So reduzieren wir unseren ökologischen Fußabdruck
Österreich lebt auf großem Fuß. Zumindest wenn es um den ökologischen Fußabdruck geht. Deshalb haben wir uns ein paar alltagstaugliche Tricks überlegt, mit denen wir unseren Fußabdruck um ein paar Schuhgrößen verringern können. Das freut die Umwelt, unser Sparkonto und unsere Mitmenschen.
Manche Fußstapfen zu füllen, ist wirklich schwer. Und manche sollte man vielleicht gar nicht ausfüllen, sondern so gut es geht ganz bewusst verwischen. Wie zum Beispiel jene, mit denen wir Mutter Erde langfristig und für die kommenden Generationen prägen. Unser ökologischer Fußabdruck zeigt auf, wie nachhaltig oder verschwenderisch wir leben und wie sehr wir den Planeten mit unserem Lebensstil strapazieren. „Er errechnet den Verbrauch der Ressource Land, der notwendig ist, um eine bestimmte Art von Lebensstil und Lebensstandard aufrecht zu halten“, schreibt das Forum für Umweltbildung. Darunter fallen Flächen, die zur Produktion von Kleidung, Nahrung und Energie genutzt werden, aber auch zur Müllentsorgung oder zur Umwandlung von Kohlenstoffdioxid.
Jede*r von uns hat so einen Fußabdruck. Und jede*r einzelne ist unterschiedlich groß. Mit dem Fußabdrucksrechner vom Bundesministerium für Klimaschutz kannst du sogar ausrechnen, wie groß dein persönlicher Fußabdruck ist. Zum Vergleich: Ein in Österreich lebender Menschen beansprucht laut der Plattform Global Footprint Network im Schnitt etwa sechs Hektar für sich. Damit liegt der Ressourcenverbrauch der Alpenrepublik leider im Spitzenfeld. Wären die Ressourcen weltweit gleichmäßig verteilt, hätte jeder von uns nämlich nur 1,8 Hektar zur Verfügung. Um in Zukunft ein paar ökologische Schuhgrößen einzusparen, haben wir uns nachhaltige Tipps und Tricks überlegt, die auch im Alltag gut anwendbar sind. Damit wir alle unseren Teil beitragen können.
Nachfüllen statt wegwerfen
Einige österreichische Drogerie-Filialen wenden sich vom Plastik ab, und zwar mit Abfüllstationen für Waschmittel. Man kauft einmalig Behälter und bringt diese einfach zum Befüllen für Biowaschmittel und Geschirrspülmittel beim nächsten Besuch wieder mit. Das Schleppen nimmt einem zwar keiner ab, aber dafür spart man sich reichlich Plastikmüll. Denn mal ehrlich: Jeder hat sich doch schon mal geärgert, dass die großen, sperrigen Plastikverpackungen für Waschmittel und Co. gleich den ganzen Mistkübel einnehmen, oder? Und auch in vielen anderen Läden in Wien kannst du nachhaltig und verpackungsfrei einkaufen.
Jutebeutel statt Plastiksackerl
Ähnliches wäre auch für die Sackerl-Fraktion wünschenswert: Einweg-Plastiksackerln raus, Papiersäckchen oder wiederverwendbare Beutel rein. Und ganz wichtig: Die Sackerln so oft wie möglich wiederverwenden, damit Mutter Natur auch wirklich etwas davon hat! Denn die wiederverwendbaren Taschen brauchen in der Regel mehr Ressourcen in der Herstellung. Hier ist immer auch Eigeninitiative gefragt: Es ist ganz leicht, beim Einkaufen ein paar Baumwoll-Taschen mehr mitzubringen, um Obst und Gemüse einzupacken. Das Waagen-Pickerl klebt man einfach außen auf die Tasche. Immer noch der beste Tipp: Für den Fall, dass man irgendwann spontan Einkäufe erledigen will, steckt man am besten einfach immer eine kleine faltbare Tasche ein, wenn man das Haus verlässt.
