Slow Fashion: 6 Tipps für einen fairen Kleiderschrank
Du stehst auf Fashion, aber nicht auf Verschwendung? Take it slow! Wir haben uns von Näh-Instruktorin und Designerin Jasmin Rauscher ein paar Tipps für einen möglichst fairen Kleiderschrank geholt.
Jasmin Rauscher hat ihr Handwerk in einer Modeschule gelernt, für verschiedene Designer gearbeitet und ihr eigenes Label auf den Weg gebracht. Mit Edge & Edges vertreibt sie verschiedene Schnittmuster, die man sich online kaufen, herunterladen und zu Hause zu einem stylischen Kleidungsstück zusammennähen kann. Dabei sind die Schnitte möglichst zeitlos und klassisch-modern, um nicht schon in drei Monaten wieder im Kasten zu verstauben, weil sie der Zeitgeist durchgekaut und ausgespien hat.
Wen allein der Gedanke ans Selbernähen überfordert, der*die kann übrigens bei Jasmin eine ihrer Sewing Nights besuchen, so wie wir vor einiger Zeit. Seit wir uns mit ihrer Hilfe unser erstes Wasserfall-Top geschneidert haben, sind wir angefixt und würden am liebsten ständig nähen. Außerdem hat uns Jasmin einige Tipps gegeben, wie man auf Fast Fashion verzichten kann, ohne auch auf Mode verzichten zu müssen.
Mode aus zweiter Hand
Eine der einfachsten Methoden, um die Halbwertszeit bestimmter Kleidungsstücke zu verlängern, ist Secondhand-Shopping. Manche Labels bringen bis zu 30 Kollektionen im Jahr heraus, darin sieht auch Jasmin eines der größten Probleme: „Secondhand ist eine sehr gute Möglichkeit, dem entgegenzusteuern.“ Allerdings solle man darauf achten, dass man qualitativ hochwertige Secondhand-Teile kauft: „Wenn man Fast Fashion secondhand kauft, ist es schwierig, etwas zu finden, das noch lange hält“, sagt Jasmin. So viel zum Thema Halbwertszeit.
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Reparieren statt wegwerfen
„Wenn man Secondhand-Sachen kauft, kann man sie ganz einfach auf die eigene Größe abändern, wenn man ein bisschen nähen kann“, rät Jasmin. Und wenn nicht, gibt es in der Stadt Nähkurse wie ihren, die einem die Basics in ein paar Stunden näherbringen. Oder man schaut sich auf Social Media nach Sewing Hacks um, meint Jasmin. Das gilt natürlich auch für eigene Klamotten, die schon lange im Schrank vor sich hin aus der Mode fallen. Hat man ein paar wenige Tricks parat, kann man alte Teile zu etwas Neuem aufwerten, die Größe anpassen, Löcher stopfen oder mit einer Stickerei verzieren.
Einen ganz ähnlichen Ansatz verfolgt zum Beispiel das Label Einzelstück von Astrid Aschenbrenner (@einzelstueck.wienerkind):
Capsule Wardrobe
Auch das Konzept der Capsule Wardrobe geistert bereits seit einigen Jahren durch die Slow-Fashion-Accounts. Das bedeutet, dass man auf einen möglichst minimalistischen Kleiderschrank setzt, dessen Teile klassisch und zeitlos sind und sich untereinander mehrfach kombinieren lassen. „Wenn du ein Teil mit fünf anderen Teilen kombinieren kannst, ist es ein gutes Piece”, setzt Jasmin als Richtwert an. Gleichzeitig müsse man dabei aber nicht auf ausgefallene Einzelstücke verzichten. „Es geht darum, It-Pieces zu finden, die du im Schrank hast, weil sie zu dir und deiner Persönlichkeit passen. Die man gekauft hat, weil sie einen repräsentieren, und nicht nur, weil sie gerade im Trend liegen.“
Do it yourself
„Am besten sieht Kleidung immer aus, wenn sie auf dich geschneidert ist“, sagt Jasmin. Daher rät sie dazu, sich ein paar Teile selbst zu nähen, weil sie dann wirklich passen. Am besten startet man aber nicht gleich mit einem komplizierten Jumpsuit, sondern mit Stoffresten oder alten Kleidungsstücken, die man sonst weggegeben hätte. Neue Stoffe unwiederbringlich zu versauen, ist immerhin auch nicht ganz im Sinne der Fair Fashion.
„Ich will mit meinen Produkten die Angst vorm Nähen nehmen und zeigen, dass kein Kleidungsstück der Welt so viel Wert hat wie das Selbstgenähte!“
–Jasmin Rauscher
Ran an die Nähmaschine
Keine eigene Nähmaschine? Kein Problem! In Wien gibt es einige Möglichkeiten, Nähmaschinen zu mieten. Im Néon Shared Atelier kannst du dir zum Beispiel stundenweise einen Nähplatz mieten, genauso wie in der Nähwerkstatt und im Nähcafé von Biostoffe. Beim Louvart Atelier kannst du ein monatliches Abo ab 52 Euro im Monat abschließen und hast unlimitierten Zugang zur kompletten Näh-Ausstattung.
Faire Stoffe
Apropos Biostoffe: „Auch Stoffherstellende sind beteiligt an der Modeindustrie. Deshalb ist es nicht immer so einfach, wirklich nachhaltige Stoffe zu bekommen“, sagt Jasmin. Ihr Tipp: Biostoffe, ein Stoffgeschäft in Wien mit bio-zertifizierten Stoffen. Generell gilt aber: Wenn man einen Stoff kauft, sollte man nachfragen, woher der Stoff genau kommt.