Was man Studierenden so nachsagt – stimmt, oder stimmt nicht?
Die Elite von morgen, die den ganzen Tag verschläft, nur wilde Partys im Kopf hat und sich so lange bei Mama und Papa durchschnorrt, wie nur irgendwie möglich ist. Manche meinen, dass studieren ist, wie arbeitslos sein, nur dass die Eltern auf einen stolz sind. Wir diskutieren zehn Vorurteile über Studierende.
Studierende werden Semester für Semester, Studienjahr für Studienjahr mit Vorurteilen konfrontiert. Wir haben unsere Schüssel mit Spaghetti und Ketchup beiseite gestellt und uns angesehen: Was steckt dahinter?
Studierende schlafen den ganzen Tag
Studierende sind bekanntlich Siebenschläfer. Warum? Weil sie um 7 Uhr morgens noch schlafen, wenn der Rest der Welt bereits auf dem Weg in die Schule oder Arbeit ist. Aber um 7 Uhr abends ist dann endlich ihre Zeit. Warum? Weil der Hofer um 8 Uhr zusperrt und der Kühlschrank leer ist. Nun aber genug der schlechten Witze über den studentischen Schlafrhythmus. Auch wenn die meisten Studienrichtungen als Vollzeit-Studien tituliert sind, bedeutet das nicht, dass Studierende eine geregelte Woche mit fixen Arbeits- und Unizeiten haben. Nimmt man sein Studium ernst, so kommt man locker auf diese 40 Stunden, jedoch verschieben sich hier bei einigen die Produktivitätszeiten vom klassischen Nine-to-five-Arbeitstag: Sie schlafen bis Mittag und lernen dafür bis spät nachts. Somit schlafen die meisten Studierenden gar nicht wesentlich mehr als alle anderen, leben nur in verschiedenen Schaffenszyklen.
Studierende machen jeden Tag Party
Dass viele Studierende gerne feiern, lässt sich nicht leugnen. Allerdings passiert das keineswegs täglich, da hierfür erstens das Geld, zweitens die Zeit, drittens die Energie und viertens nochmal das Geld fehlen. Ja, man merkt, dass man nach einer durchzechten Partynacht Mitte 20 nicht mehr so fit ist wie mit 17 Jahren. Am Anfang der Studienzeit zelebriert man den neuen Lebensabschnitt durchaus etwas häufiger, doch ein Leben à la American Pie ist es gewiss nicht. Und seien wir uns mal ehrlich: Die meisten jungen Leute gehen gerne feiern, dafür muss man nicht erst zu studieren beginnen.
Studierende ernähren sich nur von ungesundem Essen
Wenn die Tiefkühlpizza aufgegessen ist und die Reste vom Take-away im Kühlschrank schon fast Beine bekommen haben, dann werden in der Studi-WG eben Palatschinken bestellt, denn: Wer kann schon kochen? Falsch, falsch, falsch! Natürlich muss es manches Mal schnell gehen, weswegen der Kebap-Stand um die Ecke oft als notdürftiger Erstversorger herhält. Aber in der Regel ist unsere Generation schon viel mehr eine von Gourmet-Studierenden. Den meisten von uns ist es wichtig, auf ihre Ernährung zu achten und nicht alles planlos in sich hineinzustopfen. Selbst und auch gemeinsam kochen, ist in und spart obendrein auch Geld im Vergleich zu ständigem Bestellen oder Essengehen.
Studierende machen immer alles auf den letzten Drücker
Das ist Anna. Anna hat morgen Klausur. Anna druckt sich gerade die Vorlesungsunterlagen aus und sucht in Facebook-Gruppen panisch nach Altfragen. Hat sie die erst mal gefunden, wird sie plötzlich richtig grantig, als sie bemerkt, dass jene keine Lösungen beinhalten. Okay, an diesem Muster ist schon etwas dran. Denn so wie unserer lieben fiktiven Anna ist es vermutlich fast allen Studierenden schon einmal gegangen. Manche tun sich mit etwas Druck einfach leichter, gute Arbeit zu verrichten. In diesem Fall müssen wir also zugeben: Prokrastinieren ist ab und an ein nicht unwesentlicher Teil des Studi-Daseins.
Studierende sind furchtbar unordentlich
Bei Studierenden im Zimmer sieht es aus wie bei einem Messie – dreckige Wäsche überall, in der Abwasch stapelt sich das Geschirr wochenlang und während man am obersten Teller noch erkennen kann, was davon gegessen wurde, hat der unterste Teller schon seine eigene Schimmelkultur samt Bazillenkönigin und Untertanen entwickelt. Nein, nicht wahr! Viele von uns haben den großen Segen eines Geschirrspülers, der stets mit allem befüllt wird – in liebevoller Erinnerung an Tetris, versteht sich, denn „das geht sich schon noch aus“. Und was dreckige Wäsche und Schmutz ganz allgemein anbelangt, so ist ein gepflegtes Aussehen und daher auch saubere Wäsche und eine aufgeräumte Wohnung vielen jungen Menschen sehr wichtig. Auch wenn es in Studierenden-Buden vielleicht nicht so sauber ist wie in der Casa Mama, so leben die meisten dennoch in durchaus ansehnlich aufgeräumten Wohnungen. Ad hoc fällt uns aber doch eine Sache ein, bei der dann und wann mehr Disziplin gefragt wäre: Es steht schon mal eine ganz stolze Ansammlung an Leergut herum, das durchaus öfter entsorgt werden könnte.
