Unser Senf: Warum wir Film- und Serien-Fortsetzungen hassen
Weil ein bisschen Würze im Leben nie schaden kann, geben wir euch mit dieser Kolumne regelmäßig unseren Senf dazu: Wir erzählen euch, was uns beschäftigt, was uns nervt und was uns zum hysterischen Lachen bringt. Eure Käsekrainer könnt ihr zwar nicht darin eintunken, aber dafür ist unser Senf auch gratis. Dieses Mal philosophiert unser Redakteur über Film- und Serien-Fortsetzungen, die die Welt braucht. Oder doch nicht?
Ja, wir schauen gerne Filme. Ja, wir schauen gerne Serien. Aber der Fortsetzungs- und Spin-Off-Wahn, der in den vergangenen Jahren in der Branche kursiert und der gefühlt mit Jahr zu Jahr immer wieder auf die Spitze getrieben wird, muss aufhören, finde ich.
Never Change A Winning Team
Wir alle kennen das: Wenn es mal gut läuft, wenn wir einen Task zufriedenstellend abschließen und dafür Lob bekommen haben, ist das einfach ein tolles Gefühl. Was bei uns in der Redaktion ein gelungener Artikel ist, ist in Hollywood oder anderen Produktionsstätten auf der ganzen Welt ein Film oder eine Serie, die von Kritiker*innen gelobt, von den Fans gefeiert und von Zuseher*innen gesüchtelt wird. Früher war’s der Kassenschlager, heute ist’s der Blockbuster.
Im Grunde steht dabei – wie bei so vielen Dingen im (kommerziellen) Leben – der finanzielle Erfolg im Mittelpunkt. Profit – koste es, was es wolle. Und in der Bewegtbildbranche gerne schon mal ein paar 100 Millionen Euro. Denn Geld regiert bekanntlich die Welt und dieses ungeschriebene Gesetz gilt natürlich auch für die extrem lukrative Traumfabrik. Auch dort heißt es also: Ohne Göd ka Musi! Oder in diesem Fall: ka Füm beziehungsweise ka Serie. Darum ist es eigentlich auch verständlich, dass die Film- und Serienproduzent*innen immer wieder gerne auf erfolgreiche Formate zurückgreifen. Aber bei allem Verständnis für Profit und bei aller Liebe zur Kunst, irgendwann ist einfach mal Schluss!
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Fortsetzung, Spin Off oder doch lieber Reboot?
Matrix, Terminator, Indiana Jones, Fluch der Karibik, Fast & The Furious, Saw. Wir alle kennen diese Streifen. Natürlich sind Geschmäcker glücklicherweise verschieden – aber die Kritiker*innen sind sich großteils einig: Diese Filme sind auch gar nicht mal so schlecht. Oder besser gesagt zumindest der erste Teil. Deshalb haben sie die meisten von uns auch wohl schon mal gesehen. Oder besser gesagt zumindest den ersten Teil.
Wie viele der drei Matrix-Teile, welche der fünf Fluch-der-Karibik-Streifen und welche der zehn (!) Fast-and-The-Furious-Filme noch erträglich waren, kann natürlich jede*r für sich entscheiden. Dass es ab einem gewissen Zeitpunkt einfach zu viel des Guten – oder teilweise eh schon zu viel des Schlechten – war und ist, da sind wir uns wohl alle einig.
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Und das Schlimmste an der Sache: Bei allen der erwähnten Beispiele sind weitere Filme in Planung. Ja, auch Neo darf demnächst für (mindestens) noch einen weiteren Teil wieder in die Matrix eintauchen und zeigen, welche für die Handlung plötzlich so wichtigen Fähigkeiten er wieder gelernt hat. Na ob das mal gut geht. Ich persönlich blicke der Fortsetzung ja fast schon optimistisch entgegen. Denn viel schlimmer als das Ende der ursprünglichen Trilogie kann es wohl nicht mehr werden.
Der Krug geht so lange zum Brunnen, bis er bricht
Was für Filme gilt, gilt auch für Serien. Denn auch da gibt es für die Produktionshäuser und Fernsehsender einiges an Kohle zu machen. Sei es Grey’s Anatomy, How I Met Your Mother, The Big Bang Theory oder – für die etwas älteren unter euch – Friends. Wir sind der Meinung: Diese Serien sind legendär und schon fast so etwas wie Klassiker. Ganz egal, wie (un)zufriedenstellend das Ende war. Sofern sie nicht eh immer noch laufen – looking at you, Grey’s Anatomy, es reicht! Das Problem: Nicht nur wurden einige davon unnötig in die Länge gezogen und eigentlich schon einigermaßen sinnvoll für beendet erklärte Storylines ad absurdum geführt.
