Nachhaltig ausmisten: Eine Challenge für den guten Zweck
Eine Challenge und gefühlt 1000 things to wear: Unsere Redakteurin ist umgezogen und hat dabei bemerkt, wie viel Gewand sie eigentlich besitzt. Und nachdem sie das nicht alles tragen kann, hat sie sich vorgenommen, nachhaltig auszumisten. Wie sie das gemacht hat und wie es ihr dabei gegangen ist, lest ihr hier.
Gleich vorweg die Info, die den Grundstein für diesen Beitrag liefert: Ich bin umgezogen. Neue Wohnung, viel Platz und Unmengen Kisten, die darauf warteten, ausgepackt zu werden. Eine ideale Ausgangslage für alle, die Umzüge mögen. Leider bin ich noch nie sehr effizient dabei gewesen. Weder beim Ein- noch beim Auspacken. Denn ich bin eher eine Kandidatin für „Augen zu und rein in die Umzugskiste!“
Es fängt damit an, dass ich am Ende ganz viel los sein möchte
Nun stand ich aber vor dem Problem, dass sich nach sechs Jahren in Wien allerhand angesammelt hat. Das Auspacken der Objekte funktioniert nicht mehr nach dem Motto: „Die Vase stell ich erstmal hier ab. Es findet sich dann schon noch ein fixer Platz.“
Meine Sideboards und Fenstersimse waren bereits vollgestellt: Bilderrahmen, Tischlampen, Stiftetuis und Kerzen aller Formen und Größen hatten sich ihren Weg aus der Kiste gebahnt und über Nacht einfach auf jeden freien Fleck verteilt. Damit kann ich leben, in der Unordnung finde ich trotzdem immer einen Stift oder eine gut riechende Kerze, wenn ich sie brauche. „Nur ein Genie beherrscht das Chaos!“, sagt man ja. Dieses Unordnungs-Genie in mir bekam aber große Risse, als ich mich den Kleiderkisten, Koffern und Trekkingrucksäcken zuwandte.
Wenn sich Kleidungsstücke paaren könnten, so müssten meine Gewänder wohl fleißige Kaninchen sein. Ich staunte nicht schlecht, als immer mehr T-Shirts, Pullover, Kleider und Hosen aus den Tiefen der Kartons zum Vorschein kamen.
„Wie kann ein Mensch das alles tragen?“
Das fragte ich mich tatsächlich, als ich erkannte, welche Stoffflächen vor mir lagen. Kaschmir, Viskose, Polyester, Leder, Wolle, Leinen,… ein Museum für alle Sorten an Textilien. Alles Kleidungsstücke, die mir vertraut und doch viele seit Jahren ungetragen sind. Zu den meisten gibt es eine Geschichte, oder ich verbinde ein Erlebnis damit. Eine Ansammlung von in Stoff gewebter Erinnerungen, die teilweise über zehn Jahre alt sind.
Der Aha-Moment
Dank der neuen Wohnung habe ich riesige Einbauschränke im Flur. Sie sind analoge Clouds. Nicht immer findet man alles gleich, aber man hat stets Zugriff darauf und sie verwahren alles, was sich in Jahren ansammelt hat. Ein unschätzbarer Wert, denn man weiß, darin sind die geliebten Stücke gut aufgehoben. Sie nehmen alles in sich auf, ohne zu murren. Diese magischen Einbauschränke können sogar tricksen. Egal was im Inneren für ein Chaos herrscht und ob Kleiderleichen vor sich hin siechen – Türen zu und schon sieht alles ordentlich aus.
Aber auch der größte Cloud-Schrank streikt einmal und streckt frech die Pullover-Zunge in Form eines Ärmels heraus, wenn es ihm zu viel wird. In meinem Fall war diese Zunge ein Berg an T-Shirts, die aus dem oberen Regal fielen und die Tür aufdrückten. Beim Falten und Einsortieren dämmerte es mir dann: In dem Wort Klamotten steckt bereits das kleine Tierchen, dass jedem Stoff an den Kragen will. Die sprichwörtliche Kla-Motte nistete sich hocherfreut bei dem Anblick der vielen Gewänder in mein Gehirn ein und lies in mir einen Gedanken reifen.
