13 richtig gute Tipps für Bad Gastein
Wir haben uns in Bad Gastein genau umgesehen und geben euch unsere besten Tipps für Übernachtung, Food, Drinks, und Erlebnisse im verträumten Kurort in den Alpen.
„Noblesse oblige“, sagt man. Adel verpflichtet. In Bad Gastein fühlte sich lange keiner wirklich verpflichtet. In den 80ern investierte dann ein schwedischer Unternehmer in ein paar Hotels – was erklärt, warum manche den pittoresken Kurort der Reichen und Schönen noch heute scherzhaft als „zweitgrößte Stadt Schwedens“ bezeichnen. Zur Jahrtausendwende zog schließlich ein österreichischer Investor nach, übernahm die pompösen Belle-Epoque-Hotels, die so typisch sind für den Ort – und dann kam lange nichts. Investiert wurde nicht, die Prunkbauten runzelten vor sich hin. Viele stehen heute noch so an den Berg gelehnt, wie sie die Habsburger Noblesse nach ihrer Sommerfrische zurückgelassen hat. Doch den langen Leerstand sehen hier nicht alle als ruinösen Schandfleck, im Gegenteil. Einige, mit denen wir gesprochen haben, finden, dass er bewahrt hat, was sonst wahrscheinlich längst modernisierten Hotelkomplexen weichen hätte müssen.
Es scheint, als habe Bad Gastein nur ein wenig abwarten müssen, bis Hochglanz und Makellosigkeit aus der Mode kommen und man sich wieder dem Alten, Vergessenen, der Patina der Geschichte zuwendet. Denn ob sie es wollen oder nicht entsprechen die verfallenen Bauten, die Historisches aus jeder Diele ächzen, dem Zeitgeist. Vintage, retro, zurück zum Alten, da brauchte Bad Gastein sich nicht erst großartig anstrengen, das ging praktisch von alleine. Mittlerweile siedeln sich immer mehr junge Kreative an, in dem Ort, der schon in seinen Ursprüngen für Urlaubende und Kurgäste aus allen Himmelsrichtungen in den Hang hinein konstruiert wurde. Ihnen liegt allerdings viel daran, dem Gesicht des Orts kein Facelifting zu verpassen, sondern vielmehr da zu erneuern, wo es nötig ist, und dort zu bewahren, wo es geht. Genau diese Orte haben wir für euch gesammelt – und noch viel mehr Tipps, die ihr in Bad Gastein unbedingt erleben solltet.
The Grand Lighthouse
Wir starten gleich mal mit Breaking News: Das Lighthouse Festival, das die meisten wohl eher mit Frühsommer-Vibes und Kroatien verbinden, kommt im Jänner zum zweiten Mal nach Bad Gastein. Die Winter-Edition rauscht von 23. bis 26. Jänner 2025 durch die Alpenstadt, vom Ortszentrum bis hoch hinauf in die Berge. Verschiedene DJs und Acts aus dem Electronic-Genre ballern euch Beats um die Ohren und auch das Rahmenprogramm kann sich sehen lassen. Festivalzentrale ist übrigens das Grand Hotel de l’Europe, ber das man munkelt, dass es Vorbild für Wes Andersons „Grand Budapest Hotel“ gewesen sein soll.
>>Mehr lesen: „Grand Lighthouse“: Wenn der Bass durch Tal und Börserl fegt
Hotel Miramonte
Im Hotel Miramonte kommen Design-Fans, Wellness-Hungrige und Yogis gleichermaßen auf ihre Kosten. Die geräumigen, hellen Zimmer eröffnen großteils einen herrlichen Ausblick auf den hübschen Alpenort. Die holzverkleidete Sonnenterrasse mit Feuerschale lädt im Sommer wie im Winter dazu ein, ein bisschen Vitamin D und jede Menge Frischluft aufzusaugen. Und die gemütliche Lounge und das schön schlichte Esszimmer wecken Make-Over-Fantasien für die eigene Wohnung. Wir sprechen in unseren Artikeln manchmal vom Seele-baumeln-Lassen – hier schwingt sie tatsächlich! Und zwar in den Hängebetten im Spa-Bereich mit Aussicht auf die herrliche Landschaft. Eure innere und äußere Balance könnt ihr außerdem immer wieder in unterschiedlichen Yoga-Workshops indoor oder unter freiem Himmel finden.
