Mit den Öffis von Österreich nach Sarajevo
Von Wien aus öffentlich nach Sarajevo – Das geht, und ist noch dazu ein richtig schönes Abenteuer. Hier verraten wir euch alles, was ihr für eine solche Reise wissen müsst.

Stellt euch vor, ihr steht inmitten des Trubels von Sarajevo und taucht in die lebendige Kultur Mostars ein – und das alles, ohne ein Flugzeug betreten zu haben. Dabei steigt ihr in Graz oder Wien in den Nachtzug, wacht mit Blick auf die glitzernde Adria auf, genießt im Vorbeigehen auch noch entspannte Stunden am Meer und schlendert durch die historischen Gassen Dubrovniks. Wir zeigen euch, wie man mit den Öffis die Highlights dieser speziellen Route erkundet und dabei von A nach B kommt.
Die Route:
Die vorgeschlagene Route startet in Österreich, genauer in Wien oder Graz und führt über die kroatische Küste in die Hauptstadt von Bosnien und Herzegowina.
- Startpunkt: Graz oder Wien
- Erster Halt: Split, Kroatien
- Weiter nach: Dubrovnik, Kroatien
- Über: Mostar, Bosnien und Herzegowina
- Nach: Sarajevo, Bosnien und Herzegowina
1. Mit dem EuroNight nach Split
Startet ihr am frühen Abend in Wien oder gegen 22 Uhr in Graz, bringt euch der Nachtzug (EN1153) direkt in den Süden Kroatiens. Bereits am nächsten Vormittag könnt ihr am Endbahnhof Split aussteigen und direkt ins glitzernde Wasser der Adria springen. Die Verbindung steht von Mai bis Mitte Oktober zur Verfügung und fährt mittwochs, freitags und sonntags. Besonders günstig reist ihr mit der ÖBB-Sparschiene, aufgrund des begrenzten Ticket-Kontingents ist aber eine rechtzeitige Buchung empfehlenswert.
Die Waggons des EN 1153 sind im Vergleich zu den neuesten Nightjet-Modellen etwas in die Jahre gekommen. Kleiner Tipp aus eigener Erfahrung: Im 6er-Liegeabteil schläft es sich oben und unten am bequemsten. Die mittlere Liege wird heruntergeklappt, die Kopflehnen, die eigentlich eine ebene Fläche bilden sollen, machen jedoch genau das Gegenteil. Wer einen leichten Schlaf hat oder zu Rückenschmerzen neigt, sollte daher versuchen, eine der beiden anderen Varianten zu ergattern.
Split
In Split angekommen, verliert man sich gern – in den engen Gassen, gemütlichen Cafés und Restaurants mit dalmatinischen Spezialitäten. Ein perfekter Start für die Reise also.
Die wichtigsten Infos:
- Reisedauer: ca. 15 Stunden
- Route: Bratislava – Wien – Graz – Split
- Kosten: 30 – 80 € pro Person

2. Entlang der Adria Richtung Dubrovnik
Von Split aus geht’s weiter Richtung Süden – entlang der traumhaften Küstenstraße Poljička Cesta. Busbahnhöfe strahlen selten Entspanntes aus oder wirken gar gut organisiert, in Split aber kann man das besonders spüren. Da täglich zahllose Reisende mit Bussen in alle Richtungen Kroatiens unterwegs sind und es kaum schattige Plätze gibt, solltet ihr euch frühzeitig anschauen, von welchem „Slot“ euer Bus abfährt. Die Wartezeit lässt sich am besten in einem Café am Hafen überbrücken.
Vom Busbahnhof in Split fährt zwischen 2:35 und 18:45 bis zu achtmal täglich ein FlixBus nach Dubrovnik. Da der Bus entlang der Küste viele kleine Orte ansteuert, lässt sich leicht der ein oder andere Zwischenstopp einbauen. Dabei solltet ihr beachten, dass viele kleinere Küstenregionen über ein schlechtes Netzwerk an öffentlichen Verkehrsmitteln verfügen. Also entweder bewegt euch vor Ort zu Fuß, oder mietet ein Auto.
