- Kulinarik
- Anzeige
Weinwandern in Wien: Vom Heurigen bis zur Weinbar – Teil 1
Wandern, Wein und Wiener Flair: Die lebenswerteste Stadt der Welt macht es möglich. Hier bekommen wir nicht nur gutes Glouglou an jeder Ecke, sondern haben es auch zum Volkssport erklärt, dafür ordentlich was an Beinarbeit zu leisten. Wollt auch ihr das Nützliche mit Genuss verbinden, dann kommt mit auf unseren Wiener Weinwander-Trip vom urigen Heurigen bis hin zur urban-schicken Weinbar!
Wir glauben nicht an Zufälle: Dass Wien und Wein nur einen Buchstabendreher voneinander entfernt liegen, ist einmal mit Sicherheit keiner. Denn habt ihr gewusst, dass unsere grantig-geliebte Spritzweinmetropole europaweit die einzige Hauptstadt mit nennenswertem Weinbau ist? Jawoi – in your face, Frankreich! Wen wundert’s da noch, dass nicht nur in den Innenbezirken regelmäßig die Korken knallen. Auch jenseits des Gürtels wird gern und oft zu einem gepflegten Glas Vino gegriffen. Dass es uns da bei der bunten Heurigen- und Weinbar-Szene manchmal schwerfällt, zu entscheiden, wohin es eigentlich als nächstes geht, ist nur zu verständlich. Hier zeigen wir euch eine unserer liebsten Routen zum Weinwandern in Wien: Kommt mit und trinkt euch mit uns vom urigen Maurer Heurigen über den kleinsten Weingarten Wiens bis hin zur atmosphärischen Weinbar mit Haubenküche!
Maurer Weinidylle
Es muss nicht immer Grinzing sein: Zwar liegt rund die Hälfte der Weinlagen im Nordwesten, doch Wien wäre nicht Wien, wenn es nicht mit dem einen oder anderen geheimen Plätzchen abseits des Mainstreams auftrumpfen würde. Die Maurer Weinidylle ist so ein Fall: Selbst vielen Einheimischen ist sie unbekannt, dabei sind die Weinberge malerisch schön und die Heurigen einfach urig-gut. Bequem per Bus oder Bim (60er/60A) zu erreichen, passiert ihr bei diesem 6,7 Kilometer langen Wanderweg nicht nur das alte Wasserkraftwerk, sondern solltet für ein paar Insta-Shoots auch einen Abstecher zur monumental-wuchtigen Wotrubakirche wagen. Während ihr entlang des Lainzer Tiergartens schlendert, landet ihr bei der Lage Kadolzberg, wo Rebstöcke und ein Panoramablick über ganz Wien auf euch warten. Vorbei an der Himmelswiese, die sich im Sommer im blau-violetten Salbei-Kleidchen zeigt, landet ihr schließlich bei der Lage Maurer Berg. Erhascht einen Blick auf die Burg Perchtoldsdorf, dann geht’s auch schon ans Durstlöschen!
Ausg’steckt is’! Weingut & Heuriger Edlmoser
Das Wandern mag des Müllers Lust ja sein, doch irgendwann will auch er mal endlich Wein. Oder so. Wir sind jedenfalls solche Müllers und wissen, dass Wandern nicht nur poetisch, sondern vor allem auch durstig macht. Daher schlagen wir vor, an dieser Stelle die schlechten Reime gegen ein paar Gemischte Sätze zu tauschen. Unsere Empfehlung: der Heurige Edlmoser in der Maurer-Lange-Gasse. Beim Anblick des kleinen, paradiesischen Gastgartens ist ohnehin jeder Widerstand zwecklos, doch auch die Weine aus eigenem Bio-Anbau überzeugen. Auf seinen 15 Hektar raged der Weinmacher und Wirt Michael Edlmoser nämlich gegen die Machines und besteht darauf, jede Traube mit der Hand zu pflücken. Ob man das merkt? Wir finden, definitiv: Nicht nur der Gemischte Satz, sondern auch Riesling, Grüner Veltliner, Gelber Muskateller und Co schmecken einfach verdammt gut – vor allem zu den hausgemachten Wiener Schmankerln, mit denen wir uns stärken, ehe es weiter stadteinwärts geht.
Auf ein Glasl zu WEIN & CO Hietzing
Mit dem 60er pirscht ihr euch langsam wieder an das Großstadtgeschehen heran, doch eilig solltet ihr es dabei nicht haben: An der Grenze zwischen grün und urban findet sich am Hietzinger Platzl mit der WEIN & CO Filiale eine kleine Perle der Vinophilie. Wer noch nicht bereit ist, die Außenwelt gegen Innenräume zu tauschen, der sucht sich ein Plätzchen im netten Schanigarten, wo heimelige Decken und Heizstrahler gegen Wind und Wetter helfen. Das fachkundige Team berät euch gerne, oder ihr entscheidet einfach selbst, welche der 40 Weine der saisonalen Karte ihr probieren wollt. Ideal, um den Hausweinvorrat wieder aufzufüllen, ist der Shop: Hier könnt ihr auf zwei Stockwerken aus über tausend Weinen wählen und natürlich auch beim Weinkaufen den Mitarbeiter*innen Löcher in den Bauch fragen. Wer beim Weiterwandern nicht schleppen will, der lässt sich die ergatterten Schätze einfach nach Hause liefern – ab einem Einkauf von über 25 Euro kostenfrei!
