8 weitere Ausdrücke, die Sprachpolizist*innen auf die Palme bringen
Weil die Kommentare unter dem ersten Teil dieses Artikels übergegangen sind, zaubern wir ein paar weitere Ausdrücke aus der Büchse der Pandora, die die Sprachpolizist*innen unter euch garantiert triggern. Macht euch bereit: Es wird zumindestens unangenehm und macht nicht besonders viel Sinn. Viel Spaß!
Tatütata, die Sprachpolizei ist wieder unterwegs! In den Kommentaren unter unserem ersten Teil auf Facebook sind die Gemüter bereits hochgekocht, wie das eben immer so ist, wenn man Sprache verballhornt oder Wechstaben verbuchselt. Wir haben ja bereits hinreichend erörtert, wie ein kleines Wörtchen wie „lecker“ eine ganze Nation in Aufruhr versetzen kann. Ach Österreich, du Land der leicht verletzlichen Sprach-Egos. Um diese noch etwas weiter zu erschüttern, haben wir noch ein paar Ausdrücke für euch, die ihr lieber nicht verwenden solltet, wenn ihr nicht wollt, dass die Sprachpolizei euch mit Wörterbüchern bewirft. Oder um es auf Urwienerisch zu sagen: “Gusch bei da Heh!”
Sehma sich
Ein Klassiker, das rückbezügliche “sich”, das in erstaunlich vielen Konstellationen des Wienerischen aufkreuzt, obwohl es da eigentlich gar nichts zu suchen hat. Es ersetzt das “uns”, ist laut dem digitalen Wörterbuch der deutschen Sprache aber verwandt mit indoeuropäischen Pronominalstämmen, die ursprünglich so viel bedeuteten wie ‘abseits, getrennt, für sich’. Also eigentlich genau das Gegenteil eines kollektiven “uns”. So viel zum Wiener Dauergrant. Jede*r ist sich eben selbst der*die nächste. Umgekehrt lässt sich das übrigens nicht anwenden, sonst hieße es ja: Jede*r ist uns selbst der*die nächste, und das wäre ein krasser Widerspruch zu unserer Theorie eines individuellen “uns”.
Der/die/das was
Die Phrase “sehma sich” ist quasi eine enge Verwandte vom ebenfalls rückbezüglichen “der/die/das was”. Am prominentesten hat es wohl der gute, alte Hofstädter in Szene gesetzt, als er in seinem Werbespot behauptet hat, er handle mit Fleisch, “das was” zu 100 Prozent aus Österreich ist. Und schon gingen die Wogen hoch. Gegenüber der Kronen Zeitung verriet Hofstädter-Schauspieler Gerhard Ernst vor ein paar Jahren, dass er deswegen immer wieder Beschwerden bekomme, vornehmlich von besorgten Lehrer*innen. “Denk doch einmal einer an die Kinder!”, würde Helen Lovejoy gellen. “Die Kinder, die was eh zu viel fernschauen”, würde der freche Hofstädter wahrscheinlich kontern. Jedenfalls scheint man sich schlussendlich der Empörung gebeugt zu haben – in den aktuellen Hofstädter-Spots sucht man vergeblich nach grammatikalischer Inakkuratesse.
Anderst
Während “sehma sich” und “das was” etymologisch schwer nachzuvollziehen sind, verhält es sich mit “anderst”, nun ja, anders. T. Obwohl die vermeintlich falsche Form historisch genauso weit zurückreicht wie ihre t-lose Form, ist heute tatsächlich nur mehr “anders” orthografisch korrekt. Manche Theorien führen “anderst” allerdings auf das althochdeutsche “anderêst” für “zum zweiten Mal zurück”, und demnach wäre “anderst” die ursprünglichere Form. Vielleicht ist es aber auch ganz anderst gelaufen.
Als wie
Wer kennt es nicht: “Du bist deppert.” “Nein, du bist deppert.” “Immer zweimal mehr wie du.” Das ist falsch. Also nicht das mit dem exponentiellen Wachstum des Deppertseins, darüber müssen andere richten. Aber jemand kann prinzipiell nicht depperter “wie” jemand anderer sein, sondern höchstens depperter “als” jemand anderer. Und die ganz Krassen sind dann auch noch depperter “als wie” jemand anderer. “Als” bezeichnet etwas, das sich von etwas anderem im Vergleich in irgendeiner Weise unterscheidet, kommt also mit dem Komparativ daher. “Wie” beschreibt hingegen Gleichartigkeit – “genauso deppert wie du” wäre also richtig, und je nach Grad des Deppertseins des Gegenübers ein guter oder schlechter Konter.
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Das giltet nicht
Manche würden jetzt vielleicht trotzig behaupten, das “giltet nicht” in einem hitzigen Wortgefecht. Und damit gleich das nächste vom Zaun brechen. Denn “giltet” gibt’s nicht. Das wissen wir spätestens, seit uns das altkluge Kind auf dem Spielplatz energisch darauf aufmerksam gemacht hat. Manchmal rutscht’s uns aber immer noch raus. Aber dann meinen wir das natürlich total ironisch.
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Zumindestens
Kommen mindestens zwei Leute zu deiner Party oder zumindestens zwei Leute? Was zunächst fast gleich klingt, macht einen gewaltigen Unterschied. Mindestens zwei Leute klingt nach einer Party, die wenigstens das Potenzial hat, zum Festl des Jahres zu werden. Zumindestens zwei Leute sind hingegen keine Party, sondern ein Date. Und streng genommen nicht einmal das, weil “zumindestens” kein Wort ist. Man findet es zwar im Online-Duden, aber nur mit folgendem Verweis: “Bei diesem Wort handelt es sich um eine Falschschreibweise.” Richtig wäre “zumindest”.
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Das macht Sinn
Über die Phrase “Sinn machen” haben sich erstaunlich viele in den Kommentaren aufgeregt. Und tatsächlich handelt es sich dabei um eine umgangssprachliche Wendung, die sich wohl vom englischen “to make sense” herleitet. Im Deutschen kann etwas nur Sinn ergeben oder haben. Manches kann man eben nicht eins zu eins übersetzen. Oder man kann schon, aber dann ist es eben nicht the yellow of the egg.
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Impfdose
Zum Abschluss noch ein brandaktuelles Stück verbaler Zeitgeschichte: Wer hätte vor zwei Jahren gedacht, dass wir Wörter wie “infiszieren” oder “Impfdose” überhaupt so regelmäßig hören werden, dass wir merken, dass mit ihnen etwas nicht stimmt? Mittlerweile ist das Corona-Vokabular fest in unseren Wortschatz übergegangen. Wir sprechen selbstbewusst von “Lockdowns”, “Inzidenzzahlen” und “Atemhygiene”. Nur bei der “Impfdose” sind wir uns nicht ganz sicher, ob damit die Dosis gemeint ist oder vielleicht doch ein neuartiges Mischgetränk, ja vielleicht sogar eine Schluckimpfung? Nein, natürlich ist die Impfdosis gemeint (hämisches Kichern einfügen). Die Plurale von “Dosis” ist aber “Dosen”, also ganz so weit hergeholt ist die “Impfdose” dann auch wieder nicht.
Auch wenn das trotzdem nicht giltet, ist es zumindestens richtiger als wie das Kauderwelsch, das was der Hotstädter von sich gibt. Also schon auch falsch, aber halt anderst.
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Dinge, die du in Österreich lieber nicht sagen solltest, verraten wir dir übrigens auch. Genauso wie ein paar klassische Wiener Schimpfwörter.