Dubrovnik
Dubrovnik ist beeindruckend – aber meistens auch brechend voll. Wenn ihr euch durch die Menschenmassen quälen wollt, kommt mittags. Besser ist es also Früh aufzustehen. Dann habt ihr die Gassen und Stadtmauern zwar auch nicht für euch allein, aber ihr könnt Dubrovnik viel entspannter genießen, ohne von einer Audio-Guide-Kreuzfahrt-Truppe blind überrannt zu werden.
Die wichtigsten Infos:
- Reisedauer: knapp 4 Stunden
- Route: Split – Solin – Omi – Makarska – Ploce – Metković – Dubrovnik
- Kosten: 17 – 25 € pro Person
3. Von Dubrovnik über die EU-Außengrenze
Grenzenloses Reisen? Nicht auf dieser Strecke. Wer von Dubrovnik nach Mostar will, bekommt ein echtes Retro-Erlebnis in Sachen Grenzkontrollen. Aber der Reihe nach:
Der Bus bringt euch in etwa vier Stunden nach Mostar, bekannt für die beeindruckende Stari Most – die ikonische Brücke über die Neretva, die im Krieg zerstört und später originalgetreu wieder aufgebaut wurde. Mehrere Busunternehmen fahren täglich, die genauen Zeiten und Preise findet ihr auf GetByBus.
Wer sich durch das Labyrinth der Busverbindungen gekämpft hat, wird schnell merken: Die Bewertungen sind oft durchwachsen. Eine der verlässlichsten Optionen ist Arriva, deren Direktbus täglich um 8:00 Uhr von Dubrovnik nach Mostar fährt. Ein ausgedrucktes Ticket kann euch im Notfall Nerven sparen. Die Gepäckaufnahme beginnt etwa 30 Minuten vor Abfahrt – also lieber nicht zu spät auftauchen. Und: Haltet pro Person 2 Euro in bar bereit, denn für euer Gepäck wird eine Extragebühr verlangt.
Die Grenze
Nach gut zwei Stunden kommt die erste Pause – aber nicht für einen Kaffee, sondern für die Passkontrolle. Alle aussteigen, anstellen, Pass zeigen – kroatische Grenze, Check. Dann wieder in den Bus, ein paar Meter weiterfahren und dasselbe Spiel auf bosnischer Seite.
Wie lange das dauert? Das kann niemand genau sagen. In den meisten Fällen geht es flott, aber wenn es Probleme mit einzelnen Reisenden gibt, können sich die Kontrollen ziehen. Unser Tipp: Plant eine Übernachtung in Mostar ein! Falls sich die Fahrt verzögert, vermeidet ihr so unnötigen Stress.
- Reisedauer: knapp 4 Stunden
- Route: Dubrovnik – Mostar – Sarajevo
- Kosten: 20-25 € pro Person
- Extra Gepäckgebühr: 2 €

Eine Alternative auf Schienen
Falls ihr das Reisen auf Schienen bevorzugt, bietet sich eine entspannte Alternative: In den Sommermonaten verkehrt dreimal wöchentlich ein Zug zwischen Ploče und Sarajevo über Mostar. Die genauen Wochentage variieren je nach Saison, daher ist es ratsam, die aktuellen Fahrpläne im Voraus zu prüfen. Grundsätzlich soll die Verbindung zwischen 27.06.2025 und 31.08.2025 in Betrieb sein. Tickets sind direkt am Bahnhof in Ploče erhältlich.
Vergesst nicht, dass Bosnien und Herzegowina nicht Teil der EU ist, daher werden an der Grenze Passkontrollen durchgeführt. Es ist daher unerlässlich, einen gültigen Reisepass mitzuführen.
