Wiener Leut‘ – Georg aus Wien

Man sollte doch alles mal ein bisschen lockerer nehmen und sich keinesfalls stressen lassen. Wenn man Georg aus Wien gegenübersitzt, bekommt man wirklich Lust darauf, das Leben etwas gemütlicher anzugehen. Ganz entspannt hat uns Georg im Café Resselpark von seiner Bewerbung bei Herzblatt, was ihm im Leben Spaß macht und wie er zuletzt von Betrunkenen aus einer Bar verjagt wurde, erzählt.
Jan Pöltner Aktualisiert am 23.09.2015

1000things: Dein Herzblatt Auftritt hat auf Youtube bereits weit über 1 Mio. Aufrufe – würdest du sagen, das Video ist ein Segen oder ein Fluch?

Georg aus Wien: Das Video ist definitiv mehr ein Segen. Das gibt mir die Möglichkeit, ein bisschen einen spaßigen Lebensstil zu führen. Es ergeben sich dadurch neue Möglichkeiten, die ich sonst nicht hätte. Es bringt schon eine lustige Bereicherung in mein Leben.

1000things: Aber man wird doch sehr reduziert auf ein paar wenige Aussagen…

Georg: Ja, aber sonst hätte ich nicht diese Breitenwirkung. Ich bekomme ja gar nicht mit, auf was ich alles reduziert werde. Andere werden nur auf ihre Arbeit reduziert, vor allem in einem Land wie Österreich, wo die Arbeit eine enorme Bedeutung hat.

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1000things: Wie hat sich der Auftritt bei Herzblatt eigentlich ergeben? Hast du dich einfach beworben?

Georg: Nein, ich hab mich nicht beworben. Ich bin mit meinen Freunden im Krapfenwaldbad gelegen und dann sind zwei Mädls auf uns zugekommen, die gefragt haben, ob jemand von uns Lust hätte mitzumachen. Zwei Freunde und ich sind dann in ein Wiener Hotel zum Casting eingeladen worden. Dort hat dann jeder seinen Kasperl gemacht und mich haben sie halt genommen.

1000things: Wie viel ist an der Sendung eigentlich gestellt gewesen?

Georg: Ich habe wirklich nicht gespielt, war zu dem Zeitpunkt 23 und hatte davor einen lustigen Sommer. Der Fendrich ist halt ein Showmaster, es wird schon darauf geachtet, dass eine Spannung entsteht. Die Kandidaten haben sich schon davor mit dem Moderator getroffen und da wird schon darauf geachtet, dass die Rollen klar verteilt sind. Also er hat mich bestimmt aufgestachelt, dass es auf Sendung so abläuft, auch der Gagschreiber hat sich eingebracht. Es war davor schon klar, was das Thema sein wird.

1000things: Ist es eigentlich hart, wenn man dann nicht gewählt wird?

Georg: Also das war mir wirklich egal. Ich bin definitiv nicht hingegangen, um eine Freundin zu finden. Zu dem Zeitpunkt vom Casting hatte ich zwar keine Freundin, bin aber kurz danach wieder mit meiner Ex zusammengekommen. Deshalb war ich auch nicht daran interessiert, mir eine Frau aufzugabeln.

1000things: Warum geht man dann hin?

Georg: Na weil man ins Fernsehen will und um die Gosch’n aufzureißen (lacht).

1000things: War der Fendrich bei den Dreharbeiten sympathisch?

Georg: Bei den Dreharbeiten schon, ich dachte wirklich, dass er ein lustiger Kerl ist. Aber am Abend nach der Sendung ist er dann gekommen und hat sich zu uns gesetzt. Da war er dann schon mehr der leiwande hart arbeitende Showstar Fendrich, wie man ihn sich davor vorgestellt hat, er stellt sich mit seinem Ruhm schon nicht hinten an.

1000things: Das heißt er hat sich dann die Herzblatt Kandidatinnen aufgerissen?

Georg: Ich vermute schon, dass er das manchmal getan hat (lacht).

1000things: Georg, du hast zuletzt in einem Wiener Nachtclub aufgelegt und produzierst jetzt mit lifethings eine eigene Tasche. Ist das jetzt ein Revival von dir?