Studierende lernen ja eh nichts
Zugegeben: Studis lernen nicht jeden Tag und haben durchaus mal längere Phasen des Chillens. Viele gehen zum Lernen in die Bibliothek, in der Hoffnung sich von der Euphorie anderer Studierender anstecken zu lassen. Im Endeffekt bilden sich dann oftmals sogenannte Lerngruppen, die sich in Bibliotheken treffen und in einigen Fällen nur gemeinsam Kaffeetrinken oder in der Mensa abhängen – Lernerfolg gleich Null. Aber gleichermaßen gibt es Studierende, die sich die Lernphasen erfolgreich einteilen. Und wenn es dann wirklich eng wird und eine Prüfung kurz bevorsteht, werden ohne Murren und Meckern auch Nachtschichten eingeschoben, um den gewünschten Studienerfolg zu erzielen.
Studierende haben keine Perspektive
Es gibt da so ein Bild in den Köpfen der breiten Bevölkerung: Der 30-jährige Philosophiestudent, der noch immer im Hotel Mama wohnt und nicht weiß, wie er seine eigene Wäsche macht. Er studiert nur des Studierens wegen und möchte eigentlich einmal gar nicht arbeiten, sondern bloß eine gute Zeit verbringen. Dem müssen wir hier entschieden widersprechen. Denn wer will denn nicht irgendwann das Studium zu Ende bringen? Sich eine leiwande Zeit zu machen ist ja gut und schön – für eine gewisse Dauer. Doch wer möchte schon ewig lange von den Eltern abhängig sein? Irgendwann hätte man ja schließlich gerne eigenes Geld, um eventuell einen ausgedehnteren Urlaub zu machen oder sich eigene vier Wände leisten zu können. Außerdem ist die Zeit der Ewig-Studierenden vorbei, denn erbringt man nicht eine gewisse Zahl an ECTS-Punkten, wird man ohnehin automatisch vom Studium abgemeldet.
Studierende haben wenig Geld
True that – ein Großteil von uns ist chronisch pleite und steht dazu. Am Anfang des Monats, wenn das Gehalt diverser Aushilfsjobs, die Alimente und das Kindergeld überwiesen werden, kommt man sich vor wie der Kaiser von China oder die Königin von England. Ein neues T-Shirt hier, ein bisschen Essengehen da, morgen mal wieder Kino und am Sonntag der Schock, wenn man bemerkt, dass man um 3 Uhr morgens 50 Euro abgehoben hat, und schon bemerkt man am Zehnten des Monats, dass noch verdammt viel Monat übrig ist, aber verdammt wenig Geld. Weil nahezu alle Studierenden diese kleinen finanziellen Probleme hie und da haben, verraten wir euch, wie man im Alltag ganz leicht Geld sparen kann und was man in Wien mit nur 15 Euro unternehmen kann. Ein Anfang ist somit getan.
Studierende haben ein Leben wie ein junger Hund
„Du hast es so gut!“, „So viel Zeit wie du hätte ich auch gerne!“. Das ist ein recht eindimensionaler Blick auf das Studierenden-Dasein. Die meisten von uns müssen irgendwelche oftmals schlecht bezahlten Nebenjobs machen, um sich finanziell über Wasser zu halten, kommen erschöpft von den jeweiligen Schichten nach Hause und müssen dann noch einige Stunden an Projekten oder Hausarbeiten für die Uni sitzen. Wochenenden? Die sind im besten Fall optional, im schlechtesten Fall eine schöne Theorie. Klar, es gibt schon Tage, an denen viel geschlafen wird, aber sie sind nicht die Regel – genauso wenig, wie sie für arbeitende Erwachsene an der Tagesordnung liegen. Um alles halbwegs effizient unter einen Hut zu bekommen, braucht man ein sehr gutes Zeitmanagement, denn mit der reinen Anwesenheit an der Uni ist es nicht getan. Studieren ist ein Vollzeitjob. Im Normalfall geht die richtige Arbeit zu Hause erst los.
Auslandssemester sind Flirt-Trainings, inklusive Aufpolieren der Fremdsprachenkenntnisse
Flirten und Sprachkurse sind durchaus Teil eines Semesters im Ausland. Wieso auch nicht? Kaum jemand kommt aus dem Ausland wieder zurück, ohne zumindest ein G’spusi gehabt zu haben. Es kann schon sein, dass manche im Ausland weniger für die Uni machen als zu Hause. Aber wir sagen aus eigener Erfahrung: Das Umfeld ist ein anderes, aber das Arbeitspensum häufig genauso groß, wenn nicht größer – kommt darauf an, an welcher Uni man landet. Abgesehen davon ist es nicht der Sinn eines Auslandssemesters, sich Tausende Kilometer von zu Hause entfernt stur in der Bibliothek zu verbarrikadieren. Um die Nase zwischen Bücher zu stecken, muss man nicht erst in ein anderes Land reisen. Zum Semester in einem anderen Land gehört ja auch, dass man neue Kulturen und Menschen kennenlernt und Lebenserfahrung sammelt.
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Mythen über das Studierendenleben
(c) Beitragsbild | Hubertl | Wikimedia Commons CC BY SA 4.0