Super Bowl: Die wichtigsten Regeln und Begriffe
In der Nacht von Sonntag auf Montag treffen die Kansas City Chiefs auf die San Francisco 49ers beim 58. Super Bowl. Kickoff ist um 0.30 Uhr, bis dahin könnt ihr euch noch intensiv vorbereiten. Ein paar Grundbegriffe im American Football erklären wir euch hier.
Wir lieben Bowls – Poke Bowls, Buddha Bowls, Ramen Bowls. Und wir lieben Dinge, die super sind – Superheld*innen, SuperCycle, supersaugfähige Küchenrolle. Wirft man beides zusammen, bekommt man? Richtig: Super Bowl! Ungefähr so kompetent ist unsere Herangehensweise an dieses sportliche Spektakel. Aber lang aufbleiben, Fast Food essen und anderen beim Sporteln zuschauen? Sign us up! Damit auch ihr dieses Jahr mehr vom Super Bowl habt als bloß ungeduldiges Warten auf die Halftime Show, haben wir uns Rat bei unserer Football-Expertin im Team gesucht und erklären euch, was ihr wissen solltet.
Line of Scrimmage
Das ganze Spiel besteht aus vier Vierteln, jedes Viertel dauert praktischerweise eine Viertelstunde – allerdings mit Pausen nach jedem Spielzug. 15 Minuten sind also die Netto-Zeit der Runde. Während dieser 15 Minuten versucht die angreifende Mannschaft mit jeweils vier Spielzügen, die sogenannte Line of Scrimmage – eine imaginäre Linie von zehn Yards – weiter in Richtung der Endzone der gegnerischen Mannschaft zu verschieben. Die Linie wird immer dort neu gezogen, wo der Spielzug geendet hat. Hat man die zehn Yards geschafft, bekommt man weitere vier Züge. Schafft man es nicht, ist die andere Mannschaft an der Reihe und muss von dort, wo der letzte Spielzug geendet hat, versuchen, bis in die Endzone der Gegner zu kommen. Meist wird aber nach dem dritten Spielzug der Ball möglichst weit weg gekickt, damit das andere Team erstmal schön Meter – oder eben Yards – machen muss. Auch ein Field Goal ist eine Möglichkeit – aber eins nach dem anderen.
Wann ein Spielzug endet
Ein Spielzug endet übrigens dann, wenn die Ellenbogen, Knie oder das Gesäß des Spielers, der den Ball hat, den Boden berühren. Meist passiert das nach einem saftigen Tackle. Eine wesentliche Erklärung dafür, warum die Spieler so oft aufeinander liegen. Ein Spielzug endet aber auch dann, wenn ein Spieler mit dem Ball in der Hand das Feld verlässt (ja, das darf man hier) oder einen Touchdown macht.
Down
Einen einzelnen Spielzug nennt man Down, den ersten Versuch First Down. Hat man es also mit vier Downs erfolgreich geschafft, die Line of Scrimmage mindestens zehn Yards zu verschieben, bekommt man einen neuen First Down – yay! Den Versuch einer angreifenden Mannschaft, bis in die Endzone zu kommen, nennt man übrigens „Drive“.
Punt
Und was, wenn man es nicht schafft? Wenn Line of Scrimmage und Endzone nach drei Spielzügen noch immer viele, viele Yards entfernt liegen, geht man lieber auf Nummer sicher und puntet. Dafür kommt die Special Unit aufs Feld und kickt den Ball so weit wie möglich weg von der eigenen Endzone. Damit übergibt man den Ball zwar der anderen Mannschaft, die muss jetzt aber fast den ganzen Rasen durchqueren, um wieder Punkte zu holen.
Field Goal
Manchmal sieht man die kampflustigen Schulterschränke aber nicht nur auf dem Rasen herumkugeln, sondern den Football auch treten. Und zwar idealerweise so fest und weit, dass er durch das überdimensionale Tor prescht, das ein bisschen aussieht wie eine zackenlose Heugabel. Ein Field Goal zu erzielen, versucht die angreifende Mannschaft in der Regel dann, wenn sich die Line of Scrimmage bereits ungefähr 35 Yards vom Tor entfernt befindet („Field Goal Range“), weil da die Treffsicherheit bereits sehr hoch ist. Meistens machen das die Mannschaften nach den ersten drei Versuchen – Downs! –, wenn absehbar ist, dass sie beim vierten Down nicht über die zehn Yard Linie kommen werden. Dann kicken sie stattdessen und hoffen, dass sie die drei Punkte für das Field Goal einsacken können.
Touchdown
Mehr wert als ein Field Goal ist aber der Touchdown – because that’s what it’s all about. Das ganze Ziel der Spielzüge ist, dass sie irgendwann in der Endzone der gegnerischen Mannschaft münden, indem der Ball entweder dorthin getragen oder geworfen und dort gefangen wird.