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Hotel Miramonte | Reitlpromenade 3, 5640 Bad Gastein
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ganzjährig geöffnet
The Blonde Beans
Jede Menge gemütlichen Industrial-Charme bekommt ihr in dem schnuckeligen Café The Blonde Beans gegenüber der Gondelbahn zum Stubnerkogel bereits zum Frühstück serviert. Viel Platz ist hier nicht, die meisten holen sich Snacks und Kaffee zum Mitnehmen. Wer einen Platz ergattert, kann vor der nackten Ziegelwand mit dem pinken Leuchtschriftzug oder an der Theke vor dem Fenster nach draußen doch ziemlich bequem sitzen. Man könnte fast kurz vergessen, dass man sich in einem Ort in den österreichischen Alpen befindet und nicht mitten im urbanen Treiben. Und was noch wichtiger ist als das Ambiente, ist der wunderbare Third Wave Kaffee, die g’schmackigen Bagels und die köstlichen süßen Zimtkringel.
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The Blonde Beans | Bahnhofplatz 4, 5640 Bad Gastein
Urlaub zu jeder Jahreszeit
Eine Auszeit in Bad Gastein können wir übrigens im Sommer wie im Winter, praktisch zu jeder Jahreszeit empfehlen. Im Winter bekommt man hier nicht nur Skifahren am Stubnerkogel oder ausgelassenes Après-Ski-Feiern, sondern auch noch eine ordentliche Portion verschneite Wes-Anderson-Stimmung, wenn die dicken Schneeflocken die Hotelruinen in kitschige Ansichtskartenoptik hüllen.
In der wärmeren Jahreszeit könnt ihr die weitläufige Landschaft bewandern und spüren, wie in Bad Gastein eine Art neue Urbanität verschmilzt. Mit ruraler Idylle, wegen der man offenbar schon zu Kaiserszeiten hierher gepilgert ist. Denn eines darf man nicht vergessen: Ursprünglich war Bad Gastein vornehmlich auf den Sommer- und Kurtourismus ausgelegt.
Vom Kötschachtal zum Reedsee
Apropos Sommer: Eine ganz besondere Wanderung für die warme Jahreszeit ist etwa jene zum Reedsee, dem wohl schönsten Gebirgssee der Alpen. Ausgangspunkt für den Anstieg ist entweder das legendäre Hotel Grüner Baum, einst beim internationalen Jetset beliebt, mittlerweile leerstehend. Von dort aus geht es in etwa einer halben Stunde zum wirklich steilen Aufstieg. Den sollte man nicht unterschätzen – mit genügend Trinkpausen braucht ihr circa eineinhalb bis zwei Stunden, bis ihr beim auf 1.831 Metern gelegenen Reedsee angekommen seid. Jede Schweißperle lohnt sich aber! enn im Wasser spiegeln sich nicht nur die umliegenden Bäume, sondern auch die imposante Tischlergruppe. Keine Sorge, die Gehfaulen müssen sich das nicht entgehen lassen: Man kann alternativ auch mit dem Lift von Bad Gastein aus zum Graukogel gondeln und von dort aus über die Palfnerscharte zum Reedsee absteigen.