Die Antwort ist 42
Ein Wohnungswechsel bringt neue Strukturen mit sich, man muss neue Wege austesten und auch die Küche und das Bad komplett neu einräumen. Dabei stehen Honig, Nudeln, Nagellack und Shampoo plötzlich nicht mehr an gewohnten Stellen. „Befrei dich von den Altlasten“, raunte mir eine Stimme im Kopf zu. Sortiere nicht nur Küche und Bad neu ein, sondern auch deinen Kleiderschrank. Ich nahm mir zu allererst die Pullover vor. Beim Durchzählen kam ich auf stolze 42. Unglaublich, aber leider wahr.
Nicht nur mir klappte der Kiefer weit nach unten, sodass mindestens fünf Pullover mühelos darin Platz fänden. Mir wurde schwindelig. Die Zahl 42 schwebte über allem. Mir fiel der Film „Per Anhalter durch die Galaxie“ ein. Dort hat der Protagonist nur ein einzelnes Handtuch auf seiner Reise dabei. Es reicht völlig, er überlebt und bekommt am Ende die ganze Weltentstehung mit. Meine Augen sehen keine bewegenden Ereignisse, nur die Kleider, unterteilt in Sommer- und Winterkleider, direkt vor mir. Stumm und fast etwas anklagend liegen die Stücke vor mir. Sie wollen getragen werden, die schöne Stadt Wien sehen, von der ich ständig schreibe und von denen meine Lieblingsanziehsachen so viel Spannendes zu berichten haben.
Die Antwort auf meine Frage konnte ich mir schon fast denken. Welche Zahlen erwarten mich dort? Jacken, Hosen und T-Shirts, alles lauert darauf, durchgezählt zu werden. Im Film ist die Antwort auf alle Fragen stets 42. Soweit möchte ich es nicht kommen lassen.
Nachhaltig ausmisten: Liebhaber für meinen Kleiderschrank gesucht
Während ihr diese Zeilen lest, bin ich schon dabei mein neues Projekt in die Tat umzusetzen. Die Kla-Motte in meinem Kopf hat erfolgreich ihre Idee geboren und so kam ich nach längerer Überlegungsphase zu dem Schluss: Lass die Erinnerungen noch ein einziges Mal aufleben!
Jedes T-Shirt, jede Jacke und jeder Pullover wird noch ein einziges Mal, in der von mir festgelegten Zeit bis Ende Dezember, angezogen. An jedem einzelnen Tag werden nicht nur Erinnerungen an mir herumgetragen, sondern ich schaue auch, ob ich vielleicht aus manchen Stücken herausgewachsen bin. Nicht nur der Stil, auch die Tragegewohnheiten und die Vorlieben ändern sich. Was soll mich weiterhin begleiten, warm halten und mich im Alltag bedecken? Jeden Abend entscheide ich nun individuell, ob ich mich von dem Stück des Tages trenne oder nicht.
Zur Tat schreiten
Noch sind die T-Shirts nicht komplett gezählt, schlummern die Jacken ahnungslos auf ihren Bügeln hängend. Ich habe leise den Kalender herangezogen und überflogen, wie viel Zeit mir bis Dezember bleibt zum Tragen und Entscheiden. Am Ende werde ich mich von sehr vielem hoffentlich befreit und meine Erinnerungen auf kleine Anhänger nieder geschrieben haben. Diese hängen dann an den einzelnen Kleidungsstücken und bringen euch vielleicht zum Schmunzeln oder Nachdenken.
Gutes tun beim Aussortieren
Die gut erhaltenen Teile, bei denen ich mich entscheide, sie nicht mehr zu tragen, werden gewaschen und gesammelt. Dann finden die schönen Stücke bei einem Flohmarkt gegen eine faire Spende hoffentlich liebe, neue Besitzer*innen, denen sie schmeicheln können. Der gesamte Erlös, der an unserem Stand zusammenkommt, wird an eine gemeinnützige Organisation gehen. Es bleibt nur noch eins zu sagen: Wir hoffen bei dem Event auf viele Liebhaber für unsere Kleiderschränke.
Ihr seid auf der Suche nach Second Hand Kleidungsstücken könnt aber nicht mehr bis zum neuen Jahr warten? Dann schaut unbedingt in unseren Beitrag zu den coolen Second Hand Shops in Wien, die ihr unbedingt besuchen müsst hinein. Viel mehr als Kleidung gibt es zudem in unserem To Do vom 48er Tandler zu entdecken.