9 olympische Sportarten und wie du sie in Wien (nicht) nachmachen kannst
Wie singt Pippi Langstrumpf so schön? „Ich mach‘ mir die Welt, wie-de-wie-de-wie sie mir gefällt!“ Da schließen wir uns an und basteln uns unser eigenes Olympia – und ganz Wien ist unser olympisches Dorf. Denn wir haben uns ein paar Alternativen zu olympischen Sportarten überlegt, die du in Wien problemlos ausprobieren kannst.
Die Olympischen Sommerspiele in Paris halten momentan die Kommentarspalten in Atem. Und das nicht nur dank der Ja-Nein-Vielleicht-Doch-Diskussion darüber, ob man nun in der Seine schwimmen kann oder ob das doch irgendwie zu grauslich wäre. Letztstand: Das Wasser ist nicht so grauslich, wie es ausschaut – die Triathlet*innen dürfen schwimmen. Du würdest es ihnen und anderen Athlet*innen gerne zumindest ein bisserl nachfühlen, sitzt aber leider in Wien und hast nur mäßige sportliche Ambitionen? Wir zeigen dir, wie du dir in Wien dein skurriles DIY-Olympia basteln kannst.
Donaukanal statt Seine
Die Seine ist längst nicht der einzige Kanal, der zwar aquatische Hauptschlagader einer Großstadt ist, aber dennoch oder gerade deshalb nicht so recht als Plansch-Oase überzeugen will. Wir spielen natürlich auf den Donaukanal an, bei dem die Anzahl jener, die leicht bis schwer illuminiert nach einem langen Abend im Flex seine Fluten geküsst haben, bis heute Dunkelziffer bleibt.
Tatsächlich gibt es mittlerweile aber auch Menschen, die sich mit voller Absicht von der Partymeile in die Wellen stürzen. Man nennt sie: Schwimmverein Donaukanal. Vielleicht hast du sie ja schon mal erspäht, die Menschen mit den Badekappen und Dry Bags, die sich gelegentlich flussabwärts treiben lassen. Willst du reinschnuppern, kannst du die regelmäßigen StammFISCHE (pun definitely intended) besuchen und die gängigen Schwimmstops kennenlernen. Am 7. September 2024 findet mit der Schwimm Parade 2024 außerdem das erste offizielle Schwimm-Event im Donaukanal seit fast 100 Jahren statt.
Mermaiding statt Synchronschwimmen
Du schwimmst lieber gegen den Strom oder zumindest elegant gegen das Sinken an? Dann ist Synchronschwimmen ja vielleicht etwas für dich. Und wenn du dem Ganzen noch ein neptunisches Krönchen aufsetzen willst – oder einfach nicht auf Gruppen-Aktivitäten stehst –, kannst du dir auch eine Flosse überziehen und schönschwimmen wie Arielle. Die Austrian Mermaids halten regelmäßig Meerjungfrau-Schwimm-Workshops ab, etwa in der Therme Wien (1. August 2024) oder der Römertherme Baden (14. September 2024). Falls du zu den wenigen Freaks gehörst, die keine eigene Meerjungfrauenflosse besitzen (habt ihr überhaupt richtig gelebt?), kannst du dir bei dieser Gelegenheit eine ausborgen.
Golf in mini
Ja, auch Golf ist eine olympische Disziplin. Bei den Alten Griechen hätte es wohl kaum den Diskuswurf ersetzt, aber damals waren ja auch Treuhandfonds noch nicht erfunden. Natürlich gibt es in Wien ebenfalls Golfplätze, die du mit deiner Entourage frequentieren kannst. Oder du blätterst geringfügig weniger Marie hin und probierst dich erst einmal an der Mini-Version. Weil kleiner ist gleich günstiger, eh klar.
Wobei Minigolf im Gegensatz zu seiner Maxi-Version nicht nur mit Löchern im Boden, sondern sogar mit coolen Hindernissen und Schikanen daherkommt, denen die Macht innewohnt, ganze Familien dauerhaft zu spalten. Toll! Einer unserer liebsten Minigolf-Plätze in Wien ist etwa jener vom Golfstüberl beim Angelibad. Denn hier kannst du nicht nur Bälle ballern, sondern auch Hähnchen habern. Und noch viel mehr, das es nicht ins Wortspiel geschafft hat: Der Holzkohlengrill macht’s möglich.
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Trampolinturnen auf der Donauinsel
Wer beim Trampolinturnen nicht ins Staunen gerät, hat endgültig seine kindliche Freude verloren. Und sollte schleunigst ein paar Mal auf und ab hüpfen, einfach nur so. Wer kein eigenes Trampolin zur Verfügung hat (ähnlich wie bei der Meerjungfrauenflosse eigentlich kaum vorstellbar), mietet sich in eine der örtlichen Federtuchetablissements ein. Zum Beispiel bei jenem auf der Donauinsel unterhalb vom Copa Beach – damit einem nicht nur der Cocktails wegen der Schädel schwirrt. Aber lass dich von den coolen 15-Jährigen nicht unter Druck setzen, die ausnahmsweise Tagada gegen Trampolin eingetauscht haben: Doppelschraube und Randolph-Salto glücken dir vielleicht nicht gleich auf Anhieb, also lass dich doch erst einmal auf deinen Hintern und wieder zurück auf die Füße plumpsen – beeindruckt garantiert auch jedes Date.
