5 Dinge, die ihr noch nicht über den 8. Bezirk wusstet
Wir nehmen heute wieder ein Stück Wien unter die Lupe und verraten euch Fakten, die ihr vielleicht noch nicht über die Josefstadt wusstet.


Die Josefstadt ist Wiens kleinster Bezirk – aber das wisst ihr bestimmt schon. Was ihr vielleicht noch nicht wisst: Hier bekam Johann Strauss Ärger mit der Polizei und die Alte Löwen-Apotheke war stolze Besitzerin der ersten öffentlichen Gasbeleuchtung Wiens. Woher wir diese Infos haben? Wir haben beim Bezirksmuseum in der Josefstadt recherchiert. Hier kommen fünf Fakten, die ihr vielleicht noch nicht über den 8. Bezirk wusstet:
Johann Strauss bei der Polizei
Wien feiert 2025 das ganze Jahr lang Johann Strauss (Sohn), der heuer seinen 200. Geburtstag feiern würde. Der Komponist wurde im heutigen 7. Bezirk geboren – aber wusstet ihr, dass er 1848 im heutigen 8. Bezirk Ärger mit der Polizei bekommen hat? Der Grund dafür: Er spielte die Marseillaise in der Gaststätte „Zum Grünen Tor“ – genau das war damals allerdings verboten. Das Stück wurde 1792 während der Kriegserklärung Frankreichs an Österreich verfasst.
Nachdem die Oktoberrevolution 1848 in Wien gewaltsam niedergeworfen und eine Militärregierung eingerichtet wurde, blieben Teile der Wiener Bevölkerung revolutionär gesinnt, liest man in der Dauerausstellung des Bezirksmuseums im 8. Bezirk. Bei einem Auftritt von Johann Strauss im Dezember verlangte das Publikum von ihm, die französische Hymne zu spielen. Laut Polizeiprotokoll vom 6. Dezember 1848 verteidigte sich Strauss damit, dass er „Exzesse“ hätte befürchten müssen, wenn er dem Wunsch nicht nachgekommen wäre. Er nutzte die Gelegenheit auch gleich, um Polizeischutz zu beantragen. Wenn man schon mal da ist …
Im Protokoll steht übrigens ebenfalls, dass die Argumentation von Strauss glaubwürdig ist, da er als loyaler und ordnungsliebender Mensch bekannt sei. Das Spielen der Marseillaise machte ihm später aber trotzdem noch Probleme. Als Strauss „Hofballmusik-Direktor“ werden wollte, wurde ihm der Titel dreimal verwehrt, denn er sei ein „leichtsinniger, unsittlicher Mensch“. Die Gaststätte „Zum grünen Tor“ gibt es heute übrigens nicht mehr. An ihrer Stelle befindet sich nun ein Supermarkt.

Die Ursprünge der Bösendorfer Klaviere
Wir bleiben noch beim Thema Musik: In der Josefstadt hat nämlich eine der weltweit führenden Klavierfirmen ihren Ursprung. Die Rede ist von der Klaviermanufaktur Bösendorfer. Ignaz Bösendorfer lernte beim Klavierbauern Joseph Brodmann, der seine Werkstatt in der heutigen Lenaugasse 7 im 8. Bezirk hatte. 1828 erhielt Bösendorfer das Recht, sich als Bürger in Wien niederzulassen und als Meister Klaviere herzustellen. Im selben Jahr übernahm er den Betrieb von Brodmann.
Elf Jahre später erhielt er als erster Klavierbauer von Kaiser Ferdinand den Titel „k.u.k. Hof- und Kammerklavierverfertiger“. Der Aufstieg der Firma ging weiter und bald wurde die ursprüngliche Werkstatt zu klein. Sein Sohn Ludwig Bösendorfer übernahm die Firma, verkaufte das Haus in der Lenaugasse und übersiedelte in den 1. Bezirk. Im Bezirksmuseum Josefstadt findet ihr noch einen Bösendorfer-Flügel, der ca. aus dem 1866 stammt und im Besitz des Komponisten Franz von Suppé war.

Wiens erste öffentliche Gasbeleuchtung
Nicht nur Musikern ist in der Josefstadt ein Licht aufgegangen, sondern auch einem Apotheker: Wenn ihr durch die Josefstädter Straße schlendert, kommt ihr unweigerlich an der Alten Löwen-Apotheke vorbei. Die Apotheke wurde schon 1782 gegründet, befand sich anfangs aber noch gegenüber vom heutigen Standort. Und diese erste Löwen-Apotheke wurde 1816 ziemlich berühmt: Denn der Apotheker Josef Moser konnte ein Gas aus Harz gewinnen, mit dem er die Auslage der Apotheke beleuchtete. Damit schuf er die erste öffentliche Gasbeleuchtung der Stadt. Sogar Kaiser Franz I. kam vorbei, um die beleuchteten Schaufenster zu besichtigen.
Luftschutzbunker im Schönbornpark
Manche von euch kennen vielleicht den Luftschutzbunker im Arne-Carlsson-Park im Neunten. Aber auch im Schönbornpark in der Josefstadt gibt es einen Luftschutzbunker. Er zählt zu den besterhaltenen Luftschutzbunkern aus dem Zweiten Weltkrieg. In den Jahren 1940 und 1941 wurden in zahlreichen Parks Luftschutzbunker gebaut, wofür Fremd- und Zwangsarbeiter*innen eingesetzt und ausgebeutet wurden. Der Hochbunker im Schönbornpark war für 300 Schutzsuchende geplant und verfügte über 44 Kammern, bei Fliegeralarm waren Bunker wie dieser allerdings überbelegt. Um den Luftverbrauch gering zu halten, durfte man nicht sprechen.
Nach dem Krieg wurde der Bunker nicht mehr genutzt, ab 1978 diente er dem Volkskundemuseum als Depot. 2024 wurde er geleert und im Rahmen von Theatervorstellungen, Performances und Führungen der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Die Führungen finden etwa einmal im Monat statt, dafür anmelden könnt ihr euch über die Website des Volkskundemuseums. Dabei erfahrt ihr mehr über den historischen Hintergrund und die aktuellen Installationen, die sich in manchen der 44 Kammern befinden.
Das Wiener Findelhaus
In einem ehemaligen Klostergebäude in der Alser Straße befand sich von bis 1910 das Wiener Findelhaus, das 1784 unter Joseph II gegründet wurde. Auch wenn es der Namen vermuten lässt: Die Aufgabe von Findelhäusern ist es nicht in erster Linie, weggelegte Babys, sondern unehelich geborene Kinder aufzunehmen und an Pflegefrauen zu vermitteln. So bschreibt es Verena Pawlowky im 2021 erschienenen Buch „Vor Schand und Noth gerettet“?! Findelhaus, Gebäranstalt und die Matriken der Alser Vorstadt.
Konnten es sich die schwangeren Frauen nicht leisten, für die Geburt und die Übernahme zu zahlen, mussten sie das Kind im Wiener Gebärhaus zur Welt bringen und sich dort für gynäkologische Untersuchungen zur Verfügung stellen. Die ledigen Mütter, die ihre Kinder hier zur Welt brachten, blieben ungestraft und meist anonym.
Die Findelhäuser sollten eigentlich dazu beitragen, Kindsmorde zu verhindern und die Bevölkerung zu vergrößern, sodass der Staat genügend Arbeitskräfte und Soldaten hatte. So richtig geklappt hat das aber nicht. Insgesamt übergaben zwar mehr als 700.000 Frauen ihre Säuglinge der Anstalt, doch die Sterblichkeitsrate der Kinder war extrem hoch.
