Lokale der einzelnen Bundesländer in Wien
Jedes österreichische Bundesland hat seinen ganz eigenen Reiz. Verständlich also, dass die gebürtige Vorarlberger bis Burgenländer Seele in Wien manchmal Heimweh bekommt. Aber das ist noch lange kein Grund, der Bundeshauptstadt wieder den Rücken zu kehren. Denn wir haben für euch ein paar Lokale in Wien gefunden, in denen zumindest für einen Abend ein bisschen Bundesländer-Feeling aufkommt.
Aus allen österreichischen Himmelsrichtungen strömen die Menschen ins schöne Wien – zum Studieren, für einen kleinen Städtetrip, jobbedingt, für die Liebe, oder eben einfach bloß so. Besonders in der Großstadt mit ihren anonymen Menschenmassen kann es aber schon mal einsam werden. Deshalb haben wir für euch ein paar Lokale in Wien zusammengesucht, die euer Heimweh nach Vorarlberg bis ins Burgenland lindern werden.
Niederösterreich
Gleich an Wien angrenzend und doch so fern – ihr seid vom weitläufigen niederösterreichischen Waldviertel ins dicht bebaute Wien gezogen und wollt euch für einen Abend wie daham fühlen? Dann schaut doch mal im Waldviertlerhof im 5. Bezirk vorbei. In rustikalem Ambiente gibt’s hier österreichische Spezialitäten, aber auch speziell Waldviertlerisches, wie zum Beispiel die Waldviertler Knödel. Runtergspült wird’s mit Zwettler Bier oder Wein aus der Wachau.
Mehr Typisches aus dem Waldviertel gibt’s in gemütlich beislmäßiger Atmosphäre im Gasthaus Zum Waldviertler in Ottakring. Seit 1955 bietet der Familienbetrieb Bodenständiges aus der Waldviertler Küche an, aber auch saisonale Schmankerln. Weinviertlerinnen und Weinviertler, die ihre heimische Leibspeis aus Kindertagen lieber selbst nach Omas Rezept nachkochen, findet ihr die authentischen Zutaten dafür am Schwendermarkt (Stand 13) bei der Weinviertlerie. Hier gibt’s nämlich fast ausschließlich biologische Lebensmittel aus dem Weinviertel. Egal ob Obst, Gemüse, Eier, Fleisch oder Getreideprodukte – dieser Wocheneinkauf trocknet eure heimwehgeplagten Tränen, hach! Noch schneller geht das nur mit Wein und Bier. Das gibt’s hier nämlich auch.
Die Weinviertlerie befindet sich von 11. bis 27. Juli 2020 auf Sommerpause.
Steiermark
Besonders dicht haben sich vor allem die Steirer und Steirerinnen kulinarisch in Wien angesiedelt. Nicht umsonst gibt’s jedes Frühjahr (außer heuer) das feuchtfröhliche Steiermark-Frühlingsfest vor dem Wiener Rathaus. Dass die Steiermark auf diesem Gebiet aber weit mehr zu bieten haben als viel, viel Wein und Kernöl-Aussprachekurse für lallende Wiener und Wienerinnen, beweist zum Beispiel die Klein Steiermark im Schweizergarten im 3. Bezirk – nicht zu verwechseln mit dem Schweizergarten im Wiener Prater. Hier trifft klassische Steirer Küche auf Wiener Klassiker. Im auf oldschool getrimmten Gastraum mit verkachelten Wänden und heller Holzgarnitur oder im einladenden Gastgarten mitten im verwucherten Schweizergarten ist’s auch am Abend mit Spritzwein und Co. wirklich gemütlich.
Apropos verwuchert: Weil die Steiermark ja das selbsterklärte grüne Herz Österreichs ist, erscheint es uns nur passend, dass auch das Wirtshaus Steirerstöckl im 18. Bezirk mitten im Grünen seine Zelte aufgeschlagen hat. „Ein Stück echte Steiermark in Wien“ lautet der Slogan, und der ist hier wirklich Programm. Denn fast jedes Stück kommt wirklich aus der Steiermark, und zwar vom steirischen Stammhaus der Betreiber, dem Jagawirt. Der versorgt die Wiener Abgesandten mit Fleisch von steirischen Waldschweinen, mit steirischem Gemüse und Obst und sogar Selbstgebranntem aus der hauseigenen Brennerei. Auch steirische Winzerinnen und Winzer werden hier promotet.
