Unser Senf: Warum mich Männer oben ohne wütend machen

Der Sommer lässt uns gerade wieder minütlich zu kleinen Schweißpfützen schmelzen. Logisch, dass man sich da in erster Konsequenz sämtliche Kleidungsstücke vom Leib reißen möchte. Doch bei Männern, die oben ohne durch die Stadt posieren, sieht unsere Redakteurin rot. Und das liegt nicht etwa an einer rosaroten Brille.

Lilli Wermuth Aktualisiert am 16.07.2024

Es ist Sommer und die Temperaturen jagen aktuell täglich das Thermometer entlang bis nach ganz oben. Da hilft kein schattenspendender Baum, keine öffentliche Nebeldusche. Wir schwitzen. Und zwar alle. Eh klar.

Die Sache ist nur die: Ich als weiblich gelesene Person kann nicht einfach mein T-Shirt ausziehen und oben ohne die Straße entlang spazieren. Glaubt mir, am liebsten wäre ich in der heißen Jahreszeit rund um die Uhr nackt – an mir ist eine kleine Nudistin verloren gegangen. Doch leben wir nun mal in einer Gesellschaft, in der die weiblichen Nippel und alles drumherum mehr Aufsehen erregen als das gute, alte Ibiza-Video. Wir leben im Patriarchat und das bedeutet unter anderem, dass weibliche Körper anders bewertet werden als männliche.

Gleichzeitig sind die nackten Oberkörper – mit oder ohne Waschbrettbauch – nicht das Problem. Das Problem ist diese nach Testosteron stinkende Machtdemonstration der Männer, die ihre Freiheiten buchstäblich auf der stolz geschwellten Brust tragen. Während sie ihre Nippel in der Sonne funkeln lassen, überlegen sich Frauen zu Hause dreimal, was sie heute anziehen, damit sie ja kein Catcalling provozieren – woran die Person, der hinterher gepfiffen oder gerufen wird, übrigens nie Schuld ist. Das wäre nämlich Täter-Opfer-Umkehr.

>> Mehr lesen: Unser Senf zum Thema Catcalling

Man kann als weiblich gelesene Person ja nicht mal ohne BH unter dem Top aus der Tür treten, ohne dass sich irgendein Typ mit einer verkohlten Gehirnzelle denkt: „Boah, wie geil.“

Ein Verbot für nackte Oberkörper?

Die ZIB hat gerade erst darüber berichtet, dass immer mehr italienische Orte am Meer ein Oben-Ohne-Verbot für Männer aushängen. Nach Portofino und Chioggia spricht sich jetzt auch Santa Margherita Ligure gegen das Herumspazieren ohne T-Shirt aus. Einfach grandios! Das wünsche ich mir für den gesamten Wiener Stadtraum auch – nackte Oberkörper nur in unmittelbarer Nähe zu einem Badebereich.

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Drum hier ein kurzer Abriss über Orte und Situationen, in denen eure Nippel einfach nichts zu suchen haben, liebe Männer: beim Joggen durch den 7. Bezirk, auch nicht auf dem Rad, in der U-Bahn, an Haltestellen aller Art, im Café neben eurem liebsten Donauspot, beim Sporteln im Park … ich könnte den ganzen Tag so weiter machen. You get the point.

Es macht mich endlos sauer. Denn die Krönung des Ganzen ist, dass sich Männer diesem Privileg nicht einmal bewusst sind. Frauen genießen in Sachen „Free the Nipple“ nicht dieselben Rechte. Punkt. Körper sind nicht gleich Körper, solange die Hälfte davon sexualisiert wird.

Bevor ich also gleich vor Wut die Tasten meines Laptops sprenge, hier eine wirklich einfache, kleine Bitte: Liebe Männer, zieht euch bitte etwas an. Es ist wirklich nicht so schwer. Und wie gesagt: Wir schwitzen alle. That’s life. Und der Klimawandel.

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Beitragsbild:

Christian Bühner | Unsplash x Toni Eisner | 1000things
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