Georg: Naja, das hat eher so seinen Fluss. Das Video ist vor etwa sieben Jahren auf Youtube gekommen und das hat sich eben jetzt so aufgebaut. Es ist jetzt kein plötzliches Revival. Aber ja, das ist jetzt gerade wohl der Höhepunkt. Ich wüsste nicht, was ich noch mehr daraus machen sollte. Es hebt einen aus dem schnöden Alltag und ist ein witziges Nebenprojekt, aber ich werde jetzt kein „Georg aus Wien“ Originalselbstdarsteller werden.

1000things: Sagt dir die App Tinder etwas?

Georg: Nicht wirklich.

Wir erklären Georg daraufhin Tinder.

Georg: Also wirklich… Herzblatt war doch immer mehr eine Spaßsendung… Aber Tinder wohl auch. Man kann halt heutzutage aus immer kleineren Mitteln ähnliche Dinge machen. Wenn die Leute glauben, dass das sinnvoll ist, sollen sie es machen. Für mich wäre das gar nix, ich pflege eher den persönlichen Kontakt. Ich habe dann damals auch eine getroffen, die mir wegen der Herzblatt Sendung geschrieben hat…

1000things: Also doch ein fast Tinder Date für Georg?

Georg: Naja, das hat mich doch eher gestresst… Das war mir einfach zu blöd. Es hat überhaupt nicht gepasst, sie hatte ein Bild von mir, das nur einem kleinen Teil der Realität entsprochen hat. Mit Tinder ist das vermutlich genauso. Dann triffst du dich und das ist eine andere Person.

1000things: Was macht dem Georg aus Wien eigentlich Spaß im Leben?

Georg: Naja, zum Heurigen gehen natürlich. Wein, Bier trinken sowieso. Freunde treffen. Auf Konzerte gehen. Schwimmen gehen in diverseste Seen und Schwimmbäder. Und natürlich Kinder und Familie zu haben.

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1000things: Was sind deiner Meinung nach drei Dinge, die man in Wien machen muss?

Georg: Man sollte einmal bei einer Außenseiterwette einen größeren Betrag beim Pferdewetten in der Krieau gewinnen. Zweitens sollte man eine Nacht im Arena Beisl verbringen. Und definitiv ist es Pflicht, eine lange Fahrradtour bis nach Bratislava auf ein Bier zu machen.

1000things: Wie ist eigentlich dein weiteres Leben nach der Herzblatt Sendung gelaufen?

Georg: Also das Studium hat wirklich noch recht lange gedauert… Es hat mir einfach nicht so gefallen. Ich habe dann zum Schluss ganz alleine studiert, weil ich schon so alt war. Dann bin ich immer alleine daheim gesessen beim Lernen und niemand informiert dich mehr, was du verpasst hast, wenn du mal verschlafen hast (lacht) und dann kommen genau die Sachen zur Prüfung. Das ist dann halt richtig gemein, weil ich von keinen Kollegen die Unterlagen holen konnte. Zum Institut magst du dann aber natürlich auch nicht gehen, weil es schon so peinlich ist.

Ich habe dann auch nicht mehr auf der WU meine Diplomarbeit geschrieben, sondern am Institut für Kulturmanagement an der Universität für Musik und darstellende Kunst. Das hat dann auch nochmal über zwei Jahre gedauert. Es wurde dann aber interessanter und knapp bevor das Diplomstudium Handelswissenschaften ausgelaufen ist, habe ich 2006 abgeschlossen. Es hätte dann aber noch eine Galgenfrist gegeben, weil es in der Bibliothek gebrannt hat, also ist es sich eh locker ausgegangen (lacht).

Danach habe ich mich auf Jobsuche begeben, war einmal da und einmal dort. Schließlich habe ich den Bilanzbuchhalterkurs am Wifi begonnen und damit einen Job gefunden. Ich war dann zuerst beim Standard, später beim AMS als Trainer und dann bei einem Baumeister als Buchhalter. Ich wollte dann aber nicht mehr nur die administrative Kraft sein, jetzt war ich in einem Bau Start-Up und im Moment bin ich wieder auf Suche. Fahre aber als Nebenjob Weinbauerzusatzbedarf aus, das würde mich auch wirklich längerfristig interessieren. Mein Traum wäre die Selbstständigkeit in solch einem Bereich, weil: Wein taugt mir, Bauern taugen mir und die Landschaft gefällt mir auch.