Wer sich also so breitbeinig eine Kolonie in Wien angesiedelt hat, der braucht natürlich auch eine eigene Botschaft – die Steirische Botschaft im Botschaftsviertel im 3. Bezirk. Sie sieht zwar von außen vielleicht zunächst etwas spelunkig aus mit ihrem brachialen Schriftzug über der mit Milchglas ausgekleideten grünen Eingangstür, aber drinnen ist es umso netter. Auch hier kombiniert man Wiener und Steirer Küche, regional naheliegende Lieferanten mit Bauern aus der Steiermark. Besonderes Highlight ist hier allerdings der authentische Weinkeller mit stimmungsvollem, rohem Backsteingewölbe.
Tirol
Auch die Tirolerinnen und Tiroler tragen ihre Schmankerln in die weite Welt hinaus. Nicht nur, dass sie ihre Spezialitäten im 19. Jahrhundert bis in den peruanischen Urwald nach Pozuzo gebracht haben, nein, sie füttern auch hartnäckig den Wiener Wasserkopf. In Hietzig gibt’s zum Beispiel in der Tiroler Alm Klassisches aus Wien und Tirol, gepaart mit einer kräftigen Portion Wiener Beisl-Atmosphäre. Hier ist man aber längst kein Bankldrucker, sondern organisiert regelmäßig neue Events – zum Beispiel das Narrenwecken, einen Nikoloabend und das Maibaumaufstellen. Wer’s noch authentischer will, der fühlt sich im Gasthaus Tirolergarten sicher wohler. Angrenzend an den Schönbrunner Tiergarten und direkt neben dem Schau-Bauernhaus Tirolerhof steht seit 1997 der Nachbau eines Tiroler Bauernhauses. Die holzigen Stuben bieten auf zwei Etagen echtes Tirol-Feeling. Und auch im herrlich grünen Gastgarten kommen bei manchen sicher ein paar Erinnerungen an dahoam hoch. Die Karte besteht vornehmlich aus gesamtösterreichischer Küche, aber eine authentische Tiroler Brettljaus’n oder ein originaler Osttiroler Schlipfkrapfen dürfen darauf natürlich auch nicht fehlen.
Kärnten
Brettljausn mit Speck und Käse in allen Variationen gibt’s auch im Kärnter Lokal Schrittesser direkt hinter der Hauptuni. Die Einrichtung ist zwar unaufgeregt modern, aber die Speisekarte könnte urig-kärntnerischer gar nicht sein: Speck direkt vom Bauernhof, Bergkäse oder auch mal Kasnudeln, Flammkuchen und selbstgemachtes Gulasch. Kärntner Nudeln gibt’s aber nicht nur mit Käse, sondern mit ganz vielen verschiedenen salzigen und süßen Füllungen – und sogar vegan! Hier kommt man übrigens nicht nur her, um den Gaumen für einen Abend ins Kärntnerland zu entführen. Sondern auch für einen gepflegten Barabend ist das Schrittesser ideal bei gutem Wein, Bio-Säften, Bier und eben allem, was dazugehört. Kleiner Tipp: Sollte euch zu Hause doch noch der Gusto kommen, könnt ihr euch eine Brötchen- oder eine Speckbox direkt nachhause bestellen.
Burgenland
Neben dem einen oder anderen süffigen Weißwein ist das Burgenland ja vor allem für seine ausgezeichneten Rotweine bekannt. Davon kann man sich in Wien in der Golser Bier- und Weinbar nahe der Staatsoper überzeugen, einem Ableger der Privatbrauerei Gols. Wenigstens ein kleines Golser Bier sollte man hier also schon mal anstandshalber probieren. Und bei dem wird’s wahrscheinlich nicht bleiben: Bei moderner, aber gemütlicher Einrichtung lässt es sich hier schon ein Weilchen aushalten.
