Pflanzen für Fortgeschrittene: 6 Tipps für einen prächtigen Heim-Dschungel
Sobald es für eure Zimmerpflanzen nicht mehr ums nackte Überleben geht, könnt ihr darauf konzentrieren, sie prächtig gedeihen zu lassen. Das ist viel einfacher als ihr wahrscheinlich denkt.
Eure Zimmerpflanzen haben sich nicht nur ein-, sondern auch mehrere Wochen oder sogar Monate überlebt? Gratulation, ihr habt die Basis für euren eigenen Dschungel geschaffen. Wahrscheinlich sind eure Ambitionen mit euren grünen Mitbewohnerinnen mitgewachsen: vom bloßen Überleben hin zu hübschen Blüten und prallen, gesunden Blättern. Wenn ihr ein paar Dinge beachtet, bekommt ihr das garantiert hin.
Wählt passendes Substrat
Wer Zimmerpflanzen eine möglichst angepasste Umgebung bietet, kann nur gewinnen. Das beginnt bei der Erde, in die sie eingesetzt werden. Wenn man von „Erde“ spricht, klingt das allerdings so, als könnte man schnell ein, zwei Schaufeln Gartenerde holen und die neue Pflanze darin einsetzen. So funktioniert das aber nicht. Treffender ist deswegen der Ausdruck „Substrat“, der erst einmal offenlässt, welche Bestandteile zu welchen Anteilen enthalten sind. Denn einerseits hat jede Pflanzenart je nach ihrer natürlichen Umgebung andere Ansprüche bei der Zusammensetzung für ihr Wurzelreich in euren vier Wänden. Andererseits kann man manche Pflanzen auch in einer Hydrokultur halten, was bedeutet, dass man sie in Blähtonkügelchen und spezielle Töpfe setzt. Letzteres ist allerdings ein ganz eigenes Thema.
In guten Pflanzengeschäften bekommt ihr Beratung zum passenden Substrat oder könnt es sogar fertig gemischt kaufen. Keine Angst, ihr müsst nicht für jede eurer Pflanzen ein ganz eigenes Substrat mischen (lassen). Die meisten bei uns beliebten tropischen Pflanzen lieben das gleiche luftdurchlässige und speicherfähige Substrat.
>> Mehr lesen: Die besten Blumengeschäfte in Wien
Versorgt eure Pflanzen mit Nährstoffen
In ihrer natürlichen Umgebung bekommen eure Pflanzen alle Nährstoffe, die sie brauchen, um optimal zu wachsen. In den paar Quadratzentimetern in ihren Töpfen solltet ihr auch beim besten Substrat dafür etwas nachhelfen. Eine recht verlässliche, aber bei weitem nicht die einzige Variante, ist Flüssigdünger. Den mischt ihr ins Gießwasser und verteilt ihn damit gleichmäßig über das Substrat. Es gibt ihn in verschiedenen Zusammensetzungen für diverse Pflanzenarten. Düngen ist kein Muss, aber der Zusatzaufwand ist gering und eure Pflanzen werden es euch danken. Bei der Dosierung gilt: lieber etwas seltener düngen und dann eine Spur geringer dosieren als zu viel. Ansonsten riskiert ihr, die Wurzeln zu beschädigen. Außerdem benötigen eure grünen Freundinnen nur in der Wachstumsphase Dünger.
Topft um, wenn nötig
Wenn eure grünen Kinder brav wachsen, werden sie irgendwann größere Töpfe benötigen. Pauschalangaben darüber, in welchem zeitlichen Abstand Umtopfen nötig ist, vergesst ihr am besten. Ein klarer Hinweis sind beispielsweise Wurzeln, die aus den Löchern der Topfbasis oder oben aus dem Substrat kriechen auf der Suche nach mehr Platz. Steht eure Pflanze in einem durchsichtigen Topf, seht ihr deutlich, wie stark durchwurzelt das Substrat bereits ist. Auch, wenn eure Pflanze Schlagseite bekommt, weil sie viel zu groß für ihren Topf geworden ist, solltet ihr sie umtopfen.
Wählt als Nächstes einen Topf, der nur wenige Zentimeter breiter ist als der vorherige. So kann eure Pflanze den neuen Raum gut bewurzeln und ihre Energie dann wieder ins Wachstum über der Oberfläche investieren. Außerdem vermeidet ihr, dass zu viel „ungenütztes“ Substrat möglicherweise zu Fäulnis führt. Wählt also beispielsweise den nächstgrößeren Standardtopf. Grundsätzlich lautet das Motto: Frühjahr ist Umtopf-Zeit, etwa Februar bis April, also am Anfang der Wachstumsphase. Allerdings könnt ihr auch später umtopfen. Wichtig ist, dass die Pflanze nach dem Umtopfen genug Energie hat, um anzuwurzeln und sich vom Stress zu erholen. Während der Winterruhe topft ihr am besten nur um, wenn es notwendig ist, etwa, weil Schädlinge bei euren Pflanzen eingezogen sind.
