To Dos für die Semesterferien, die wir dann doch nicht machen
Alles hat ein Ende, nur die Wurst hat zwei – oder eigentlich drei, wenn man ihr physisches Ende in unseren Mägen dazuzählt. Und der Unistress? Tja, der ist da schon etwas hartnäckiger als die Knacker im Kühlschrank. Er endet wieder und wieder, Semester für Semester, mit den letzten Prüfungen vor den Ferien. Wir wissen zwar, dass die Freiheit nicht von langer Dauer sein wird und in nur wenigen Wochen sind wir wieder Knechte unserer Wissbegier. Aber für wenigstens ein paar Tage hält sich die totale Euphorie, die wohl nie größer ist als unmittelbar nach der letzten Prüfung, wenn wir unsere Stifte endlich mit einem gangstermäßigen Mic-Drop fallen und den Hörsaal – oder in Corona-Zeiten: den Zoom-Call – hinter uns lassen. Endlich: Freiheit! Soziale Kontakte und Hobbys, here we come – oder Lockdown-tauglicher: Spaziergänge und Netflix, Hauptsache nicht büffeln.
Noch in den Öffis am Weg nachhause beziehungsweise am Weg vom Schreibtisch zum Sofa sprühen wir vor Elan und guten Ideen. Am liebsten würden wir sofort unsere elendslange Bucketlist auspacken mit allen To Dos, die dank Prüfungsstress in den vergangenen Wochen liegen geblieben sind. Aber tun wir’s dann wirklich? Meistens nicht. Weil ja auch das Abarbeiten von To Dos irgendwie anstrengend ist. Auch positiver Stress ist letztlich Stress. Und den können wir eigentlich gerade so gar nicht gebrauchen. Und während uns noch zu Beginn der Semesterferien das Gefühl beflügelt hat, die Zeit läge unbegrenzt vor uns, wird in den letzten Februarzügen mit jedem Tag, mit dem sich der Unianfang wieder nähert, der Freizeitspaß zur Galgenfrist. Für alle, denen die Zeit in den Semesterferien ebenfalls viel zu schnell durch die Finger rinnt, haben wir hier ein paar Posten auf unserer To-Do-Liste, die wir uns jedes Mal aufs Neue fest vornehmen – nur, um sie dann doch nicht wirklich abhaken zu können. Ihr seid nicht allein!
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Die unendliche Leseliste bezwingen
„Lesen ist Kino im Kopf“, soll Autor Michael Ende einmal gesagt haben. Leider haben wir während des Semesters nicht allzu viel Zeit für literarisches Kopfkino, das nicht Uni-bezogen ist. Sogar bei Germanist*innen stapeln sich die Bücher, die sie privat unbedingt noch lesen müssen, für die sie aber zwischen Literaturkanon und Sekundärwerken einfach keinen Kopf haben. Sind die Semesterferien gekommen, ist endlich Lesezeit. Am liebsten würden wir dann alles auf unserer Leseliste gleichzeitig verschlingen. Aber wo anfangen? Meistens verplempern wir schon eine gefühlte Ewigkeit damit, uns für das richtige Buch zu entscheiden, mit dem wir unsere Lese-Freiheit einläuten.
So etwas soll auch nicht leichtfertig entschieden werden. Immerhin will man seine begrenzte Zeit ja nicht mit einem faden Wälzer oder einem platten Romantik-Schinken vertrödeln. Also: Lieber etwas zum Nachdenken oder zum Mitfühlen, lieber Sprachspiele oder unfassbare inhaltliche Wendungen? Und da ist der Februar auch schon wieder vorbei. Bücher, die wir uns vorgenommen haben: 30. Tatsächlich gelesene Bücher: Zählt das virtuelle Gesichtsbuch auch? Na gut, ganz so schlimm steht’s natürlich nicht um unsere literarischen Ambitionen. Aber Fakt ist: Beim Lesen nehmen wir uns immer mehr vor als wir schaffen. Wer jetzt sagt: „Ihr verdammten illiteraten Millennials, euch zeig’ ich’s!“, kann sich gerne an unserer Semesterleseliste orientieren.
