Unser Senf: Warum ich den Sommer hasse
Weil ein bisschen Würze im Leben nie schaden kann, geben wir euch mit dieser Kolumne regelmäßig unseren Senf dazu: Wir erzählen euch, was uns beschäftigt, was uns nervt und was uns zum hysterischen Lachen bringt. Eure Käsekrainer könnt ihr zwar nicht darin eintunken, aber dafür ist unser Senf auch gratis. Dieses Mal erzählt unsere Redakteurin von ihrer Abneigung gegen den Sommer.
Ich hasse den Sommer. Viele werden mich jetzt rügen und nicht verstehen, warum ich der warmen Jahreszeit nichts abgewinnen kann. Ganz so ist es natürlich nicht, denn mir tun die ersten Sonnenstrahlen im Frühjahr gut, und der Sprung ins kühle Nass an einem heißen Julitag ist mir ebenfalls sehr recht. Aber spätestens nach einer Woche voller Hundstage könnte diese unnötige Jahreszeit für mich auch schon wieder enden, und der goldene Herbst Einzug halten. Die sonnige Jahreszeit und ich haben es wirklich miteinander probiert, doch wir passen einfach nicht zueinander. Was die Weihnachtszeit für den Grinch ist, ist der Sommer für mich.
Heiße Nächte von der schlechten Sorte
Mein Hass auf die heiß geliebte Jahresmitte beginnt ganz am Anfang. Genauer gesagt morgens. Nach einer heißen Nacht aufzuwachen birgt nämlich nicht viel Schönes. Wobei mit heißer Nacht wirklich nur die Außentemperatur gemeint ist, denn alles andere macht in dieser schwitzigen Jahreszeit eher mittelviel Freude. Kuscheln, schmusen – und so weiter – ist eher was für angenehm temperierte Saisonen. Jedenfalls fühle ich mich nach Nächten mit über 20 Grad ähnlich lädiert, wie sonst nur nach einer schwer eskalierten Party. Die Glieder schmerzen, die Bettdecke ist durchgeschwitzt, der Mund dörrt so trocken vor sich hin, dass ihn nicht einmal die Niagarafälle wieder befeuchten könnten, und man fühlt sich in etwa so erholt, wie nach einer ausgiebigen Barschlägerei. Da ich in solchen Nächten mehr schwitze, als Pinocchio im Beichtstuhl, geht es morgens zum Abkühlen zu allererst mal unter die Dusche. Kaum ist jene beendet, fragt man sich jedoch ob man eigentlich noch immer, oder schon wieder schwitzt.
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Sport ist Mord
An Sport ist bei sommerlicher Hitze ebenfalls nicht zu denken. Es mag vielleicht Menschen geben, die in der hellen Jahreszeit um vier Uhr morgens aufstehen und ihr tägliches Workout starten, doch ich gehöre definitiv nicht zu ihnen. Soviel übrigens zum Summer Body, denn wenn andere darüber klagen, dass sie im Winter zunehmen, so ist es bei mir eher der Sommer, der für zusätzliche Pfunde sorgt. Das dünn sein nicht das Nonplusultra ist, sollte natürlich eh jeder Person klar sein. Trotzdem nerven ewige saisonale Gewichtsschwankungen, vor allem wenn man ständig zwischen zwei Kleidergrößen hin und her wechseln muss. Denn bei hohen Temperaturen esse ich nur Blödsinn und das vor allem meistens nachts. Untertags bei 35 Grad bekommt man wenig runter, und so schleicht sich der ewige Heißhunger heran sobald die Sonne untergeht.
Sommerkleidungs-Gate
Da das morgendliche Workout entfällt, schleppt man sich also matt und unmotiviert in die Arbeit. Die Wahl der Kleidung fällt hier oft schwer, denn was zieht man am besten an, um bei Höllentemperaturen nicht einzugehen, aber trotzdem Office-tauglich zu erscheinen? Hut ab an dieser Stelle übrigens für jene, die auch im August im Anzug arbeiten müssen. Mit euren dadurch erworbenen Superkräften haltet ihr sicher jedem Aufguss in finnischen Saunen stand.
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Saunieren statt transportieren
Saunieren könnt ihr aber auch auf eurem Weg zur Arbeit. Entweder schmort man bei semi-guter Klimaanlage im Auto, radelt schwitzend im gleißenden Sonnenlicht oder hechelt gemeinsam mit 50 anderen Fremden in den Öffis. So sehr wir unsere öffentlichen Verkehrsmittel sonst auch schätzen, von Juni bis September sind sie dennoch ein recht intensives Geruchserlebnis. Neben Schweiß und Dunst erinnern die Öffis zu dieser Zeit auch etwas an eine sehr schräge und überfüllte Douglas-Filiale, da viele Leute versuchen mit Parfum ihr sommerliches Odor zu übertönen – erfolglos, wohlgemerkt. Außerdem verwandeln sich die Plastiksitze in Bims und U-Bahnen beim Tragen kurzer Hosen schon nach wenigen Minuten in eine unangenehme Rutsch- und Klebepartie. Ich persönlich meide aber vor allem die Stehplätze, da ich mich sonst ob meiner geringen Körpergröße mit meiner Nase immer schön in Achselhöhe der anderen befinde.