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Reedsee | Reedsee, 5640 Bad Gastein
>>Mehr lesen: Warum es die junge Kreativszene nach Bad Gastein zieht
In schwindelnden Höhen
Im Winter muss man sich nicht erst die Ski anschnallen, um am Stubnerkogel ein bisschen Nervenkitzel zu erleben. Das geht auch in warmen Wanderschuhen. Denn die Hängebrücke, die neben einer der Pisten verläuft, ist das ganze Jahr über frei begehbar. 140 Meter lang führt sie euch von der Terrasse des Restaurants der Bergstation bis zur Senderanlage – schwingend, blickdurchlässig und ziemlich hoch. Unter unseren Füßen fällt der Blick etwa 28 Meter tief, dafür aber an klaren Tagen auch wunderbar weit über die Gipfellandschaft. Im Sommer empfehlen wir euch hier unbedingt einen Abstecher auf den Tischkogel und den Zitterauer Tisch. Gute eineinhalb Stunden braucht ihr von der Gondel-Bergstation bis zu den beiden Gipfeln, der Weg ist abwechslungs- und aussichtsreich. Aber Achtung: Ihr begeht dabei einen schwarzen Wanderweg mit steilen, manchmal ausgesetzten Stellen und Absturzgefahr. Seid euch also der Schwierigkeit bewusst, zieht vernünftige Bergschuhe an und achtet auf eure Schritte.
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Hängebrücke am Stubnerkogel | Stubnerkogel, 5640 Bad Gastein
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täglich
Flying Waters
Ein Flying Fox, der von einer Seite des Tals zur anderen führt, klingt zunächst mal wie der ultimative Adrenalinkick. Bei der Zipline von Fyling Waters geht es allerdings weniger um nervenzerreißende, magenumdrehende Schallgeschwindigkeit, sondern um die herrliche Aussicht über Bad Gastein. 300 Meter lang schwebt ihr bei bis zu 35 km/h vorbei an den historischen Bauten, grünen oder dick verschneiten Bäumen und natürlich an dem tosenden Wasserfall, der für das Antlitz Bad Gasteins das ist, was für Cindy Crawford ihr Muttermal ist.
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Flying Waters | Kaiser Franz Josef-Straße 16-20, 5640 Bad Gastein
Spaziergang zum Wasserfall
Den Wasserfall könnt ihr euch natürlich nicht nur von einem Metallseil baumelnd ansehen, sondern auch mit festem Boden unter den Füßen. Ein kleiner Weg führt steil hinauf zu seinem Ursprung und hinab, dorthin, wo der weiße Wasserschaum sich zum Fluss beruhigt. Entweder man spaziert weiter bis zu einer kleinen Brücke und von dort wieder bergauf zum Ort, oder man legt ein kleines Päuschen im Café Kraftwerk ein. Das ist längst kein Geheimtipp mehr, wirkt allerdings mit seinen schrillen giftgrünen und violetten Möbeln irgendwie aus der Zeit gefallen. Als wäre es aus einem Möbelhaus-Abverkauf der 90er abgestürzt und direkt neben den Wasserfall geplumpst.
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KraftWerk Bad Gastein | Wasserfallstraße 7, 5640 Bad Gastein
Café Schuh
Eine deutlich verstecktere Location ist das Café Schuh an der Kaiser-Wilhelm-Promenade. Ein Besuch hier lohnt sich schon allein wegen des Ausblicks auf den Ort. Auch im Inneren hängt sich einem erst einmal ein wenig die Kinnlade aus. Denn hier trifft einiges zusammen, was auf den ersten Blick nicht wirklich zusammenpasst, auf den zweiten aber unbedingt zusammen bleiben sollte. Das Café wirkt, als hätte es jemand irgendwo in Wien geklaut und eins zu eins in die Berge transplantiert. Tatsächlich steht es aber bereits Jahrzehnte hier in Bad Gastein. Hinter der dunklen Vollholztheke, in dessen Inneren Torten brüten, steht Remo de Joris mit all seinem Schmäh. Joris ist Italiener, also greift er hier tief in den Klischeetopf und zieht neben Mehlspeisen jede Menge Pastavariationen heraus. Pasta im Kaffeehaus – klingt erst mal eigenartig, passt aber perfekt in die Bad Gasteiner Zwischenwelt.