Kampf den Plastikverpackungen
Noch öfter stolpern wir im Supermarkt über Plastikverpackungen. Egal ob Obst, Gemüse oder sogar bereits anderweitig verpackte Lebensmittel werden gerne zusätzlich in eine Plastikverpackung gesteckt. Sinnvolle Lösung: Das Produkt boykottieren und somit den Hersteller*innen signalisieren, dass du mit der gegenwärtigen Verpackungsmethode nicht zufrieden bist. Und stattdessen wenn möglich direkt eine plastikfreie Alternative shoppen. Und genau da kommt die Replace Plastic App ins Spiel. Wie das Tool funktioniert? Mit dem integrierten Barcode-Scanner scannst du das deiner Meinung nach in zu viel Plastik verpackte Produkte ein und kannst den Produzent*innen direkt eine vorformulierte Nachricht zukommen lassen, in der du kommunizierst, dass du das Produkt gerne ohne oder mit weniger Plastikverpackung kaufen möchtest. Praktisch: Die App zeigt dir außerdem Produktalternativen ohne unnötige Plastikverpackung an.
Heizen mit Köpfchen
Viele fragen sich oft, wie sie selber in den eigenen vier Wänden positiv zur Verringerung des ökologischen Fußabdruckes beitragen können. Dabei bringt schon jedes Grad beim Heizen etwas in der Energiebilanz. Das bedeutet im Klartext: Den Pullover anziehen, anstatt im Winter mit T-Shirt und Shorts durch die Wohnung rennen und die Heizung einfach mal ein Grad runter drehen. Es müssen keine konstanten 26 Grad in unserer Wohnung vorherrschen. Durch die Wärme werden wir träge, das Denken fällt schwerer und nachts schläft es sich zudem bei gerade mal 16 Grad ohnehin viel besser.
Im selben Atemzug ist daher auch ein sinnvolles Lüften zu erwähnen. Das Fenster gekippt zu haben, mag für den Moment zwar praktisch sein, doch ist es besser, einmal richtig stoßzulüften. Dabei wird verbrauchte Luft schneller mit frischer ausgetauscht und die Räume kühlen dabei nicht so schnell aus. Das wiederum schont den Geldbeutel. Denn wenn die Räume erst wieder hochgeheizt werden müssen, steigen auch die Heizkosten. Der Energieverbrauch lässt sich übrigens auch verringern, indem man das Wasser für die Nudeln und den Tee im Wasserkocher erhitzt anstatt auf dem Herd. Fazit: Das freut nicht nur das Klima, sondern euch euer Sparkonto!
Kühlen ohne Klimaanlage
Wenn wir schon beim Heizen sind, können wir gleich auch vom Kühlen sprechen: Bei 36 Grad im Schatten hat so eine Klimaanlage natürlich schon ihren Reiz. Tatsächlich verbrauchen Klimageräte aber sehr viel Strom. Eine begrünte Fassade spart Heiz- und Kühlkosten. Weil das aber meist nicht in den Händen der Mieter*innen liegt, müssen sich im Hochsommer viele anders Abkühlung verschaffen. Wenn nächtliches Lüften nicht mehr ausreicht, könnt ihr auf einen Ventilator zurückgreifen. Sie verbrauchen nämlich nur einen Bruchteil der Energie von Klimaanlagen. Noch mehr Tipps, um euch im Sommer ohne Klimagerät abzukühlen, findet ihr bei der UMWELTBERATUNG.
LED it shine!
Nicht nur bei der Wärme, sondern auch beim Licht lässt sich einiges an Energie sparen: Ein voll ausgeleuchteter Raum ist nicht nur ungemütlich, sondern im Alltag auch vollkommen überflüssig, weil so unnötig Energie verpulvert wird. Dasselbe gilt für Licht, das man brennen lässt, wenn man einen Raum oder sogar die Wohnung verlässt. Wie beim Thema Heizen gilt hier: Licht bewusst einzusetzen spart nicht nur Energie, sondern auch Geld. Und ja, LED-Lampen verbrauchen zwar weniger Energie als herkömmliche Glühbirnen oder gar Halogen-Lampen, aber auch Kleinvieh macht Mist. Und besonders in den sonnenreichen Monaten reicht die Helligkeit des Tageslichts oft schon aus. Wenn du also das nächste Mal am Schreibtisch sitzt, schalte am besten die Deckenleuchte aus und knips stattdessen die Schreibtischlampe an.
