Inklusives Haareschneiden: Zu Besuch bei Ina Holub von Soft & Cut
Mitte Februar 2024 eröffnete Ina Holub Österreichs ersten mehrfach barrierefreien Haarsalon Soft & Cut in Wien. Wir haben mit der Aktivistin über fehlende Inklusivität im Beautybereich gesprochen.
Die eigenen Haare sehen immer am besten aus, kurz bevor man den Termin beim Friseur hat. Das ist ein ungeschriebenes Gesetz. Darüber kann man lachen – zumindest so lange, bis man dann auf dem Sessel im Friseursalon sitzt, in den Spiegel schaut und feststellen muss, dass die Person, die gerade ewig geschnitten, gepinselt und gestylt hat, doch das Ziel verfehlt hat. Bei Soft & Cut von Ina Holub wird euch das jedoch nicht passieren.
Ina Holub ist Aktivistin für queere Körperpolitik, Fat-Acceptance-Themen, generell Queerness und Diskriminierung auf Instagram. Am 17. Februar 2024 hat sie Soft & Cut gegründet – Österreichs ersten mehrfach barrierefreien und queer-owned Haarsalon. Der Salon ist eine Wolke aus Rosa mitten auf der Kaiserstraße und richtet sich vor allem an marginalisierte Personen. Das sind queere und behinderte Personen, People of Colour, Personen der asiatischen Diaspora und natürlich alle Intersektionen davon. Inklusivität ist ein Punkt, der der Stylistin besonders am Herzen liegt.
Inklusion und Awareness bis in die Spitzen
Während es beim Haareschneiden schonmal vorkommt, dass aus Spitzenschneiden doch eine Kurzhaarfrisur wird, oder die neue Haarfarbe drei Nuancen dunkler geworden ist als gewünscht, beginnen Styling-Traumata in anderen Lebensrealitäten viel früher. Wenn Schwarzen Kund*innen ungefragt in die Haare gefasst wird, beispielsweise. Oder wenn Kopftuchtragende die meisten Salons gar nicht erst besuchen können, weil nicht ausreichend Schutz vor fremden Blicken gewährleistet ist.
Die große Fensterfront von Soft & Cut ist daher mit einem Vorhang versehen, der je nach Bedarf zugezogen werden kann. Auch die schöne rosa Farbe, die sich hier wirklich durch jedes Detail zieht – von besagtem Vorhang, über alle Wände bis hin zu einzelnen Haarclips – hat einen tieferen Sinn: Der Ton ist besonders beruhigend für neurodivergente Menschen. Eine Rampe für Rollstuhlfahrer*innen, die auch ohne Begleitperson überwältigt werden kann, sowie extra breite Sessel, die viele Kilos tragen können, runden das inklusive Konzept ab.
Darüber hinaus wird Ina Holub nicht müde, immer wieder Zusatzausbildungen zu diversen Haarstrukturen und Hautkonditionen zu besuchen. Die klassische Stylist*innenausbildung bietet nämlich wenig Informationen über Diversität. Bei Soft & Cut hingegen ist die Produktpalette sowie die Auswahl an Treatments schier endlos.
Logisch, dass auch die Preise keine Trennung zwischen den Geschlechtern machen: Schneiden kostet für alle 50 Euro. Und jede*r bekommt dasselbe Zeitfenster. So könnt ihr sicher sein, dass Ina euch mit Fragen zu euren Haaren löchert – auf eine gute Art –, bis sie die Schere zum ersten Mal ansetzt.
Obwohl ihr jetzt sicher denkt, die Frau hat wirklich alles auf dem Schirm, was es in Sachen Inklusion zu wissen gibt, ist sich Ina Holub sehr bewusst, dass ihre Arbeit niemals enden wird: „Es wird immer Personen geben, die nicht abgeholt werden.“ Doch zum Glück wird es auch immer Personen geben, die alles daran setzen, vermeintlich kleine Dinge im Leben, wie einen Haarschnitt, für alle besser zu machen.