Unsere Leseliste für die Weihnachtsferien
Wenn die Nasenspitze schon ganz rot ist vom vielen Punsch oder erfroren von der Kälte, dann steckt sie doch zur Abwechslung mal in ein gutes Buch. Wir haben ein paar Ideen für literarische Begleiter durch die Weihnachtsferien für euch.
Die Weihnachtsferien stehen unmittelbar bevor, und damit die Zeit zwischen den Jahren mit hoffentlich viel Freizeit, Entspannung und Ruhe. Gut, dass dieses Jahr viele großartige Bücher erschienen sind. Wir haben schon mal eine Leseliste für die nächste Zeit erstellt und teilen sie natürlich mit euch.
Männer töten
Mit ihrem Sachbuch „Was geht, Österreich?“ hat die österreichische Autorin Eva Reisinger bereits in Sachen Sachbuch einiges vorgelegt. Dieses Jahr ist mit „Männer töten“ nun auch ihr erster Roman erschienen, der es ebenfalls in sich hat.
Protagonistin Anna Maria verschlägt es über einige Wirrungen ins verschlafene Engelhartskirchen in Oberösterreich. Doch hier passt nicht alles ins Ösi-Ansichtskartenklischee. Reisinger spielt den Traum vom Matriarchat knallhart und mit vielen präzisen Pointen bis zum Äußersten durch. Definitiv ein Must-Read!
Das 1000things Erlebnisbuch für Wien
An dieser Stelle müssen wir kurz unsere eigene Werbetrommel rühren: Auch wir haben dieses Jahr ein Buch herausgebracht, das so ziemlich alles kann, was man von einem Buch erwarten würde: Es führt euch mit den gewohnt ausgefallenen 1000things-Tipps durch die einzelnen Bezirke und Lebenslagen in Wien, versorgt euch mit cool designten To-do-Listen und beinhaltet sogar jede Menge Gutscheine im Wert von über 750 Euro, die ihr nicht nur selbst mit euren Liebsten einlösen, sondern sogar weiterschenken könnt. Viel Spaß beim Erleben!
Und Trotzdem
Die Journalistin Katrin Grabner hat „23 ganz schön ehrliche Geschichten aus der Pflege“ gesammelt und widmet sich damit einem Thema, das in Österreich medial immer noch stark unterrepräsentiert ist, obwohl uns die Pandemie durchaus deutlich vor Augen geführt hat, wie systemrelevant unter anderem Pflegeberufe sind. Und doch: Bis 2030 werden in Österreich 75.000 bis 100.000 Pflegekräfte fehlen.
Der Druck wächst, sowohl im Gesundheits- und Altenpflegebereich als auch im privaten Bereich, wo nach wie vor überwiegend Frauen die unbezahlte Pflegearbeit leisten. Grabner hat mit Pflegekräften aus ganz Österreich über ihre Motivation, die Herausforderungen und Wünsche gesprochen und holt so eine Sparte vor den Vorhang, die dringend mehr Anerkennung innerhalb der Gesellschaft braucht.
Malus
In aller Munde war dieses Jahr auch „Malus“ von Simone Hirth. Sie schaut sich die Geschichte von Adam und Eva noch mal ganz genau an – mit realistischem Blick des 21. Jahrhunderts. Denn Hirth stellt sich in ihrem Roman die Frage, was Eva wohl machen würde nach dem Sündenfall? Wie würde sie heute leben und würde sie sich endlich aus der toxischen Beziehung zu Adam befreien können? Damit liefert sie einen alternativen Entwurf zu dem stetig in unserer Gesellschaft schwelenden patriarchalen Erbe.
Einzeller
Auf ebenso unterhaltsame wie kluge Weise seziert Gertraud Klemm den Feminismus oder das, was von ihm übrig ist. Die These: Kämpfen wir alle als Einzeller für Geschlechtergerechtigkeit, wird das nichts. Fünf Frauen versammeln sich in Simone Hebenstreits WG, die durchaus unterschiedlich sind. Was sie eint: der Widerstand gegen den drohenden Rechtsruck.
In einer Art Reality-TV-Format diskutieren sie ihre Positionen, stoßen bald auf Bruchlinien zwischen ihren Vorstellungen und arbeiten sich leidenschaftlich daran ab, während die politische Wende voranschreitet.
Dorothea
Nach „Franz“ nimmt Journalist und Autor Jürgen Pettinger in „Dorothea“ eine weitere queere Protagonistin während der Zeit des Zweiten Weltkriegs unter die Lupe. Die berühmte Schauspielerin Dorothea Neff versteckte ihre jüdische Freundin Lilli Wolff jahrelang in Wien vor den Nazis und riskierte damit ihr Leben. Doch 1944 musste Lilli dringend ins Krankenhaus.
Pettinger erzählt die Geschichte der beiden Frauen noch einmal neu anhand von Dokumenten und wiederentdeckten Tonaufnahmen und enthüllt das große Erbe, das sie der queeren Community hinterlassen haben.
Pick me Girls
In ihrem neuesten Werk setzt sich Sophie Passmann mit dem Phänomen der Pick me Girls auseinander – anhand der eigenen Biografie. Was dieses „Ich bin nicht wie andere Frauen“-Phänomen im Kern ausmacht, ist eine Art internalisierte Misogynie, vor der eben auch Frauen nicht gefeit sind.
Die Pick me Girls selbst dafür verantwortlich zu machen, wäre aber der falsche Weg. Immerhin sind oder waren wir an einem bestimmten Punkt ziemlich sicher alle eine von ihnen. Passmann zerpflückt den männlichen Blick gekonnt und hat dabei ein ungeahntes Arsenal an Identifikationspunkten, die höchstwahrscheinlich in den Biografien der meisten Frauen zu finden sind.
ungeschönt
Nächstes Jahr veröffentlicht Jaqueline Scheiber ihr fünftes Buch. Das vierte ist dieses Jahr erschienen und trägt den Titel „ungeschönt“. Nachdem ihr Partner plötzlich neben ihr verstirbt, geht Scheiber an die Öffentlichkeit und teilt auf Instagram ihren Körper, ihre psychische Erkrankung und auch ihre Trauer.
Bis heute thematisiert sie mit einfühlsamer, einzigartiger Sprache Themen, die sonst im Heile-Welt-Spektrum der sozialen Plattformen oft nicht repräsentiert sind. In „ungeschönt“ reflektiert sie ihren Werdegang und ihre Biografie, greift Themen wie Feminismus, Body Neutrality, Trauer und viele andere wichtige Themen auf und scheut sich nie vor unbequemen Wahrheiten.
Nayan macht die Augen auf
Der ACHSE Verlag ist immer empfehlenswerte Anlaufstelle für Kinderbücher, die über den thematischen Tellerrand hinausblicken. Dieses Jahr ist etwa „Nayan macht die Augen auf“ von Lena Kalisch erschienen.
Nayan ist blind zur Welt gekommen, nach einer Augenoperation sieht er seine Mutter und auch sich selbst das erste Mal. Aber was es bedeutet, mit wirklich offenen Augen durch die Welt zu gehen, lernt er erst, als seine Mutter ihm eine Kamera schenkt.