Unser Roadtrip entlang der steirischen Apfelstraße
Raus aus der Stadt, vor uns nur die offene Straße und jede Menge Äpfel! Wir haben uns in einem Camping-Van auf Roadtrip begeben und sind die steirische Apfelstraße abgefahren. Warum ihr die Apfelstraße besonders jetzt im Herbst besuchen solltet, lest ihr hier.
Es ist September, die Blätter färben sich langsam in sämtliche Orangetöne auf dem Farbspektrum, alles wirkt irgendwie wie in Sepia getunkt und irgendwo brät jemand Maroni. Noch einmal raus, noch einmal Frischluft tanken, bevor der Winter gegen die Scheiben klirrt. Das haben wir uns gedacht und uns zusammen mit der „Schau aufs Land„-App und Vintage Van Rental als Pressereise* auf einen Roadtrip entlang der steirischen Apfelstraße begeben.
Schau aufs Land
Die App „Schau aufs Land“ ermöglicht es mit einem Abo-System, bei verschiedensten österreichischen und mittlerweile auch slowenischen Betrieben relativ spontan zu campen, oft sogar mit der Möglichkeit, den Camper an den Strom anzuschließen, Sanitäranlagen zu verwenden und Betriebsführungen beizuwohnen. Über die App seht ihr, wo sich verfügbare Betriebe befinden. Buchen könnt ihr, indem ihr maximal zwei Tage im Voraus bei den Betrieben anruft. Wir haben uns etwa beim nächstgelegenen Gasthof Wachmann einquartiert. Der liegt zwar nicht direkt an der Apfelstraße, aber ist nur einen Katzensprung entfernt und das frühherbstliche Romatschachen hat uns das Aufwachen definitiv versüßt.
Vintage Van Rental
Marko Travancic hat es sich mit Vintage Van Rental zur Aufgabe gemacht, alte Campervans originalgetreu zu restaurieren und zu vermieten. Dabei handelt es sich tatsächlich um echte Oldtimer, darauf muss man sich beim Fahren einstellen. Besonders für Liebhaber*innen sowie erfahrene Autofahrer*innen und Camper*innen ist das definitiv ein einzigartiges Erlebnis. Alle anderen lernen unterwegs schnell, welchen Zweck eine Servolenkung hat – und mit wieviel Oberarmmuskelkraft Autofahren früher offenbar verbunden war. Wir waren mit dem Modell “Luise” unterwegs. Das gleiche Modell möchte Schau aufs Land mittels Crowdfunding zu einem neuen und klimafreundlichen Elektrocamper umbauen – der E-Luise. Das Crowdfunding könnt ihr hier unterstützen.
Apfelstraßen-Herbst
Die Übergangszeit ist definitiv der ideale Zeitpunkt, um die steirische Apfelstraße genauer unter die Lupe zu nehmen. Im Frühling wird die Straße gesäumt von unzähligen Blüten, im Herbst von reifen, knackigen Äpfeln. Auf 25 Kilometern windet sich die Apfelstraße durch die hügelige, sattgrüne Oststeiermark. Sie beginnt in der Nähe von Gleisdorf an der Wechselbundesstraße B 54 und zieht sich durch fünf Gemeinden, im Zentrum die Apfelhochburg Puch bei Weiz. Etwa 40 Betriebe widmen sich hier dem Apfel in sämtlichen Aggregatzuständen, von der Frucht bis zum Schnaps. Von 3. September bis 29. Oktober 2023 stehen hier alle Zeichen auf herbstliche Gemütlichkeit: Der Apelstraßen-Herbst kommt mit zahlreichen Veranstaltungen und Ab-Hof-Verkäufen daher und gipfelt in das traditionelle Startplatzfest der Union Aeronautic Styra, bei dem am 26. Oktober 2023 die Heißluftballone über der Ballonwiese Puch aufsteigen.