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Jede Zelle deines Körpers ist grantig
Grantig ist das richtige Stichwort, denn genau das macht Hitze mit uns. Sozialpsychologen haben herausgefunden, dass in unseren Breitengraden ab 28 Grad der Aggressionspegel steigt. Außerdem fand die Medizinische Uni Wien heraus, dass Depressionen, Panikattacken und Angstzustände auch von Hitzewellen mitausgelöst werden können. Summertime Sadness ist hier wohl leider kein Song mehr, sondern die traurige Realität. Mir selbst geht es ähnlich und die gute Laune der anderen vom schönen Wetter verstärkt das noch. Das restliche Jahr bringt mich nichts so sehr aus der Ruhe, wie die allerkleinste Kleinigkeit während einer Hitzeperiode.
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Aber nicht nur psychisch, sondern auch körperlich setzt der Sommer uns ordentlich zu. Ein Sonnenstich nach wenigen Stunden im Freien, Wassereinlagerungen und Kreislauf-Probleme vermiesen mir im Juli und August jegliche Freizeitgestaltung. Und kaum traut man sich raus und schwitzt dabei verständlicherweise, kann man sich auch schon auf die roten, brennenden Schlieren an den Oberschenkeln freuen, denn der Wolf ist bei Hitze scheinbar nicht nur hinter Rotkäppchen her. Einen Sonnenbrand hatte ich zum Glück zwar noch nie, aber für all jene mit Hauttyp 1 stellt er ein weiteres Spaß-Hindernis in dieser ach so beliebten Jahreszeit. Meine etwas blasseren Freund*innen sehe ich im Sommer nämlich lediglich bei Nacht.
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Nachtschattengewächse oder Einsamkeit
Womit wir schon beim nächsten Punkt meiner Sommer-Verunglimpfung wären. Ich mag Licht und ich bin gerne draußen, aber in diesen hitzigen Wochen fauche ich maximal mein Rollo an, und meide das Rausgehen tagsüber. Diese Angewohnheit ist jedoch nicht sehr förderlich für mein Sozialleben. Um nicht zum Einsiedler oder zur Einsiedlerin zu werden, trifft man sich stattdessen nachts. Mittlerweile kann ich kaum noch einschätzen, wie meine Freund*innen eigentlich im Tageslicht aussehen. Selbst Arbeit wird von vielen während des Sommers in die frühen Morgen- oder Abendstunden verlegt. Kein Wunder, hat man doch vor lauter Hitze irgendwann das Gefühl, als würde das Hirn zu Brei zerkochen. Von den Geplagten, die während des Sommers draußen arbeiten müssen, will ich hier gar nicht erst anfangen.
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Es fliegt, es fliegt, es fliegt… alles!
Klar mögen Insekten wichtig für unser Ökosystem sein, aber ich brauch nicht allzu viel Kontakt zu ihnen. Der bleibt mir im Sommer aber nicht erspart, denn kaum steigen die Temperaturen, schon ist alles was kreucht und fleucht wieder auf den Füßen. Von den Wespen, die es nach meinem Spritzer gelüstet über die Ameisen, die von meinem Picknick naschen wollen bis hin zu den Gelsen, denen es sogar nach meinem Blut giert. Gefühlt gehört in der warmen Jahreszeit nichts so wirklich mir, denn irgendwelche kleinen Krabbler wollen immer mitmischen.
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Sommer < Winter
Man kann diesen Text jetzt natürlich als klassische Wetter-Suderei abtun und behaupten, dass ich mich wahrscheinlich im Winter ebenfalls beklage. Das mag vielleicht sein, aber es sudert sich ja tatsächlich angenehmer über die Kälte, als über diese Affenhitze, die jeden Sommer unerbittlich auf uns eindrescht. Der einfache Grund dafür ist, dass man bei Kälte immer noch eine Schicht Kleidung mehr anziehen kann. Wenn ich im August schwitzend im Büro sitze, sehe ich dahingehend einfach weniger Optionen. Ich gönne zwar allen Sommerliebhabenden ihre Freude, aber ich werde nun doch in irgendein kühles, schattiges Nest hinabsteigen, und erst im Herbst wieder herauskriechen – umgekehrter Winterschlaf sozusagen.
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Beim Sommerurlaub stößt man auch gelegentlich auf seltsame Tücken. So haben wir uns damit auseinandergesetzt, warum vollverglaste Badezimmer in Hotels kein angenehmer Trend sind. Darf’s noch ein bisserl mehr Senf sein? Dann registriert euch bei uns und folgt unserer Liste Unser Senf für regelmäßige Updates.