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Warum ihr heuer keinen Urlaub machen solltet
Urlaub macht man nicht, auf Urlaub ist man: ein Plädoyer für echte Regeneration statt Leistungsgedanken und dem Abarbeiten von To-do-Listen. Wie wärs zur Abwechslung mal mit 0 things to do?
Auf zu den abenteuerlichsten Wanderungen, den hippsten Städten und lautesten Festivals? Nicht mit mir. Denn vor lauter Urlaub machen vergesse ich ständig, auch mal auf Urlaub zu sein. Und wenn mir noch jemand mit einer Liste an To-dos von Dingen kommt, die ich unbedingt gesehen haben muss, antworte ich im gepflegten Tonfall von Dota Kehr a. k. a. Großstadtgeflüster: Nein, muss ich nicht! Dabei kommt es zugegebenermaßen nicht gerade gelegen, für 1000things zu schreiben, unser Motto konterkariert ja praktisch diese neu ersonnenen Urlaubs-Unpläne. Aber manchmal ist weniger eben doch mehr.
Leistungsgedanken im Urlaub? Nein, danke.
Hinter dem Namen 1000things to do steckt einerseits die Animation zu ganz vielen Erlebnissen – ganz vielen Dingen, die man machen kann, um eine schöne Zeit zu haben. Eh gut. Aber andererseits auch verdammt stressig, oder? Muss man immer 1000 Dinge machen – vor allem im eigenen Urlaub? Ist der um sich greifende Leistungsgedanke schon in unsere Freizeit vorgedrungen? Möglichst viel zu machen, möglichst steile Wanderungen, möglichst abenteuerliche Aktivitäten, möglichst außergewöhnliche Entdeckungen: immer höher, weiter, schneller. Natürlich möchte ich euch nicht wirklich sagen, wie ihr eure Auszeit gestalten solltet, aber für mich habe ich beschlossen: Mein Urlaub soll dieses Jahr nicht zu einer Herkulesaufgabe ausarten. Denn vielleicht kennt ihr das auch: Man kommt vom allzu gehaltvollen Urlaub zurück und bräuchte eigentlich nochmal eine Woche Zeit, um sich davon zu erholen.
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Aber wie findet man echte Regeneration?
Heißt das, es wäre besser, tagelang am Pool herumzulümmeln und tatenlos ins Leere starren? Wahrscheinlich nicht – außer man braucht genau das. Verschiedene Studien zeigen: Echte Regeneration bedeutet nicht unbedingt „nichts tun“. In der Süddeutschen Zeitung sagte die Ärztin Saundra Dalton-Smith kürzlich dazu:
Ihr habt eine Arbeit, in der ihr extrem strukturiert vorgehen müsst? Dann ist ein Urlaub mit kreativer Aktivierung möglicherweise eine willkommene Abwechslung. Ihr arbeitet mit vielen Menschen zusammen? Vielleicht möchtet ihr ein paar Tage in einer Berghütte dem abgeschiedenen Eremitendasein frönen. Ihr müsst im Alltag ganz viele Entscheidungen treffen? Eventuell ist der vorgeplante All-inclusive-Stay dann doch besser als sein Ruf. In den nächsten Urlaub möchte ich mich jedenfalls nicht mehr hineinstürzen, ohne zu hinterfragen, was mir eigentlich gerade fehlt und welche Aktivität und Umgebung mir wirklich Regeneration verschaffen würde.
Was es mit der Natur auf sich hat
In Zeiten von TikTok und Co wird unsere Aufmerksamkeit permanent auf zig verschiedene Reize gelenkt und viele von uns haben Jobs, die einiges an Konzentration erfordern. Beim Thema Regeneration stößt man bald einmal auf die Attention Restoration Theory: Diese Theorie unterscheidet zwischen gerichteter (anstrengender) und ungerichteter (müheloser) Aufmerksamkeit. Heraus stellt sich: Besonders gut zur Regeneration der Aufmerksamkeitsfähigkeit eignet sich die Natur, weil sie das Interesse des Menschen weckt, ohne gerichtete Aufmerksamkeit zu erfordern. Und auch die Stress Reduction Theory geht davon aus, dass Natur-Umgebungen am ehesten geeignet sind, um sich von Stress zu erholen und positive Gefühle zu erleben. Verstärkt wird der Effekt durch körperliche Aktivität, wenn man also in Bewegung ist. Vielleicht ist so ein klassischer Österreich-Urlaub mit gemütlichem Wandern und im See plantschen also doch manchmal die beste Streicheleinheit für unsere inneren Seelentiere.
Etwas zurückgeben und achtsam sein
Im Urlaub möchte man verwöhnt werden und erwartet guten Service, feines Essen und ein schön gemachtes Hotelbett. Nicht unbedingt zu Unrecht, hat man sich ja auch alles verdient und dafür bezahlt. Häufig werden Tourismusregionen aber geradezu ausgenommen: Die Natur wird ausgebeutet, Müll bleibt liegen, andere Kulturen werden nicht respektiert, es wird gedankenlos konsumiert. Wir nehmen, ohne etwas zurückzugeben. Dabei würde ein achtsamer Umgang nicht nur der Umwelt, sondern auch uns selbst guttun. Denn wer achtsam ist, lebt im Moment, setzt bewusstere Handlungen und geht dadurch respektvoller mit seinem Umfeld um. Und so nimmt man am Ende des Tages viel wertvollere Erfahrungen mit: Anstatt möglichst viele Dinge zu machen, zählt das, war wir wirklich bewusst erleben. Die Momente, in denen wir nicht schon gedanklich beim nächsten To-do-Punkt sind.
>> Weiterlesen: 10 Tipps für ein bewusstes Urlaubserlebnis
Urlaub neu denken
Mit dem Rennrad bis zum Nordkap fahren, die Städte Brasiliens erkunden und endlich doch noch vernünftig surfen lernen, statt permanent vom Brett zu fallen und wie eine windschiefe Windmühle mit den Armen um mich zu schlagen: All das will ich unbedingt noch erleben. Aber es muss nicht jeder Urlaub ein Mammut-Projekt sein, das einem geradezu Management-Skills abverlangt. Ich möchte mich jedenfalls nicht mehr sklavisch irgendwelchen To-do-Listen in meiner eigenen Freizeit unterwerfen. Letztendlich soll dieser Beitrag eine Inspiration sein, Auszeiten neu zu denken und Regeneration für euch zu definieren. Dieses Jahr werde ich auf jeden Fall mal auf Urlaub sein, statt Urlaub zu machen. Und dafür scheint es auch die perfekte Destination zu geben: die Region Wagrain-Kleinarl im SalzburgerLand. Denn es war deren Leitsatz, der zu diesem Artikel inspiriert hat.
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*Dieser Artikel ist in freundlicher Zusammenarbeit mit dem Tourismusverband Wagrain-Kleinarl entstanden.