1000things: Familie hast du auch, oder?

Georg: Ja, ich habe eine superliebe Freundin und zwei Kinder, zwei und acht Jahre alt.

1000things: Wie wird deinen Kindern später ihr Studium finanziert?

Georg: Ja, diese Bankomatgeschichte ist in Wahrheit schon Alltag. Es gibt immer mehr Leute, die nur vom Bankomaten leben, schau dir die Arbeitslosenquote an. Aber natürlich will ich meinen Kindern alles so gut es geht vom Bankomaten finanzieren. Ich finde es wirklich lustig, dass sich die Leute so auf diese Bankomatgeschichte aufhängen, weil es einfach die Wahrheit ist. Die bittere Wahrheit ist meistens das, worüber man am meisten lacht.

1000things: Zum Schluss noch ein paar entweder oder Fragen… Krapfenwald oder Donau?

Georg: Mittlerweile viel lieber die Alte Donau oder Klosterneuburg. Je chilliger, desto besser.

1000things: Wann hat sich das mit dem Krapfenwaldbad aufgehört?

Georg: Ich war bis 27, 28 regelmäßig dort. Aber nicht mehr mit dem guten Gefühl, das ich davor hatte.

1000things: Bier oder Wein.

Georg: Ja, ich trinke leider andauernd Bier… Der Weinpreis ist in Wien viel zu hoch. Wobei von der Wirkung wäre der Wein eigentlich besser…

1000things: Wiener Schnitzel oder Kaiserschmarrn?

Georg: Also ich will nicht, dass die Tier leiden müssen… Also Kaiserschmarrn, für´s Interview. Ich bin aber wirklich nicht gesundheitsbewusst, das hat eher politische Motive.

1000things: Grün-Weiß oder Violett?

Georg: Also nach den Vorfällen zuletzt bei den Violetten eher die Grün-weißen. Obwohl ich kein Fußballfan bin. Das geht sich mit meiner Zeit einfach nicht aus.

1000things: Was ist das schönste an Wien?

Georg: Naja, das schönste an Wien ist der Grüngürtel rundherum, man ist einfach so schnell in der Natur und das lebendige Miteinander in manchen Grätzeln. Die Atmosphäre direkt im Zentrum Wiens turned mich eigentlich nicht so an.

1000things: Wirst du deinen Kindern eigentlich das Video von deinem Auftritt bei Herzblatt zeigen?

Georg: Natürlich, sie wissen auch schon, dass der Papa im Fernsehen war.

1000things: Meine letzten Worte sollen sein?

Georg: Refugees welcome und führt´s meine Ross in Stoi.

1000things: Danke, Georg!

Georg: Eine Sache noch, alle kennen das Video scheinbar noch nicht. Letztens war ich betrunken in einer Bar im 6. und bin zu zwei Typen an der Bar mit den Worten: „Ich bin der Georg aus Wien, kennt’s mich ned?“ sie drehten sich um: „Wer soll des sein? Geh weida, sonst tauch ma da eine an!“ Dann hab‘ ich mich wieder auf meinen Platz geschlichen und gelacht.

Georg Profil 1

Was sonst noch über Georg zu sagen ist?

Georg aus Wien erlebt gerade ein kleines Revival, im Juli war er das erste Mal als DJ zu hören, bei einem GOOD LIFE CREW Event hat er in der Säulenhalle bis in die frühen Morgenstunden aufgelegt. Mittlerweile kann man ihn regelmäßig auf Parties sehen, zuletzt etwa im Loft.

Georg ist 42 Jahre, hat zwei Kinder und lebt in Wien. Sein Herzblatt Auftritt hat bei Youtube bereits über 1 Mio Aufrufe.

Fotos:

Alle Fotos: (c) Verena Prinz / lifethings

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