Innenstadt. Mehr zur Virgilkapelle könnt ihr auf der Website des Wien Museums nachlesen.
Der Gedenk-Ausgang zur Herminengasse
Ein ganz besonderes und leider auch trauriges Kunsthighlight an der U2-Station Schottenring. Beim Ausgang zur Herminengasse befindet sich das gleichnamige Denkmal für 800 jüdische Menschen. Sie alle wurden zwischen 1938 und 1945 aus ihrer Heimat, der Herminengasse, deportiert und in Konzentrationslager gebracht. Die Künstlerin Michaela Melián hat sich den Einzelschicksalen angenommen und ihnen mit den vielen schwarzen Linien eine Fläche gegeben. An den Rändern des Kunstwerks kann man die diversen Konzentrationslager in alphabetischer Reihenfolge ablesen. Weitere Infos zu diesem Ort mit Geschichte kann man bei Kör – Kunst im öffentlichen Raum nachlesen.
Rekord-Wandgemälde am Praterstern
Die meisten Menschen hetzten wahrscheinlich vorbei, doch nehmt euch einmal die Zeit, wenn ihr gerade am Praterstern aus- oder umsteigen müsst. Hier könnt ihr nämlich ein 53,63 Meter langes und 2,61 Meter hohes Emailgemälde mit dem Titel „… einen Traum träumen…“ bestaunen. Dank seiner Ausmaße steht es sogar im Guiness-Buch der Rekorde – als längstes gebranntes Emailgemälde der Welt. Kurz zur Auffrischung: Bei der Technik Emailmalerei wird ein Metallgrund mit einer Metalloxidfarbe bemalt und die Zeichnungen im Anschluss eingebrannt.
In unserem Fall wurde 2008 ein offener Wettbewerb ausgerufen. Gewonnen hat ihn Susanne Zemrosser, und so können wir nun täglich in die heitere Zirkuswelt eintauchen. Viele hellen Farben und zahlreiche, liebevoll gestalteten Figuren finden sich auf dem langen Gemälde. Durch das ganze Bild zieht sich ein roter Faden. Auf dem mal eine Ballerina tanzt, ein wenig später Autos entlang rasen und plötzlich verschwindet der Faden in einer Trompete, um als rote Leiter wieder herauszukommen. Die Malereien sollen einen Vorgeschmack auf den bunten und vielfältigen Wurstelprater machen und der rote Faden zeigt natürlich an, wo es lang geht.
Streetart-Säulen für den Frieden
Für unser nächstes Highlight müsst ihr euch am Ende doch noch aus der Station begeben und euch ein bisschen frische Luft um die Nase wehen lassen. Zwischen den U2-Stationen Krieau und Stadion könnt ihr prächtige 14 Säulen begutachten. Die Höhe der Säulen variiert zwischen 420 und 450 Zentimetern. Hier im „Viertel Zwei“ wurde das Werk „3 Brothers“ von dem brasilianischen Künstler Speto verewigt. Es stellt eine Hommage an die Gebrüder Villas-Bõas dar. Diese haben in den 40er-Jahren eine große Expedition zur Kolonisierung unerschlossener Dschungelgebiete im Hinterland Brasiliens veranlasst. Da sie die Erlebnisse sehr bewegten, entwickelten sich die drei Brüder zu Verfechtern und starken Stimmen für die indigenen Rechte und Lebensräume. Sie wurden für ihr Engagement zwei Mal für den Friedensnobelpreis nominiert.
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