Unsere Highlights in Bratislava
Ihr plant einen Kurztrip ins wunderschöne Bratislava? Beste Idee! Wir verraten euch unsere Highlights, die definitiv auf eure To-do-Liste müssen.
Wien und Bratislava liegen so nah beieinander wie sonst keine anderen europäischen Hauptstädte. Mit dem Auto sind es 45 Minuten, mit dem Rad fünf bis sechs Stunden, je nach dem, wie lange man in Hainburg Pause macht zum Schnitzelsemmel-Essen. Wir sprechen aus eigener Erfahrung und haben euch unseren Radtrip nach Bratislava in einem weiteren Artikel genauestens beschrieben – Schnitzelsemmel-Infos und Radlerhosen-Fotos inklusive. Aber darum soll es hier nicht gehen.
Denn egal wie ihr nach Bratislava kommt, ob mit dem Twin City Liner, mit dem Auto, mit dem Rad oder per Teleportation – die slowakische Stadt an der Grenze eignet sich ideal für einen Kurztrip. Junges, urbanes Flair trifft hier auf historische Gässchen und eine beschauliche Altstadt, brutalistische Bauten und Wandskulpturen des Sozialistischen Realismus erinnern immer wieder an das kommunistische Regime der ehemaligen Tschechoslowakei. Die Donau trennt den historischen Kern von den dicht an dicht aufragenden Plattenbauten vom Stadtteil Petržalka, dazwischen wie ein ehemals futuristisches Portal das sogenannte UFO, ein Turmrestaurant auf dem Pylon der Brücke. Wir haben bei unserem jüngsten Kurztrip jede Menge To-dos gesammelt und verraten euch unsere Highlights in Bratislava.
Bratislavsky Hrad – Burg Bratislava
Wir beginnen mit dem Offensichtlichen: Auf 85 Metern thront die Burg Bratislava von weither sichtbar über der Stadt und ist ihr markantestes Wahrzeichen. Also stellt sich die Frage: Wenn ihr in Bratislava wart und nicht auf der Burg, wart ihr dann wirklich in Bratislava? Wir empfehlen, die Burg über die Mikulášska Gasse anzusteuern, von der ein pittoresker Treppenaufgang hinaufführt, vorbei am Design Café Die Hexe, das besonders im Sommer mit einem Eiscreme-Stand und einer gemütlichen Terrasse lockt. Hier könnt ihr vormittags Kaffee mit reichlich Aussicht genießen, abends ein erstes Gläschen Wein inmitten des üppig grünen Parks oder im Inneren slowakisches Kunsthandwerk erstehen.
Aber auch oben auf der Burganlage angekommen, gibt es allerhand zu bestaunen. Im 9. Jahrhundert entstanden, scheint es nur passend, dass hier das Historische Museum beheimatet ist, das sich der Geschichte der Slowakei widmet – besonders an Regentagen ein heißer Tipp. Scheint die Sonne, könnt ihr durch den barocken Garten flanieren, die herrliche Aussicht auf die Stadt genießen und auf einem der breiten Mauersimse der Sonne beim Untergehen zuschauen.
Altes jüdisches Viertel
Unterhalb der Burg, in der Židovská Straße, also auf deutsch: der jüdischen Straße, spielte sich seit Ende des 16. Jahrhunderts das jüdische Leben in Bratislava ab. Bis 1848 durfte die jüdische Bevölkerung ausschließlich in dem schmalen Areal zwischen Burg und Stadtmauer leben. Heute erinnern nur mehr wenige Bauwerke an das Viertel, unter anderem ein Holocaust-Denkmal am Fischplatz an der Stelle, an der sich einst die Neologe Synangoge befand, die 1969 abgerissen wurde. Um die Neue Brücke mit ihrem markanten UFO und ihre Zubringerstraße Staromestská zu erbauen, wurden in den 60ern große Teile des alten jüdischen Viertels der Stadt zerstört.
Stadtmauer und Martinsdom
Eine schmale Fußgängerbrücke führt über die ständig rauschende Staromestská und mündet direkt in der mittelalterlichen Stadtmauer, oder die etwa 200 Meter, die von ihr übrig sind – nicht der einzige Ort in Bratislava, in dem man sich wie zwischen den Zeiten fühlt. Zwischen engen Gemäuern spaziert ihr an Steckbriefen von bedeutenden Bratislavaer Persönlichkeiten vorbei und steht schließlich vor dem Martinsdom, dessen markantes Dach ihr sicher bereits von der Burg aus erspäht habt. Eine schmale Kopfsteinpflaster-Gasse führt seitlich am Dom vorbei auf den idyllischen Rudnay-Platz, der sich unscheinbar an die Häuserfronten ringsum schmiegt. Eine davon sticht besonders ins Auge: die Efeu überwucherte Fassade des Lokals Irin., das sich zum Ziel gesetzt hat, die regionale Küche neu zu erfinden.
