Raunzen & Reisen: Meine Erfahrungen mit Trampen in Europa
Wir lieben Reisen, und ganz ehrlich: Wir lieben auch Raunzen. Weil beides wunderschön sein kann, teilen wir hier schamlos unsere Gedanken und nehmen euch diesmal mit zum Hitchhiking durch Europa. Unsere Autorin Lilli lässt sich nämlich beim Solo Traveln manchmal ganz gerne per Anhalter mitnehmen.
Ich stehe hier seit gut einer Stunde. In der prallen Sonne. An einem Kreisverkehr. Auf einer kanarischen Insel. Es gibt zwar schattenspendende Palmen in der Nähe, doch wenn ich mich unter eine von ihnen flüchte, laufe ich Gefahr, dass die vorbeifahrenden Autos mich nicht rechtzeitig sehen. Da hilft nur eins: Noch mehr Sonnencreme auf den ausgestreckten Arm schmieren, dessen Daumen ununterbrochen ein internationales Signal an sämtliche PKWs sendet – und Wasser trinken. Ja, Trampen in Europa ist schon ein Commitment.
Und trotzdem kann ich es nur empfehlen. Natürlich unter Vorbehalt, denn die Welt, in der wir leben, ist nicht gerade die sicherste – vor allem für alleinreisende Frauen. Ich schreibe hier also nur von meinen persönlichen Erfahrungen und möchte niemanden zu etwas anstiften, dass er*sie sich nicht zutraut. Immer aufs Bauchgefühl – und den gesunden Menschenverstand – hören!
Mein erstes Mal am Straßenrand stehe ich wartend, wie bereits erwähnt, auf einer Insel – genauer gesagt Fuerteventura. Ja, hier gibt es eigentlich Busse, doch das Netz ist nicht besonders gut ausgebaut. Nein, ich habe keinen eignen Führerschein. Ich bin eine Passenger Princess durch und durch und an diesem sonnigen Tag im Februar werde ich auf dem Beifahrersitz einer fremden Person sitzen. Allerdings habe ich dabei meinen besten Freund im Schlepptau und wir wollen am Ende unseres Urlaubs einfach nochmal ein wenig Geld sparen.
Trampen: Schweiß, Daumenkrampf & schöne Begegnungen
Das ist bereits ein heißer Tipp, den ich allen ans Herz legen würde, die sich selbst mal im Trampen versuchen wollen: Tastet euch in Begleitung heran. Besonders damit ihr hinterher einen Zeugen habt, der bestätigen kann, dass in dem rostig-roten Auto des alten Herren, der kaum ein Wort Englisch gesprochen hat, direkt „The Time of my Life“ von Bill Medley und Jennifer Warnes aka der „Dirty Dancing“-Song im Radio lief und ihr zu dritt dazu über die Insel gebrettert seid. Natürlich haben wir alle mitgesungen – mehr oder weniger mit den richtigen Lyrics.
Das war meine erste Erfahrung mit Trampen in Europa – glaubt mir oder lasst es. Seitdem war ich vor allem auf europäischen Inseln per Anhalter unterwegs. Auf Korfu hat mich eine Einheimische mitgenommen, ehe sie weiter in Richtung einer Hippie-Kommune gefahren ist – sehr klischeehaft, I know. An der Küste Albaniens haben mich drei Jungs aus dem Kosovo in ihrem sehr aufgemotzten BMW mitgenommen, während wir darüber diskutiert haben, dass Jungs und Mädchen befreundet sein können, ohne dass das gleich die Ehe bedeuten muss. Die drei waren die süßesten Mäuse, gefangen in Macho-Gedankengut.
Zum Schluss daher noch mein kleines 1 × 1 für Trampen in Europa, falls ihr doch neugierig geworden seid: Haltet Ausschau nach Mietwagen. Besonders im Süden sind die meist weiß und noch wahrscheinlicher sitzt ein Pärchen am Steuer. Es gibt zwar auch Serienmörder, die im Doppelpack kommen, aber bisher lebe ich noch. Außerdem versuche ich möglichst, bei Frauen einzusteigen. Internationale Solidarität und so. Kurze Strecken sind außerdem super für ein bisschen Nervenkitzel. Gute Reise!