Die wichtigsten Infos:
- Reisedauer: ca. 2-3 Stunden
- Route: Ploče – Mostar
- Kosten: ca. 10–15 € pro Person
4. Mostar – Sarajevo: Durch Bosnien mit Bus oder Bahn
Von Mostar nach Sarajevo habt ihr die Wahl: Bus oder Zug. Während die meisten Strecken in Bosnien seit dem Jugoslawienkrieg kaum mehr befahren werden, ist die Zugfahrt auf dieser Route ein echtes Highlight. Sie führt euch durch spektakuläre Landschaften, die man sonst selten sieht. Was dabei ebenso auffällt: Abseits der Großstädte sind die Folgen des Krieges noch deutlicher zu sehen, als ohnehin schon. Ausgebrannte Häuser, zerschossene Fassaden oder verlassene Dörfer erinnern daran, wie viel sinnlose Zerstörungskraft ein Krieg hinterlassen kann.
Bahntickets könnt ihr online bei der Bahngesellschaft ZFBH oder direkt am Schalter kaufen. Solltet ihr die Tickets online erworben haben, ist es zusätzlich verpflichtend die physischen Tickets 30 Minuten vor Abfahrt am Schalter entgegenzunehmen. Als kleines Highlight gibt’s dafür ein nostalgisches, handgedrucktes Ticket.
Lasst euch übrigens nicht von der spärlichen Beleuchtung und den Spinnenweben in den Ecken der Betonwände abschrecken: Zwar hatten auch wir die Befürchtung, dass der Bahnhof womöglich nicht Betrieb ist, allerdings trübt das etwas heruntergekommene Bild. Sobald andere Reisende ebenfalls auf dem Bahnsteig stehen, sollte alles passen.
Üblicherweise verkehrt der Zug zwischen Mostar und Sarajevo zweimal täglich: Morgens gegen 6:00 und Abends gegen 18:00. Aufgrund von Bauarbeiten ist die Strecke derzeit jedoch außer Betrieb. Den aktuellen Fahrplan findet ihr bei der ZFBH.
Die wichtigsten Infos für die Bahnfahrt:
- Reisedauer: knapp 4 Stunden
- Route: Mostar – Sarajevo
- Kosten: 4 € pro Person
Die wichtigsten Infos für die Busfahrt:
Den Bus könnt ihr am besten über GetByBus buchen. Vom Busbahnhof (direkt neben dem Hauptbahnhof fahren täglich mehrere Busse Richtung Sarajevo).
- Reisedauer: knapp 5 Stunden
- Route: Mostar – Sarajevo
- Kosten: 15-20 € pro Person
Übrigens: In Bosnien und Herzegowina ist die Währung die Konvertible Mark (KM/BAM). Der Wechselkurs liegt bei etwa 1 EUR = 1,95 KM (2024). Das macht das Umrechnen leicht. Außerdem werden vielerorts auch Euro akzeptiert. Insgesamt sind die Preise im Vergleich zu Westeuropa wesentlich günstiger.
6. Die Ankunft in Sarajevo
Egal, ob ihr mit dem Bus oder Zug ankommt – ihr werdet schnell merken, dass das Stadtzentrum noch ein gutes Stück entfernt liegt. Die Straßenbahnen, die früher direkt zum Bahnhof fuhren, sind seit Jahren außer Betrieb. Bleibt also nur das Taxi für etwa 3 € oder ein längerer Fußweg zur nächstbefahrenen Haltestelle. Zu Fuß braucht ihr etwa 30 Minuten in die Innenstadt.
Falls ihr noch nicht in eurer Unterkunft einchecken könnt, die Zeit aber nicht unnötig absitzen oder eurer Gepäck mitschleppen möchtet, ist es etwas kompliziert. Eine klassische Gepäckaufbewahrung gibt es am Bahnhof zwar nicht (oder zumindest haben wir keine gefunden), aber es gibt eine alternative Lösung: einen kleinen, privat betriebenen Luggage Storage in einem Wohnkomplex in der Nähe.
