Unser Senf: Warum der Weltfrauentag ein Feiertag sein sollte

Weil ein bisschen Würze im Leben nie schaden kann, geben wir euch mit dieser Kolumne regelmäßig unseren Senf dazu: Wir erzählen euch, was uns beschäftigt, was uns nervt und was uns zum hysterischen Lachen bringt. Eure Käsekrainer könnt ihr zwar nicht darin eintunken, aber dafür ist unser Senf auch gratis. Dieses Mal erklärt unsere Autorin, warum der Weltfrauentag ein Feiertag sein sollte.

Katrin Grabner Aktualisiert am 27.02.2023
Feminismus Weltfrauentag
https://unsplash.com/de/fotos/ZX6t3CztY70

In einer Woche ist es so weit: Dann ist der 8. März, der Weltfrauentag oder auch feministischer Kampftag. An diesem Tag wird man mit Werbung von plötzlich feministischen Marken überflutet, Frauen bekommen Rabatte beim Shoppen, Politiker*innen teilen auf Twitter Glückwünsche und dann drückt dir womöglich noch jemand eine Blume in die Hand. Ganz ehrlich: Das nervt. Ich habe genug von vermeintlich feministischen Labels, die den Tag als Anlass nehmen, die nächste pinke Sport-BH-Linie zu launchen. Genug von leeren Versprechen der Politik, die glaubt, ein Glückwunsch oder ein Verweis auf die eigene Frau oder Tochter – natürlich ist man da automatisch Feminist?! – reichen aus, um die alltäglichen Ungerechtigkeiten des Patriarchats auszugleichen.

Der pinke Sport-BH schützt mich nicht vor sexuellen Übergriffen beim Sport. Rabatte unterstützten mich nicht dabei, selbstbewusst meine Meinung zu sagen. Glückwünsche auf Twitter heben mein Gehalt nicht auf das Niveau meines Kollegen. Und eine Blume nimmt mir die Care Arbeit nicht ab. Ganz im Gegenteil, jetzt muss ich erstmal eine Vase suchen und dann jeden Tag das Wasser wechseln. Bis ich darauf vergesse und nach ein paar Tagen angewidert die verschimmelte Blume wegwerfe. Danke, aber nein danke.

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Echte Taten statt leere Worte

Wie wär’s stattdessen damit, dass das Thema Gleichberechtigung endlich ernst genommen wird? Dass Menschen in privilegierten Positionen sich dazu bekennen und handeln? Dass Menschen, die aufgrund ihres Geschlechts, ihrer Hautfarbe, Sexualität, Herkunft, Behinderung oder ihres Einkommens benachteiligt werden, endlich zugehört und geholfen wird? Zur Abwechslung einmal handeln. Fände ich um Welten besser.

#keineBlumen

Und genau deswegen feiere ich die Petition #keineBlumen von Sofia Surma (Gründerin von Viva La Vulva und Vulva Shop) und Sophie Tschanett (Gründerin von Muschikraft). Sie sammeln noch bis 8. März Unterschriften dafür, dass der Tag ein gesetzlicher Feiertag wird. Denn er „erinnert an Erreichtes und daran, dass es noch vieles zu tun gibt, bevor alle Menschen – unabhängig von Geschlecht, Herkunft, sexueller Orientierung, Hautfarbe und Behinderung – frei leben können“, heißt es auf der Petitionsseite auf mein.aufstehen.at. Mit nur einem Satz beschreiben die Initiatorinnen sehr gut, was sonst so viele anscheinend vergessen haben, nie wussten oder ihnen einfach egal ist. Den Weltfrauentag gibt es seit mehr als 100 Jahren, der Begriff feministischer Kampftag ist in den vergangenen Jahren aufgepoppt, weil es nicht (mehr) nur um Frauen geht, sondern um die Gleichberechtigung aller Menschen, die in einem patriarchalen System benachteiligt werden.

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Feiertag als Gradmesser

International ist der 8. März schon in 26 Ländern ein Feiertag, seit 2019 auch in Berlin, wo ebenfalls eine Petition den Stein ins Rollen brachte. Mecklenburg-Vorpommern zieht in diesem Jahr nach. Warum also nicht Österreich? Es geht nicht darum, dass nur Frauen an diesem Tag nicht arbeiten sollen. Der Feiertag ist für alle. Es geht darum, sich zum Kampf für Gleichberechtigung zu bekennen, Bewusstsein zu schaffen für ein Thema, das sich in den vergangenen Jahrzehnten Stück für Stück weiterentwickelt und Erfolge gefeiert hat, aber immer noch viel Arbeit braucht. Ein Feiertag ist perfekt dafür. Er zeigt einerseits ein politisches Zugeständnis. Ein Feiertag lädt ein, Veranstaltungen zu planen, Themenschwerpunkte in den Medien zu gestalten und flammende feministische Plädoyers zu halten. Er kann eine Deadline sein für echte Veränderungen. Andererseits lädt er ein – abseits von Konsum und Leistungsdruck – gemeinsam Zeit zu verbringen, sich eine Auszeit zu nehmen und Energie zu sammeln.

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In Zeiten, in denen sich die FPÖ über Vulva-Abdrücke in einer Ausstellung echauffiert, während jede zweite Statue quasi nur aus Sixpack und Penis besteht, glaube ich also, dass so ein Feiertag dringend notwendig ist. Und für alle, die noch ein bisschen Überzeugungsarbeit brauchen: Auf dem Instagram-Profil von @keineblumen.at wird jeden Tag ein Grund gepostet, warum der 8. März ein Feiertag sein sollte. Also auf, auf zur Petitionbis 8. März 2023 könnt ihr noch unterschreiben.

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