0 things to do: Nichts (zu) tun in Wagrain-Kleinarl

Höher, weiter, schneller? Nicht in Wagrain-Kleinarl. Diese Urlaubsregion sagt entschieden: „Wir bieten keine Superlative, keine gesellschaftliche Bühne. Niemand käme hier auf die Idee, den Gästen etwas vorzumachen.“ Warum sich die Region im SalzburgerLand ganz dem Thema Regeneration verschrieben hat und was es da alles nicht zu tun gibt.

Katharina Kiesenhofer Aktualisiert am 07.05.2024
(c) Robert Schabus

„Wer ist schon gerne Tourist? Und wer lässt sich schon gerne auf sein Dasein als Konsument reduzieren?“, hinterfragt man in der Region Wagrain-Kleinarl das Konzept Urlaub – und vor allem die eigene Rolle. Anstatt verkrampft nach modischen Superlativen zu suchen, wird hier in den Vordergrund gerückt, was schon immer da war: die regenerative Kraft in der Natur. „Bei uns macht niemand Urlaub – bei uns ist jede(r) auf Urlaub“, lautet der Leitsatz. Fanden wir ziemlich interessant, denn eigentlich tun wir auf dieser Plattform ja genau das Gegenteil: Tagtäglich suchen wir nach (1000) Dingen, die man machen kann. Stattdessen einfach mal sein, klingt da fast schon rebellisch. Wir haben uns also angeschaut, wie das in Wagrain-Kleinarl so geht.

„Bei uns macht niemand Urlaub – bei uns ist jede(r) auf Urlaub.“

Region Wagrain-Kleinarl

#1 Gestresst To-do-Listen abarbeiten

Zugegeben: 0 things to do erwarten einen in Wagrain-Kleinarl nicht. Tatsächlich finden wir eine ganze Menge an Aktivitäten, die man in der Umgebung der beiden Gemeinden Wagrain und Kleinarl unternehmen kann. Wogegen sich diese Region im Pongau aber klar ausspricht: Urlaub als Großprojekt anzugehen, das aus dem Abhaken von To-dos besteht. Jeglicher Performance-Druck kann zu Hause bleiben, davon haben wir im Alltag genug. Stattdessen soll der Aufenthalt wirklich regenerativ wirken, uns also das geben, was uns im Alltag fehlt – und nehmen, wovon wir gestresst sind. Vielleicht die To-do-Listen mit den 1000 Dingen drauf?

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#2 Gedankenlos konsumieren

„Nachhaltigkeit kann ja niemand mehr hören. Für die einen ist es ein Synonym für Greenwashing, für die anderen eine von Politik und Wirtschaft eingeforderte Zwangsverpflichtung“, meint Wolfgang Wild, Marketing- und Kommunikationsleiter von Wagrain-Kleinarl Tourismus. „Das Erfolgsmodell, das uns zu dem gemacht hat, was wir sind, ist nicht nachhaltig. Wir können auch nicht von hier auf jetzt sofort vollkommen nachhaltig werden. Da können wir gleich zusperren. Und das betrifft alle Urlaubsdestination. Es braucht zwei Dinge: das erklärte Ziel, 100 Prozent nachhaltig zu werden und einen Zeitraum, in dem das auch möglich ist. Wir haben uns vorgenommen, uns bis 2033 vom Konsumationsraum zum Regenerationsraum zu verändern.“

„Klassischer Urlaubstourismus kann derzeit gar nicht zu 100 Prozent nachhaltig sein.“

Wolfgang Wild

In Wagrain-Kleinarl wurden bereits erfolgreiche Schritte in die zukunftsweisende Richtung gesetzt: Die Region wurde bereits Mitte 2022 als erste und einzige Destination Österreichs mit der GSTC (global sustainable tourism council) akkreditierten Zertifizierung von Green Destinations ausgezeichnet. 2023 folgte das Österreichische Umweltzeichen. Unter einem Dach an nachhaltigkeitsaffinen Zertifizierungen findet man in Wagrain-Kleinarl eine reichhaltige Sammlung an Unterkünften, Aktivitäten, Produkten und Lokalen, die mit minimiertem CO₂-Fußabdruck davonkommen. Wer darum bemüht ist, einen umweltschonenden Urlaub zu verbringen, dem wird es hier so leicht wie möglich gemacht. Mit Nachhaltigkeit zu werben, scheint Wolfgang Wild aber trotzdem nicht ganz geheuer – aus oben genannten Gründen.

