Unsere liebsten Wiener Theater abseits des Mainstreams
Die ganze Welt ist eine Bühne – und ganz Wien ein einziges Theater. Okay, ganz so dicht gestreut ist die Theaterszene hier auch wieder nicht, aber die Auswahl an unterschiedlichen Produktionen und Inszenierungen ist riesig. Wir haben uns mal abseits der großen, weltbedeutenden Bretter umgesehen und zeigen euch einige Klein- und Off-Theater, die ihr definitiv besuchen solltet.
Wo sind die Theater-Fans? In Wien ist die Auswahl zwischen Josefstadt, Volks- und Burgtheater ziemlich groß. Deshalb haben wir uns mal im Kleinen umgesehen und ein paar Theatertipps abseits des Mainstreams für euch gesucht und gefunden.
Ateliertheater
1932 gegründet, kam das Ateliertheater 1990 schließlich in der Burggasse 71 an. Übrigens eine geschichtsträchtige Location: 1904 entstand hier eines der ersten Lichtspieltheater. 2020 sah es kurz so aus, als müsste das Ateliertheater seine Pforten aufgrund der Corona-Krise für immer schließen. Doch ein Jahr später konnte es mit neuem Betreiber wieder öffnen. Auf dem Programm stehen, wie gewohnt, zeitgenössische Stücke, Konzerte und die unterschiedlichsten, progressiven Performances. Zum Beispiel findet einmal im Monat ein völlig frei improvisiertes Musical statt und auch Burlesque-Shows gibt es immer wieder.
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Ateliertheater | Burggasse 71, 1070 Wien
Spielraum
Auch das Theater Spielraum befindet sich in genreverwandten, altehrwürdigen Hallen: Hier residierte ursprünglich das Erika-Kino, das „älteste durchgehend bespielte Kino der Welt“ von 1909 bis 1999. Mittlerweile widmet man sich hier sowohl in dem ehemaligen Kinosaal, der als Theaterraum für maximal 126 Zuschauende dient, als auch im Studio mit maximal 30 Sitzplätzen dem professionellen zeitgenössischen Theater mit starkem Fokus auf Literatur und dem Schauspiel selbst. Klarer Schwerpunkt der Inszenierungen liegt dabei auf gesellschaftspolitischen Inhalten, sowohl in der Auseinandersetzung mit neuen Dramen als auch mit Texten des klassischen Theaters. Hier geht der Theaterbesuch also weit über seichte Berieselung hinaus und regt die Köpfe zum Denken an.
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Theater Spielraum | Kaiserstraße 46, 1070 Wien
Scala
Das Haus des Scala Theaters war schon vieles: Was heute Bühnenraum ist, war früher über 40 Jahre lang das Atlantis-Kino, danach Diskothek, Supermarkt und Boxclub. 1995 hat das Ensemble „Theater zum Fürchten“ unter der Leitung von Regisseur Bruno Max die Räumlichkeiten zu ihrer Homebase in Wien umfunktioniert. Hier bekommt ihr zeitgenössisches Theater, innovative Konzepte und eine bunte Mischung als Klassischem und Modernem geboten. Vor allem aber schreibt sich das große Ensemble seine politische und kommerzielle Unabhängigkeit auf die Fahnen. Außerdem gehört mittlerweile auch das Untergrund-Theater SCALARAMA fix ins Repertoire.
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Theater Scala | Wiedner Hauptstraße 106, 150 Wien
- Lieblinge 2024
Kosmos Theater
Dass Theater eine politische Dimension besitzt, ist unbestreitbar. Das Kosmos Theater setzt diesen Fokus noch etwas konkreter: Es versteht sich als feministisches Theaterhaus, das sich mit Rollenbildern und Geschlechterstereotypen auseinandersetzt und weibliche Stimmen fördert. Auf die Bühne kommen hier vornehmlich zeitgenössische Stücke, Erst- und Uraufführungen sowie Inszenierungen aus der Freien Szene.
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Kosmos Theater | Siebensterngasse 42, 1070 Wien
Theater am Werk
Formally known as Werk X, stehen die beide Standorte (Kabelwerk und Petersplatz) des Kult-Theaters seit letztem Jahr unter der Führung von Esther Holland-Merten. Die Spielstätten machen mit gewohnt zeitgenössischen Inszenierungen und mutigen Performances von sich reden. Das „On the Edge“ Festival rückt im November etwa die experimentelle Zirkuskunst in den Fokus. Den Spielplan beider Häuser solltet ihr unbedingt im Auge behalten!
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Theater am Werk | Oswaldgasse 35A, 1120 Wien
Das Off Theater
In New York gibt es neben dem Broadway noch den Off-Broadway, also die Spielstätten und Produktionen abseits des Mainstream. Auch in Wien nennt man das Freie Theater gern Off-Theater, und mit dem Off Theater in der Kirchengasse besitzt es eine gleichnamige Spielstätte. Das Abwechslungsreiche Programm versorgt euch mit modernen Inszenierungen innovativer Theaterschaffender und aufstrebender Ensembles, wie etwa des Bernhard.Ensembles, das das Off Theater 2006 gegründet und hier seine Homebase eingerichtet hat.