Was noch schlimmer ist: Nach ihrem Ende – oder teilweise sogar während ihrer Laufzeit – wurden ihre Geschichten um sogenannte Spin Offs ergänzt. Also Serien, die nicht den eigentliche Handlungsstrang der Ausgangsreihe aufgreifen, sondern lediglich im gleichen inhaltlichen Universum spielen und sehr gerne die Geschichten von ursprünglichen Nebencharakteren thematisieren. Da fragt man sich früher oder später schon: Wo bleiben eigentlich die neuen Ideen?
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Von Private Practice bis How I Met Your Father
Im Falle von Grey’s Anatomy war das beispielsweise Private Practice. Ebenfalls eine Arztserie, die das ach so spannende Leben von Dr. Addison Montgomery behandelte. Also eine romantische Liebelei hier, ein abenteuerlicher One Night Stand da, zum Drüberstreuen der eine oder andere folgenschwere Unfall samt Operation, in der die Ärztin zur heroischen Lebensretterin wurde. Ist ja alles schön und gut. Aber kommt euch das nicht auch irgendwie bekannt vor? Richtig: Im Prinzip war das einfach Grey’s Anatomy mit anderen Protagonist*innen und einem sommerlichen Ort des Geschehens samt Meer und Sandstrand.
Bei How I Met Your Mother (für viele sowieso nur ein Abklatsch der Serie Friends) wird der Spieß umgedreht und mittlerweile fleißig am Spin Off namens How I Met Your Father – poah, wie kreativ! – getüftelt. Klingt spannend, oder? Wir können den Start der Serie auch kaum noch erwarten. Not! Da kommen unweigerlich Gedanken an Joey, die eigene Serie für den beliebten Friends-Charakter, auf. Die wurde übrigens nach zwei Staffeln wieder eingestampft. Horrender Kritiken sei Dank. Welch Überraschung.
Und noch ein witziges Beispiel, über das wir im Zuge der Recherche gestolpert sind: Habt ihr gewusst, dass es tatsächlich den Baywatch-Abklatsch Baywatch Nights gegeben hat? Dabei gurkte kein Geringerer als Baywatch-Urgestein David Hasselhoff aka Mitch Buchannon höchstpersönlich als Privatdetektiv durch Kalifornien und bekam es unter anderem sogar mit Aliens zu tun. Kein Scherz! Auch dieses Serien-Schmuckstück wurde wenig überraschender Weise nach zwei Staffeln und nicht so wohlwollenden Kritiken wieder abgesetzt. Wer hätte das gedacht?
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Ausnahmen bestätigen die Regel
Dass es aber natürlich auch anders geht, zeigen uns Serien wie Breaking Bad mit einer nicht weniger gründlich durchdachten Spin Off-Serie namens Better Call Saul. Wer ein Fan von Walter White beziehungswieise von seinem charmanten Anwalt Saul Goodman ist: unbedingt anschauen! Und nicht nur ist dieses Spin Off mehr als sehenswert, die ursprüngliche Serie war ebenso genial und hat auch genau zu dem Zeitpunkt aufgehört, an dem es ursprünglich und von Anfang an geplant war. So muss das sein und genau deshalb zählt Breaking Bad auch Jahre nach dem Ende noch zu den besten Serien überhaupt.
Geld regiert die Welt
Fazit: Die Fortsetzungen beziehungsweise Spin-Offs und dergleichen können nur selten mit der Klasse ihres Vorgängers mithalten. Schlimmer: Oft sind sie einfach auch nur grauenhaft. Sie sorgen gelinde gesagt für Unmut bei den Fans – das geht teilweise sogar so weit, dass sie ihren Vorgänger komplett in den Dreck ziehen. Und das ist doch einfach schade.
Für mich persönlich steht also fest: How I Met Your Father, Young Sheldon, Fast & The Furious 34 und Fluch der Karibik 18 können mir getrost gestohlen bleiben. Da investiere ich meine Lebenszeit lieber in Sinnvolleres und zieh mir nochmal alle fünf Staffeln Breaking Bad inklusive fünf bestehender Staffeln Better Call Saul rein. Übrigens: Better Call Saul bekommt voraussichtlich Ende 2021 noch eine allerletzte Staffel spendiert. Ausnahmsweise mal eine Fortsetzung, auf die es sich lohnt, zu warten!
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