7 Dinge, die ihr in Sarajevo unternehmen müsst
Sarajevo? Ja, richtig gelesen! Die bosnische Hauptstadt liegt näher an Wien als Zürich und ist dennoch kaum auf den Reise-Bucketlists zu finden. Ein echter Geheimtipp also.
Sarajevo liegt im Tal des Flusses Miljacka und ist von Bergen umgeben, was die Stadt zu einem malerischen Ort macht, an dem man ständig auf Geschichte stößt. Hier begann der Erste Weltkrieg, und die Stadt war Austragungsort der Olympischen Winterspiele 1984, bevor sie weniger als zehn Jahre später die längste und brutalste Belagerung nach dem Zweiten Weltkrieg im Rahmen des Jugoslawienkrieges erlebte.
Vor diesen tragischen Ereignissen war Sarajevo als das multikulturelle Herz des Balkans bekannt, ein europäisches Jerusalem, in dem Religionen und Kulturen nebeneinander existierten. Die vielfältige Vergangenheit kann man noch heute beim Spaziergang durch die Stadt erleben. An keinem anderen Ort Europas könnt ihr eine so einzigartige Mischung erleben wie in Sarajevo. Hier ist es möglich, am jüdischen Friedhof zu stehen, den Glocken der katholischen Kirche zu lauschen und den Gebetsruf der Moschee zu hören. Wir verraten euch noch weitere Dinge, die ihr in Sarajevo unbedingt unternehmen müsst.
Durch die Stadt Spazieren: Baščaršija, Sebilj-Brunnen und Ferhadija
In Sarajevo solltet ihr euch nicht nur von einem Sightseeing-Spot zum nächsten bewegen, sondern die Stadt auf euch wirken lassen. Ein Spaziergang durch Sarajevo ist wie eine Reise durch verschiedene Welten – so pathetisch es klingt.
Startet in Baščaršija, dem osmanischen Herzen der Altstadt. Hier reihen sich kleine Holzhäuser aneinander, in denen ihr von kräftigem bosnischen Kaffee bis hin zu handgefertigten Souvenirs alles findet. Trotz vieler Tourist*innen bleibt das Viertel Baščaršija lebendig und authentisch. Im Zentrum steht der Sebilj-Brunnen, ein ikonisches Wahrzeichen aus dem 18. Jahrhundert. Von hier aus könnt ihr Richtung Gelbe Bastion oder die Ferhadija-Straße spazieren.
In der Ferhadija-Straße treffen Kulturen und Epochen aufeinander. Ein Symbol am Boden markiert den Übergang vom orientalischen Basar zur europäischen Einkaufsstraße – ein Kontrast, als wärt ihr in einer anderen Stadt. Hier könnt ihr historische Bauwerke wie die katholische Kathedrale, die serbisch-orthodoxe Kathedrale und die Gazi-Husrev-Beg-Moschee besuchen. Während eures Spaziergangs stoßt ihr unvermeidlich auch auf die Spuren des Krieges: Einschusslöcher, baufällige Gebäude und Gedenktafeln erinnern an die Belagerung. Sarajevo ist eine Stadt, die ihre Geschichte auf Schritt und Tritt spürbar macht.
Bosnischen Kava (Kaffee) und besondere Teesorten probieren: Ministry of Ćejf und Teahouse Džirlo
Bosnischer Kaffee ist ein wesentlicher Bestandteil der Kultur in Sarajevo und unterscheidet sich deutlich von dem, was man aus westlichen Ländern gewohnt ist. Der Kaffee wird traditionell in einer kleinen Kupferkanne, der Džezva, zubereitet und serviert. Nachdem der Kaffeesatz abgesunken ist, wird er in kleine Mokka-Tassen gegossen. Dazu wird oft ein Stück Würfelzucker gereicht, das man traditionell zuerst in den Mund nimmt, bevor man den Kaffee trinkt.
Wenn ihr Sarajevo besucht, solltet ihr euch unbedingt Zeit nehmen, um einen authentischen bosnischen Kaffee zu probieren. Einer der besten Orte dafür ist das Ministry of Ćejf, wo ihr den kräftigen und aromatischen Kaffee der Stadt probieren könnt. Aber auch das Teahouse Džirlo nebenan ist einen Besuch wert. Hier könnt ihr nicht nur außergewöhnliche Teesorten trinken, sondern auch das traditionelle Heißgetränk Salep, ein warmes Milchgetränk, das besonders an kühlen Tagen beliebt ist. Die beiden Lokale liegen in der Kovači-Straße, nur wenige Meter vom historischen Baščaršija-Viertel entfernt.
Ausblick über die Stadt: Die Gelbe Bastion (Žuta tabija)
Wenn ihr Sarajevo aus einer neuen, erhöhten Perspektive erleben möchtet, dann solltet ihr unbedingt die Aussichtspunkte der Stadt erkunden. Einer der bekanntesten Orte dafür ist die Gelbe Bastion (Žuta tabija), ein Überbleibsel der ehemaligen Wehranlage aus dem 18. Jahrhundert. Von hier habt ihr einen fantastischen Blick über die Stadt und ihre einzigartige Lage inmitten des Talkessels, umgeben von Hügeln und Bergen.
