Unser Senf: Warum meine Weihnachtswünsche nicht mehr das sind, was sie einmal waren

Weil ein bisschen Würze im Leben nie schaden kann, geben wir euch mit dieser Kolumne regelmäßig unseren Senf dazu: Wir erzählen euch, was uns beschäftigt, was uns nervt und was uns zum hysterischen Lachen bringt. Eure Käsekrainer könnt ihr zwar nicht darin eintunken, aber dafür ist unser Senf auch gratis. Dieses Mal erzählt unsere Redakteurin, wieso sie lieber schenkt als beschenkt zu werden und was das mit dem Erwachsenwerden zu tun hat.
Viktoria Klimpfinger Aktualisiert am 29.11.2018
Wünschen Weihnachten
via Pixabay

Als Kind ist das mit dem Wünschen ziemlich einfach: Jede Spielzeugwerbung auf SuperRTL wird zum Posten auf der Wunschliste, jeder Kurzbesuch bei Toys’R’Us zum Spießrutenlauf der 1000 Begierden. Je näher Weihnachten rückt, desto größer wird die Spannung: Wie viele dieser Wünsche gehen wohl in Erfüllung? Wenn dann endlich das Glöckchen läutet und der glitzernde Weihnachtsbaum einem entgegenstrahlt, ist die Aufregung schon kaum mehr auszuhalten. Jetzt trennen einen nur noch ein paar kläglich intonierte Weihnachtslieder von der Befriedigung mancher lange gehegter Begierde. Und dann verstummt endlich der letzte Ton von „Stille Nacht“ und es heißt: Ran an die Geschenke! Es ist eines der besten Gefühle überhaupt, wenn ein Wunsch nach langem Sehnen endlich in Erfüllung geht.

Tschüss Kindheit!

Angeblich. Aber wirklich sicher bin ich mir da nicht mehr. Denn wie sehr ich mich auch anstrenge: Das Gefühl, das ich nach dem Auspacken eines Geschenks als Kind empfunden habe, diese intensive, langanhaltende Freude, lässt sich als Erwachsene leider nur nacherzählen, nicht aber reproduzieren. Jedes Jahr fragt meine Mutter meine Schwester und mich Ende November, was wir uns denn zu Weihnachten wünschen. Und jedes Jahr wird die Antwort schwieriger.

Allein die Tatsache, dass wir erst einmal intensiv nachgrübeln müssen, was wir uns wünschen, zeigt vor allem eines: Es geht uns verdammt gut! Zum Glück. Das denke ich mir auch im ersten Moment: „Wow, ich bin wunschlos.“ Doch kann setzt der Grübel-Grinch ein: Bedeutet wunschlos immer auch: wunschlos glücklich? Habe ich es verlernt, mir etwas zu wünschen? Bin ich zu ungeduldig, weil ich mir das meiste selbst kaufe? Oder bin ich abgestumpft und vielleicht gar nicht mehr fähig, irgendetwas zu fühlen, was an Intensität über die Freude über einen Sitzplatz in der U-Bahn hinausgeht? Und schon sitzt es mir im Gesicht, das obligatorische Weihnachtstief.

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Hallo Erwachsensein!

Das meiste davon ist natürlich blanker hypochondrischer Blödsinn. Dass ich mir zu Weihnachten nichts wünsche, liegt schlichtweg daran, dass ich mir die meisten kleineren Wünsche mittlerweile jederzeit selbst erfüllen kann. Selbstständige Kaufkraft ahoi! Und auch wenn mal größere Anschaffungen anstehen, spare ich zwar darauf und wäge ab. Aber auf die Idee, bis Weihnachten zu warten, weil mir meine Mama dann vielleicht eine neue Waschmaschine unter den Baum stellt, komme ich eigentlich nie. Es hat also offenbar wieder mal etwas mit diesem vermaledeiten Erwachsensein zu tun, dass man nicht mehr den großen Drang hat, sich zu Weihnachten etwas zu wünschen.

Vielleicht liegt es aber auch daran, dass sich die Art der Geschenke verändert hat, die ich mir wünsche und die man mir schenkt. Seit ich von zuhause ausgezogen bin, bekomme ich jedes Jahr mindestens einen Kochlöffel, eine Einlage für meine Besteckschublade oder einen Mini-Staubsauber für den Tisch – und ich liebe es! Denn diese Art von Geschenken erleichtert mir den Alltag erheblich. Und je älter ich werde, desto mehr weiß ich einen reibungslosen Alltag zu schätzen. Aber an die hysterische Freude, die das Puppenhaus auslöste, das ich mit acht Jahren unterm Weihnachtsbaum gefunden habe, kommt der automatische Zwiebelschneider vom letzten Jahr leider doch nicht heran. Obwohl auch er mich hin und wieder zum Weinen bringt.

