Street Art Guide Austria: Streifzug durch Österreichs Street-Art-Szene
Thomas Grötschnig dokumentiert seit 2016 Street Art in Wien. Nun hat er für ganz Österreich einen Street Art Guide veröffentlicht, in dem er spannende Graffitis und Murals dokumentiert.
Egal, wie oft man den Donaukanal entlang spaziert, meistens entdeckt man neue Murals und Graffitis an den Wänden. Er zählt zu den Hotspots in Sachen Street Art in Wien. Da kann es schon einmal vorkommen, dass Werke nach ein paar Tagen wieder übersprüht werden. Street Art ist nun einmal eine vergängliche Kunstform. Für Thomas Grötschnig ist es gerade deshalb spannend, die vielen Pieces fotografisch festzuhalten. „Manche Werke werden stundenlang oder sogar tagelang gemalt. Es steckt sehr viel Arbeit dahinter und ist oft auch nicht günstig“, sagt der Fotograf und Publizist mehrerer Street Art Guides. Die Vergänglichkeit sei auch der Grund, warum er vor sechs Jahren mit der Dokumentationsarbeit in Wien auf Social Media begonnen hat. „Social Media ist so schnelllebig wie die Kunstform selbst. Ich finde es auch spannend, Street Art in Buchform festzuhalten und zu konservieren.“
Urbane Kunst am Land
Nach seinem Street Art Guide für Wien hat Grötschnig nun auch für ganz Österreich einen Guide veröffentlicht. Das Buch enthält 250 Murals vom Burgenland bis nach Vorarlberg und zeigt, dass es diese urbane Kunstform durchaus auch abseits der Hauptstadt Wien gibt. Besonders spannend sei die Street-Art-Szene in Innsbruck. „In der gesamten Innenstadt gibt es Werke, aber auch außerhalb: Im Rahmen des Underbridge Festivals werden Künstler*innen eingeladen, in der Vergangenheit haben sie beispielsweise die hohen Wände der Inntalautobahn-Brücke gestaltet“, sagt Grötschnig.
Der Guide konzentriert sich aber nicht nur auf die großen Städte, (unvermutete) Highlights fand Grötschnig auch im ländlichen Raum, zum Beispiel in Feldbach und Fürstenfeld in der Südsteiermark. „Das Umfeld eines Werks macht total viel aus: einerseits, wie das Werk wirkt und andererseits setzen sich Künstler*innen auch mit dem Raum auseinander“, sagt er. Ein Beispiel dafür sind Würmlas Wände in Niederösterreich. Die Künstler*innen David Leitner und Katharina C. Herzog haben im Jahr 2019 Silos, Keller und andere Flächen mit landwirtschaftlichen Motiven gestaltet. Das zeige laut Grötschnig, dass Street Art auch ländliche Gebiete bereichern kann.
Sehen und gesehen werden
Wer denkt, in Österreich gibt es nur Werke heimischer Künstler*innen zu sehen, irrt. „Die Szene ist untereinander gut vernetzt und auch sehr international. Gerade im Sommer kommen viele nach Wien und Österreich, um zu malen“, sagt Grötschnig. „Wien hat europaweit gesehen viele legale Flächen, die auch sehr präsent sind, wie den Donaukanal und den Yppenplatz“. Das mache die Stadt auch für internationale Artists interessant.
In seinen Guides will Grötschnig eine Mischung aus Werken zeigen, die länger überdauern oder das Potenzial dazu haben. Und Werke, die vielleicht nur kurz im öffentlichen Raum sichtbar sind. Leser*innen sollen damit selbst losziehen und die Graffitis und Murals erkunden. Deshalb hat er Adressen, Karten und Infos zu den Werken in den Guide gepackt. Wer noch mehr Anleitung will, findet sie in den Street-Art-Wanderwegen durch Wien und Graz, die Grötschnig konzipiert hat und zu den wichtigsten Werken der Städte führen.
Wenn ihr noch nicht genug Street Art gesehen habt, schaut doch mal bei Mural Harbor in Linz vorbei. Oder folgt unserer Liste über Kunst im öffentlichen Raum und verpasst keine Updates mehr!