Zentrum der Heißluftballons
Das beschauliche Örtchen Puch bei Weiz ist nämlich nicht nur Apfeldorf, sondern auch Zentrum der österreichischen Heißluftballonfahrt. 1976 wurde das wohl erste Heißluftballonfahrertreffen des Landes hier veranstaltet. Nicht weit entfernt von der Apfelstraße, in Hofkirchen, gibt es übrigens sogar das Ballonhotel. Nein, ihr könnt hier nicht in einem schwebenden Ballon übernachten, aber das Hotel verfügt über einen eigenen Ballonstartplatz und bietet selbst Ballonfahrten an. Von 30. September bis 7. Oktober 2023 findet übrigens die Herbstballonwoche Hofkirchen statt, bei der ihr jeden Tag zwischen 8 und 16 Uhr Ballonstarts auf der Startwiese beim Hotel erleben könnt.
>> Mehr lesen: Wie es sich anfühlt, in einem Heißluftballon zu fahren
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Ballonhotel Thaller | Hofkirchen 51, 8224 Kaindorf bei Hartberg
Glasbläser*innen über die Schultern schauen
Bevor es um des Apfels Kern geht, machen wir noch einen Abstecher zur Glasbläserei Marchri. Seit 46 Jahren ist Karl Wilfinger passionierter Glasbläser, vor 12 Jahren gründete er den Betrieb in Puch, mittlerweile ist er in Pension und hat ihn seiner Tochter Christina Pacher-Wilfinger übergeben. Ursprünglich ist Wilfinger technischer Glasbläser und entwickelte zusammen mit Forschung und Industrie verschiedene Glasapparaturen, die um die Welt gingen. Später kam die Kunstglasbläserei dazu, um das Handwerk anschaulicher zu machen. Auf den Regalen in der Werkstatt stehen selbst geblasene Vasen, Gläser, Schnapsflaschen. Besonders am Herzen liegt beiden Generationen hier die Nachhaltigkeit: Ausgediente Glasflaschen werden hier zu Gläsern und Ähnlichem umfunktioniert, um ihnen so neues Leben einzuhauchen.
Die Glasbläserei ist übrigens besonders für Weihnachten und Geburtstage ein heißer Tipp. Wer kann einer handgeblasenen Christbaumkugel schon widerstehen? Oder einem Kettenanhänger, in dem das Vierblättrige Kleeblatt eingefasst ist, das man beim Wandern gefunden hat? Ja, auch kleine persönliche Gegenstände kann man vorbeibringen und in Glaskunst verwandeln lassen. Bei einer etwa einstündigen Vorführung geben die Glasbläser*innen gerne selbst einen Einblick in die Welt des Glasblasens. Dafür könnt ihr euch über das Kontaktformular auf der Website anmelden. Und wenn euch Puch doch zu weit entfernt ist, könnt ihr die Glaskunstwerke auch im Onlineshop bestellen.
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Glasbläserei Marchri | Puch 83, 8182 Puch bei Weiz
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nach Vereinbarung
Holzbogen bauen
Den Bogen zu den Äpfeln konnten wir immer noch nicht spannen, dafür einen anderen: Unser Roadtrip über die steirische Apfelstraße hat uns auch zu Bogenbauer Gerhard Wiesler und in sein Refugium in Elz geführt. Auf dem idyllischen, naturbelassenen Hof fertigt Wiesler, der selbst leidenschaftlicher Bogenschütze ist, Holzbogen aller Art von Hand an und verkauft sie. Aber nicht nur das: Hier könnt ihr sogar selbst lernen, wie man Holzbogen herstellt. Die ein- oder mehrtägigen Workshops führen euch umfangreich in das Handwerk ein und richtet sich dabei keinesfalls nur an geübte Schütz*innen. Auch absolute Anfänger*innen melden sich oft und gerne für Wieslers Workshops an.
Zu Beginn gibt’s ein Probeschießen mit den verschiedenen Bogenarten, um festzustellen, welche Form, Beschaffenheit und Holzart ihr für euren persönlichen Bogen wählen wollt. Anschließend geht’s auch schon in die Werkstatt, wo ihr mit traditionellen Werkzeugen an eurem Holzbogen werkelt. Natürlich immer unter der kundigen Anleitung von Gerhard Wiesler, der mit immensem historischen Wissen und einer spürbaren Liebe zum Handwerk in den Bann zieht.
