Wie Twitter auf den „Love is Love“-Song von Andreas Gabalier reagiert
Hodiodioooodiooodie, Hodiodioooodiooodie – so kennen wir Andreas Gabalier. Mit seichten Liedern mit nach fünf Tagen Party klingender Stimme und dezent sexistischem Touch. Doch nun schlägt der Volksmusik-Sänger ganz andere Wege ein – mit einem Lied über homosexuelle Liebe. What?! Ja, wirklich. Aber: glauben wir ihm das? Twitter hat die Antwort schon gefunden.
Andreas Gabalier. Aka der Volks-Rock’n’Roller. Aka der Urheber des „Man hat es nicht leicht auf dieser Welt, wenn man als Manderl noch auf Weiberl steht“-Sagers. Eben dieser hat pünktlich zum Pride-Month Juni seine neue Single „LIEBELEBEN“ rausgebracht. Was daran verblüffend ist? Die Lyrics. „Du bist so wie du bist und des is guad so. Ob Frau und Mann, oder Mann und Mann oder zwei Mädchen, dann (…) ist es Liebe“, trällert der Sänger und wir alle nur so: HÄ?! Wait a minute! Aber bevor wir zu vorschnell urteilen, macht euch doch einfach selbst mal ein Bild von der neuesten Hit-Single – und an dieser Stelle sprechen wir mal eine Triggerwarnung aus: Es ist Andreas Gabalier. Immer noch.
Der gleiche Typ, der in der Vergangenheit mit homophoben Aussagen aufgefallen ist, als er zum Beispiel in einem Interview meinte, er hätte gar nichts gegen Schwule, er kenne sogar drei schwule Pärchen (WOW, Andreas, Gratulation!). Aber aus Respekt unseren kleinen Kindern gegenüber solle man das dann doch nicht so in der Öffentlichkeit zeigen. Dieser Typ schreibt also plötzlich eine Hymne gegen Homophobie? So ganz glauben können wir diese 180-Grad-Drehung noch nicht. Auch Twitter lief in den letzten drei Tagen seit der Veröffentlichung heiß. Wir haben uns durch die Tweets geforstet und uns ein Bild vom Bild der breiten Masse gemacht.
Das Problem mit dem Image
Es dürfte wohl auch Andreas Gabalier selbst klar sein, dass sein Image nicht vor Toleranz und Akzeptanz strotzt. In der Vergangenheit hat er sich nicht selten bei Auftritten homophob geäußert. Dieses Image hat sich in vielen Köpfen manifestiert und da hilft auch kein „Love is Love“-Song, um seinen Ruf nachhaltig aufzupolieren. Oder?
Ah, das wird es wohl sein. Es macht wahrscheinlich keinen allzu großen Spaß, ständig auf Demos von Corona-Leugner*innen und rechten Parteien gespielt zu werden. Vielleicht erhofft sich der Andi einfach einen Auftritt bei der Pride Parade am 19. Juni. Ohne jetzt etwas vorweg nehmen zu wollen, aber: träum weiter!
Surprise, Schwestern!
Man konnte ja mit vielem rechnen. Vor allem nach den letzten Monaten liegen bei vielen Menschen die Nerven blank. Aber das war wohl für alle eine gewisse Überraschung. Was kommt wohl als nächstes? Norbert Hofer gründet nach seinem Ausscheiden aus der FPÖ eine neue Partei für die Rechte der LGBTQIA+ Community? Oder…
NEIN! Wirklich nicht. Wir sind jetzt schon sehr gespannt, was das Jahr wohl noch bringen wird…
Marketing-Strategie Pride
Andreas Gabalier ist mit seinem Song übrigens nicht der*die erste, der*die in diese Kerbe schlägt. Er hat also den „Homo-Schlager“ nicht erfunden. Helene Fischer zum Beispiel hat mit der lesbischen Sängerin Kerstin Ott schon vor zwei Jahren das Lied „Regenbogenfarben“ veröffentlicht und mit mittlerweile 30 Millionen Klicks einen ziemlichen Volltreffer gelandet. Noch größeren Erfolg konnte Sarah Connor mit ihrem Lied „Vincent“ über einen homosexuellen Mann feiern. 40 Millionen Klicks und definitiv ein Boost für die etwas eingeschlafene Karriere bedeutete das für die Sängerin. Ob sich Andreas Gabalier wohl ähnliches erwartet? Ist das also alles nur Show für ein paar Klicks?
Conclusio
Fakt ist: Das Lied ist ein Ohrwurm, ob man will oder nicht. Aber das ist bei Songs von Andreas Gabalier keine große Kunst. Ein paar Akkorde, der Text so gebaut, dass man nach den ersten Zeilen schon mitsingen kann und die Melodie klingt eigentlich eh wie jeder andere Gabalier-Song auch. Jetzt stellt sich eigentlich nur noch die Frage, wie es ankommen wird. Der Verdacht besteht natürlich, dass er in fremden Gewässern der LGBTQIA+Community nach neuen Fans fischen will. Ob er aber so erfolgreich sein wird, ist mehr als fraglich. Eher steht wohl im Raum, dass seine vermeintlich eher konservativ eingestellte Gefolgschaft verschreckt wird und abspringt. Naja, vielleicht profitieren wir also doch noch von diesem Lied. Auch wenn wir nicht glauben, dass es der Karriere vom selbst ernannten Volks-Rock’n’Roller das Genick brechen wird. Noch einmal hören wollen wir es trotzdem nicht. Nie wieder! (Oder?)
Wenn ihr Fans wirklich guter Musik seid, dann haben wir eine Reportage über die Spuren Falcos in Wien gemacht. Und wenn ihr – ganz ohne Andreas Gabalier – den Pride Month so richtig feiern möchtet, dann haben wir auch dafür ein paar Tipps für euch.