Wiener Macher – Travel Shack Gründer Franz Unterrainer

In unserer neuen Serie Wiener Macher präsentieren wir euch ab sofort in unregelmäßigen Abständen Menschen, die in Wien etwas aufbauen. Wir wollen euch die Gesichter hinter Lokalen, Start-Ups und Marken zeigen, die einen Namen in unserer Stadt haben. Den Auftakt macht Franz Unterrainer, Betreiber der bekanntesten International Bar Wiens, dem Travel Shack.

Jan Pöltner Aktualisiert am 05.01.2016

Die meisten von uns kennen es, viele von uns waren sogar schon dort und hatten mit Sicherheit einen unvergesslichen Abend. Die Rede ist von Wiens bekanntester International Bar – dem Travel Shack. Im Rahmen unserer neuen Serie „Wiener Macher“ erklärt uns Gründer Franz Unterrainer, welches Konzept ursprünglich hinter dem Travel Shack gesteckt hat und wie knapp das Lokal ganz zu Beginn schon mal vor dem Aus stand.

 1000things: Franz, erzähl uns doch zu Beginn, wie das Travel Shack überhaupt entstanden ist und woher die Idee kommt?

Franz Unterrainer: Vorweg muss man wissen, dass ich immer schon fasziniert von der Backpacker Szene war und sehr viel in der Weltgeschichte herumgereist bin. Ursprünglich komme ich ja aus einem kleinen Tourismusort am Wilden Kaiser in Tirol und bin als gelernter Chemiker nach Wien gegangen um Verfahrenstechnik auf der TU zu studieren. Neben dem Studium arbeitete ich in einem Hostel in Wien um den Kontakt zu der Backpackerszene aufrecht zu erhalten.

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Das Travel Shack während des Umbaus.

Ab einem gewissen Zeitpunkt war für mich dann nur noch Tourismus wichtig, wodurch ich das Studium in Frage stellte. Ich habe dann bemerkt, dass es in Wien kaum Bars und Angebote für Backpacker bzw. junge Touristen gab. 2006 startete ich Wiens erstes und einziges PubCrawl (Anm. Eine Tour durch verschiedenste Bars und Pubs der Stadt) und suchte immer wieder neue Locations, um den Abend zu beginnen.

Ich habe mich daher mit einem Touranbieter aus Wien zusammengeschlossen, der auch Fahrräder verliehen hat. 2008 sind wir gemeinsam in die jetzigen Räumlichkeiten des Travel Shacks gekommen, wodurch das ursprüngliche Travel Shack zunächst eine Touristeninformation für Backpacker, die Startlocation für das PubCrawl, ein Fahrradverleih und der Sammelpunkt für unsere Touren war.

Zuvor war in den Räumen ein heruntergekommenes Bekleidungsgeschäft, welches komplett renoviert werden musste. Dafür, dass wir dort eigentlich nur eine Stunde beim PubCrawl Getränke ausschenken wollten, hatten wir gleich zu Beginn unglaubliche Schwierigkeiten mit den ganzen Magistratsvorschriften, wie etwa getrennte Toiletten, Lüftung, Schallschutz etc. Das war ein enormer finanzieller Aufwand, den ich nur mit Fremdkrediten stemmen konnte. Ich habe mir dann wirklich schon große Sorgen gemacht, worauf ich mich hier einlasse.  

1000things: Und wie ist es dann weiter gegangen?

Franz Unterrainer: Naja, eigentlich war es ja nicht als Bar geplant. Wir hatten am Anfang Telefonboxen und Computer drinnen und haben sogar Frühstück angeboten. Leider war es dann finanziell nicht mehr tragbar und ich habe mich dann von dem Tourveranstalter als Businesspartner getrennt. Somit konnte ich mich mehr auf das Lokal konzentrieren um das Projekt vor dem bevorstehenden Untergang zu bewahren.

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Das Travel Shack während des Umbaus.

Statt dem Fahrradverleih um 15 Euro pro Tag, habe ich dann halt einfach 10 Schnaps um 20 Euro angeboten. Ich habe angefangen gemeinsam mit den Backpackern die berühmt-berüchtigten Shots zu kreieren -hinter jedem der angebotenen Shots im Travel Shack steckt eine besondere Geschichte. Eigentlich sollte ich darüber mal ein Buch schreiben…

1000things: Mittlerweile ist das Travel Shack täglich mehr als gut gefüllt, wie ist es dazu gekommen?

