Lost – eine Vernissage und Bookrelease bei Herrn Leutner

Wir reisen mit durch die verschieden Länder, erfahren von Einzelschicksalen, werden berührt, mal zu Tränen, ein andermal zum Nachdenken. 160 Seiten Lebensgeschichten in Bildern, bewegend und doch so flüchtig wie ihr Titel. Ein Exkurs in einen Alltag, der uns zwar täglich zu Ohren und vor die Augen kommt und den wir dennoch für weit entfernt halten.
Luisa Lutter Aktualisiert am 17.12.2015

Doch nun liegt er quasi vor uns: schwarz auf weiß. Der Hardcoverband zeigt uns schnörkellos auf, worum es geht. Sein Inhalt wird in wenigen Worten verkündet: Lost. The story of refugees.

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1000things traf sich mit Franziska Tschinderle, der Autorin, um das Projektkollektiv von Lost. Zusammen mit vier weiteren Mitstreitern und Weggefährten hat sie ein Buch aus der Taufe gehoben, das leise und unaufgeregt daher kommt, wie auch viele der Einzelschicksale von Flüchtlingen, egal woher. Wir sind aus den Medien mittlerweile pikante Bilder gewohnt, reißerisch müssen sie sein, um unsere Aufmerksamkeit zu erlangen, doch halt! – Diese Fünf beweisen, dass man auch mit dem Gegenteil das Augenmerk auf Berichterstattung richten kann und sollte. Es erscheint in einer Zeit, in welcher es besonders wichtig ist, dass die Zufluchtssuchenden eine herausragende Stimme bekommen.

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Lost zu sein, dass ist jedem von uns schon mal passiert, kommt vor und vergeht wieder. Doch wie ist die Situation für Menschen, die tagtäglich damit zu kämpfen haben, die Orte wechseln müssen und nirgendwo einen richtigen heimeligen Zufluchtsort haben und das temporär, ohne einen rückwärtszählenden Countdown vor Augen, der einem genau anzeigt, wann der Spuk ein Ende haben wird: Das ist Lost – und genau hier setzen die Fünf an. Wir begleiten sie in ihrem Buch auf Reisen durch die Balkanländer, zu Ungarns neuen Zäunen und sogar bis nach Griechenland, auf die Insel Lesbos. Die Portraits der Menschen auf der Flucht sind kurz und einprägsam. Das Buch lädt ein zum Blättern, man verweilt zwischen den Zeilen oder bleibt an den Augen der einzelnen Protagonisten hängen, die so viel erlebt haben und in diesem Buch eine Stimme bekommen.

Auf meine Frage hin, wie die Truppe die Menschen in Gespräche verwickelte und Kontakt aufnahm, erzählt Franziska, dass ihnen dies sehr leicht fiel. Englisch war dabei das Bindewerkzeug und erleichterte die Kommunikation auf beiden Seiten enorm. Erfuhren die Leute, dass sie Reporter sind, ließen sich die meisten auf Gespräche ein, wollten ihre Geschichten erzählen und auch porträtiert werden.

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Auf der Vernissage, heuer am Donnerstag, dem 17.12.2015 haben Interessierte die Chance mit den Machern ins Gespräch zu kommen. Ausgewählte Fotos werden ausgestellt – und auch das Buch zu erwerben sein. Für den Kaufpreis von 30€ werden im Anschluss Deutschkurse für Flüchtlinge ermöglicht, Wohn- sowie Integrationsprojekte der Caritas unterstützt und gefördert. Das Geld wird in Österreich bleiben und auch wenn das Team weiß, dass es nie für riesige Sprünge reichen wird, sind sie sich dessen sehr bewusst, dass auch die kleinen Dinge wichtig sind und unscheinbare Anschaffungen von Bedeutung sein können, um größere Veränderungen sichtbar werden zu lassen.

Wer informiert bleiben möchte und verfolgen mag, wohin die Spenden gehen, via zahlreichen weiteren Medien, etwa der Facebookseite des Projekts, auf dem Laufenden gehalten. Die Fotos und Bücher werden im kommenden Jahr verschiedene Städte (Linz, Passau, Graz, München, Regensburg und Innsbruck) in Form einer Wanderausstellung, bereisen und dort in Galerien ausgestellt sein. Wer bei der Vernissage in Wien verhindert sein sollte, hat dennoch die Möglichkeit das Buch in der Kunstbuchhandlung Walther König und der Buchhandlung Phil zu erstehen.

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Ein feines Projekt, dass es verdient Beachtung zu finden! Hier gelangt ihr zur Homepage.

Foto Leutner, Westbahnstraße 27-29, 1070 WIen

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