Achtet auf die Luftfeuchtigkeit
Wie wir Menschen fühlen sich auch Pflanzen bei einer gewissen Luftfeuchtigkeit wohl. Nachdem in den vergangenen Jahren vor allem tropische Pflanzen beliebt für Innenräume geworden sind, wird das Problem tendenziell sein, dass es zu trocken ist – besonders während geheizt wird. Zeichen für zu geringe Luftfeuchtigkeit können neben trockenen Blattspitzen auch schlecht entwickelte neue Blätter sein. Die meisten bei uns beliebten tropischen Zimmerpflanzen kommen mit einer Luftfeuchtigkeit von 40 bis 60 Prozent zurecht, selbst wenn sie in ihrer natürlichen Umgebung noch höher wäre. Das ist auch der Bereich, der für uns Menschen gesund ist. Dadurch ist es gleich ein doppelter Gewinn, wenn ihr – besonders im Winter – Luftbefeuchter aufstellt.
Mit einem einfachen Feuchtigkeitsmesser, den ihr im Raum aufstellt, habt ihr alles im Blick. So könnt ihr rechtzeitig handeln, sollte die Feuchtigkeit zu hoch oder zu niedrig sein. Habt ihr Pflanzen, die besonders hohe Luftfeuchtigkeit lieben? Bevor ihr eure vier Wände in ein Tropenhaus verwandelt und Schimmel riskiert, stellt sie ein Terrarium oder unter eine Glasglocke. Kakteen wiederum fühlen sich tendenziell bei niedrigerer Luftfeuchtigkeit wohl, etwa zwischen 20 und 40 Prozent. Teils kommen sie auch mit höherer Feuchtigkeit zurecht, aber permanent hohe Luftfeuchtigkeit wird irgendwann zu Fäulnis führen.
Die Sache mit der Blüte
Manche Pflanzen blühen einfach drauflos, wenn sie sich wohlfühlen. Andere brauchen während der Winterruhe bestimmte Verhältnisse, damit sie in der nächsten Saison schön und üppig blühen. Kakteen und Schamblumen etwa blühen dann, wenn sie im Winter kühler gestanden sind. Informiert euch online oder beim Pflanzenhandel eures Vertrauens, welche Temperatur eure Pflanze während der Ruhe braucht. Es ist natürlich nicht immer leicht, für die Winterruhe einen ausreichend hellen und optimal temperierten Ort zu finden. Wenn ihr etwa euer Schlafzimmer oder einen Vorraum ohnehin kühler haltet als den Rest der Wohnung, könntet ihr jene Pflanzen, die gern kühler überwintern, dorthin übersiedeln – sofern es Lichtbedürfnisse und -gegebenheiten erlauben.
Übrigens: Blühen bedeutet immer einen höheren Energieaufwand für eure Pflanzen. Bei jenen grünen Mitbewohnerinnen, die keine besonders hübschen Blüten haben – etwa Pfeilblätter –, nehmt ihr die Blüte erst einmal als Kompliment: Die Pflanze fühlt sich bei euch offensichtlich sehr wohl. Dann schneidet ihr die Blüte mit einem scharfen, sauberen Messer vorsichtig ab, damit euer Schützling die Energie wieder in Blätterwachstum steckt.
Keine Angst vorm Schneiden
Neben ungewollten Blüten gibt es einige andere gute Gründe dafür, bei der Pflanzenpflege zu einer scharfen, sauberen Klinge zu greifen. Verwelkte Blätter schneidet ihr am besten nah an der Basis ab. Erstens sieht das hübscher aus, zweitens können sich dort dann keine Schädlinge verstecken. Auch um eure Pflanzen in Form zu bringen, könnt ihr ab und an etwas schnippeln. Wenn sie etwa sehr lang oder hoch werden, könnt ihr sie stutzen. Anstatt die abgeschnittenen Triebe einfach wegzuwerfen, könnt ihr sie zu Ablegern machen und verschenken, verkaufen oder tauschen. Oder ihr setzt sie zur Basis eurer Pflanze, um diese dichter zu machen.
Es gibt verschiedene Wege, Ableger zu machen. Informiert euch hierfür am besten für die jeweilige Pflanze, die ihr vermehren wollt. Wichtig ist: Macht die Ableger nicht zu groß, ansonsten werden sie sich schwertun, zu wurzeln. Manche Pflanzen, etwa die Geigenfeige, bilden neue Triebe an Schnittstellen, können also direkt am Stamm geschnitten und so verdichtet werden. Gemeinhin wird empfohlen, nach der Winterruhe im Frühjahr an lebendigen Pflanzenteilen herumzudoktern. Zu diesem Zeitpunkt hat die Pflanze gerade frische Energie und kann den Stress gut bewältigen. Allerdings gilt auch dann: Schneidet mit Maß und Ziel, denn zu viele Wunden überfordern die Pflanze.
Weiterlesen:
Wo ihr in Wien und Niederösterreich Bio-Pflanzen und Bio-Saatgut bekommt