Flag
Bei so viel Vollkontakt wie beim Football liegt eins klar auf der Hand: Fouls! Und davon gibt es jede Menge. Kommt es zu einer Strafe – das kann zum Beispiel bei einem Frühstart sein, jemand greift jemandem in die Helmmaske, jemand tackelt den ballbesitzenden Spieler von dessen blindem Fleck aus, you name it! –, werfen die Schiedsrichter eine Flag, also eine gelbe Flagge aufs Feld. Dann wird entschieden, ob die foulende Mannschaft beispielsweise extra Strafyards kassiert oder die gefoulte Mannschaft ein Automatic First Down, also neue vier Versuche bekommt.
Fumble
Will man sich mit Footballfans streiten, könnte man behaupten, der Fumble ist das Abseits unter den Football-Regeln. Aber auch nur deshalb, weil damit sehr viele Spielregeln einhergehen. Im Prinzip bedeutet Fumble aber: Die eine Mannschaft verliert den Ball, weil er einem Spieler aus der Hand fällt, rutscht oder sich sonst irgendwie aus dem Staub macht, und die andere Mannschaft schnappt ihn sich.
Interception
Das geht übrigens auch im freien Flug und nennt sich dann Interception: Wenn der Quarterback nach vorne passt und die gegnerische Mannschaft den Ball abfängt, dreht sich das Spielchen plötzlich um und die Defense-Mannschaft muss plötzlich als Offense richtig Gas geben.
Offense/Defense
Jede Football-Mannschaft besteht aus drei Teams: der Offense, der Defense und einer Special Unit für die Field Goals und Punts. Ist eine Mannschaft also an der Reihe, anzugreifen, rückt die Offense ein. Muss sie ihre Yards verteidigen, ist die Defense dran. Die Offensive Line verteidigt den Quarterback, indem sie die „Pocket“ um ihn formt, die Defensive Line versucht, den Quarterback zu „sacken“, also zu Fall zu bringen.
Quarterback
Apropos: Who this? In seichten High-School-Komödien sind die Quarterbacks mit Abstand die beliebtesten Typen, die Obermacker, die kleine, schmächtige Nerds in die Spinde sperren. So die Legende. In der Realität wirkt es aber, als würde der Quarterback außer anfänglichem Werfen nicht besonders viel machen. Tut er aber doch: Denn er ist über ein Headset in seinem Helm mit dem Trainer verbunden, der ihm die nächsten Spielzüge kommuniziert, die wiederum abseits des Spielfelds minutiös berechnet werden. Der Quarterback richtet sie wiederum der restlichen Mannschaft vor jedem Spielzug aus, natürlich verschlüsselt, damit es die Gegner nicht checken. Schreit also zum Beispiel plötzlich jemand „Blue 80. Blue 80. Set. Hut, hut, hut!“, hut, äh, hat der Quarterback durch Codewörter seinem Team zu verstehen gegeben, welcher der unzähligen Spielzüge an der Reihe ist, die kurz zuvor im „Huddle“, also in der eng beieinander stehenden Gruppe am Spielfeld besprochen wurden. Das braucht schon ordentlich Hirnschmalz, also sind eigentlich ironischerweise die Quarterbacks die Nerds der Mannschaft.
Runningback
Im Gegensatz dazu ist der Runningback der Offense dafür zuständig, mit dem Ball in der Hand so weit wie möglich nach vorne zu laufen. Der Runningback steht zu Beginn sogar noch hinter dem Quarterback, muss also zunächst versuchen, überhaupt erst an der gegnerischen Defensive Line vorbeizukommen.
Wide Receiver
Der Receiver läuft die spezifische Passroute, die ihm angesagt wurde, und bekommt den Ball vom Quarterback gepasst. Meistens steht mehr als ein Wide Receiver am Feld, damit die gegnerische Mannschaft den Spielzug schlechter vorhersehen kann.
Tight End
Spätestens dank Taylor Swift und Travis Kelce von den Chiefs ist selbst den blanksten Football-Noobs der Tight End ein Begriff: Er ist eine Mischung aus Offensive Lineman, also Verteidiger des Quarterbacks, und Wide Receiver, also Passspieler.
Was unten eingeblendet ist
Profi-Hack: Am unteren Ende des Bildschirms werden ominöse Zahlen eingeblendet, die bei näherem Betrachten durchaus Sinn ergeben. Steht da zum Beispiel „2nd“ und „8“, ist der aktuelle Spielzug der zweite Versuch und die acht sind die Yards, die die Mannschaft noch braucht, um auf ihre zehn Yards zu kommen.
Das waren natürlich längst nicht alle Regeln, Sonderfälle und Ausnahmen. Denn dann wäre dieser Artikel eine Brockhaus-Enzyklopädie und wir professionelle NFL-Kommentator*innen. Aber für die ersten Grundlagen solltet ihr damit gut auskommen und vielleicht den einen oder anderen eingefleischten Football-Fan in eurem Freundeskreis aus der Fassung bringen. Also: hut, hut, hut!