Unser Senf: Warum das Sziget Festival perfekt für Ende-20-Jährige ist
Weil ein bisschen Würze im Leben nie schaden kann, geben wir euch mit dieser Kolumne regelmäßig unseren Senf dazu: Wir erzählen euch, was uns beschäftigt, was uns nervt und was uns zum hysterischen Lachen bringt. Eure Käsekrainer könnt ihr zwar nicht darin eintunken, aber dafür ist unser Senf auch gratis. Dieses Mal erzählt unsere Redakteurin, warum sie mit Ende 20 so gerne auf das Sziget Festival fährt.
Alter ist nur eine Zahl. Das sage ich nicht erst, seit ich 29 geworden bin, gerne. Aber dennoch: An gewisse Standards gewöhnt man sich einfach, wenn man ein geregeltes Leben mit geregeltem Einkommen führt. Das wird einem besonders bewusst, wenn diese Standards nicht eingehalten werden. Denn dann ertappe ich mich immer wieder dabei, wie ich “ich bin zu alt dafür” sage. Das passiert mir zum Beispiel, wenn ich auf Dixi- oder Öklos muss, es nach einem Konzert irgendwie im Rücken spüre oder nach einer durchfeierten Nacht den ganzen Tag im Bett herumgammle. Und wo treten all diese Fälle gehäuft auf? Auf Festivals.
Dabei gibt es natürlich keine Altersgrenze für Festivals. Wer mit 50 genauso wie mit 20 drei Tage durchgehend im Gatsch tanzt oder im Zelt schläft, der*dem gratuliere ich herzlich. Ich fühl’s aber irgendwie nicht mehr so sehr. Vielleicht bin ich mit Ende 20 also nicht mehr für jedes Festival zu haben, für eines aber bestimmt: das Sziget Festival in Budapest. Auf einer Donauinsel feiern Tausende Menschen knapp eine Woche lang die “Island of Freedom” (im sonst alles andere als liberalen Ungarn). Warum ausgerechnet dieses Festival für Ende-20-Jährige perfekt ist? Here we go:
Man muss nicht im Zelt übernachten
Wenn einem der Rücken schon nach einem Konzert schmerzt, wie soll man da nur eine Nacht auf einer durchgelegenen Isomatte im aufgeheizten Zelt überstehen? Muss man in diesem Fall auch nicht. Da das Sziget Festival in Budapest stattfindet und das Festivalgelände mit dem Zug erreichbar ist, kann man direkt in einer Unterkunft in der Stadt übernachten. Dabei spart man sich auch, Zelt und Co zu schleppen und im Zug nach Budapest unterzubringen – ebenfalls nicht ideal für den empfindlichen Rücken. Und ein fixer Programmpunkt am nächsten Festivaltag ist dann die Begutachtung der schrägsten Camping-Spots – am Sziget ist Campen nämlich so gut wie überall erlaubt, auch neben einer Bühne – und die Freude darüber, in der Nacht ins gemütliche Hotelbett zu fallen.
Von Sightseeing bis Frühstücken im Café
Wer morgens gut ausgeschlafen in der Unterkunft aufwacht, hat genug Energie für den bevorstehenden Tag. Auch das Frühstück besteht nicht mehr aus warmem Bier und überteuertem Festival-Essen, sondern je nach Wohnsituation aus Frühstücksbuffet im Hotel oder Köstlichkeiten im Café. Bevor es wieder zum Festivalgelände geht, ist noch Zeit für Sightseeing oder etwas Abkühlung an einem der kostenlosen Naturbadeplätze in Budapest. Nie mehr endloses Zeitvertreiben, bis das nächste Konzert beginnt!
Volles Kulturprogramm
Aber auch, wer keinen Bock auf Sightseeing hat, wird sich tagsüber am Sziget nicht langweilen. Das Festival wartet nämlich mit allerhand Kulturprogramm auf. Es gibt eine eigene Art-Zone, in der Workshops wie analoge Fotografie, Kollagen machen oder Upcycling stattfinden. Außerdem stellen hier Künstler*innen Installationen und Skulpturen aus und es gibt eine kleine Bühne, auf der es etwas ruhiger zugeht. Hier kann man aber auch einfach im Gras chillen und ein Schläfchen einlegen (für euch getestet und für gut befunden). Wer nach dem Nachmittagsschlaferl wieder fit ist, legt abends noch einen Kurs für ungarischen Volkstanz ein und bestaunt eine Dragshow – Kultur pur!
Es gibt genügend Spülklos
Okay, dieser Punkt ist nicht nur für Ende-20-Jährige, sondern für alle ein riesiger Vorteil, oder? Kein Festival, auf dem ich bisher war, hatte die Klo-Situation so gut im Griff wie das Sziget. Es gab massenhaft WC-Container mit Spülklos, kaum Wartezeiten und eine Wand voller Klopapierrollen neben den Waschbecken – neben der üppigen Festival-Deko einer meiner liebsten Anblicke am Sziget. Nicht nur die Klos waren wirklich sauber, das ganze Festivalgelände war sehr aufgeräumt. Man merkt richtig, dass die Besucher*innen hier Wert darauf legen, keinen Müll zu hinterlassen. Immer wieder gehen Freiwillige durch die Konzert-Menge und sammeln Flaschen, Becher und Dosen ein und auch sonst gibt’s genügend Mülleimer. Der zertretene Becher am Boden ist also eher die Ausnahme als die Regel.
Mit 20 hätte ich es mir nicht leisten können
Zu guter Letzt – und so ehrlich muss man sein – ist das Sziget nicht das günstigste Festival. Mag sein, dass die Preise für das Essen einst erschwinglicher waren, diesen Sommer musste man für Burger, Langos und Co aber definitiv tiefer in die Tasche greifen. Sich mehrere Tage lang bei den Streetfood-Standeln zu versorgen, wäre für mich Anfang 20 einfach nicht drin gewesen. Kein Wunder also, dass die mit Abstand längste Schlage vor dem Aldi-Supermarkt am Festivalgelände zu finden war. Dazu kommen noch die Kosten für Anreise und Festivalpass – schon ist das Urlaubsbudget aufgebraucht.
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Der Artikel ist im Zuge einer Einladung von ibis MUSIC zum Sziget Festival 2023 entstanden.