Michi mampft: Umami-Fusion im Restaurant Nikkai
Ich habe das neue Restaurant Nikkai im 1. Bezirk in Wien besucht und verrate dir, wie die asiatisch-europäische Fusionsküche schmeckt und warum Chefin Sissi Wu in ihrem neuesten Lokal auch Wiener Frühstück serviert.


Wenn Sissi Wu etwas Neues in Wien eröffnet, werden Gastro-Fans hellhörig. Und das hat gute Gründe: Immerhin führt sie mit dem Restaurant Iko und dem Little Koya bereits zwei gute Lokale in der Wipplingerstraße, in denen sie moderne asiatische Fusionsküche auftischt.
Jetzt ist sie mit dem nächsten Lokal am Start, in dem sie europäische und asiatische Küche zusammenführt – und sogar Wiener Frühstück auftischt. Wie sollte es anders sein, hat sie sich auch für ihre dritte Location die Wipplingerstraße ausgesucht, und zwar ein ganz besonderes Gebäude: die alte Börse.
Fusionsküche trifft elegantes Ambiente
Beim Betreten des Lokals leuchten gleich mal meine Äuglein auf. Sissi Wu und Architekt Helmut Friedrich haben ein Auge fürs Detail. Empfangen wirst du an der edlen Bar, die einladend und frühlingshaft mit Blumen dekoriert ist. Auch das markanteste Design-Detail sticht sofort ins Auge: die Lampen, die mich an Pringles erinnern und den gesamten Lokalbereich zieren. Gepaart mit Börse-Vibes ergibt das eine sehr beeindruckende Location.
Wiener Frühstück im Asia-Restaurant
Einen kleinen Ausreißer im asiatischen Fusionskonzept ist die Frühstückskarte. Neben (europäischen) Klassikern wie Schinkenbrot, Eggs Benedict oder Overnight Oats steht auch Wiener Frühstück auf der Karte. Aber das hat einen guten Grund: „Hier war früher ein Kaffeehaus stationiert und die Stammgäste haben sich gewünscht, auch im Nikkai wieder zum Frühstücken vorbeikommen zu können“. Also hat sie ihnen ihren Wunsch erfüllt, und das hat sich scheinbar ausgezahlt. Denn „sie kommen auch wirklich zum Frühstück!“

Umami, ahoi!
Ich bin aber nicht fürs Frühstück da, sondern um mich durch die Fusionsgerichte zu schmausen, die mittags und abends am Programm stehen. Also los geht’s – und zwar mit zwei exzellenten Vorspeisen. Rinder Carpaccio mit Shimeji- und Shiitake-Pilzen, Daikon, Shiso, Yuzu und Wasabimayo on top (18 Euro) – ein toller Start ins Umami-Abenteuer, der einfach Spaß macht. Beim Thunfisch Sashimi mit Avocado, Trüffel, Ponzu und Lauch (22 Euro) hat mich die Mischung aus erfrischender Säure, zartem Fisch und aromatisch-knusprigem Lauch überzeugt.
Nicht ganz so mein Fall sind die Sepia Nudeln mit Garnelen, Limettenblättern und Koriander (24 Euro) – zwar sind ein paar Cocktailtomaten als süße Entschärfung dabei, der Fischgeschmack ist und bleibt dennoch unheimlich intensiv. Sepia muss man halt einfach mögen.

Sushi Rolls in Bestform
Bei den Hauptspeisen habe ich mich für einen bunten Mix zum Kosten entschieden. Mein Favorit: die Crispy Tuna Bites mit Thunfisch-Tatar und crispy Reis (18 Euro) – und allen voran einer richtig geil gewürzten und sehr gut scharfen Ponzu Chili Marinade. Die Mischung aus Schärfe und Crunch ist eine echte Geschmacksexplosion. Auch sehr gut gelungen: Die Dragon Roll mit Garnelen, Avocado, Chili-Mayo und Teriyaki (18 Euro) – könnte für mich zwar noch eine Spur schärfer sein, wird Gaumen mit geringerer Affinität zur Schärfe aber bestimmt taugen.
Veggie-Tipps und eine Enttäuschung
Veggies sollten sich die Karfiol Steaks mit Karfiol-Püree, Erdnüssen, Sesam, Bulgur, Limetten und Koriander (16 Euro) nicht entgehen lassen. Die Karfiolstücke sind schön knackig in der Konsistenz, gut gewürzt und das Chili-Öl als Topping sorgt für einen dezenten Schärfe-Kick im Abgang. Aber auch die vegetarischen Kiniko Rolls mit Tofu, Avocado, Shiitake, Lauch Tempura und Teriyaki (16 Euro) sind eine solide Wahl – besonders die dezente Süße vom Tofu verlieht dem Gericht einen spannenden Touch.
Eher durchwachsen ist mein Fazit zu den Rendang Shortribs (29 Euro). Beim Fleisch gibt’s beim besten Willen nichts auszusetzen, das schmeckt wunderbar aromatisch und löst sie wie von selbst vom Knochen. Das Risotto als Beilage war wiederum richtig langweilig und hätte mehr Safran und Limette vertragen.

Michis Fazit
Ich sag’s wie’s ist: Ich mag Sissi Wu und die vielen spannenden Gerichte, die sie gemeinsam mit ihrem Team aus der asiatischen Küche rauskitzelt. Klar, viele der Speisen – ich sage nur Sushi Rolls – sind jetzt nichts, was es nur hier gibt. Aber das Team versteht es, nicht nur Signature Dishes, sondern eben auch bekannten Gerichten das gewisse Etwas zu verleihen und sich so von der nicht gerade kleinen Konkurrenz abzuheben.
Mit dem Nikkai hat es die Chefin obendrein geschafft, die kreative Fusionsküche nicht nur mit europäischen Einflüssen, sondern auch mit dem Charme eines Wiener Traditionsgebäudes zu kombinieren. Kurz: Fans von intensiven Aromen (allen voran wenig überraschend Umami) werden es lieben.
Die wichtigsten Infos:
- Nikkai, Wipplingerstraße 34, 1010
- MO–FR
- asiatisch-europäische Fusionsküche
- Frühstück, Mittagessen, Dinner
- meine Vorspeisen-Empfehlung: Rinder Carpaccio oder Thunfisch Sashimi
- meine Hauptspeisen-Empfehlung: Crispy Tuna Bites oder Dragon Sushi Roll
- alle Gerichte lassen sich wunderbar teilen