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Off Theater | Kirchengasse 41, 1070 Wien
Nesterval
Die Produktion „Das Dorf“ vom Nesterval-Ensemble war im Jahr 2019 für den Spezialpreis der Nestroys nominiert und holte ihn sich im Corona-Jahr 2020 endlich mit der virtuellen Inszenierung „Der Kreisky-Test“. Das Ensemble selbst bespielt kein eigenes Theater, sondern macht praktisch die ganze Stadt zu seiner Bühne. Mittel des immersiven Theaters machen die Nesterval-Inszenierungen zu regelrechten Abenteuern, die die Grenzen zwischen Publikum und Spielenden fast bis zur Schmerzgrenze aufweichen. Ob drinnen oder draußen, auf der Bühne, auf dem Gehsteig oder während der Lockdowns sogar online – die Nesterval-Abenteuer sind definitiv immer ein Erlebnis.
Theater Heuschreck
Natürlich gibt es in Wien mit Häusern wie dem Raimund Theater, dem Ronacher oder der Volksoper keinen Mangel an Musicals und Co. Aber auch abseits der perfekt inszenierten Jazzhands und Steppchoreos ist ordentlich was los. Musiktheater für Klein und Groß bringt etwa das Theater Heuschreck auf die Bühne und setzt sich dabei mit Themen wie Umwelt- und Klimaschutz auseinander. Das Ensemble ist in ganz Österreich unterwegs. Schönes Detail am Rande: Zu den Stücken gibt das Theater HEUSCHRECK auch Bücher heraus.
Theater Delphin
Vor gut 20 Jahren hat Gabriele Weber den Verein Delphin gegründet, ursprünglich für ihren geistig und körperlich schwerbehinderten Sohn Nico. Mittlerweile ist daraus längst eine feste Institution in der Wiener Theaterlandschaft geworden. Hier wird nicht über einen Kamm geschoren, sondern auf individuelle Stärken und Fähigkeiten eingegangen. Bei den inklusiven Inszenierungen stehen Menschen mit und ohne Behinderung zusammen auf der Bühne und feiern das professionelle Theater und das Leben in seinen unterschiedlichen Ausprägungen.
>> Mehr lesen: Unsere Reportage über das Theater Delphin
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Theater Delphin | Blumauergasse 24, 1020 Wien
Kasino am Schwarzenbergplatz
Natürlich beherrschen auch die großen Bühnen wie das Burgtheater das progressive, zeitgenössische Theater. Bestes Beispiel dafür sind neben einigen Produktionen im Burg- und Akademietheater vor allem auch jene Abende im Kasino am Schwarzenbergplatz, das zum Burgtheater gehört. Freie Theaterensembles geben sich hier mit Performance-Kunstschaffenden und Musiker*innen die Klinke in die Hand. Da liegt es natürlich Nahe, dass auch kultige Festivals wie das ImpulsTanz-Festivals hier ihre Partys schmeißen und ihre Performances das Publikum flashen lassen.
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Kasino am Schwarzenbergplatz | Schwarzenbergplatz 1, 1010 Wien
Bronski & Grünberg
Das noch relative neue Theater rund um Schauspieler Alexander Pschill macht den 9. Bezirk um eine progressive Bühne reicher. Vor den nur 80 Sitzen bekommt das Publikum hier überwiegend selbst geschriebene und produzierte Stücke serviert, gerne auch improvisiert und immer mit ordentlichem Schalk im Auge. Denn geboten bekommt ihr hier überwiegend Griffe ins komische Fach, oder wie es auf der Website so treffend heißt: „Erlesener Progressiv-Boulevard“.
Achtung: Nur Barzahlung möglich!
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Bronski & Grünberg | Müllnergasse 2, 1090 Wien
- Lieblinge 2024
TAG
Wie heißt es noch gleich? Man soll den Tag nicht vor dem Abend loben? Ein Abend im TAG kommt jedenfalls selten ohne Lob aus. Im Theater in der Gumpendorfer Straße scheut man sich nicht vor den großen, dramatischen Vorlagen, die man gekonnt ins Hier und Heute überträgt. Die drei bis fünf Eigenproduktionen pro Jahr werden ergänzt durch Improvisationstheater-Abende und internationale Gastproduktionen. Wir sind besonders große Fans vom Tagebuchslam von Diana Köhle, der hier immer wieder über die Bühne fegt.
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TAG – Theater an der Gumpendorfer Straße | Gumpendorfer Straße 67, 1060 Wien
TheaterArche
Die TheaterArche im Sechsten versteht sich als interdisziplinärer Theaterraum, der ein offenes Miteinander und Inklusion auf allen Ebenen ermöglichen soll. Auch hier wechseln Eigenproduktionen mit Gastspielen und Kooperationen aus der freien Szene. Wer nach Diversität und Offenheit sucht, ist hier definitiv an der richtigen Adresse.
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TheaterArche | Münzwardeingasse 2A, 1060 Wien
Theater Drachengasse
Die Drachengasse ist längst schon ein Fixum in der zeitgenössischen Szene. Man versteht sich als anspruchsvolles Theater, das aber dennoch für alle zugänglich sein soll. Hier findet ihr vornehmlich neues Autor*innentheater und aufstrebende Theatermacher*innen.
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Theater in der Drachengasse | Drachengasse 2, 1010 Wien