Salzburg
Die nach Wien übersiedelten Salzburger und Salzburgerinnen müssen wir an dieser Stelle leider etwas enttäuschen: Ein dezidiertes Salzburger-Lokal haben wir in Wien leider noch nicht entdeckt. Wenn ihr eines kennt, schreibt uns gerne jederzeit. Denn wir würden wirklich gerne mal in authentischem Ambiente originale Salzburger Schmankerln essen oder Weine kosten, ohne dafür extra nach Salzburg düsen zu müssen. Ein kleiner Trost für alle, die das Heimweh nach Salzburg jetzt sogar noch mehr plagt: Wenigstens gibt’s in gutbürgerlichen Wiener Gasthäusern immer mal wieder Salzburger Nockerln auf der Speisekarte. Verlässlich gut sind sie im Zum weißen Rauchfangkehrer.
Vielleicht liegt die dünne Salzburger-Kulinarik in Wien aber auch daran, dass die Wiener und Wienerinnen lieber nach Salzburg gehen als umgekehrt. Dafür spricht zum Beispiel das Wiener Café und Restaurant Johann, das mitten am Salzburger Bahnhof die Wiener Küche und Kaffeehaustradition aus der Bundeshauptstadt importiert. Lampen im Industrial-Design treffen hier auf klassische Thornet-Sessel, Hipster-Items paaren sich mit Kaffeehaus-Requisiten. Natürlich kratzt die Location direkt am Bahnhof ein bisschen am authentischen Charme, aber: „Für ein Bahnhofsrestaurant überraschend gut“, schreibt ein Kunde auf Tripadvisor. Immerhin!
Oberösterreich
Auch den oberösterreichischen Zuagroasten, die in Wien nach dem Geschmack der Heimat lechzen, müssen wir leider das Wasser aus dem Mund absaugen. Ein speziell oberösterreichisches Lokal haben wir zwar nicht gefunden, aber wenigstens gibt’s den Linzer Leberkas-Pepi mittlerweile sogar schon dreimal hier: in der Operngasse, am Hauptbahnhof und im Donauzentrum. Wenn ihr euer Heimweh ohnehin nicht mit Essen trösten wollt – kaum nachvollziehbar zwar, aber okay –, dann könnt ihr ja mal unauffällig ums Haus Oberösterreich im 7. Bezirk schlendern, wo viele oberösterreichische Studierende wohnen. Die eskalativen Homepartys und Hoffeste hier sind legendär (und müssen natürlich momentan aufgrund der Corona-Krise ausbleiben).
Vorarlberg
Obwohl sie den weitesten Weg nach Wien haben, findet sich hier doch das eine oder andere Vorarlberger Lokal, das gehörig in der Szene mitmischt. Allerdings auf den ersten Blick nicht unbedingt typisch xi-bergerisch. Vorarlberger Originale sind im hippen Ludwig und Adele im Künstlerhaus und in der Tonstube im 6. Bezirk vor allem die Betreibenden. Das sind nämlich dieselben, also ungefähr: Lukas Bereuter und Mathias Kappaurer betrieben zuerst die Tonstube und gründeten danach mit zwei weiteren Freunden aus Vorarlberg das kulinarische Kollektiv Ludwig und Adele. Während die Tonstube fast schon der Inbegriff der trendigen Hipster-Bar ist, verleiht man im Ludwig und Adele einer saisonalen, regionalen Karte etwas Pep.
Kulinarisch schlägt sich Österreichs westlichstes Bundesland allerdings in vielen Lokalen nieder: In der Völlerei am Yppenplatz gibt es etwa Kasknöpfle, Vorarlberger Schnaps und Bier, im Shop Grundbira könnt ihr Vorarlberger Spezialitäten shoppen und euch sogar nachhause liefern lassen.
Das ganze Gerede über die verschiedenen Bundesländer und ihre Leckereien hat dich ins Grübeln gebracht? Mit unserem Quiz findest du ganz leicht heraus, wo du in Österreich leben solltest. Oder du schaust dir mithilfe unserer To Dos die anderen Bundesländer mal genauer an.
(c) Beitragsbild | Viktoria Klimpfinger | 1000things (abgebildet: die Käsespätzle in der Hütte Deantnerin in Dienten)