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Das gierige Teenie-Ich

Als Teenie habe ich noch verächtlich die Nase gerümpft und alle insgeheim als schmierige Heuchler abgetan, die mir einreden wollten, bei Weihnachten gehe es nicht um die Geschenke. Sondern um Liebe. Gemütlichkeit. Beisammensein. Und den ganzen Schmafu. Doch mittlerweile freue ich mich selbst am meisten darauf, die freie Zeit der Feiertage mit Familie und Freunden verbringen zu können. Und aufs Feiertagsessen. Omas gefüllte russische Eier oder ihr Beef Wellington sind tatsächlich meine Weihnachtshighlights.

Mein 16-jähriges Ich darf niemals davon erfahren, dass ich jetzt eine von denen bin, die sich „einfach nur mehr Zeit wünschen“ – und mehr Essen. Wahrscheinlich würde es sich selbst sonst unglaublich hart gegen das Schienbein treten, damit es mir heute noch wehtut. Genauso würde es übrigens reagieren, wenn es hört, dass ich mich heute am meisten über unerwartete Kleinigkeiten freue, die von Herzen kommen. Ja, ich bin eine von denen geworden, die sagen: „Der Gedanke zählt“ und das tatsächlich so meinen. Als Teenie hätte ich mir nie gedacht, dass das wirklich jemand ernst meint. Immerhin kann man sich Gedanken nicht einmal anziehen – Erwachsene sind komisch.

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Geben ist spaßiger als Nehmen

Aus heutiger Sicht bin ich aber unglaublich froh darüber, dass ich nicht mehr das Verlangen verspüre, alles aus Weihnachten rauszuholen, was von Jeans bis Gameboys drin ist. Außerdem macht es mir mit fortschreitendem Alter immer größere Freude, anderen eine Freude zu machen. Dass das klingt, als wäre es der Text des rotbäckigen Weihnachtsmanns aus der Coca-Cola-Werbung, ist mir klar. Aber was soll’s, wo er recht hat, hat er eben recht. Am Weihnachtsabend warte ich mit diebischem Grinsen darauf, bis die anderen Familienmitglieder endlich meine Geschenke aus ihrer Verpackung holen und ich ihnen auf die Nase binden kann, was ich mir dabei gedacht habe. Wobei – ganz uneigennützig ist das Schenken auf die Tour eigentlich auch nicht. Offenbar schenke ich mittlerweile um der Aufmerksamkeit willen. Bin ich etwa vom gierigen Materialisten zum gefallsüchtigen Materialisten geworden?

Wahrscheinlich ist die Antwort so simpel wie traurig: Ja. Denn wie man es dreht und wendet: Dass es beim Schenken und Beschenktwerden zu Weihnachten immer um irgendeine Form von Materialismus, Gier oder Konsum geht, lässt sich wahrscheinlich kaum vermeiden. Und allein schon die Tatsache, dass ich überhaupt darüber nachdenke, ob ich lieber schenke oder beschenkt werde, regt in mir den Wunsch, dass mein 16-jähriges Ich sich damals doch nachhaltig gegen’s Schienbein getreten hätte. Denn eigentlich ist die Tatsache, dass viele den Satz „Ich weiß nicht, was ich mir wünschen soll“ aussprechen wie ein ernsthaftes Dilemma, verdammt zynisch und ein Schlag ins Gesicht all derer, die weniger privilegiert sind. Aber das ständige demütige Daraufhinweisen allein, dass man dankbar sein sollte, dass es einem bessergeht als manch anderen, macht das Ganze auch nicht besser. Was hilft, ist das Unterstützen von sozialen Projekten wie dem Umgekehrten Adventskalender von Streetlife oder Schenken mit Sinn von der Caritas. Denn erst wenn das Schenken wirklich Sinn macht, macht es auch dem Schenkenden wirklich Freude. So. Fertig gepredigt.

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Sinnvolles Schenken kann auch nachhaltig sein. Deshalb haben wir am Blog ein paar nachhaltige Geschenkideen für Weihnachten für euch. Für alle, die lieber Zeit mit ihren Lieben verbringen, als durch Shopping Malls zu düsen, bieten unsere To Do’s jede Menge Inspiration.

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