8 Fabriken in Österreich, die sich zu coolen Event-Locations gemausert haben
Wenn Unternehmen eingehen oder ihre Standorte verlagern, bleibt meistens irgendwo eine alte, ungenützte Fabrik zurück, an deren frühere Geschäftigkeit nur Schornsteine, alte Silos oder verwaiste Geräte erinnern. Für die einen ein architektonischer Schandfleck, für die anderen die perfekte Location für Konzerte, Ausstellungen oder um einfach mal so richtig die Party-Sau rauszulassen. Wo in Österreich? Das erfahrt ihr von uns.
Fabriken verbinden die meisten wahrscheinlich eher mit Schutzkleidung und Hacklerei als mit spaßiger Freizeitgestaltung. Im Normalfall würde man des Geländes verwiesen, wenn man mitten in der Lagerhalle die Sektflasche schüttelt, die Bluetooth-Boxen aufdreht, bis sie knacken, und laut „Was geht aaab?!“ kreischt. Sobald aber Outsourcing, Insolvenz oder andere wirtschaftliche Faktoren die Fabriken leeren, erhitzen Bands das Betriebsklima bis zum Siedepunkt, macht das Partyvolk die Lagerhalle zum Dancefloor, verarbeitet ein Tross aus Markt-Hipstern den Geschäftsbericht zu Upcycling-Taschen. Das Umfunktionieren alter Fabriken verschafft uns nicht nur ausgefallene Locations im Backstein-Style, sondern streichelt noch dazu das gute Gewissen – weil Nachhaltigkeit und so. Wir verraten euch, welche aufgepeppten Produktionsstätten ihr euch in Österreich unbedingt mal näher anschauen solltet.
Die Ottakringer Brauerei
Was bringt man mit Wien noch in Verbindung außer den morbiden Schmäh? Richtig, das 16er-Blech! Wenn das Bier schon so legendär ist, dass es einen eigenen Spitznamen besitzt, dann muss seine Produktionsstätte umso legendärer sein. Ist auch so: Die Ottakringer Brauerei kann alles – egal ob coole Konzerte oder kultige Events. Aber auch abseits der Feierei kommt hier das Bier nicht zu kurz. Immer wieder finden Führungen durch die Brauerei, Verkostungen und natürlich die Jahr für Jahr herbeigesehnten Braukultur-Wochen im Sommer statt. Seit über 180 Jahren ist die Wiener Brau-Hochburg in Betrieb – und damit die einzige Produktionsstätte auf unserer Liste, die noch immer ihrer anfänglichen Bestimmung nachgeht. Wer im Bier seine eigene Bestimmung gefunden hat, der kann hier übrigens sogar die Ausbildung zum Biersommelier machen. Und auf der nächsten Familienfeier so richtig protzen!
Ottakringer Platz 1, 1160 Wien
- Lieblinge 2024
Die Brotfabrik in Favoriten
1891 gründeten die Brüder Heinrich und Fritz Mendel ihre Brotfabrik im 10. Bezirk von Wien. Das Logo ihrer Brote? Ein Anker. Deshalb: Anker Brot. Was wir heute als Bäckerei-Kette kennen, begann also Ende des 19. Jahrhunderts am Laaerberg. Und läuft dort bis heute! Nach einige Besitzerwechseln sind manche Teile der Fabrik mittlerweile stillgelegt, andere noch in Betrieb. Während nebenan also nach wie vor Brot und Co. gebacken wird, hat sich das neue Kulturareal BROTFABRIK WIEN zu einem hippen Hotspot mitten im 10. Hieb gemausert. Hier findet ihr nicht nur coole Lofts, sondern auch die Galerie Ostlicht mit ihren spannenden Foto-Ausstellungen und viele andere Galerien und Showrooms. Kulinarisch versorgt euch etwa die Magdas Kantine und fürs Rahmenprogramm sorgen coole Events wie der Mondscheinbazar.
Das LOT versteht sich als Forschungslabor, Produktionsstudio und Veranstaltungsraum. Hier finden immer wieder coole Events statt wie etwa die regelmäßigen Artwalks und auch Live-Konzerte gibt es immer wieder in dem etwas versteckten, dadurch aber umso gemütlicheren Raum.
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Das LOT | Absberggasse 31 , 1100 Wien
Die Glanzstoff-Fabrik St. Pölten
In der ehemaligen Glanzstoff-Fabrik wurden bis 2008 Viskosefasern hergestellt. Weniger unterhaltsam als Bier, aber nicht minder erfolgreich: Zeitweise war das Unternehmen Glanzstoff Austria sogar der zweitgrößte Produzent weltweit! Heute bietet die Eventlocation Die Konerei einen weitläufigen Rahmen für Ausstellungen, Theater und alles, was sich aus dem Party-Hut zaubern lässt.