Ladekabel vom Strom nehmen
Zugegeben, es ist schon sehr komfortabel, das Ladekabel einfach permanent in der Steckdose stecken zu lassen. Man weiß immer, wo man es wieder findet, und kann mit einem gewohnten Handgriff den Ladeprozess starten. Aber auch wenn kein Endgerät daran hängt, wird Strom verbraucht! Wenn man sich vorstellt, dass pro Person ein bis zwei Handyladekabel und ein Notebook-Ladekabel dauernd am Strom hängen, summiert sich der Energieverbrauch auf lange Sicht gesehen gewaltig. Dasselbe gilt für Geräte, die man nicht häufig nützt und dauernd im Standby-Modus hat. Am besten nimmt man also Bildschirme, Waschmaschine, Router und Stereo-Anlage vom Strom, wenn man länger wegfährt oder sie selten verwendet. Und wenn man den Computer nicht unbedingt im Ruhezustand halten muss, schließt man lieber alle Programme und fährt ihn herunter.
Essen aus dem Müll
Neben Plastikmüll und Energieverbrauch ist auch die Verschwendung von Essen ein ganz großes Problem. Rund ein Drittel der weltweit produzierten Lebensmittel landet jährlich auf dem Müll. Allein eine Million Tonnen Essen werden in Österreich im Jahr weggeworfen. Für Hartgesottene wäre daher vielleicht Dumpstern eine günstige Alternative, um an einwandfreies Essen zu gelangen, das oft aus optischen Gründen nicht mehr verkauft werden kann. Immer mehr Menschen springen auf den Trend auf, das unbeschädigte Essen aus den Mülltonnen großer Supermärkte zu retten. Doch einem sollte man sich bewusst sein, bevor man Hals über Kopf in die nächste Mülltonne taucht: Der Müll ist noch Eigentum des jeweiligen Ladens und das Dumpstern fällt somit in die Kategorie Diebstahl.
„Mindestens haltbar bis“ und nicht „tödlich ab“!
Wer diese rechtliche Grauzone nicht überschreiten will, kann auch anders Lebensmittel vor dem sinnlosen Vergammeln retten. Die eigenen zum Beispiel! Durchschnittlich 157.000 Tonnen angebrochenes und original verpacktes Essen werfen österreichische Haushalte jährlich in den Müll. Achtung: Nur weil ein Produkt das Mindesthaltbarkeitsdatum erreicht oder überschritten hat, heißt das nicht, das dir der Konsum schadet! Alternativ könnte man die Lebensmittel auch an jene weitergeben, die sie sich den Einkauf im Supermarkt vielleicht nicht leisten könnten. Wie? Über sogenannte Fairteiler und öffentliche Kühlschränke. Dort kann jede*r übrig gebliebenes oder aus der Mülltonne vom Supermarkt gerettetes Essen hinbringen und sich gleichsam daraus bedienen. Wo du die Fairteiler in ganz Österreich findest und ob sie womöglich bestimmte Öffnungszeiten haben, verrät dir die Website www.foodsharing.at.
Gegen Verschwendung in Lokalen
Gleiches gilt nicht nur für Supermärkte, sondern auch für Lokale. Nicht immer stimmt die Kalkulation bis aufs letzte Stück und so kommt es vor, dass Bäckereien oder Restaurants am Ende des Tages noch frische Lebensmittel oder schon fertig zubereitete Gerichte auf Lager haben, die sie wegen zu geringer Nachfrage nicht mehr unters Volk bringen können. Da kommt die App Too Good To Go ins Spiel. Dort kannst du genau solche Restposten stöbern und sie dir zu einem vergünstigten Preis sichern. So freut sich das Restaurant, weil sie nicht so viel oder im Idealfall gar nichts mehr entsorgen müssen. Und du hast ein Lebensmittel oder ein fixfertiges Gericht zum Sonderpreis abgestaubt.
Go Vintage!