Hobby Horsing statt Reiten
Den Kampf um den Titel “Bester Freund des Menschen” haben die Pferde längst gegen die Hunde verloren. Wobei sie ja auch nur das gesamte Glück der Erde auf ihren breiten Rücken herumschleppen, naja. Vielleicht liegt es aber auch am Menschen, immerhin ist Freundschaft keine Einbahnstraße: Der Reitsport macht regelmäßig mit brutalen Skandalen von sich reden. Wobei man dabei keinesfalls alle Reiter*innen über einen Entfilzungsstriegel kämmen sollte.
Was auf den Reitsport hingegen flächendeckend zutrifft: Er ist teuer. Pferde sind groß und – analog zu unserer Golf-These – groß ist gleich teuer, besonders wenn es um Tiere geht, die ein durchschnittliches Gewicht von 420 Kilo auf im Vergleich dazu lächerlich dünnen Beinchen balancieren. Allerdings braucht es inzwischen gar kein Pferd mehr, um Reitsport zu betreiben. Wer hätte das gedacht? Die finnische Sportart Hobby Horsing ist längst auch in Österreich angekommen, in den Vereinen allerdings noch limitiert auf Kinder und Jugendliche. Wobei: Niemand verbietet es einem, privat mit einem Steckenpferd vor sich hin zu reiten. Im Verein ist es allerdings irgendwie, naja, cooler?
Quidditch statt Flag Football
Du stehst auf die strategische Komplexität von Football, aber nicht auf die inhärente Brutalität, die sie meist übertüncht? Dann ist Flag Football wahrscheinlich das Richtige für dich: Statt sich mit vollem Körpereinsatz auf den Ballträger zu werfen, zupft man ihm hier lieber eine Flagge aus dem Hosenbund. Und wenn du das auch noch mit der Wurfintensität von Handball, der Aggressivität von Rugby und der Perfidität von Völkerball kombinieren möchtest, solltest du unbedingt Quidditch ausprobieren.
Ja, der erfundene Sport aus den “Harry Potter”-Bänden, der eigentlich auf fliegenden Besen und mit etwas gespielt wird, das man am ehesten mit einem flatternden, goldenen Tischtennisball vergleichen könnte, hat sich aus den Büchern und von den Leinwänden geschält und ist unter anderem auf der Jesuitenwiese im Prater heimisch geworden. Hier trainieren die Vienna Vanguards die Sportart, die mittlerweile Quadball genannt wird. Einmal im Monat findet am Samstag ein Meet and Play statt, bei dem du probetrainieren kannst. Und wenn du dich jetzt fragst, wie das ohne flatternden Tischtennisball und fliegende Besen funktionieren soll: Du klemmst dir stilisierte Stangen statt Besen zwischen die Beine und der Schnatz ist ein gelb gekleideter Mensch, dem du eine mit einem Tennisball gefüllte Socke aus dem Hosenbund entreißen musst. Falls wie beim Flag Football eben.
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Bogenschießen am Kahlenberg
Für die etwas Konfliktscheueren ohne Interesse am Vollkontakt gibt es auch die Möglichkeit, Differenzen aus der Ferne anzuvisieren. Bogenschießen war 1900 erstmals im olympischen Programm, ist seit 1972 durchgehend mit dabei und hat immerhin schon Robin Hood einige Jahrhunderte davor zu nachhaltigem Ruhm verholfen. Wem es beim Sporteln allerdings weniger um hehre Ziele wie soziale Gerechtigkeit geht, sondern bloß um den Spaß an der Freude, kann sich durch den 3D-Bogensportpark am Kahlenberg kämpfen – herrlicher Ausblick auf die Stadt inklusive! Wer es noch niederschwelliger und glücksspielorientierter möchte, kann natürlich auch im Wurstelprater um einen Schlüsselanhänger die Pfeile fliegen lassen.
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Surfen im Fluss
Surfen ist eine deutlich jüngere Disziplin – erst 2021 wurde das kunstvolle Wellenbändigen Teil des Programms der Olympischen Sommerspielen in Tokio. Auf die perfekte Welle wartet man im Binnenland Österreich zwar vergeblich, aber Hang-Loose-Feeling darf trotzdem aufkommen. In Wien kannst du dich etwa vom Wakeboardlift auf der Donauinsel übers Wasser schleifen lassen oder es beim SUP-Yoga auf der Alten Donau deutlich gemütlicher angehen lassen. So oder so sind Boards und Wasser involviert, und wenn man nicht aufs Erbsenzählen aus ist, reicht das vielleicht schon für ein bisschen Surfer Feeling.
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Fechten auf historisch
En garde! Was die drei Musketiere schon heroisch aussehen lassen, holen die olympischen Athlet*innen ins 21. Jahrhundert. Statt breitkrempiger Hüte und mittelalterlichen Pumphosen trägt man beim Sportfechten weiße Schutzkleidung und Imker-Helme. Sportfechten kannst du auch in Wien in einem der Fechtclubs testen. Oder du setzt dem ganzen doch wieder die historische Krone auf und probierst es mit historischem Schwertkampf. Ganz locker und niederschwellig reinschnuppern kannst du etwa bei Bewegt im Park: Dienstags im 14. Bezirk, donnerstags im 22. Bezirk.
Indoor kannst du aber auch beim Verein Sprezzatura Einsteiger-Workshops besuchen. Wir durften vor einiger Zeit mit einer Gruppe im Augarten trainieren.
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