Unser Senf: Diese 8 Typen findest du auf Tinder
„Andere Väter haben auch schöne Söhne.“ Danke, Mama, lieb gemeint. Aber an der Größe der Auswahl happert es ja dank Tinder längst nicht mehr. Zweimal hin und her wischen und schon sitze ich beim nächsten verkrampften Date, das nicht über das zweite Bier hinauskommen wird, weil sich der belesene Archäologe mit sympathischem Lächeln als illiterater Totengräber mit Sozialphobie entpuppt. Aber hey – ich urteile nicht. Das steht mir mit meinen veralteten Fotos von mir bei Ballett-Verrenkungen, die mich heute zum Entgliedern bringen würden, nicht zu. Stattdessen habe ich mich aufs Beobachten verlegt und zwischen inflationärem Wischen und Daumenkrampf eine frappierende Entdeckung gemacht: Irgendwann sehen alle gleich aus! Oder zumindest verdammt ähnlich wie der Typ drei Wischer weiter vorne: selbe Hobbys, selbe Pose, selber Beschreibungstext. Also habe ich mich – natürlich rein für Recherchezwecke – auf die Suche gemacht nach ein paar Klischeetypen, die euch auf Tinder sicher auch schon untergekommen sind. Aufgrund des Erfahrungshorizonts und auch des Umfangs konzentriere ich mich in diesem Artikel mal nur auf die Herren der Schöpfung. Keine Sorge, Ladies, ihr bekommt auch noch euer Feedback.
Der Abenteurer
Man kennt sie ja bereits von Instagram zur Genüge, die #traveler und #globetrotter, die an keinem Berg vorbeiwandern können, ohne seinen Gipfel zu erklimmen und mit ausgebreiteten Armen in die Weite zu sehen, während sie irgendeine arme Begleitung völlig außer Atem von hinten fotografieren muss. Auch auf Tinder beschleicht einen immer öfter das Gefühl, dass offenbar jeder zweite Mensch entweder regelmäßig surfen oder klettern geht – oder am besten beides gleichzeitig. Auch wenn die Fotos wahrscheinlich aus dem obligatorischen Surf-Retreat stammen, bei dem man sich als Anfängerin und Anfänger naturgemäß eher zum Deppen macht – Surfen und Klettern sind anscheinend Sex-Appeal in Bewegung. Unter diesen Musterbildern darf dann natürlich nichts anderes stehen als: „Get out of your comfort zone once in a while“, „Travel the globe“, „Gypsy Soul“ oder einfach: „Wanderlust“.
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Der Oberkörper
Deutlich weniger wie ein Urlaubsfotoalbum blättern sich jene Typen, die bewusst nur Oberkörperfotos von sich aus allen möglichen Perspektiven zeigen – mal in Schwarz-Weiß, mal in bunt, mal im Bett, mal am Pool. Beim Ansehen spürt man richtig den Bauchmuskelkrampf. Einziges Detail, das ausgespart bleibt: das Gesicht. Wobei man sich da schon fragt: Wieso sind ausgerechnet Hühnerbrust und Bubibauch die Attribute, die potenzielle Sexpartnerinnen und Sexpartner anlocken sollen? Hat schon jemals jemand jemandem im Bett lasziv ins Ohr gehaucht: „Oh, Baby, ich steh auf deinen Torso“? Meistens kommen solche Anti-Passbilder jedenfalls noch mit dem wichtigen Warnhinweis daher, dass man auf Tinder nicht nach der großen Liebe sucht, sondern nach, nun ja, Sex mit einem Oberkörper offenbar. „Nur ONS“, „Dom“ oder „sub“ oder die genaue Beschreibung der eigenen horizontalen Vorlieben inklusive. Ziemlich detailorientiert für einen gesichtslosen Brustmuskel.
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Der Ernsthafte
Aber keine Sorge: Auch Tinder bringt die Romantik nicht um. Es konkretisiert sie nur. Zumindest hat man diesen Eindruck, durchforstet man die Profile von jenen, die wiederum so gar nicht auf „ONS“ abfahren (wichtiges Learning in den ersten Tagen auf Tinder: ONS stehen für One Night Stands und nicht für Geschlechtskrankheiten oder Ähnliches). Sie machen gerne gleich mal vorweg klar: Sie haben keinen Bock auf Zwangloses, suchen nach einer festen Beziehung und am besten gestern. Wer sich davon abgeschreckt fühlt, hat Pech gehabt. Wichtigstes Attribut, kurz und knapp: „No ONS“.