Herzogenburgerstraße 69, 3100 St. Pölten
Die Tabakfabrik in Linz
Langsam zeichnet sich da irgendwie ein Muster ab: Die ehemalige Tabakfabrik in Linz verfolgt nämlich ein ganz ähnliches Konzept: Poetry Slams, Märkte und Festivals tummeln sich hier auf der Event-Agenda. Als wäre das Ganze nicht schon hipp genug, haben sich übrigens auch einige junge Start-Ups und innovative Werkstätten angesiedelt. So zweckmäßig das Gebäude, so bunt also das Programm. Das riesige Gelände hat aber bereits einiges an Geschäftigkeit gesehen: 1850 gegründet, war es zunächst Produktionsort für Textilien. Zwischen 1929 und 1935 wurde darauf die eindrucksvolle Industrieanlage errichtet, die bis heute denkmalgeschützt ist. 2001 verarbeitete hier ein japanisches Unternehmen Tabak. Seit 2010 ist die Fabrik schließlich wieder in den Händen der Stadt Linz und wird gerade kräftig umgebaut und zu einem Zentrum für Kultur und Kulinarik umgewandelt.
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Tabakfabrik Linz | Peter-Behrens-Platz 1-15, Ludlgasse 19, Gruberstraße 1, 4020 Linz
Die Seifenfabrik in Graz
Was für die einen der Tabak ist, ist für die anderen die Seife. Oder so ähnlich. Zumindest bietet die ehemalige Seifenfabrik in Graz ein ebenbürtiges Pendant zur Linzer Tabak-Werkbank und lockt mit dem einen oder anderen Event. Und auch sie hat abseits des wilden Treibens Eigenwilliges auf Lager: 1872 wurde hier nämlich ursprünglich Düngemittel produziert. Es gibt zwar kaum zwei Produkte, die weniger eng Hand in Hand gehen sollten als Dünge und Seife, aber was soll’s – öfter mal was Neues: 70 Jahre nach der Gründung wechselte man in Graz auf die wohlriechendere Seite des Produktionsspektrums.
Angergasse 41, 8010 Graz
Die Papierfabrik in Laakirchen
Wer nicht nur in Sachen Location auf Recycling steht, für den muss die Papierfabrik im oberösterreichischen Laakirchen ganz oben auf die Liste im handgeschöpftem Bio-Collegeblock. Ein Museum erinnert an den ursprünglichen Nutzen der Fabrik – von 1868 bis 1988 wurden hier Papier und Zellstoff erzeugt. Im Papiermachermuseum muss man nicht nur brav zuschauen, sondern kann sich sogar sein eigenes Blatt Kritzelleinwand schöpfen. Und wem das an Weiterbildung noch nicht reicht, der kann ja im Druckerei- oder Feuerwehrmuseum noch ein bisschen weiter strebern. Programmtechnisch wird hier zwar die Kultur auch großgeschrieben, aber nicht immer nur in Kombination mit der Vorsilbe „sub“. Traditionelle Kunstmärkte wechseln sich mit Kabarett-Programmen und Messen ab.
Museumsplatz 1, 4662 Laakirchen
Die Bleifabrik in Saag
Aha, Fabrikslocations sind also nur was für Hipster, Kunstaffine und Museumsfans? Von wegen! In der Kärntner FABRIK Saag steppt der Bär in polierten Schuhen und weißem Hemd. Ganz nahe des Wörthersees gelegen, ist hier nämlich die berühmt-berüchtigte Fête Blanche das Aushängeschild. Wer also das protzige Prada-Imitat dem ausgewaschenen Jutebeutel vorzieht und seine latschigen Sneaker lieber gegen schmerzhafte Highheels eintauscht, der ist in der ehemaligen Bleifabrik genau richtig.
Wobei Blei historisch nicht ganz korrekt ist: Seit 1850 wurden hier Minium und Glätte hergestellt, also Blei-Nebenprodukte, die als gelbe und rote Pigmente zum Beispiel für Öl- oder Rostschutzfarben verwendet wurden. Vor allem Minium ist aber ziemlich giftig und heute verboten. Daher wahrscheinlich auch die Werkschließung 1992. Schlecht fürs Unternehmen, gut für fette Partys. Und ein bisschen was von der rustikalen Atmosphäre bleibt trotz gestriegeltem Clubbing-Flair auch hier noch übrig: Maschinenteile, Hochöfen und Zahnräder wurden zu innenarchitektonischen Accessoires upgegradet.
Saag 10, 9212 Techelsberg am Wörthersee
Das Kesselhaus in Bregenz
Nicht dem Fortschritt, sondern dem Outsourcing zum Opfer gefallen, ist das Kesselhaus in Bregenz. Es gehörte zur Produktionsstätte der Spinnereigruppe Schoeller und war von 1907 bis 1997 in Betrieb. In der heutigen Location wurde allerdings nicht gesponnen, sondern das damalige Heizhaus sorgte für die Energie im Werk. Heute kann man hier gediegen essen gehen oder schwingt das Tanzbein bei einem der Tanz-Abende und ähnlichen massentauglichen Veranstaltungen.
Mariahilfstraße 29, 6900 Bregenz
Bevor ihr euch gleich ins Auto schwingt und zum Fabriken-Roadtrip aufbrecht, schaut euch doch unsere ausgefallenen Wanderrouten an. Vielleicht liegt die eine oder andere ja am Weg! Was ihr in Österreich sonst noch so anstellen könntet, lest ihr in unseren To Dos.