Bryndzové halušky – Brimsennockerl
Apropos regionale Küche: Was die Bratislavaer Burg in Sachen Sehenswürdigkeiten ist, sind zweifelsohne die Bryndzové halušky für den Gaumen. Die deftigen Kartoffelnocken mit Brimsenkäse und Speck bekommt ihr besonders stilecht im Café Omama in einem ruhigen Wohngebiet außerhalb der Altstadt. Die Wände des Lokals sind bis ins letzte Eck zugepflastert mit alten Plaketten und der eigenwillige Beisl-Geruch ist zugegeben etwas gewöhnungsbedürftig. Dafür befindet ihr euch hier definitiv abseits der touristischen Trampelpfade. Wollt ihr es um einiges pompöser, seid ihr im Bratislava Flagship gut aufgehoben. Das Restaurant befindet sich in einem ehemaligen Kino und versorgt euch mit traditioneller slowakischer Küche, also natürlich auch mit Bryndzové halušky in drei verschiedenen Varianten.
Alle, die sich lieber pflanzlich oder zumindest etwas leichter ernähren, müssen aber nicht gleich verzweifelt das Geschirrtuch werfen. Abseits der traditioneller Weise durchaus deftigen Küche gibt es in Bratislava immer mehr Lokale mit veganen Optionen oder gänzlich veganer Ausrichtung, wie etwa das Balans Bistro. Hier bekommt ihr mexikanisch angehauchte vegane Köstlichkeiten, fantastische vegane Mehlspeisen, Third Wave Coffee und ein hippes, gemütliches Ambiente obendrauf. Besonderes Highlight ist hier die kleine, überdachte Terrasse mit kleinen Bistro-Tischen und bunten Lichterketten.
Streetfood überall
Ein Schlagwort, das sich auffällig durch die junge Kulinarik-Szene von Bratislava zieht, ist Streetfood. Auf dem Spazierweg gleich beim Café Omama, der die Parkanlage Medická záhrada vom Andreas-Friedhof trennt, reihen sich auch unter der Woche einige Foodtrucks aneinander. Ihr könnt euch etwa gesunde Bowls, neapolitanische Pizza oder Donuts zum Mitnehmen oder Im-Stehen-Essen holen. Vor der imposanten Alten Markthalle am Rand der Altstadt formiert sich einmal im Monat ein Street-Food-Park mit unterschiedlichsten Foodtrucks. Außerdem findet ihr hier eine Langos Bar, die euch täglich außer montags mit Langos mit unterschiedlichen Toppings versorgt.
Und in der Altstadt selbst gibt’s bei Orbis Street Food die einzigen Pommes der Slowakei, die nach originalem belgischen Rezept zubereitet werden. Ihr bekommt sie im Kartonstanitzel mit integrierter Halterung für den Dip. Aber nicht nur frittierte Kartoffelstäbchen bekommt ihr hier – generell hat man sich Street Food aus aller Welt auf die Fahnen geschrieben, das regelmäßig wechselt.
Bier und Co.
Die Bierkultur in der Slowakei ist historisch gewachsen. Das erklärt, warum so ziemlich alle, denen wir erzählt haben, dass wir nach Bratislava reisen, uns den Rat gegeben haben, möglichst viel Bier zu trinken. Das ist offenbar eines der gängigsten To Dos in Bratislava. Tatsächlich finden sich viele Pubs und Bierlokale in der Altstadt, wie etwa das schnuckelige Beisl Výčap u Ernőho in der Alten Markthalle oder das urig-moderne Fabrika Pub im Loft Hotel etwas weiter außerhalb. Und auch Nicht-Biertrinker*innen kommen in Bratislava auf ihre Kosten. Der slowakische Wein kann sich nämlich ebenfalls sehen lassen, genauso wie das Angebot an Longdrinks, etwa im hübschen Lokal FACH in der Altstadt.
Kapucínska-Straße
Aber nach Bratislava sollte man keinesfalls nur zum Bipperln reisen. Zu viel tolle Straßen und versteckte Highlights gibt es hier zu entdecken. Etwa die Kapucínska-Straße, die am oberen Rand der Altstadt verläuft. Hier ist die Stimmung etwas gelassener als in den verwinkelten Gässchen darunter. Einige relativ neu anmutende Cafés ringsum bieten Third Wave Coffee und Hipster-Flair an, wie etwa die Kava.Bar auf der anderen Seite der Staromestská-Autobahn am Fuß der Burg oder das Café Pause, das den Namen zum Programm macht und in dessen improvisierten Gastgarten man einen tollen Blick auf die gegenüber liegende Stephanskirche mit ihrem ruhigen Vorplatz hat.