Der Weg zur Gelben Bastion beginnt in der Altstadt (Baščaršija) und ist in etwa 15 Minuten zu Fuß zu erreichen. Der Anstieg lohnt sich besonders am späten Nachmittag, denn die Gelbe Bastion ist der perfekte Ort, um den Sonnenuntergang über Sarajevo zu genießen. Achtet nur darauf, nicht allzu spät zu kommen, da aufgrund der umliegenden Hügel die Sonne schneller als erwartet verschwindet. Die Atmosphäre an der Gelben Bastion ist entspannt und ungezwungen. Es gibt ein kleines Café, das saisonal geöffnet hat.
Auseinandersetzung mit der Geschichte: Galerija 11/07/95
Sarajevo ist nicht nur eine Stadt der kulturellen Vielfalt, sondern auch ein Ort, an dem sich die Geschichte des Jugoslawienkriegs und der Belagerung auf eindrucksvolle Weise erleben lässt. Es gibt mehrere Museen, die sich mit dieser tragischen Zeit auseinandersetzen, und ein Besuch ist nahezu unerlässlich, um das volle Ausmaß dieser historischen Ereignisse zu verstehen.
Eines der wichtigsten und emotional eindringlichsten Museen in Sarajevo ist die Galerija 11/07/95. Diese Gedenkgalerie ist dem Völkermord von Srebrenica gewidmet – dem größten Massaker in Europa seit dem Zweiten Weltkrieg. Die Kombination aus dokumentarischen und künstlerischen Elementen macht die Galerie zu einem wertvollen Ort des Gedenkens und der Reflexion. Für den Besuch der Galerija 11/07/95 ist ein Audioguide sehr zu empfehlen. Er bietet zusätzliche Hintergrundinformationen zu den Fotografien und Installationen und hilft, den Kontext erheblich besser zu verstehen.
Der Hektik entfliehen: Trebević Hausberg
Ein Ausflug auf den Trebević, einen der Hausberge Sarajevos, bietet nicht nur frische Luft und Ruhe, sondern auch Geschichte und spektakuläre Aussichten. Der Berg erhebt sich am südlichen Stadtrand und war einer der Austragungsorte der Olympischen Winterspiele 1984. Heute ist der Trebević ausschließlich ein Ziel für Erholungssuchende und Abenteuerlustige.
Seit 2018 könnt ihr mit der Seilbahn bequem auf den Berg fahren. Die Talstation ist nur knapp acht Minuten vom Zentrum Baščaršija entfernt. Oben, auf einer Höhe von 1.160 Metern, erwarten euch deutlich kühlere Temperaturen, also packt am besten eine Jacke ein. Auf dem Trebević könnt ihr gemütliche Wanderungen unternehmen und die vielen Aussichtspunkte genießen. Von hier habt ihr einen atemberaubenden Blick über Sarajevo und die umliegenden Berge. Informationen zu Wanderungen findet ihr auf der Website des Gondelunternehmens.
Ruinen vergangener Zeit: Verlassene Bob-Bahn und Observatorium auf dem Trebević
Die für die Olympischen Winterspiele 1984 gebaute Bob-Bahn ist heute ein stiller Zeuge der Vergangenheit – sowohl als Sportstätte als auch als Frontlinie während der Belagerung Sarajevos. Graffitis zieren die über einen Kilometer lange Strecke, die ihr in etwa 20 Minuten selbst erkunden könnt. Vom Ende der Bahn könnt ihr zurück zur Seilbahnstation wandern oder weiter ins Tal absteigen. Achtet dabei auf die Beschilderung und bleibt auf den Wegen.
In der Nähe liegt das verlassene Observatorium, einst eine Habsburger Militäranlage, später ein astronomisches Zentrum. Während des Krieges stark beschädigt, ist es heute ebenso wie die Bob-Bahn eine Ruine.
Wo der 1. Weltkrieg begann: Die Lateinerbrücke
Die Lateinerbrücke in Sarajevo zählt zu den ältesten der Stadt und spielte eine große weltgeschichtliche Rolle: Hier wurde Erzherzog Franz Ferdinand am 28. Juni 1914 ermordet, was den Ersten Weltkrieg auslöste. Eine Gedenktafel am Museum von Sarajevo nebenan erinnert an dieses Ereignis. Die steinerne Brücke wurde im Jahr 1565 errichtet, nachdem zuvor an gleicher Stelle eine Holzbrücke stand. Mehrmals restauriert, zuletzt 2003/2004, besteht sie heute aus vier Bögen. Die charakteristischen „Augen“ in den Brückenpfeilern sind auch im Stadtwappen von Sarajevo zu sehen. Im Stadtmuseum von Sarajevo gibt es Ausstellungen zur Geschichte der Brücke. Informationen dazu findet ihr auf der Webseite.