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Ordnung in die Uni-Unterlagen bringen
Die Ordnung am Schreibtisch fängt mit der Ordnung im Kopf an. Oder so. Woher wir das haben? Empirische Analyse, Baby. Mit jeder auslaugenden Prüfungsphase haben wir beobachtet, dass sich nicht nur unsere Sozialkompetenz, sondern auch unser Ordnungssinn hinter unserem Skripten-Haufen verkriecht. Erst mal reinpauken. Penibel sortieren können wir unsere Mitschriften dann ja immer noch. Außerdem: Das Genie überblickt ja bekanntlich das Chaos. Und wer aufräumt, ist auch nur zu faul zum Suchen. Noch am Heimweg von der letzten Prüfung nehmen wir uns also zuversichtlich vor, endlich unsere Uni-Sachen auf den neuesten, Kaffeeflecken freien Stand zu bringen.
Sobald wir zu Hause ankommen, werden wir unsere College-Blöcke durchforsten und Relevantes in die Mappe heften, die wir im Oktober mal für das Semester angelegt hatten. Apropos: Wo hatten wir die noch gleich eingeschlichtet? Also Planänderung: Zuerst werden wir mal die Mappe suchen, die wir im Oktober für das Semester angelegt hatten. Dann die College-Blöcke schlichten. Dann vielleicht noch die ausgedruckten Mitschriften und Unterlagen lochen und ebenfalls einordnen. Und schon steht das Genie tatsächlich vor seinem Schreibtisch und versucht angestrengt, sein Chaos zu überblicken. Ein lautes Seufzen, ein Schulterzucken – und schließlich ein Zusammenschieben aller Papierdeln auf dem Schreibtisch zu einem großen Stapel, der ungeschaut in der Semestermappe verschwindet. Aber hey, wenigstens haben wir die Mappe gefunden!
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In Ruhe die Seminararbeiten schreiben
Jede*r, der*die auf der Uni schon einmal eine wissenschaftliche Arbeit schreiben musste, weiß: Mit den Prüfungen allein ist das Semester leider noch nicht vorbei. Die Frist für die Abgabe der Arbeiten läuft meistens bis Anfang des folgenden Semesters oder länger. Und weil wir zu Beginn der Semesterferien eh nicht wissen, wohin mit unserer Zeit, nehmen wir uns fest vor, uns im Februar in aller Ruhe an unsere ausständigen Seminararbeiten zu setzen. Damit wir nicht wieder alles in einer Woche recherchieren und schreiben müssen. Damit wir nicht wieder Nachtschichten brauchen, um rechtzeitig fertig zu werden. Damit wir nicht – was war das Thema der Arbeit eigentlich noch mal?
Egal, wir werden’s schon rausfinden, wir haben ja noch genug Zeit. Vielleicht setzen wir uns morgen in aller Ruhe mal dran. Wobei morgen ist Mittwoch und dann ist die Woche auch fast schon wieder vorbei – und wir haben ja noch so viel anderes vor. Dann also besser am kommenden Montag. Da geht’s dafür richtig los. Wobei der kommende Montag eine ungerade Zahl als Datum hat, und ungerade Zahlen bringen Unglück. Vielleicht wäre es am Wochenende doch besser? Wobei – pff – wer paukt in den Ferien schon freiwillig am Wochenende? Ups, und da ist er auch schon wieder. Ladys und Gentlemen: der März!
