Michi mampft: Vegetarisch-veganes Mittagessen im Schwein
Wo bis vor Kurzem noch fleischlastig gekocht wurde, versucht ein neues Lokal am Wiener Siebensternplatz, diese Fußstapfen mit kreativer, vegetarischer und veganer Küche zu füllen. Ich war vor Ort und habe das Restaurant Schwein auf Herz und Nieren getestet.
Ich möchte gleich mal das Offensichtliche aus dem Weg räumen: Ja, das neue Restaurant, das seit Kurzem in den ehemaligen Räumlichkeiten der Weinschenke am Siebensternplatz eingezogen ist, heißt Schwein. Und nein, hier kommt kein Schwein auf den Teller. Genauso wenig wie andere Fleischsorten. Denn gekocht wird hier ausschließlich vegetarisch und vegan.
Und ja, genau das ist der Clou hinter dem Namen des Lokals. „Das ist der Witz dahinter, weil es alles andere als Schwein gibt“, bestätigt eine Servicekraft meine ursprüngliche Vermutung. Aber gut, ich bin ja auch nicht hier, um humoristische Präferenzen oder die Marketingstrategie zu analysieren. (Sie scheint zu funktionieren, die Hütte war Montagmittag fast voll.) Ich konzentriere mich lieber auf das, was ich am liebsten mache: das Essen zu testen.
Die Qual der Vorspeisen-Wahl
Kulinarisch wirst du im Schwein den ganzen Tag über verköstigt. Ich bin in der Mittagspause mit Kolleginnen hier, weshalb meine Erfahrung alleinig auf Gerichten beruht, die es zu Mittag und zum Abendessen gibt. Die Speisekarte für besagte Okkasionen ist angenehm überschaubar gehalten und hält durchaus einige Gerichte parat, die eine willkommene Abwechslung zum oft fleischlosen Einheitsbrei aus Hummus, Sojaschnitzel und Co. darstellen.
Weil ich immer gerne snacke und durchprobiere, müssen es zum Start ein paar der Vorspeisengerichte sein, die auf sehr vielversprechende Namen hören. Die Servicekraft kann (oder will?) leider keine eindeutigen Empfehlungen geben, insofern fällt die Wahl auf vegane Crispy Artischocken mit Cashewcreme: knusprig, fettig, Fish-and-Chips-Vibes, geschmacklich top.
Dazu gibt’s Broccolinis mit Gruyère und gepopptem Amaranth: wunderbar knackig-frisches Gemüse, das proklamierte „Käsemousse“ geht eher als Suppe durch und hat es auch geschmacklich wirklich in sich, mir ist es eine Spur zu intensiv (obwohl ich intensiven Käse liebe) und zu wenig cremig.
Und – mein Vorspeisen-Highlight – Shiitake Kroketten mit Daikon Kimchi: eine wunderbar abgestimmte Mischung aus Pilz und Kimchi, schon toll, was man mit Pilzen so alles anstellen kann. Gerne mehr davon! Alle drei Vorspeisen kosten 10,50 Euro – in Anbetracht der Portionen akzeptabel, aber teurer sollten sie nicht mehr werden.
Veganes Schnitzel & veganes Steak
Nicht weniger kreativ und vielversprechend geht es mit den Hauptgängen weiter. Die Veggie-Variante vom Schnitzel kommt nicht aus Soja oder Seitan, sondern aus Aubergine daher (11,90 Euro). Eine willkommene Abwechslung! In puncto Konsistenz hat das Ganze recht wenig mit einem fleischigen Schnitzel zu tun – muss es natürlich auch nicht.
Dieses Gericht ist mir etwas zu ölig, wenn auch der Beilagenreis als williger Aufsauger bereitsteht. Die Idee, das gute Stück mit Miso zu kombinieren, feiere ich sehr, so bekommt das geschmacklich an sich doch eher eintönige Schnitzi noch das gewisse Etwas verpasst. Die mitgelieferte, vegane (!) Miso-Mayo ist mein Highlight, sie kommt einem tierischen Schmalz geschmacklich überraschend nahe.
Zweitspannendstes Gericht auf der Karte ist für mich das Karfiol-Steak (14,50 Euro). Auch hier gilt: Hat nichts mit einem fleischigen Steak zu tun, muss es aber wie schon beim Schnitzel erwähnt ja auch nicht. Beim bissfesten Karfiol hätte ich mir etwas mehr Mut zur Würze gewünscht, die Karfiolcreme zum Tunken geht da schon eher in die richtige Richtung. Getoppt wird das Steak mit tollen, knusprigen Kichererbsen, Petersilie und Zitrone. Alles in allem gut – mehr Säure wäre noch besser gewesen.
Gemüse in Bestform
Zu guter Letzt muss es auch noch ein Gemüsegericht als Hauptgang sein, das kein Fleischgericht im Namen trägt. Burned Roots (13,90 Euro): geröstete gelbe und rote Rüben, dazu Apfel, Kren, Quinoa und knusprige Linsen. Das Ergebnis: turbulente Geschmackswechsel am Gaumen, die ich mir schon von den anderen Speisen erhofft hätte. Meine Empfehlung für alle, die es geschmacklich intensiver mögen und das Zusammenspiel von Süße, Säure und Schärfe lieben.
Apropos Süße: Wer am Ende noch Platz hat, sollte unbedingt das vegane Schokomousse mit Olivenöl und Fleur de Sel probieren. So gut habe ich schon lange nicht mehr auswärts genascht!
Michis Fazit
Das Schwein sorgt mit kreativen, vegetarischen und veganen Gerichten, die allesamt richtig schön präsentiert werden, definitiv für willkommene Abwechslung am fleischlosen Restaurantmarkt. Ab und zu hätte ich mir weniger Öl und mehr Mut zur Würze gewünscht. Mein Tipp: Bei den Vorspeisen zuschlagen, die waren quer durch die Bank sehr gut. Am besten gleich mehrere bestellen und mit der Begleitung teilen.
Die Shiitake Kroketten keinesfalls auslassen und bei Mut zu Experimenten gerne auch zu Auberginen-Schnitzel oder Karfiol-Steak greifen – da aber sicherheitshalber Salz und Pfeffer dazubestellen. Fans intensiverer Geschmacksaromen sind mit dem Gericht Burned Roots bestens bedient, auch ganz ohne nachwürzen.
Schwein Wien
Die wichtigsten Infos:
- vegetarische & vegane Küche
- Frühstück, Brunch, Lunch, Dinner
- Cocktails (auch schon zum Frühstück)
Was das Essen kostet:
- Frühstück: 7,90 – 13,50 €
- Mittagsteller (Hauptspeise + Suppe oder Salat): 11,90 €
- Vorspeisen: 6,50 – 12,50 €
- Hauptspeisen: 13,90 – 14,90 €
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Schwein Wien | Siebensterngasse 31/III, 1070 Wien
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