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Der Ironiker
Für alle, die jetzt schon beim Lesen zitterkalte Füße bekommen haben, gibt’s zum Glück auch jene, die sich und die Sache selbst nicht zu ernst nehmen. Oder eigentlich gar nicht. Ein crazy Foto in Fotobox-Manier reiht sich neben eines in Reinripp-Unterhose und 70er-Jahre-Hemd. Und wer hat sich nicht schon mal in ein Gruppenfoto gephotoshoppet? Doch bei den Ironikern gilt ausnahmsweise: Worte sprechen lauter als Taten. Denn ihre Beschreibungstexte zeichnen sich durch grandiose Ausflüge in die Humor-Wildnis wie „Ich schau nur“, „Ich bin nur hier, um Leuten übers Gesicht zu wischen“, oder mein persönlicher Favorit: „Keine Dreier bitte. Wenn ich zwei Menschen gleichzeitig enttäuschen will, treffe ich mich mit meinen Eltern“. Herrlich. Manchmal geht die Liebe eben doch durch die Lachmuskeln. Und manchmal bleibt sie einem dabei irgendwie im Hals stecken, wenn man zum 50. Mal die klassische Sammlung an erfundenen Zitaten von der New York Times bis zur Urstrumpftante liest. Aber es ist ja auch noch kein Dating-App-Meister vom Himmel geplumpst.
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Der Schreibfaule
Apropos: „Hat das eigentlich weh getan, als du vom Himmel gefallen bist?“ und ähnliche Verbalschnarcher wirst du von diesem Typen hier wahrscheinlich nicht lesen. Denn aufs Schreiben steht er einfach nicht, das kannst du in seiner Bio nachlesen, „Suche keine Brieffreundin“, „Pärchen-Emoji > Schreibmaschinen-Emoji“ und ähnliche Brachialhinweisen sei Dank. Unter diese Kategorie fallen übrigens auch jene, die sicherheitshalber gleich mal vorweg schicken, dass sie offenbar ein fast schon politisches Problem mit Erstkontakt haben: „Selbstbewusste Frauen schreiben zuerst“ oder „Wer matcht, schreibt“ – starke feministische Message oder vielleicht doch eine Mischung aus Feig- und Faulheit? Zweites. Definitiv Zweites.
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Der Dogmatiker
Doch bevor man sich trifft, stellen manche gerne ihre Parameter klar: keine Raucherinnen, keine Stubenhockerinnen, dafür aber bitte möglichst sportlich, humorvoll, gebildet und ohne Filter-Fotos und Make-up, 163 Zentimeter groß und sollte auf den Namen Susi hören. Geht’s noch? Dieser Tinder-Typ löst in mir zugegeben den Wunsch aus, mich mit ihm zu treffen, dabei meine Couchpotato-Hose und mein heftigstes Make-up zu tragen und ihm ins Gesicht zu rauchen. Denn ich finde es schlichtweg absurd, beim Daten im Vorhinein derart präzise Forderungen und Erwartungen in die Runde zu werfen, dass sie wahrscheinlich höchstens auf die gerade verabschiedete Ex-Freundin zutreffen können. Das wirkt, als wäre Tinder ein Bestellkatalog für, naja, ihr wisst schon. „Open your mind, the rest will follow“, würde der #traveler wahrscheinlich dazu sagen. Und recht hat er.
Der Geheimniskrämer
Glücklicherweise fletzen einem nicht alle so offen ihre Erwartungen und Vorstellungen ins Gesicht. Einige sind da deutlich weniger präzise, ja fast schon mysteriös. Ihre Bilder zeigen riesige Männergruppen oder auch nur zwei Männer nebeneinander. Wer derjenige welche ist, kann man sich dann mühsam anhand der nächsten Bilder zusammenreimen, die entweder sein Gesicht nur halb, verschwommen oder mit Emoji überdeckt zeigen. Und da hört das Rätselraten längst nicht auf. Der Geheimniskrämer beschreibt sich bevorzugt nicht mit Worten, sondern mit kryptischen Emojis: Berg, Oktopus, Wanderschuh, Osterinsel-Statue, Lagerfeuer, Melanzani. Hm, was soll uns das nur sagen?
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Das Pärchen
Zum Abschluss erweitern wir mal eben unseren heteronormativen Horizont: Nicht nur Einzelpersonen, nein, auch Paare machen sich auf Tinder ans Wischen und suchen Gespielinnen und Gespiele. Von total sympathischen, unverfänglichen Pärchenfotos bis hin zu expliziten Darstellungen ihrer Skills im Boudoir ist da so ziemlich alles zu finden, was man zu zweit eben anstellen kann. Oder vielleicht bald sogar zu dritt? Berührungsängste muss man laut ihrer Beschreibung jedenfalls in den seltensten Fällen haben. Die meisten Pärchen auf Tinder sind angeblich unglaublich aufgeschlossen, experimentierfreudig und gar nicht kompliziert. Wer’s glaubt.
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Darf’s noch ein bisschen Skurriles aus der Dating-Schublade sein? Unsere Redakteurin erzählt, warum sie beim ersten Date nicht essen gehen will und am liebsten alleine badet.
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(c) Beitragsbild | Eric Ward | Unsplash