Unser Senf: Silvesterfeuerwerk? Nein, danke!
Weil ein bisschen Würze im Leben nie schaden kann, geben wir euch mit dieser Kolumne regelmäßig unseren Senf dazu: Wir erzählen euch, was uns beschäftigt, was uns nervt und was uns zum hysterischen Lachen bringt. Eure Käsekrainer könnt ihr zwar nicht darin eintunken, aber dafür ist unser Senf auch gratis. Dieses Mal erzählt unser Redakteur, warum ihm das alljährliche Silvesterfeuerwerk getrost gestohlen bleiben kann.
Peng! Booom! Hab ich was verpasst? Ist der dritte Weltkrieg ausgebrochen? Ein kurzer Blick auf den Kalender klärt auf, sorgt aber nicht unbedingt für Erleichterung. Oh, schon wieder Silvester! Wir schreiben also den 31. Dezember. Kurz vor Mitternacht? Weit gefehlt. Die traditionelle Silvesterknallerei startet je nach Ort des Geschehens gerne etwas früher: In der Stadt knallt es oft schon am späten Nachmittag und am Land schon mal ein, zwei Tage im Voraus. Vermutlich bedarf das zügige Hantieren mit dem Feuerspender der Wahl im Eifer des Silvester-Gefechts entsprechender Expertise, die akribisch geübt werden will. Und natürlich darf niemand vergessen und vor allem nicht überhören, dass demnächst der Jahreswechsel gefeiert wird. Danke und Bussi für den Reminder!
Weil’s immer schon so war
Gleich vorweg: Nein, ich will keineswegs Moralapostel spielen. Ja, wir leben in einem freien Land. Demokratie, Meinungsfreiheit, Demonstrationen und so. Aber was das jährliche Silvesterfeuerwerk so alles an Konsequenzen mit sich bringt, ist ja längst kein Geheimnis mehr. Darum muss ich an dieser Stelle auch nicht erwähnen, dass am Silvesterabend die Feinstaubbelastung messbar steigt. Und ich muss auch nicht erwähnen, dass Haus- und Wildtiere in den Stunden um den Jahreswechsel ihre ganz persönliche Hölle durchleben müssen. Und ich muss auch nicht erwähnen, dass Unfälle, Verletzungen und Krankenhausaufenthalte aufgrund von Feuerwerkskörpern zum Jahreswechsel keine Seltenheit sind.
Aber deshalb auf das heißgeliebte Feuerwerk zu verzichten, ist für viele Menschen undenkbar. Schließlich ist es Tradition! Und warum das Ganze? Damit wir, als planetarische Chefitäten, einmal im Jahr so richtig die Sau rauslassen können und allen anderen Erdbewohner*innen demonstrieren können, wer hier das Sagen hat. Obwohl wir das eigentlich schon die restlichen 364 Tage im Jahr tun – Stichwort Klimawandel oder Umweltverschmutzung. Die zusätzlichen Tonnen Müll, die jährlich von Silvesterfeuerwerken auf der ganzen Welt verursacht werden, sind nur der Tropfen auf dem heißen Stein. Dennoch ein richtig unnötiger Tropfen.
Weltuntergangsstimmung für die ganze Familie
Seinen Höhepunkt findet das akustische Übel schließlich zur Geisterstunde. Auch, wenn von selbigen bei dieser lauten Knallerei weit und breit keine Spur sein kann. Zugegeben: Das ist ja eigentlich nach heidnischer Überlieferung auch Sinn und Zweck des Ballerns: die bösen Geister zu verscheuchen. Leider verschrecken Böller, Raketen und Co aber nicht nur böse Geister, sondern oft auch jene, die noch unter den Lebenden weilen und eigentlich gar nichts Böses im Sinn haben. Ganz genau! Es soll in diesem Land auch Menschen geben, die Silvester gerne etwas ruhiger und ohne Hörsturz angehen würden. Dass die Knallerei (mit Knallkörpern der Pyrotechnik-Kategorie F2) in Ortsgebieten ohnehin ganzjährig verboten ist, tut dabei scheinbar nichts zur Sache. Geschossen wird trotzdem. Überall. Sofern der*die Bürgermeister*in eine Ausnahmegenehmigung erteilt fairerweise auch komplett legal.
Hauptsache spätestens kurz vor Mitternacht knallt es so richtig. Im Idealfall bitte wenigstens mit Sicherheitsabstand zu Wohnanlagen, Unbeteiligten und Schaulustigen. Dass der eine oder andere Knallkörper trotzdem unmittelbar vor zwei menschlichen Beinen hochgeht, ist dabei ein ungeschriebenes Gesetz. Aber es geht noch schlimmer: Im Notfall wird die Rakete nämlich aus den eigenen vier Wänden in den Himmel gejagt. Ja, auch das soll vorkommen. Und dass das keine besonders gute Idee ist, zeigt uns schon der legendäre Edmund Sackbauer in der ebenso legendären Silvesterfolge der Kultserie „Ein echter Wiener geht nicht unter“. Der gute Mundl jagt die Rakete nämlich schnurstracks ins Schlafzimmer des Nachbarn. Okay, da waren auch ein paar Krügerl und zwei, drei Glaserl Wein im Spiel.
Neues Jahr, neues Glück?
Nun gut. Mitternacht ist überstanden. Der Spuk scheint vorüber. Nicht ganz. Wenn ich mich in den frühen Morgenstunden dem erholsamen Schönheitsschlaf widmen will oder einfach nur meinen Rausch ausschlafen möchte, erlebe ich in den ersten Stunden des neuen Jahres diverse Herzinfarkt-hervorrufende Wunder. Und zwar in Form von sporadischen Explosionen, die aus dem Nichts im Minutentakt hochzugehen scheinen. Und das gefühlt direkt neben dem eigenen Schlafzimmerfenster. Happy New Year!
Das insgeheime Silvester-Highlight erwartet mich aber erst nach dem Katerfrühstück im Zuge des Neujahrs-Spaziergangs vor der Haustür: Ein Mal frische Luft schnappen und der erste Schritt endet in einem verkohlten Haufen aus Papier, Karton und Plastik. G’schmackig. Ein fröhliches neues Jahr und viel Geduld denjenigen, die den Saustall aufräumen müssen! Das ist doch alles irgendwie unnötig, oder?
Wenn ihr noch mehr Beiträge aus unserer Meinungskolumne lesen möchtet, klickt euch durch die Liste Unser Senf. Dort erzählt euch meine Kollegin unter anderem, was sie vom willkürlichen Plündern des Adventkalenders hält.