Unser Senf: Warum Open-Airs in der Arena die besten Konzerte sind
Weil ein bisschen Würze im Leben nie schaden kann, geben wir euch mit dieser Kolumne regelmäßig unseren Senf dazu: Wir erzählen euch, was uns beschäftigt, was uns nervt und was uns zum hysterischen Lachen bringt. Eure Käsekrainer könnt ihr zwar nicht darin eintunken, aber dafür ist unser Senf auch gratis. Dieses Mal erzählt unsere Redakteurin, warum es nirgends schönere Konzerterlebnisse gibt als bei Open-Airs in der Arena Wien.
Was gibt es Schöneres, als im Sommer unter freiem Himmel mit Freund*innen eine gute Zeit zu haben, feiner Musik zu lauschen und zu tanzen? “Absolut nichts” lautet meine Antwort auf diese vermeintlich rhetorische Frage. Kein Tag an der Alten Donau, im Open-Air-Kino im Augarten oder auf irgendeiner Rooftop-Bar versüßt mir meine Sommertage so sehr wie ein Open-Air-Konzert in der Wiener Arena. Konzerte sind ja immer eine feine Sache. Aber finden sie als Open-Air in der Arena statt, steigt meine Euphorie jedes Mal aufs Neue in ungeahnte Höhen. Arena-Open-Airs, das gönnt man sich. Lasst mich euch die Gründe dafür erklären.
Weil man kaum in der Schlange stehen muss
Starten wir am Anfang des Abends: beim Einlass. Wo man in anderen Locations schon mal ein Zeiterl ansteht, ist die Angelegenheit in der Arena schnell erledigt. Zumindest, sofern man sich bei der richtigen, sprich: der linken, Schlange anstellt. Denn sei es aus Unwissenheit oder Faulheit, noch weitere fünf Schritte zurückzulegen, in der linken Schlange geht es einfach immer viel schneller voran. Und so flüchtet ihr im Nu von der heißen Stadt in das kleine Paradies hinter Backsteinmauern, gönnt euch einen kühlen Radler und setzt euch in die Wiese. Apropos: Auch auf die Getränke wartet man in der Arena dank mehrerer Bars nur kurz. Den einzigen Fehler, den man hier machen kann, ist es, einen Spritzer zu bestellen. Denn, und das bleibt mein einziger Kritikpunkt, den kann man hier echt nicht trinken.
Weil man überall gut sieht und hört
Stichwort Wiese: Wer schon einmal in der Arena Wien war, weiß, dass jene Wiese nicht einfach eine mal mehr, mal weniger grüne Fläche ist. Nein, die Fläche ist nach unten, als hin zur Bühne, geneigt, was dazu führt, dass man auch in den hinteren Reihen durchaus einen guten Blick auf die Bühne hat. Für Leute von weniger großem Wuchs ist das ein klarer Vorteil. Und auch die akustischen Gegebenheiten der Arena Wien sind überall bestens. Manche würden das Open-Air-Gelände der Arena vielleicht mit einem modernen Amphitheater vergleichen. Okay, das bin vielleicht nur ich.
Weil es sich anfühlt wie ein Festival, nur ohne Camping
Gute Musik, gute Sicht, gute Logistik. Damit erfüllt die Arena Wien schon einmal die Grundvoraussetzungen für passable Konzertabende. Was die Open-Airs allerdings zu fabelhaften Sommer-Erlebnissen macht, ist die Stimmung. Hier stehen sich nicht hunderte Leute die Beine in den Bauch, bis die Bands endlich beginnen. Hier sitzen sie gemütlich in der Wiese, die Pros haben sogar Picknickdecken dabei, holen sich Snacks vom Foodtruck oder spazieren über das Gelände. An kaum einem anderen Ort fühlt man sich wie auf einem Festival mitten in der Stadt – und kommt mir jetzt ja nicht nicht mit dem Donauinselfest daher. Anders als bei herkömmlichen Festivals muss man hier auf keinerlei Annehmlichkeiten verzichten. Es gibt Klos mit Spülung, man muss kein Zelt schleppen, sondern nimmt einfach die U-Bahn ins Bettchen. Was will man mit Ende 20 mehr?
Weil ein Stück (subkultureller) Geschichte in der Arena steckt
Es gibt aber nicht nur praktische Gründe, warum ich immer wieder gerne in die Arena pilgere. Denn hinter den Backsteinmauern verbirgt sich nicht nur eine tolle Konzertlocation, sondern auch ein kleines Stück der subkulturellen Geschichte Wiens. Damit meine ich nicht die Ziegelwände voller Graffitis und den Industriecharme des Geländes, sondern die Entstehung des alternativen Kulturzentrums. 1976 wurde der ehemalige Auslandsschlachthof St. Marx besetzt. Eigentlich sollte er abgerissen werden. Die Aktivist*innen forderten stattdessen, hier ein Zentrum für Jugend-, Alternativ- und Gegenkultur einzurichten. Nach drei Monaten wurde der Schlachthof geräumt. Das Zentrum entstand schließlich in kleinerem Umfang im benachbarten Inlandsschlachthof, den wir heute als Arena Wien kennen. Auch wenn die Besetzung vielleicht nicht das eigentliche Ziel erreicht hat, war es der Impuls für spätere Kulturinitiativen in Wien.
Weil schon der Hörsturz vor 15 Jahren leiwand war
Weitaus weniger revolutionär (sprich: gar nicht) waren meine ersten persönlichen Erlebnisse in der Arena: Vor vielen Jahren hat die in unserer Emo-Jugend beliebte Veranstaltungsreihe Hörsturz nämlich in der Arena stattgefunden. Mit schwarzen Haaren, Outfits und Make-up haben wir uns zumindest ein wenig “anti” gefühlt – und die Arena Wien war dafür mit ihrem punkigen Look die perfekte Location. Was die Veranstaltung aber tatsächlich so toll gemacht hat, war, dass man sich zwischendurch Pausen vom Tanzen und Mitgröhlen im Freien gönnen konnte. Also quasi ein Open-Air-Clubbing. Womit wir wieder am Anfang des Beitrags wären…
Noch mehr Senf gefällig? Dann folgt unserer Liste mit unserem Senf für ein wenig mehr Würze im Leben! Dort verraten wir euch zum Beispiel, wie sich unser Konzertverhalten mit dem Alter geändert hat.