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Café Schuh | Kaiser-Wilhelm-Promenade 9, 5640 Bad Gastein
Mex Bar & Taqueria
Das mexikanische Restaurant mit dem naheliegenden Namen Mex befindet sich praktischerweise mitten in der Bad Gasteiner Partymeile oben bei der Talstation der Gondelbahn. Die Auswahl ist überschaubar, aber man vermisst nichts, was man von der mexikanischen Küche erwartet: Nachos, Tacos, Quesadillas und Salate kommen in verschiedenen Varianten mit Pulled Chipotle Chicken, Coconut Fried Halloumi, Lime & Jalapeño Beet oder Apple Habanero Chorizo daher. Die Tacos gibt es übrigens sogar in herrlich cremiger süßer Ausführung, entweder mit Himbeer- oder mit Schokoladeneis. Auch hier findet man sich zwischen Kaktus-Leuchtsymbol im Retro-Look und Leuchtschrift an der Wand. Als wäre man mitten in den Alpen mal kurz nach Berlin oder Amsterdam gestolpert, während nebenan im Haeggbloms die Schwed*innen Aprés-Ski feiern.
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Mex Bar & Taqueria | Kaiser Franz Josef-Straße 15, 5640 Bad Gastein
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DI-SA
Betty’s Bistro
Ist man schon mal da, kann man auch gleich weiterstolpern, und zwar in Betty’s Bistro. Das schummrig-stilsichere Ambiente hier erinnert fast ein wenig an eine Speakeasy-Bar aus den rumorenden 20ern des vorigen Jahrhunderts. Besonders in der gemütlichen Nische an der hinteren Wand des Lokals bleibt man gerne länger. Kommt nach ein paar süffigen Longdrinks wie dem herrlich erfrischenden Cranberry Crush doch wieder der Hunger, stillen ihn die köstlichen Flammkuchen- oder Tapas-Varianten definitiv zur Genüge. Checkt vor eurem Besuch aber unbedingt die aktuellen Öffnungszeiten, da Betty’s Bistro oft länger mal geschlossen hat.
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Betty’s Bistro | Kaiser Franz Josef-Straße 17 , 5640 Bad Gastein
Das Regina
Die Zimmer im Boutiquehotel Das Regina sind eine wunderbare Mischung aus original-historischen Möbeln und dem klassischen Vintage Chic, der seit Jahren durch Lifestyle-Blogs und Instagram-Storys geistert. Generell strahlt das gesamte Haus pure Aufgeräumtheit und heimelige Gemütlichkeit aus. Das merkt man schon von außen, wenn man über einen schmalen Weg den kleinen Hang hinauf schlendert, auf dem die weiße Villa thront. Besonders überzeugt hat uns hier die ehrliche, unverstellte Gastfreundschaft des gesamten Teams.
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Das Regina | Karl-Heinrich-Waggerl-Straße 5, 5640 Bad Gastein
Villa Excelsior
Zugegeben: Zwischen all den verfallenden Prunkgebäuden selbst in Speakeasy-Stimmung zu verfallen, liegt irgendwie auf der Hand. Aber wenn schon, dann bitte auch so richtig. Denn die Hausbar des Hotels Villa Excelsior zeigt vor, wie Fin-de-Siècle-Feeling richtig geht. Eine Zeitlang diente die Villa ab den 50ern als Priesterwohnheim – die gediegenen Originalmöbel hob man auf dem Dachboden auf. Nachdem sie wieder ausgegraben und restauriert wurden, richtete Betreiber Christof Erharter das gesamte Haus originalgetreu wie zur Jahrhundertwende ein. Er selbst lebt den Dandy-Lifestyle vor, mit Seidenhalstuch und allem, was dazugehört. Zum Beispiel führt er die Kartei über seine Gäste nach wie vor handschriftlich.
Vor allem hat es uns aber die Bar angetan, die sich im Zwischenstock zwischen einem Aufenthaltsraum versteckt. Viel Platz ist hier nicht – und das ist auch gut so. So kann man die schummrige Stimmung und das skurrile Flair bei Kir Royal und Co. am besten aufsaugen. Im Sommer ist sie allerdings geschlossen, stattdessen kann man auf die ebenso kleine, ebenso gemütliche Terrasse des Hauses ausweichen und die lauen Sommerabende genießen.
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Villa Excelsior | Reitlstraße 20, 5640 Bad Gastein