Weine im Evakostüm: vinonudo
Weine, nackig und natürlich – ein klarer Fall für Hipsterhausen. Wer sich eine Stunde lang die Beine vertreten will, der spaziert am barocken Prachtbau Schönbrunn vorbei und dem Westbahnhof entlang bis zur Westbahnstraße (die Gemütlichen können natürlich auch einfach wieder den 60er nehmen). Wir glauben ja, dass die Sieben in „1070″ für den Genusshimmel steht, in dem man hier landet, denn die Quota an feschen Vinotheken ist einfach überirdisch. Eine davon ist die atmosphärische vinonudo, in der das Design so puristisch ist wie die Weinauswahl. Besitzer und Weinexperte Dominik Portune hat sich auf biologische und biodynamische Rebsäfte fokussiert – also Weine, die möglichst unbehandelt in die Flasche kommen. Dabei kennt der versierte Weinfreak jede einzelne Bouteille in seinem Regal, berät, erklärt und empfiehlt wie durch Magie immer das richtige Tröpfchen. Wenn ihr auch beim Weinwandern euren ökologischen Fußabdruck gering halten wollt, seid ihr hier garantiert an der richtigen Adresse!
Wiens kleinster Weingarten: Die Reben vom Schwarzenbergplatz
Spätestens, wenn wir vor den 60 Rebstöcken stehen, die sich ans gewaltige Palais „Wiener von Welten“ mitten am Schwarzenbergplatz 2 schmiegen, wissen wir, dass Wien und Wein einfach BFFs sind. Am Museumsquartier vorbei, landen wir beim ältesten und kleinsten Weingarten der Stadt, doch welche Rebsorten sich da auf dem grünen Flecken aus der Monarchiezeit genau tummeln, weiß heute keine*r mehr so recht. Zum Glück haben die Wiener*innen den Trick 17 namens „Gemischter Satz“ erfunden und füllen die 50 bis 60 Flaschen unter dieser Bezeichnung ab. Während Mayer am Pfarrplatz sich rund ums Jahr um die Pflege kümmert, darf im Herbst der*die berühmteste Erntehelfer*in der Stadt ans Werk: Traditionellerweise hilft nämlich der*die amtierende Bürgermeister*in hier bei der Lese mit. Ein Brauch, den sich Spritzwein-Model Michael Häupl natürlich niemals entgehen ließ, aber auch Michael Ludwig packt fleißig an. Alljährlich im Dezember werden die Flaschen im Rathaus zugunsten von „Licht ins Dunkel“ versteigert.
Empörend gut: Weinskandal
Nach unserem kleinen innerstädtischen Sightseeing-Stopp rauschen wir weiter, denn der viele, schöne Wein trinkt sich schließlich nicht von selbst. Nach einem kleinen Bummel entlang des Stadtparks biegt ihr in die Ungargasse ab, wo es im Hinterhof der Nummer 28 heißt: Welcome to the Pleasuredome! Wer auf lukullische Eskapaden steht, der hat im schmucken Weinskandal seinen Herzensort gefunden. Hier wandern nur Weine über den Kassatisch, die wild, ungestüm und einfach empörend gut sind. Natürlich wurden alle zuvor persönlich vom Team rund um Moritz Herzog verkostet, jede einzelne Flasche ist also handverlesen. Dass der Weinskandal eine weitere Hochburg des Natural Wines wurde, kann nun Zufall oder Schicksal sein, die Tropfen wurden jedenfalls ganz undogmatisch ausgewählt. Doch oft ist echte Weinliebe eben auch Naturliebe, was sich auch geschmacklich nicht verleugnen lässt. Die oberste Regel lautet aber: Der Vino muss glou-glou-glücklich machen. Können wir bestätigen.
Trinkstube des Herzens: Heunisch & Erben
Nach ein paar Verkostungsschluckerln müssen wir unsere Beute zum Glück nicht weit tragen. Zweimal um die Ecke gebogen, lassen wir uns in die bequemen Sessel von Heunisch & Erben fallen, während der Blick über das stylische Deckendesign voller wild gewürfelter Weinkisten schweift. Das Dreihaubenlokal ist Weinshop, Bar und Restaurant in einem und wurde 2017 von Robert Brandhofer und Markus Gould eröffnet. Bereits 2020 verlieh ihnen Falstaff die Titel „Sommeliers des Jahres“ und ein Blick auf die Weinkarte verrät uns, wieso: Über hundert (!) Positionen findet ihr hier zum glasweise Verkosten, von Österreichs Top-Vinos über seltene Châteauneuf-du-Papes bis hin zu dänischen Kirsch- und ursprünglichen Amphorenweinen. Euch juckts schon förmlich am Gaumen? Dann wartet ab, was die Speisekarte zu bieten hat: Von Wiener Schnitzel über Shiitake-Erdäpfel-Risotto bis hin zu Schwertmuschel mit Topinambur gibt’s Haubenküche zum erstaunlich fairen Preis. Der perfekte Ort, um den Abend pipifein ausklingen zu lassen. Stößchen!
Natürlich war das nur ein kleiner Auszug – würden wir hier Wiens gesamte Weinwandermöglichkeiten auf einmal aufzählen, würdet ihr vermutlich scrollend verdursten. Wer aber gleich weiter gläserschwingend durch den grünen Stadtrand touren möchte, für den haben wir hier mehr vinophile Pfade und einige versteckte Heurigen abseits des Mainstreams parat, die euch über Stock und Stein zu süffigem Glück führen. Vor lauter Rebsortenregen könnt ihr die Barkarte gar nicht mehr entziffern? Dann haben wir vorher einen kleinen Tipp für euch: Mit unserem Weinhoroskop findet ihr heraus, welches Flascherl nächstes Wochenende in eurem Haus steht.
*Dieser Artikel ist in freundlicher Zusammenarbeit mit der Österreich Wein Marketing entstanden.
(c) Beitragsbild | 1000things