5 Dinge, die ihr in Venedig unternehmen müsst
Venedig, das ist der Markusplatz, der Canal Grande und die Gondolieri. Stimmt schon. Aber Venedig ist noch viel mehr als das. Deshalb zeigen wir euch ein paar besonders coole To-dos in der italienischen Lagunenstadt.
Wenn man an Venedig denkt, kommen einem schnell verstaubte Kriminalromane, etwas zu schnulzige Liebesgeschichten, Kreuzfahrtschiffe und Massentourismus in den Sinn. Wischt man all diese Stereotypen aber ab, hat die Lagunenstadt viel mehr zu bieten. Abseits vom altbekannten Markusplatz, dem Dogenpalast und der Rialtobrücke verraten wir euch unsere Top 5 To-dos in Venedig abseits der touristischen Trampelpfade.
Freiwillig ins Gefängnis
Der Papst hat im Zuge der Biennale d’Arte di Venezia, die bis Ende November 2024 läuft, ein aktives Frauengefängnis für die Ausstellung des Vatikans gewählt. Mit den Worten „With My Eyes“ inszeniert der Kurator Maurizio Cattelan gemeinsam mit Insassinnen eine Ausstellung, die unter die Haut geht.
Davon haben wir uns selbst überzeugt: Nach der Online-Anmeldung finden wir uns vor den Mauern des Frauengefängnisses auf der Insel Giudecca wieder. Zwei Wärterinnen nehmen uns Ausweise und alle anderen Gegenstände ab – auch das Handy. Dann sperren sie das erste Tor mit einem absurd großen Schlüssel auf. Danach das zweite. Hinter dem dritten Durchgang begrüßen uns zwei Insassinnen und beginnen die Führung durch verschiedenen Räumlichkeiten des Frauengefängnisses.
Unterschiedliche künstlerische Arbeiten fordern die Betrachter*innen heraus, sich mit ihren Perspektiven und Vorurteilen zu beschäftigen, diese zu hinterfragen und zu überdenken. International renommierte Künstler*innen haben die Lebensrealitäten der Inhaftierten direkt in ihre Arbeiten einfließen lassen und sich künstlerisch intensiv mit dem den Themen Wahrnehmung, Identität und Gesellschaft auseinandergesetzt.
Spritz & Cicchetti in Canareggio
Vorab der wichtigste Tipp: Schaut euch Venedig in den Abendstunden an. Erstens: Weil dann wirklich alle Tagestourist*innen weg sind. Zweitens: Weil das Licht in der Abenddämmerung am schönsten ist: Die Wertschätzung des Lichteinfalls und die Spiegelung der Gebäude in den Kanälen ist den Einwohner*innen wichtig und zeugt von Respekt gegenüber der Lagunenstadt.
Wir gehen dem Ganzem im jüdischen Viertel Cannareggio nach. Vor allem am Fondamenta dei Ormesini kann man nicht nur tolle Fotos machen, sondern auch mit dem berühmten venezianischen Drink „Spritz Select“ den Tag ausklingen lassen. Das rote, alkoholische Getränk typischerweise mit Prosecco und Soda aufgespritzt und einer Orange sowie Olive serviert, ist der ganze Stolz der Venezianer*innen und wird an jeder Ecke getrunken. Sein charakteristischer, leicht bitterer Geschmack erinnert an Campari, ist aber eine frechere Variante mit einer angenehmen Zitrus-Frische – ein Original aus Venedig.
Direkt am Kanal reihen sich zahlreiche Bars und Restaurants aneinander: Hier hat man die Qual der Wahl. Die Palette ist groß, aber eines haben sie alle gemeinsam: die traditionellen Cicchetti. Die verschieden belegten Brötchen, die an der Bar begutachtet und bestellt werden, lassen unsere Herzen höher schlagen. Aber Achtung, nicht nur unsere! Auch zahlreiche Möwen warten den richtigen Moment ab, um sie direkt vom Teller zu stehlen – falls sie nicht schon längst verdrückt wurden.
Von Sinnen im „Museum für Wahnsinn“
Von diebischen Möwen zu unserem nächsten Geheimtipp: San Servolo. Die kleine Insel unweit vom Markusplatz wird von den Einheimischen „Isola dei Matti“ (Insel der Verrückten) genannt und trägt einiges an Geschichte. Hier haben nicht nur Mönche und Nonnen gelebt, auf der Insel lag auch eine bekannte psychiatrische Anstalt. Heute befindet sich hier das „Museo del Manicomio“ das einen Einblick in die historischen Anfänge der psychiatrischen Behandlung bietet. Hier sind schockierende Zwangsduschen, Elektroschock- und andere medizinische Geräte ausgestellt, aber besonders die Fotos und Dokumentation der Patientenakten machen den Leidensweg der damaligen Insass*innen deutlich.
Vor der Museumsführung machen wir noch einen Spaziergang durch den schönen Park der Insel, der mit sehenswerten Skulpturen bestückt ist. Durch die Löcher der verfallenen Mauern hat man zudem einen schönen Blick auf den Lido di Venezia. Auf dem Rückweg kommen wir am großen Kongresszentrum und an Teilen der Venice International University vorbei.
Die (ewige) Ruhe finden: Insel San Michele
Wer gerne einen Spaziergang durch den Wiener Zentralfriedhof macht, sollte eine weitere der vielen kleinen Inseln Venedigs besuchen: die sagenumwobene Insel San Michele, auch bekannt als Friedhofsinsel. Ihre Geschichte reicht zurück bis ins 9. Jahrhundert und viele berühmte, aber auch bürgerliche Personen sind hier bestattet. Hier kann man den Trubel der Stadt vergessen und die Ruhe genießen. Gruseliges Detail am Rande: Die Insel hat ein Platzmangel-Problem, hier werden regelmäßig Gräber exhumiert und die Gebeine in Blöcken übereinander gestapelt.
Queer & antifaschistisch: Laboratorio Occupato Morion
Das Morion kann durchaus als der lauteste Ort in Venedig gelten und ist bekannt für seine bunte Vielfalt. Hier kann man Konzerte, Drag Shows und Partys erleben, die man im etwas spießigen Venedig so vielleicht nicht erwartet. Vielfalt und das Feiern queeren Lebens wird hier großgeschrieben und antifaschistisch positioniert man sich auch. Sich hier willkommen zu fühlen, ist also einfach. Wer das Morion für ein Event besuchen will, sollte aber etwas früher da sein – als einzigartige Location in der Stadt ist es immer sehr gut besucht. Achtung: Während der Sommerferien passiert im Morion leider nichts – dafür gibt’s das restliche Jahr über auch noch ausgezeichnete Pizza.
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