Typische Dinge, die man in Österreich tut
Mal ehrlich: Die meisten Dinge, die man einzelnen Ländern andichtet, sind Klischees. Deshalb haben wir uns angesehen, ob es Dinge gibt, die typisch für Österreich sind, ohne uns ins Dirndl schmeißen und Après-Ski-Hits grölen zu müssen.
Mozartkugeln, Trachtenpärchen, Pistenflitzer – alles bloß Klischees? Zugegeben: Mozartkugeln schmecken schon ziemlich gut. Dirndeln und Lederhosen sieht man zwischen Feuerwehrfest und Wiener Wiesn auch immer öfter und Skifahren, ja Skifahren taugt uns sowieso. Aber ist es das wirklich, was typisch für den Homo Austriacus ist? Wir finden, da gibt es einige deutlich typischere Dinge, die speziell österreichisch sind.
„Ein Soda Zitron, bitte!“
An vorderster Front ist es das gute, alte Soda Zitron, das uns schon auf diversen Familienfeiern den Kater vom Vortag unauffällig weggespült hat. Es ist hierzulande das universelle anti-alkoholische Pendant zum Spritzwein. So einfach und doch so gut. Nicht so picksüß wie ein herkömmlicher Softdrink und doch etwas extravaganter als bloßes, profanes Wasser. Und immer schmeckt es irgendwie ein bisschen nach Kindheit, einen Schluck nach Wanderpause.
Auf die Frage: „Was darf’s denn zum Trinken sein?“ braucht man als Proto-Ösi daher längst keinen Blick mehr in die Getränkekarte, denn egal ob die es anführt oder nicht – bekommen werden wir unser Soda Zitron in Österreich so gut wie überall. Warum auch nicht? Ist ja eigentlich bloß Soda mit Zitronensaft – im Idealfall mit echtem Zitronensaft und nicht mit picksüßem Konzentrat.
Die Jause ist die wichtigste Zwischenmahlzeit des Tages
Aber vielleicht liegt der plötzliche Grant über nicht fachgerecht zubereitetes Zitronensprudelwasser auch bloß daran, dass sich der Hunger meldet. Doch auch das ist in Österreich kein Problem, zu keiner Uhrzeit. Denn egal ob um zehn Uhr Früh zwischen Frühstück und Mittagessen oder um 16 Uhr nach getaner Arbeit – hier snackt man nicht, man jausnet.
Nicht unbedingt genau definiert, meistens in Form von belegten oder beschmierten Broten daherkommend, ist die Jause die ideale Ausrede zum Völlern zwischendurch. Und irgendeinen Anlass gibt es dafür auch immer: Wandertage, Zehn-Uhr-Pause, Geburtstagskuchen, der Schinken läuft morgen ab. Die Jause ist also quasi das Soda Zitron der festen Nahrung: geht immer, gibt’s immer, schmeckt – fast immer.
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Zum Aufbruch gibt’s Soda
Apropos Soda: Es ist nicht nur unsere liebste Methode, um Wein oder Zitronensaft zu strecken, sondern auch Ausdruck für eigentlich eh alles. „Soda!“, oder die Kurzform: „So!“ ist immer und überall einsetzbar, bevorzugt aber dann, wenn man sonst nicht wirklich viel zu sagen hat. Peinliches Schweigen, peinliches Schweigen, und in Österreich setzt bereits die erste Person zu einem geseufzten „Sooo“ an, gefolgt von zaghaftem Nicken, einem Blick in die Runde und anschließend wieder auf die eigenen Füße. Wichtiger Beitrag!
Eher energisch artikuliert, ist „So!“ oder „Soda!“ oft eindeutiges Signal zum Aufbruch. In Österreich sagt man nicht: „Wir werden uns jetzt langsam mal auf den Weg machen“, sondern man klopft sich beherzt auf die Oberschenkel: „So!“ Und allen ist klar: Das war’s jetzt aber wirklich. Allerdings haben wir das wohl mit unseren deutschen Nachbarn gemein:
Popcorn ist gesalzen
Was wir mit unseren lieben Nachbarn eher weniger gemeinsam haben: das Popcorn. Dass das zum Kinobesuch gehört wie der Abspann im Film, ist wohl allen klar. Deutlich stärker gehen die Meinungen allerdings auseinander, wenn es um die Zubereitung geht. Bestellt man nämlich in Deutschland im Kino eine Portion Popcorn, bekommt man oft automatisch süßen explodierten Puffmais. So gern man sich in Österreich und Deutschland auch voneinander abgrenzt – Alleinstellungsmerkmal ist das salzige Popcorn für Österreich aber nicht. Auch in den USA, der Schweiz, Spanien und Südamerika hat man’s lieber salzig.
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Austropop ist nur eine Frage des Pegels
Was hingegen sehr auf Österreich zugeschnitten ist, ist das Genre des Austropops. Das alleine ist schon irgendwie typisch, sagt ja schon der Name. Aber vor allem für junge Österreicher*innen wirklich speziell ist seine Rezeption. Denn selbst jene, die laut tönen, dass Austropop out ist, man die „Quetsch’n“ und „Klampf’n“ nicht mehr hören kann und wer überhaupt Wolfgang Ambros sein soll, können spätestens nach dem zweiten Bier den Text von „Zwickt’s Mi“ erstaunlich gut auswendig. Hat man als Österreicher*in also ein bisschen einen in der Krone, pflückt man Blumen im Gemeindebau und sieht Nackerte im Hawelka. Da haben wir es wieder, das soziale Schmiermittel. Wobei: Austropop geht auch mit Soda Zitron. Wie fast alles.