Abschalten in Wagrain-Kleinarl (c) Robert Schabus

#3 Die Natur missachten

Nachhaltigkeit ist hier also viel mehr als eine leere Worthülse, das Thema wird laufend bearbeitet und reflektiert. Immerhin ist die Region auf die Natur angewiesen, auf das Wohlergehen der Menschen, Tiere und Mitarbeitenden: Das vielerorts bestehende Modell „mehr ist mehr“ habe ausgedient. Nur in einer regenerierten Umgebung kann der Mensch zu Regeneration finden. Nur wo die Natur atmet, kann man selbst atmen. Ein Waldbrand wirkt wohl auf niemanden entspannend, ein ausgetrockneter See wohl kaum erholsam. Klingt ziemlich schlüssig. Der Schutz der Natur wird also als Voraussetzung für die Regeneration der Gäste gesehen und ist damit das wertvollste Gut. „Genauso erwarten wir aber auch von unseren Besuchenden, dass sie achtsam mit der Natur umgehen, keinen Müll hinterlassen und Wildtiere mit Respekt behandeln“, heißt es seitens Wagrain-Kleinarl Tourismus. Man nimmt also auch die Urlaubenden mit in die Verantwortung und liefert Tipps und Empfehlungen, wie Gäste sich aktiv umweltschonend verhalten können.

In Wagrain-Kleinarl liegt Umweltschutz auch in der Verantwortung der Gäste. (c) Robert Schabus

#4 Der Selbstdarstellung frönen

„Wir sind kein Laufsteg, wo es nur ums sehen und gesehen werden geht“, lautet ein weiteres Statement. Tatsächlich findet ihr in Wagrain-Kleinarl keine schicken Clubs oder protzigen Resorts. „Unsere Kernkompetenz ist Regeneration. Wir wollen nichts vorspielen oder uns künstlich inszenieren.“ Deshalb möchte die Region einfach so bleiben, wie sie ist – inklusive jahrhundertealter Brauchtümer, Traditionen, Handwerkskunst und lokalen Spezialitäten. Wenn der Gast König*in ist, sind es hier auch die Einheimischen: Denn durch sie und ihre Geschichten wird die Region erst belebt. Davon kann man sich in der YouTube-Serie Urlaubsgefühl selbst überzeugen.

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#5 Sich langweilen

Klingt alles so, als wäre im Kleinarltal gar nichts los? Haben wir uns im ersten Moment auch gedacht und wurden dort doch vom Gegenteil überzeugt. Regeneration bedeutet eben nicht zwingend, nichts zu tun, sondern sich den Beschäftigungen zu widmen, die einem Energie liefern. Und das wegzulassen, was stresst. Ganz entspannt haben wir Wagrain-Kleinarl ausgekundschaftet und uns angeschaut, was ihr hier unternehmen könnt. Ein Highlight ist etwa der jährlich stattfindende Aerothlon, der Speedhiking, Paragleiten und Mountainbiken verbindet. Rund 230 km markierte Wanderwege könnt ihr erkunden, verschiedene Bikerouten unsicher machen oder gemeinsam mit euren Kids Tagesausflüge unternehmen. Oder ihr geht klettern, bogenschießen und mit Alpakas spazieren. Nur Freizeitstress soll dabei keiner aufkommen: Denn Urlaub macht man nicht, auf Urlaub ist man.

Ausblick Ennskraxn: einfach mal auf Urlaub sein (c) Lukas Anzinger

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*Dieser Artikel ist in freundlicher Zusammenarbeit mit dem Tourismusverband Wagrain-Kleinarl entstanden.

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