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Bogenbau Gerhard Wiesler | Elz 67, 8182 Puch bei Weiz
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nach Vereinbarung
Wo der Apfelschnaps wohnt
Bevor der Bogen der Spannung nicht mehr standhält, geht’s jetzt aber wirklich dem Apfel ans Gehäuse. Im Haus des Apfels dreht sich alles um das süße Kernobst. Während die Familie Kelz ihre Obstbäume bewirtschaftet, könnt ihr von April bis Ende Oktober vom Donnerstag bis Sonntag zwischen 10 und 17 Uhr in die Geschichte des Apfelanbaus eintauchen. Für ein paar Euro pro Person verfolgt das liebevoll eingerichtete Apfelmuseum unter dem Dach der zum Betrieb gehörigen Mostschank den Apfel von der Steinzeit bis ins 20. Jahrhundert in all seinen Facetten von der Bewirtschaftung bis zum Sündenfall, veranschaulicht durch originale Gerätschaften und Dokumente. Im hinteren Trakt des kleinen Museums wartet eine Kammer, die mit durchscheinendem Fließ verhangen ist. Dahinter befinden sich stilisierte Männer in Kutten, von denen man nur die Umrisse erkennt: die Apfelmänner. Unter strenger Geheimhaltung brennen die Apfelmänner in Puch den Abakus, den Apfelschnaps, und wollen damit einen Mythos um sich ranken, der wohl die Illuminati aussehen lassen soll wie einen Vorstadt-Buchklub. Der Abakus-Schnaps wird nach zwölf strikten Regeln gebrannt.
Eine Sonderausstellung im Haus des Apfels widmet sich der mysteriösen, wenn auch noch relativ jungen Geschichte der Apfelmänner. Große Schautafeln führen durch den Garten des Betriebs, man kann etwa das alte Presshaus betreten, den aus Traditionsgründen in Ziegel eingemauerten Abakusschnaps begutachten oder sich die zwölf Regeln der Apfelmänner auf übergroßen Holztafeln durchlesen. Aber Vorsicht: Zwei aufmerksame Gänse bewachen den Hof. Als wir uns dem tatsächlichen Lagerort des wertvollen Apfelschnapses zu sehr genähert haben, wurden wir unter forschem Gänsegezeter zum Abstandhalten ermahnt. Auch wenn das höchstwahrscheinlich nicht direkt etwas mit dem Schnaps zu tun hatte, ist die Gänse-Alarmanlage doch von Vorteil. Immerhin kostet eine Flasche Abakus vollmundige 104 Euro. Ihr könnt stattdessen aber auch in der Mostschank einkehren und das eine oder andere Gläschen Apfel-Sturm kosten. Hier bleibt man definitiv gerne etwas länger und genießt die urige Atmosphäre.
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Haus des Apfels | Harl 25, 8182 Puch bei Weiz
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DO–SO: 10 – 17 Uhr
Schlemmen im Wirtshaus Meißl
Apfelspezialitäten bekommt ihr in Puch und entlang der steirischen Apfelstraße fast an jeder Ecke. Wir sind etwa im hübschen Wirtshaus Meißl eingekehrt, das seit über 130 mitten im hübschen Puch besteht. Hier könnt ihr nicht nur richtig gut essen, sondern auch übernachten, und zwar in den sogenannten Apfelzimmern, die mit Apfelholz und -motiven ausgestattet sind. Die Speisekarte verspricht gediegene regionale Küche: Das Wild, das zurzeit die Herbstkarte dominiert, stammt aus der Region, genauso wie der Fisch und generell die meisten Produkte. Im Zuge des Apfelstraßen-Herbsts gibt’s am 8. und 22. Oktober 2023 ab 14 Uhr Sturm, Kastanien und Musik vor dem Wirtshaus. Und an wärmeren Tagen könnt ihr euch hier einen Picknickkorb für zwei Personen abholen. Wenn ihr es eilig habt, könnt ihr euch hier übrigens auch Apfelstraßen-Apfelsaft in der 3-Liter-Box für daheim mitnehmen.