Franz Unterrainer: Indem ich ständig versucht habe, mich an den Leuten und deren Interesse anzupassen. Das ist das Wichtigste. Ich habe damals für das Projekt mein Studium geschmissen. Meine Eltern waren darüber nicht gerade glücklich, da ich erst 24 Jahre alt war, aber ich wollte es unbedingt durchziehen und es ihnen beweisen. Das war 2009 und es war wirklich eine schwierige Zeit. Ich habe mich echt oft gefragt, worauf ich mich da eingelassen habe.

Ich habe dann immer bis Mitternacht im Travel Shack gearbeitet, danach ging es dann zur Nachtschicht ins Hostel bis acht Uhr morgens und wieder danach habe ich Touristen mit dem Bus in die Wachau gefahren. Während die Leute dann dort unterwegs waren, habe ich im Bus geschlafen und dann ging es auch schon wieder zurück nach Wien ins Travel Shack. 30 Stunden Arbeit in Folge waren nicht selten der Fall. Ich hatte oft nicht mal mehr Zeit um nach Hause zu gehen und zu schlafen, bevor ich die nächsten Termine am nächsten Morgen hatte. Ich war zu der Zeit wirklich knapp vorm aufgeben. 

Ich habe dann aber immer mehr mit Hostels kooperiert, die mir viele Leute vorbeigeschickt haben. Die ersten zwei, drei Jahre waren nur Touristen bei uns und ich habe die Wiener nicht mal reingelassen. Aber nur aus dem Grund, da das Travel Shack in meinen Augen noch keine richtige Bar war. Es wollten dann aber immer mehr Erasmus Studenten zu uns, die in der Nähe wohnten und ich habe mich entschieden, das Shack schließlich auch für hiesige Studenten zu öffnen. Das war dann der eigentliche Start vom Travel Shack, wodurch es vom Meeting Point zur Travelers and Students Bar wurde. Einige Zeit darauf war das Travel Shack auf einmal voll, wir mussten die Bar vor drei Jahren dann sogar noch weiter ausbauen. Die jetzige Tanzfläche war damals der Fahrradlagerraum und die neue Karaokebar war früher der Schlafraum der Angestellten. Es haben ja seit Beginn immer wieder Backpacker kurzfristig bei uns gearbeitet. Manche sind sogar bei uns hängengeblieben. Einer wollte für drei Wochen bleiben, im Endeffekt wurden es drei Jahre.

Das Travel Shack war nie so geplant, wie es ist. Es wurde einfach so, gemeinsam mit den Gästen. Mittlerweile sind wir ein Team von 25 Leuten.

 1000things: Ist Wien deiner Meinung nach eine Backpackerstadt?

Franz Unterrainer: Ja, eigentlich schon. Im Vergleich zu Budapest oder Prag ist Wien jedoch viel teurer und nicht so eine Backpacker Party-Stadt, obwohl wir da mit dem Travel Shack natürlich ein wenig hin arbeiten.

1000things: Ist ein weiterer Ausbau des Travel Shacks geplant?

Franz Unterrainer: Nein, das Travel Shack soll jetzt wirklich so bleiben wie es ist. Das Ziel ist es unser Konzept weiterhin durchzuziehen: sieben Tage die Woche Party und Getränke zu fairen Preisen und das bei freiem Eintritt. Das Wichtigste ist, dass der persönliche Umgang mit den Gästen so weit wie möglich bleibt.

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Das alte Travel Shack.

Das nächste Projekt ist das Mozarts ein gemütliches, uriges Nachtrestaurant, keine 200m vom Travel Shack entfernt. Das Lokal soll den Gästen die ganz Nacht, also von 6 Uhr abends bis 6 Uhr in der früh, gute Wiener Küche zu fairen Preisen bieten. In meinen Augen definitiv etwas was Wien noch fehlt.

1000things: Bei Malcolm Mittendrin gibt es eine Szene, in der Hal festgenommen wird und zu seinen Kindern noch sagt: Investiert nie in eine Bar!“ Warum sollte man es trotzdem machen?

