Der 1000things-Survivalguide für den Nachtzug
Ihr seid zum ersten Mal mit dem Nachtzug unterwegs? Mit unserem Survivalguide seid ihr auf alles vorbereitet – von der richtigen Pack-Strategie bis zum besten Schlafplatz.
Anstatt um 5 Uhr morgens aufzustehen, zum Flughafen zu hetzen, nur um dort erst recht zwei Stunden zu warten, beginnt euer Urlaub so: Abends fahrt ihr entspannt zum Bahnhof, das gemütliche Tuckern des Zuges wiegt euch in den Schlaf und am nächsten Morgen wacht ihr einer anderen Stadt auf. Reisen mit dem Nachtzug könnte so schön sein – wären da nicht laute Nachbar*innen, stressige Grenzbeamte und viele Leute auf wenig Raum. Aber keine Sorge, mit unserem Survivalguide für den Nachtzug seid ihr bestens auf die nächste Reise im Nightjet vorbereitet.
Von Sparfuchs bis Luxus
Die perfekte Nachtzugfahrt beginnt nicht erst, wenn ihr abends in den Nightjet steigt und euer Abteil bezieht. Sie beginnt schon viel früher, nämlich mit der Buchung. Bei den Nachtzügen der ÖBB habt die Auswahl aus drei Angeboten: Schlafwagen, Liegewagen und Sitzwagen. Den Sitzwagen, so ehrlich müssen wir sein, solltet ihr wirklich nur buchen, wenn ihr keine Ansprüche an euren Rücken habt, wirklich überall schlafen könnt – oder eurer Konto einfach nicht mehr hergibt. Wenn das nicht auf euch zutrifft, werdet ihr euer Vergangenheits-Ich nach einer Fahrt im Sitzwagen ein bisschen hassen. Wenn ihr dennoch im Sitzabteil fahren wollt, empfehlen wir euch, ein ganzes Abteil im Sitzwagen zu buchen. Das geht für maximal drei Personen. Die Sitze kann man ausziehen. Ihr müsst also nicht zehn oder mehr Stunden lang sitzen, sondern könnt auch ein wenig nappen. Ihr bekommt allerdings keine Decken und Polster und kein Frühstück.
Wenn ihr zu dritt oder zu viert seid, könnt ihr euch ein privates Abteil im Liegewagen buchen. Die Liegeabteile sind relativ günstig, ihr bekommt eine dünne Decke, Leintuch und Kissen und Frühstück. Bucht ihr kein Privatabteil, haben bis zu sechs Personen im Liegeabteil Platz. Das kann ganz schön eng werden. Im Schlafwagen können maximal drei Personen schlafen, ihr liegt in einem schon bezogenen Bett mit einer dickeren Decke und habt ein eigenes Waschbecken im Abteil (in der Deluxe-Version sogar Dusche und WC). Zudem gibt’s Ohropax, Schlafmaske, ein kleines Handtuch, Hausschuhe und ein kleines Flascherl Sekt, damit ihr auch gut schlafen könnt. Luxus pur!
Packen für das Tinyhouse
Weil auch das luxuriöseste Abteil im Nachtzug eher einem Tinyhouse als einer Villa gleicht, ist gute Vorbereitung das A und O. Seid ihr mit Koffer unterwegs, packt ihr am besten alles, was ihr im Nightjet noch brauchen werdet, in eine kleine Tasche oder einen Rucksack. Den Koffer verstaut ihr dann direkt auf der Ablage. Denn in den kleinen Abteilen den großen Koffer noch einmal zu öffnen und nach dem Pyjama zu durchsuchen, ist gar nicht mal so einfach, wenn sich sechs Personen auf zwei Quadratmetern tummeln. Zahnbürste, Deo und was ihr sonst noch für eure Morgen- und Abendroutine braucht, kommt also ins Handgepäck. Weniger ist hier definitiv mehr, denn wie gut kann das Make-up schon werden, wenn ihr euch um 5 Uhr Früh in einem fahrenden Zug schminkt?