Wir waren ehrlich gesagt erst unsicher. Keine Schilder, kein offizieller Schalter – nur ein unscheinbarer Eingang in einen Innenhof. Also Wertsachen aus den Koffern und für ein paar Euro aufgeben. Lasst euch eine Telefonnummer geben, damit ihr den Betreiber informieren könnt, wann ihr eure Sachen wieder abholen wollt. Und checkt vorher, ob die Nummer auch wirklich funktioniert.
Die Aufbewahrung klappt problemlos, und auch die Bewertungen sprechen dafür. Falls ihr den Eingang nicht direkt findet – auf Google Maps gibt es Bilder, die zeigen, wie ihr in den Innenhof gelangt.
Die wichtigsten Infos zum Luggage Storage:
- Adresse: Tešanjska 3, Sarajevo 71000, Bosnien und Herzegowina
- Kosten: 5-10€ pro Person
- Aktuelle Rezensionen beachten
7. Mit dem Bus nach Wien oder Graz
Neigt sich eure Reise dem Ende zu, wird es leider etwas mühsam. Da es bis auf Flugverbindungen, keinen schnellen Weg von Sarajevo Richtung Österreich gibt, bleibt euch nur die Option, den Bus zu nehmen. Hierfür empfiehlt es sich, die Tickets wieder über FlixBus zu buchen.
Täglich fahren mehrere Busse von Hauptbusbahnhof direkt nach Wien oder Graz. Für eine Strecke von 10 bis 15 Stunden (je nach Endziel) lohnt es sich, das bestbewertete Busunternehmen Babic Bisstours zu wählen. Nicht nur werden hier regelmäßig Pausen gemacht, sondern auch die Sitze sind in den etwas hochwertigeren Bussen auf Dauer angenehmer.
Auch für die Strecke zwischen Sarajevo und Wien/Graz muss das Gepäck übrigens extra bezahlt werden.
Wichtiger Hinweis: Solltet ihr den frühen Bus um 6:00 nehmen wollen, müsst ihr unbedingt am Vorabend ein Taxi organisieren – zu dieser Zeit findet ihr in Sarajevo normalerweise keine Taxis. Die Straßenbahn fährt ohnehin nicht zum Bahnhof.
Allgemeiner Hinweis: Sarajevo verfügt über zwei Busbahnhöfe: den Hauptbusbahnhof und den Ostbusbahnhof Lukavica. Der Hauptbusbahnhof liegt etwa drei Kilometer vom Stadtzentrum entfernt und bedient nationale sowie internationale Verbindungen. Der Ostbusbahnhof Lukavica, rund sechs Kilometer vom Zentrum entfernt, ist die Anlaufstelle für Busse aus der Republika Srpska, Montenegro und Serbien.
Allgemeine Tipps für deine Reise nach Bosnien und Herzegowina
Für eine Rundreise von Österreich über Kroatien nach Bosnien und zurück eignen sich die Monate Juni bis Oktober am besten. In dieser Zeit sind die Temperaturen angenehm warm, und es gibt weniger Niederschläge. Zudem sind die touristischen Attraktionen geöffnet, und die öffentlichen Verkehrsmittel verkehren regelmäßig. Allerdings kann es vor allem in der bosnischen Region um Mostar teilweise unglaublich heiß werden. Solltet ihr also eher empfindlich auf Temperaturen über 30 Grad reagieren, empfiehlt es sich, nicht in den Monaten Juli und August zu reisen.
eSim für Bosnien
Ohne Internet wird’s schwierig! Da Bosnien und Herzegowina nicht zur EU gehört, können hohe Roamingkosten entstehen. Eine gute Lösung ist eine eSIM – die könnt ihr bereits vor der Reise online aktivieren. Sie ist besonders praktisch, um unterwegs mit Google Maps die Orientierung zu behalten, Texte zu übersetzen oder Tickets zu buchen. Eine Daten-Sim ist dabei völlig ausreichend, telefonfähige Sim-Karten kosten zumeist erheblich mehr.
- Modell: Datenfähige eSim mit mind. 2 GB (Abhängig von Reisedauer)
- Kosten: 2 – 4 € pro GB-Datenvolumen
- Anbieter: Airalo, Saily, Holafly uvm.