Unser Senf: Der tägliche Kampf mit meinem Wecker
Weil ein bisschen Würze im Leben nie schaden kann, geben wir euch mit dieser Kolumne regelmäßig unseren Senf dazu: Wir erzählen euch, was uns beschäftigt, was uns nervt und was uns zum hysterischen Lachen bringt. Eure Käsekrainer könnt ihr zwar nicht darin eintunken, aber dafür ist unser Senf auch gratis. Dieses Mal erzählt unsere Redakteurin von ihrem täglichen Kampf mit der Schlummer-Funktion ihres Weckers.
Wenn es ein Bild gibt, das meine Stimmung am besten zusammenfasst, ist es wahrscheinlich dieses hier:
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Ja, ich bin müde. Immer. Müdigkeit ist in den vergangenen Jahren fast schon ein Teil meiner Persönlichkeit geworden. Glücklicherweise steht aber der Winter ins Haus, denn im Winter bin ich mit Abstand am liebsten müde, weil ich das dann wenigstens auf die Dauerdunkelheit schieben kann. Die meisten nicken an dieser Stelle wahrscheinlich verständnisvoll Beifall. Denn das Sprechen über andauernde Müdigkeit ist offenbar generell im Smalltalk-Repertoire von Erwachsenen verankert. Man lernt es nicht, man rutscht da einfach irgendwie rein:
“Und, wie geht’s?”
“Ich bin in letzter Zeit so müde.”
“Ja, ich auch. Liegt bestimmt an der Übergangszeit/am Regen/an der Hitze/[beliebige Witterungsbedingung einfügen].”
Natürlich könnte ich jetzt in allgemeine Kritik an einem System ausarten, in dem uns Lohnarbeit und Leistungsdruck die Energie aussaugen. Oder ich könnte mir eingestehen, dass meine Müdigkeit vielleicht auch damit zu tun haben könnte, dass ich jeden Abend vor dem Fernseher wegdämmere, nur um zu unchristlicher Stunde von einer viel zu plastischen Porno-Werbung aus dem Schlaf gerissen zu werden. Und dann ist da ja auch noch die anhaltende Dauerbelastung einer gewissen Pandemie.
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Innerer Maulwurf
Aber den Mammutanteil an meiner Müdigkeit habe ich mit Sicherheit vor allem einer zu verdanken: der verdammten Schlummer-Funktion von meinem Handy-Wecker. Während ich nachts partout nicht ins Bett finde wie eine aufmüpfige Teenagerin, zu der ich nach 22 Uhr hartnäckig mutiere wie ein nass gewordener Gremlin, bin ich am Morgen Pensionistin mit seniler Bettflucht. Oder wäre es zumindest gerne. Vielleicht ist es persönlicher Leistungsdruck, vielleicht hasse ich mich aber auch insgeheim selbst und versuche mich für irgendetwas zu bestrafen: Jedenfalls stelle ich mir Zeit meines Erwachsenenlebens den Wecker um sechs oder sieben Uhr Früh. Ich würde wirklich gerne so früh aufstehen, weil man dann “noch so viel vom Tag hat”. Jedes Mal, wenn ich das mantraartig vor mich hinmurmle, höre ich meine Mutter durch mich sprechen, die mich mit 16 am Samstagvormittag um 11 Uhr aus dem Bett schimpft.
Doch es will mir nicht recht gelingen. Mein innerer Maulwurf ist einfach stärker. Also habe ich mich darauf verlegt, mir das Handy so weit von meinem Bett wegzulegen, dass ich quer durchs Zimmer muss, um den impertinenten Weckton abzuschalten. Dann bin ich wenigstens schon mal aus dem Bett und auf den Beinen, also werde ich dann auch gleich loslegen mit meinem Tag. Klingt logisch, aber vor 9 Uhr greift logisches Denken bei mir offensichtlich nicht.
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Chor der Schlummer-Wecker
Denn statt mich von meinem kreischenden Wecker aus dem Schlaf reißen zu lassen, aufzustehen und mich nach kurzem Ärgernis zum ersten Kaffee zu schleppen, fangen meine innere Teenagerin und meine innere Pensionistin an, miteinander zu verhandeln. “Einmal noch hinlegen. Die Schlummer-Funktion klingelt eh in einer Viertelstunde. Aber dann, dann wirklich!” Und mal ehrlich: Was gibt es Besseres, als sich nach einem kurzen Aufstehen noch einmal genüsslich ins Bett zu kuscheln? Ich behaupte sogar, der kurze Schlaf, den ich während der Schlummer-Intervalle praktiziere, ist der seligste überhaupt.
Leider bleibt es aber nicht bei einer einzigen, verstohlenen Schlummerei. An besonders müden Tagen schaffe ich es sogar, stolze zwei Stunden lang zu schlummern. Alle 15 Minuten schleppe ich mich zwischen Bett und Handy hin und her, immer mit der kleinen Hoffnung, dass die Version von mir, die in einer Viertelstunde wieder zum Handy trottet, endlich den Absprung in den Tag schafft.
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Keine Zeit für Logik
Und dann setzt doch wieder eine besonders skurrile Art des logischen Denkens ein: Ich stelle mir meine Schlummer-Wecker alle 15 Minuten. Denn irgendetwas in mir ist überzeugt davon, dass es nur Sinn macht, zu einer geraden Uhrzeit aufzustehen, also um Viertel, Halb, Dreiviertel oder Punkt. Alles davor oder danach wäre Anarchie. Liege ich dann also nach dem Betätigen der Schlummer-Funktion wieder selbstzufrieden im Bett, kommt hin und wieder der verrückte Gedanke, dass ich doch eigentlich trotzdem schon aufstehen könnte. Immerhin bin ich mir nicht sicher, ob ich überhaupt noch mal einschlafen kann. Dann sehe ich auf die Uhr und die zeigt mir 7:32 Uhr an. Keine schöne Zahl, um aufzustehen. Ich warte lieber noch bis 7:35 Uhr. Verdammt, jetzt ist der Zeiger auch schon auf 36 gesprungen. Okay, wir harren aus bis 7:40. Und – oh, sieh an, ich kann ja doch wieder einschlafen. Fünf Minuten später geht das Spielchen von vorne los.
Das alles ist für sich allein schon ziemlich nervig. Noch nerviger ist es allerdings für Bettgenossen mit weniger morgendlicher Ambition, habe ich mir sagen lassen. Während ich einen persönlichen Kampf mit mir und meinem Wecker ausfechte, liegt mein Partner neben mir und muss die Misere mit ansehen – und hören! Wobei er mittlerweile nicht einmal mehr zusammen mit mir hochschreckt, sondern gelernt hat, darüber hinwegzuschlafen oder zumindest so zu tun. Allerdings ist er morgens in letzter Zeit besonders gereizt. Vielleicht ist er einfach nicht so ein Morgenmensch wie ich.
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