Auch outfittechnisch könnt ihr es einfach halten. Am besten setzt ihr auf den Zwiebellook, weil die Klimaanlagen (beziehungsweise Heizungen) nicht immer zuverlässig funktionieren, wie wir euch aus eigener Erfahrung sagen können. Im Übrigen empfehlen wir euch, eher früher als später ins Bad zu gehen und in den Pyjama zu wechseln. Die geteilten WCs und Badezimmer werden tendenziell im Lauf der Fahrt nicht schöner.
Die Qual der Bettenwahl
Das Gepäck ist verstaut, die Sitze zu Liegen umgebaut und ihr seid bereit, schlafen zu gehen? Nun stellt sich natürlich die Frage: Welches Bett ist das beste? Die Antwort ist: es kommt darauf an. Wenn sich mindestens einmal pro Nacht verlässlich eure Blase meldet, dann legt ihr euch am besten ganz unten hin. Eure Mitreisenden werden es euch danken, wenn ihr euch nicht mitten in der Nacht aus dem obersten Bett schält und über die Leiter nach unten klettert. Wenn euch tendenziell immer zu kalt ist, könnte das Platzerl ganz oben wiederum das beste für euch sein, denn da ist es am wärmsten. Seid ihr sehr groß, wird es ganz oben allerdings sehr eng. Und wenn nicht alle bei der gleichen Station aussteigen, macht es Sinn, dass diejenigen, die am längsten fahren, oben liegen und weiterschlafen können, wenn andere schon aussteigen. Ihr seht: Es ist gar nicht so einfach, das richtige Bettchen zu erwischen.
Aber auch das beste Bett hilft euch im Nachtzug nicht weiter, wenn im Nebenabteil die Nachbar*innen lauthals singen oder der Zug bei jedem unbeschrankten Bahnübergang hupt (in Polen sind das übrigens sehr viele). Ohropax sind im Nightjet eure besten Freunde – ihr vergesst sie vermutlich nur einmal. Wer sehr lichtempfindlich ist, kann auch eine Schlafmaske einpacken. Wertsachen und euren Pass oder Personalausweis habt ihr am besten in einer kleinen Tasche im Netz neben eurem Bett. Denn auf den meisten Strecken kontrollieren Grenzbeamte eure Reisedokumente. Und im Gegensatz zum Zugpersonal, das euch morgens mit Kaffee und Frühstück weckt, ist das “Aufweckservice” der Grenzbeamt*innen oft eher unsanft. Wenn es also plötzlich laut an der Abteiltür klopft, habt ihr den Pass gleich griffbereit.
Der Morgen danach
Die Reise mit dem Nachtzug neigt sich dem Ende zu – wenn man nicht bei der Endstation aussteigt, kann es sein, dass ihr in aller Frühe an eurem Ziel ankommt. Das Zugpersonal weckt euch in der Regel bis zu einer Stunde vor der Ankunft auf. So habt ihr noch genügend Zeit, euch frischzumachen und zu frühstücken. Stichwort Frühstück: Wenn ihr (wie wir) um 6 Uhr Früh noch nicht bereit für zwei Semmeln und eine Tasse Kaffee seid, könnt ihr abends auch nachfragen, ob ihr Frühstück to go haben könnt. Dann bekommt ihr ein Sackerl mit und ihr könnt ein paar Minuten länger schlafen.
Oder ihr nutzt die Zeit, um herauszufinden, wo ihr am Zielort eure Koffer für ein paar Stunden aufbewahren könnt – denn die meisten Hotels und Apartments kann man erst nachmittags beziehen. Zu lange solltet ihr das Aufstehen aber nicht hinauszögern, denn meistens braucht man morgens länger als man denkt. Vor allem, wenn man in der Klo- und Bad-Schlange warten und sein ganzes Zeug in dem engen Abteil wieder einsammeln muss. Doch hat man erstmal eine Routine für Nachtzug-Reisen gefunden, dann ist es wirklich eine schöne Art, von A nach B zu kommen.
Noch auf der Suche nach dem passenden Urlaubsziel? Wir zeigen euch schöne Reiseziele, die ihr von Österreich aus mit dem Nachtzug erreichen könnt. Wenn ihr alleine unterwegs seid, lest ihr am besten auch noch unseren Survivalguide fürs alleine Reisen.