Nicht nur Essen lässt sich problemlos retten, auch Kleidung! Secondhand-Shops und Vintage-Märkte sind längst nicht nur für die Über-Hipster unter uns eine Möglichkeit, schicke Stücke für vergleichsmäßig wenig Geld zu erstehen. So manches Teil, das vielleicht von der Designerstange weg ursprünglich viel Geld gekostet hat, hängt hier zu verhältnismäßig günstigen Preisen. Dazu kommt auch, dass solche Teile meist von ziemlich guter Qualität sind. Man kann sie also jahrelang tragen.
Setzt du in Sachen Kleidung auf secondhand, ist das außerdem keine Einbahnstraße. Zum einen wendest du dich damit von Preisdumping und fragwürdigen Produktionsbedingungen so mancher Großketten ab. Zum anderen musst du deine ausgemisteten Lieblingsteile nicht in die Tonne treten, sondern kannst sie anderen vermachen. Dazu braucht es, Smartphones sei Dank, nicht einmal mehr einen Tag am Flohmarkt, sondern nur ein paar Minuten am Handy. Diverse Secondhand-Apps erleichtern dir das Kleidertauschen und -verkaufen heutzutage erheblich. Die perfekte Gelegenheit, um den Fängen der textilen Massenproduktion zu entkommen und sich stattdessen lieber ein hübsches Halskettchen aus zweiter Hand zu checken – persönliche Note inklusive!
Sharing is caring
Getreu dem Motto „sharing is caring“ können wir also viel erreichen, indem wir nicht permanent neu kaufen und nur an den eigenen Bedarf denken, sondern anfangen zu teilen. Nachbarschaftshilfe kann sich als unschätzbare Geldeinsparungsquelle erweisen und den ökologischen Fußabdruck verringern. Die Industrie will uns weismachen, Konsum sei reizvoll und gut. Doch wie viele Dinge kaufen wir uns, obwohl wir sie nur selten benutzen? Sei es die Bohrmaschine, die hippe Polaroidkamera oder einfach der Fonduetopf für ein Abendessen mit Freunden. Wie praktisch, platzsparend und kostengünstig wäre es, wenn wir uns von nun an mit Freund*innen und/oder Nachbar*innen solche Dinge teilen? Die Kommunikation wird dadurch gestärkt, das Miteinander gefördert und wie von selbst die Umwelt ein wenig entlastet.
Reparieren statt neu kaufen
In die gleiche Kerbe schlägt auch der nächste Tipp: Anstatt bei jeder Kleinigkeit ein neues Gerät zu kaufen, lassen sich viele Dinge reparieren. In Wien gibt es zahlreiche Initiativen, die sich für Reparaturen einsetzen und euch dabei unterstützen. Von der Fahrradwerkstatt über Nähsalons bis zum Möbel-Upcycling: Informiert euch über coole Workshops und Angebote für Reparaturen, bevor ihr etwas wegwerft. Derzeit gibt es außerdem den Reparaturbonus für Elektrogeräte. Wenn ihr eure Elektrogeräte reparieren lasst, könnt ihr euch bis zu 200 Euro vom Klimaschutzministerium zurückholen.
Achtung beim Online-Shopping
Wenn ihr euch dann doch einmal etwas Neues bestellen wollt, solltet ihr beim Online-Shopping einiges beachten. Der Großteil der Emissionen im Online-Handel entsteht durch den Transport der Waren, nicht durch Lagerung oder Verpackung. Bündelt eure Bestellungen, um unnötige Transportwege zu vermeiden. Bestellt nur, was ihr wirklich braucht und behalten wollt – ein großes Problem sind nämlich auch Retouren. Und bestellt, wenn möglich, bei österreichischen Händler*innen. Mehr zum Thema umweltschonendes Shopping findet ihr auf der Website der UMWELTBERATUNG.
Was ebenfalls der Nachhaltigkeit dient, ist Upcycling. Samuel Karl macht mit seinem Label AUSGESPIELT vor, wie das auf hohem Niveau funktioniert. Du willst mehr über den Vintage-Lifestyle wissen? Dann check unser großes Vintage-Interview mit zwei Grazer Macherinnen aus!