Apropos: Picknicken könnt ihr auch am Apfelhof Buchgrabner, und da sogar direkt im Apfelgarten. Ganz frühe Vögel können sich sogar ein Frühstückskisterl bestellen und der Sonne über den Apfelgärten beim Aufgehen zusehen.
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Wirtshaus Meißl | Puch 21, 8182 Puch bei Weiz
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DO–MO: ab 9 Uhr; Küche: 11.30 – 14 Uhr und 17.30 – 20 Uhr, sonn- und feiertags: 11.30 – 16 Uhr
Vielfältige Herbstwanderungen
Auch wenn die Versuchung dazu hinter jeder Hofeinfahrt lauert, kann man auf der steirischen Apfelstraße aber natürlich nicht nur schlemmen. Die hügelige Landschaft eignet sich ideal zum wandern oder radfahren. Mehrere Rundwege schlängeln sich durch das Pucher Umland und geben einzigartige Blicke auf die Obstgärten frei. Immer wieder findet ihr Reminiszenzen an den Apfel, etwa in Form von Skulpturen oder apfelförmigen Holzbänken. In Elz findet ihr etwa der “größte Apfel” – eine Art apfelförmiger Triumphbogen, der sich über die Straße wölbt. Passend dazu gibt’s in Elz auch den Genussrundweg “Elzer Roas”, der euch an einigen Betrieben vorbeiführt, bei denen ihr – da haben wir es ja doch wieder – einkehren könnt.
In der Marktgemeinde Anger, die ebenfalls an der Apfelstraße liegt, könnt ihr etwa verlassene Orte erkunden und in die Geschichte der Region eintauchen. Die geführte “Lost Places”-Tour führt euch zu versteckten Winkeln und Relikten aus vergangenen Tagen. Von April bis Oktober könnt ihr auf 8 Kilometern entlang des Zetzbaches wandern, den Florianiwasserfall sowie die Aussicht von der Ruine Waxenegg auf den Kulm bewundern. Die Tour führt euch auch vorbei am Rauchstubenhaus in Edelschachen, das 1450 das erste Mal urkundlich erwähnt wurde und in dem euch heutzutage der Küchenchef seinen “Häfnnigl” kredenzt – einen Kuchen, den er in alten Töpfen über offenem Feuer backt.
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Gasthaus Almer „Zur Rauchstube“ | Naintsch 13, Edelschachen, 8184 Anger
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DO – SO
Rund um den Stubenbergsee
Wer ApfelLand sagt, muss bald darauf auch Stubenbergsee sagen, denn so heißt die Region: ApfelLand-Stubenbergsee. Naheliegend also, auch dem See einen Besuch abzustatten. Aber Achtung: Hunde sind rund um den See nicht erlaubt. Auf dem 3 Kilometer langen beleuchteten Rundweg könnt ihr den gesamten See umrunden, umlaufen oder umradeln, auch außerhalb der Badesaison. Wenn euch der Sinn nicht nach Seeidylle, sondern nach Feuer, Schweiß und Handwerk steht, befindet sich gegenüber der Nordseite des Sees übrigens die Dorfschmiede Tilp. Im SchmiedeFeuerWerk gibt es regelmäßige Workshops zum Schmiedehandwerk von Einsteigerkursen übers Messer-, Pfannen- und Äxte-Schmieden bis hin zur Metallrestaurierung. Die Workshops finden meist freitags und samstags von 8.30 bis 18 Uhr statt, anmelden könnt ihr euch telefonisch oder per Mail.
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Stubenbergsee | Nordeingang: Seestraße 99, 8223 Stubenberg am See
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ganzjährig
Weiterlesen:
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Unsere Highlights in der Steiermark
*Dieser Artikel ist im Zuge einer Presseeinladung von Schau aufs Land und Vintage Van Rental entstanden.