5 tolle Angebote in Wien für Schwarze Kinder und ihre Eltern
Vor allem, wer in Workshop-Laune ist, hat heute Glück: Hier findet ihr Freizeit-, Kauf- und Lernangebote, bei denen Schwarze Kinder und ihre Eltern im Mittelpunkt stehen.
Wieso sind manche Menschen eigentlich weiß und andere Schwarz*? Zurecht geht es um eine Frage, bei deren Beantwortung sich schon so manch ein Elternteil die Zähne ausgebissen hat. Dabei ist es doch umso wichtiger, Kinder so früh wie möglich sanft an gesellschaftspolitische Themen heranzuführen. Unsere Gesellschaft hat weiterhin mit Rassismus und Diskriminierung zu kämpfen, weshalb Schwarze Kinder umso mehr den Zugang zu Ressourcen benötigen, die sie unterstützen. Dasselbe gilt auch für die Eltern von Schwarzen Kindern, die je nach Familienkonstellation unterschiedliche Bedürfnisse haben. Hier findet ihr einige Angebote und Ressourcen für Schwarze Kinder und für die Eltern von Schwarzen Kindern – denn diese müssen selbst ja nicht unbedingt Schwarz sein.
Workshop: Mit Kindern wachsen
„Mit Kindern wachsen — Antirassistisches Miteinander in elementarpädagogischen Einrichtungen“ ist ein Projekt, in dem Kindern auf spielerisch-pädagogische Weise diskriminierungskritische Inhalte näher gebracht werden. Hierbei geht es vor allem darum, Kinder in ihrer Identitätsfindung zu stärken, ihnen Respekt und Wertschätzung im Hinblick auf Diversität zu zeigen, ihnen Möglichkeiten für eine gewaltfreie Kommunikation zu bieten und dabei Grundwissen über (Anti-)Diskriminierung zu vermitteln.
Das Projekt ist das Ergebnis einer Kooperation zwischen Miteinander Mensch, Wir Sind auch Wien und der Schwarze Frauen Community. „Mit Kindern wachsen“ besteht aus Personen mit psychosozialer oder pädagogischer Ausbildung, die sich als Schwarz oder als Person of Color definieren. Unter der Leitung von Parissima Taheri und Persy-Lowis Bulayumi besuchen sie in einem Zeitraum von zehn Wochen Kindergärten und Kindergruppen für jeweils eineinhalb Stunden pro Woche. Dabei ist es den Trainer*innen wichtig, die Kinder dort abzuholen, wo sie sich in ihrer Entwicklung gerade befinden.
An einem Ort, der ihnen vertraut ist und an dem sie sich entfalten können, lernen die kleinen Teilnehmer*innen unter anderem den Umgang mit verschiedenen Formen der Ausgrenzung, aber auch über wichtige Themen wie Diversität und Solidarität. Für Schwarze Kinder bietet der Workshop die Möglichkeit, sich als Teil eines Safe(r) Space frei zu bewegen, zu erholen und Spaß zu haben. Bei Bedarf bietet das Team von „Mit Kindern wachsen“ auch Fortbildungen für Eltern und Erziehungskräfte an. Für mehr Infos könnt ihr euch gerne bei Parissima (parissima021@gmail.com) melden.
BAYO Empowerment-Schule
Die BAYO Empowerment-Schule wurde 2020 von der Bildungswissenschaftlerin Dayna-Lee Stewart ins Leben gerufen. Hier können Schwarze Kinder ab sieben Jahren über die Sommermonate an einer Lernbetreuung in den Fächern Mathematik, Deutsch und Englisch teilnehmen. Es steht die Möglichkeit offen, nach Absprache auch andere Fächer einzuführen. Die Kinder werden von Schwarzen Personen mit unterschiedlichen Fachgebieten unterrichtet, genießen jeden Tag gemeinsam ein frisch zubereitetes Mittagessen und der Unterricht wird durch spielerische, die Identität stärkende Workshops aufgelockert.
Einzelcoaching für Moms* im ersten Babyjahr
Als Yoga- und Kreativitätstrainerin und integrative psychosoziale Beraterin trägt Martina Romero viele verschiedene Hüte gleichzeitig. Unter dem Leitgedanken von Achtsamkeit und Empowerment ist ihre Praxis, so Martina, die richtige Anlaufstelle für alle Frauen*, Mädchen*, Mütter* und BIPoC, die gerne dabei unterstützt werden möchten, ein authentisches, selbstbestimmtes und freudvolles Leben zu beschreiten.