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Sich in Form bringen
Und wenn der mal da ist, dauert’s auch nicht mehr lang und wir entblättern uns im Schwimmbad. Dafür haben ja viele von uns schon zu Beginn des Jahres den Blockbuster unter den Neujahrsvorsätzen gefasst: Sporteln für die Bademodenfigur! Und die Fortsetzung: Sporteln – jetzt aber wirklich! Und auch, wenn wir eher Vorsatz-Verweigernde sind, ist spätestens mit den Semesterferien der perfekte Zeitpunkt gekommen, um sich ein paarmal öfter von der Couch zu hieven und die müden Knochen zum Schwitzen zu bringen. Also nehmen schließlich auch wir uns immer wieder vor, unsere Gewohnheiten umzustellen, Bewegung endlich mehr in unseren Alltag zu integrieren und zumindest ab und zu joggen zu gehen. Wenn wir das in den Semesterferien erst einmal zur Routine gemacht haben, werden wir auch in stressigeren Lebens- und Lernphasen nicht mehr darauf verzichten können.
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Ja klar, wer’s glaubt.
Mit einem neuen Hobby beginnen
Und nicht nur Sport steht immer wieder ganz oben auf unserer Liste der Dinge, über die wir zwar zu Ferienbeginn liebend gerne nachdenken, die wir aber vergessen, sobald unser geschundener Körper nach der ersten großen Semester-Closing-Party – oder Corona-Edition: Semester-Closing-Zoom-Party – zerstört mit dem Sofa verschmolzen ist. Generell freuen wir uns Ende Jänner schon so sehr darauf, endlich die zahlreichen schrägen und weniger schrägen Hobbys anzugehen, die uns schon so lange im Kopf rumschwirren.
Doch knapp vier Wochen sind gar nicht so lang, wenn es darum geht, sich eine neue Fähigkeit anzueignen und auch noch Spaß dabei zu haben. Den geplanten Workshops kommen (virtuelle) Kaffeepläusche und Spaziergänge mit Freund*innen in die Quere. Was auch nur fair ist: Immerhin sind unsere Liebsten während der Prüfungsphase die, die oft zu kurz kommen. Bevor sie also endgültig eine Vermisstenmeldung auf Facebook posten, wird aus dem Töpfern in Ghost-Manier sicherheitshalber doch Spritzwein-Schlürfen vor der Webcam. Und ehe man sich’s versieht, startet man mit halb fertiggenähten Topflappen, ungebrannten Ton-Skulpturen und einem noch unbenützten Kalligraphie-Set ins neue Semester.
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Tinder-Nachrichten beantworten
Diejenigen von euch, die den Deckel zu ihrem Topf bereits gefunden haben, haben natürlich in den Semesterferien endlich mal wieder Zeit, um ausgiebig zu turteln. Besonders wenn der Deckel ebenfalls Ferien hat. Aber einige von uns müssen erst noch nach ihrem passenden Reindl-Verschluss stöbern – am Wühltisch für Zwischenmenschliches. Auch bekannt als Tinder. Egal ob es uns dabei um unser inneres Sex-Animal oder den hartnäckigen Romantik-Suderanten geht – in stressigen Prüfungsphasen bleiben sie beide gerne mal auf der Strecke.
Ferienzeit wäre die perfekte Möglichkeit, die Hormone wieder etwas in Schwung zu bringen und endlich mal ein paar beinhart ignorierte Tinder-Nachrichten zu beantworten. Aber was soll man nur auf: „Hey!“, „Hallo.“, „Hey du.“, GIF, unvorteilhaftes Genitalfoto antworten? Sobald Fotos von Körperteilen involviert sind, am besten nichts. Aber auch schon eine unverfängliche Konversation wiederzubeleben, die seit Wochen klinisch tot ist, ist meistens ziemlich mühsam. Und dann müsste man ja auch genügend Zeit aufbringen, um sich zu treffen und besser kennenzulernen – beziehungsweise müsste man sich das zumindest mal fest vornehmen für die Zeit nach dem Lockdown. Bei all den Büchern, Unisachen, Work-Outs und Hobbys, die wir in den Ferien vor uns haben, leider unmöglich.
Apropos Tinder: Wir haben Singles gefragt, wie es ihnen im Lockdown geht. Außerdem haben wir Statements zum Thema Homeoffice gesammelt.
(c) Beitragsbild | Glenn Carstens-Peters | Unsplash