Nedbalova-Straße
Die wohl schnuckeligsten Schanigärten hat allerdings die Nedbalova-Straße in der Altstadt zu bieten. Auf dem Kopfsteinpflaster zwischen engen Häuserfassaden reihen sich einige davon dicht aneinander, abseits des Trubels, aber besonders an lauen Sommerabenden sehr gut besucht. Hier liegt hier pure Urlaubsstimmung in der Luft, überdacht durch eine Horde hängender Regenschirme, die an den Sünhof in Wien erinnern.
Die Altstadt und ihre Innenhöfe
Generell solltet ihr in Bratislava unbedingt drauflos spazieren und euch treiben lassen, besonders in der Altstadt. Lokale reihen sich an Lokale, Lichterketten an Lichterketten an stilisierte Backsteinwände, dazwischen stolpert ihr höchstwahrscheinlich immer wieder über schrullige Bronzestatuen. Aus einem Gullideckel steckt etwa der Čumil seinen Kopf, der beliebtes Fotomotiv und daher kaum zu übersehen ist. Etwas leichter rauscht man hingegen an den zahlreichen kleinen Innenhöfen vorbei, die in den meisten Fällen eine Art Gegenbild zum schwirrenden Treiben auf den Straßen draußen bieten. Nur ein paar Schritte hinein und schon ist Ruhe, ein paar Köch*innen rauchen vielleicht im Hinterhof ihre letzte Pausenzigarette und irgendwo im Eck versteckt sich ein Café.
So haben wir die kleine Pasteleria in einem Innenhof der Panská-Straße vis à vis vom Slovenská Reštaurácia entdeckt. Hier bekommt ihr nicht nur tollen Kaffee mit zahlreichen veganen Milch-Alternativen, sondern auch köstliche Backwaren wie etwa Kosičky, also kleine Tartes mit Nussfüllung und Schokolade-Topping. zu späterer Stunde gibt’s hier übrigens auch Aperol Spritz, Gin Tonic und Co.
Platz der Freiheit und Rundfunkhaus
Nördlich des historischen Kerns der Stadt liegt der Námestie slobody oder Platz der Freiheit, der seit dem 17. Jahrhundert immer wieder umgebaut und verändert wurde, bis er 1980 sein heutiges Antlitz als kreisförmig angelegter Park bekam, dessen Zentrum ein Brunnen mit einer riesigen Lindenblüte aus Stahl bildet. Mit den fahlen Büro- und Unigebäude ringsum ergibt das an grauen Regentagen ein fast beklemmendes Bild.
Ähnlich wie das Gebäude des Slowakischen Rundfunks, das nur ein paar Gehminuten entfernt emporragt. Die markante umgekehrte Pyramide ist kaum zu übersehen, und das ist für manche offenbar nicht zwangsweise etwas Positives. Denn die britische Zeitung The Telegraph setzte das Gebäude auf seine Liste der 30 hässlichsten Bauwerke der Welt. Geschmäcker und Ohrfeigen eben. Dennoch verhalf sein eigenwilliges Äußeres dem Rundfunkhaus sogar zu internationalem Ruhm, war es doch einer der Schauplätze des Thrillers „Red Sparrow“.
Concept Stores
Da in Bratislava die junge, urbane Hipster-Szene floriert, ist es quasi ein Naturgesetz, dass damit auch einige Concept Stores aus dem Boden schießen. Wir sind zum Beispiel in den PLACE Store auf dem Hurban-Platz unweit des Präsidentenpalasts gestolpert und haben uns durch Taschen, Kleider, Broschen, Fliegen und Krawatten aus Holz und allerhand coole Mitbringsel gestöbert. Wenn ihr für eure Lieben also nach einem kleinen Andenken sucht, das nicht Bier oder ein Selfie mit dem Gulli-Mann sein soll, werdet ihr hier definitiv fündig.
Tanzen auf dem Klo
Zum Abschluss haben wir noch einen besonders schrulligen Bratislava-Tipp für euch: das Urban House. Oder besser gesagt: das Klo vom Urban House. Wobei sich auch ein Besuch im Lokal selbst auf alle Fälle lohnt. Hier bekommt ihr internationale Gerichte, Salate, Bowls (auch vegan) und Cocktails. Besonders ins Auge sticht bei der Fülle an Industrial Chic im Inneren allerdings der Vorraum zu den Toiletten. Komplett mit spiegelnden Mosaik-Steinchen ausgekleidet, fühlt man sich hier wie im Verdauungstrakt einer Disco-Kugel. Definitiv einer der besten Foto-Spots in Bratislava!