In ihrer Beratung arbeitet sie systemisch, bedürfnis- und prozessorientiert an dem Ziel, die Ressourcen ihrer Klient*innen stets zu stärken. Zum Einsatz kommen in etwa körperorientierte Verfahren, systemische Aufstellungen, Gespräche und kreative Methoden. Ihre Arbeit ist auf Rassismus sowie Diskriminierung im Allgemeinen sensibilisiert und darüber hinaus forscht sie gemeinsam mit anderen Schwarzen Müttern* aktuell zum Thema “Schwarze Mutter*schaft in Österreich”. Neben ihren Empowerment Sessions bietet sie auch ein Einzelcoaching an, das sich beispielsweise der neuen Lebenslage frischer Mamas, den spezifischen Umständen von Frauen in Patchworkfamilien oder der gleichberechtigten Elternschaft widmet. Hier könnt ihr mit euren Belangen an Martina herantreten und euch an einem Ort einfinden, der frei von Vorurteilen und vorgefassten Meinungen darüber ist, wie Mutter*schaft ausschauen sollte. Das Coaching kann vor Ort und online stattfinden.
Das Gender-Sternchen in „Mütter*“ und „Mutter*schaft“ weist darauf hin, dass das Bild der Mutter*schaft innerhalb unserer Gesellschaft als spezifisch weiblich konstruiert wird, obwohl auch nicht-binäre, inter* und trans* Personen Mütter* sein können
Workshop: Eltern, Adoptiv- und Pflegeeltern Schwarzer Kinder
Die Arbeit der Schwarze Frauen Community in wenigen Worten zu charakterisieren, ist kein leichtes Unterfangen. Immerhin ist sie bereits seit vielen Jahren fester Bestandteil der Schwarzen Bevölkerung in Wien. Empowerment und die Bewältigung von Alltagsrassismus – die Schwarze Frauen Community geht durch ihr Angebot auf eine breite Basis an Bedürfnissen der Schwarzen Community ein. Neben ihrem Frauen-, Kinder-, und Jugendprogramm für Schwarze Menschen bietet sie auch Workshops für unterschiedliche Zielgruppen an. Durch Antirassismus-Fortbildungen für Erziehungskräfte, Lehrer*innen und andere Interessierte, aber auch durch einzelne Events für nicht-Schwarze Menschen rundet sie ihr Angebot ab. Hierbei lohnt es sich, einen Blick in ihren Veranstaltungskalender zu werfen.
Der Workshop „Eltern, Adoptiv- und Pflegeeltern Schwarzer Kinder“ begleitet Personen im Einzel- oder Gruppenformat dabei, sich mit den Lebensrealitäten von Schwarzen Kindern in ihrem Umfeld auseinanderzusetzen. Beispielsweise können sich weiße Eltern darüber informieren, wie sie ihre Kinder bei Rassismuserfahrungen am besten unterstützen können. Je nach Größe und Bedarf der Gruppe wird der Workshop den jeweiligen Bedürfnissen angepasst.
Weitere Angebote auf Instagram
Falls es vor Ort einmal nicht klappt: Zum Glück gibt es auf Instagram zahlreiche Möglichkeiten, um sich innerhalb der Schwarzen Community zu vernetzen. Wir haben Martina und ihre Instagram-Seite @empowered_mom_at bereits vorgestellt, dabei ist sie mit ihrem Angebot für Mamas nicht die einzige: Neben herzerwärmenden Affirmationen für Schwarze Mütter, die von @schwarzemamasreden auf Instagram gepostet werden, finden sich hier außerdem Events für Schwarze Mamas in der DACH-Region, die je nach Veranstaltung auch für nicht-Schwarze Personen offen sind.
Auch bei Tebbi und Olaolu von @tebalou wird Repräsentation im Kinderzimmer großgeschrieben. In ihrem Onlineshop könnt ihr Bücher und Spielzeug ergattern, bei dem sich „jedes Kind, unabhängig von Hautfarbe, Konfession, Familienkonstellation, Körperbau, Vorlieben, Wünschen und Träumen selbst erkennen kann.“
Daphne Nechyba ist eine afroösterreichische Übersetzerin für die Sprachen Deutsch, Englisch und Spanisch. Sie lebt in Wien, wo sie sich in der Schwarzen Community engagiert, Workshops zum diskriminierungsfreien Umgang mit Sprache leitet und österreichische Vereine und Kulturinstitutionen dazu berät. Zuletzt erschien ihre Übersetzung von bell hooks mit dem Titel »Männer, Männlichkeit und Liebe: Der Wille zur Veränderung« (2022).
Wir zeigen euch Podcasts und Bücher, mit denen ihr euch zum Thema (Anti-)Rassismus weiterbilden könnt. Außerdem haben wir eine Reportage über Alltagsrassismus verfasst.
*Das man „Schwarz“ groß und „weiß“ klein schreibt, ist gängige Praxis im antirassistischen Diskurs. Sprache ist Macht und bildet Machtverhältnisse ab – weder „Schwarz“ noch „weiß“ bezeichnen also (Haut-)Farben, sondern gesellschaftspolitische Positionen (siehe auch: TAZ-Artikel „Schwarz ist keine Farbe“). Wer „weiß“ ist, hat keine Probleme durch Rassismus und steht innerhalb einer rassistischen Hierarchie an der privilegierten Spitze. Wer „Schwarz“ ist, teilt ähnliche Rassismuserfahrungen dadurch, auf bestimmte Weise wahrgenommen zu werden. Dabei ist das Adjektiv „Schwarz“ eine Selbstbezeichnung.