Franz Unterrainer: Also wenn mich jemand fragen würde: „Soll ich eine Bar aufmachen?“, dann würde ich eher davon abraten. Es ist wirklich enorm schwierig. Manche denken, man kann dann jeden Tag Gas geben und verdient viel Geld – dem ist nicht so. Auch der Staat nascht ordentlich mit, die Steuerbelastung ist enorm. Und man weiß einfach nie, wie lange die Bar noch gut geht – wie lange hält sich so ein Trend? Man muss sich andauernd verändern und das ist schon anstrengend.

1000things: Wie du schon gesagt hast, ist das Travel Shack so berühmt für die Shots. Was ist dein Lieblingsshot und möchtest du vielleicht das Rezept verraten?

Franz Unterrainer: Wir haben ja verschiedenste, etwa mit Geschmacksrichtung Schwarzwälder Kirsch, Cornetto, Haribo, Tutti Frutti … Mein Favorit ist aber der ACDC. Das Rezept ist eine gleichmäßige Mischung Melonenlikör, Jägermeister und Kirschlikör – unbedingt probieren!

1000things: Gibt es eine lustige Geschichte hinter einem der Shots?

Franz Unterrainer: Mehr als genug, aber das würde den Rahmen sprengen. Der Chuck Norris etwa ist einer unserer Special Shots – diese sind vor oder nach dem Trinken immer mit einer Aktion verbunden. Der Chuck Norris Shot ist so entstanden: Einmal waren Marines aus den USA da und fragten nach unserem härtesten Shot. Ich hab ihm den Chuck Norris angeboten. Das war ihm an Stärke aber noch immer nicht genug, also habe ich spaßhalber gesagt: „A Watsch’n kannst auch noch draufhaben.“ Davon war er dann so begeistert, dass ich schließlich allen Marines einen Chuck Norris inklusive Ohrfeige geben musste. Seitdem haben wir das so im Sortiment. Total verrückt, dass sich die Leute von uns abwatschen lassen und dafür drei Euro bezahlen. Es war sogar mal Chuck Norris’ Nichte bei uns, aber sie wollte leider keinen trinken…

1000things: Was machst du eigentliche abseits vom Travel Shack?

Franz Unterrainer: Ich muss ganz ehrlich sagen: Leider viel zu wenig, bei mir gibt es fast nur die Arbeit – wobei dies ja meine Leidenschaft ist. Früher habe ich auch noch direkt über der Bar gewohnt und ich bin dann halt 7 Tage in der Woche in der Bar gestanden und hatte gar keine Freizeit mehr. Das ist jetzt jedoch nicht mehr so. Wenn ich Zeit habe unternehme ich unheimlich gern etwas mit Freunden, am liebsten in der Natur bzw. sportliches.

1000things: Macht man dann eigentlich selbst gerne noch Party?

Franz Unterrainer: Jein außerhalb vom Travel Shack eher weniger.

1000things: Wie oft ist man als Barbesitzer betrunken?

Franz Unterrainer: Das hängt immer sehr davon ab, wen ich an dem Abend in der Bar so kenne. Es kommt schon vor, aber dann eher unter der Woche, am Wochenende ist es zu stressig.

1000things: Zum Schluss noch ein paar „entweder oder“ Fragen: Bier oder Wein?

Franz Unterrainer: Wein – Man bringe den Spritzwein!

1000things: Glühwein oder Punsch?

Franz Unterrainer: Punsch

1000things: Krapfenwaldbad oder Donau?

Franz Unterrainer: Donau

1000things: Tirol oder Wien?

Franz Unterrainer: Hach, das ist echt schwierig… Tirol. Obwohl ich Wien wirklich liebe.

1000things: Schnitzel oder Kaiserschmarren?

Franz Unterrainer: Schnitzel!

1000things: Grün-weiß oder Violett?

Franz Unterrainer: Ist mir eigentlich ziemlich wurscht. Ich kenne aber einige Austriaspieler persönlich ganz gut, deshalb sage ich jetzt mal ganz vorsichtig Austria Wien.

1000things: Abschließend – was ist deiner Meinung nach das schönste an Wien?

Franz Unterrainer: Ich finde die Donau einfach super – ich liebe die ganzen Möglichkeiten am Wasser: Mit dem Boot herumfahren, Wakeboarden, schwimmen, … Und dass es einfach so eine friedliche Stadt ist.

Dieser Artikel wurde gesponsert vom Travel Shack

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