10 Dinge, die ihr über den Wiener Zentralfriedhof noch nicht wusstet
Am 1. November 2024 wird der Zentralfriedhof 150 Jahre alt. Als einer der größten Ruhestätten in Europa ist der Wiener Zentralfriedhof weit über die Grenzen der Hauptstadt hinaus bekannt. Als Gedenk- und Lebensraum lässt er aber immer wieder mit eher unerwarteten Details aufhorchen. Wir verraten euch ein paar Dinge über den Zentralfriedhof, mit denen ihr wahrscheinlich nicht gerechnet hättet.
Mit seinen 2,5 Quadratkilometern Fläche ist der Zentralfriedhof in Sachen Größe an zweiter Stelle im europäischen Vergleich. Geht man aber nach dahingeschiedenen Anrainer*innen, kann man mit drei Millionen Menschen, die hier begraben liegen, durchaus von einem der größten Friedhöfe Europas sprechen. Dass er groß ist, wusstet ihr aber bestimmt bereits. Und auch, dass er sich durch eine Vielfalt an Fauna und Flora auszeichnet, wie wohl kaum ein anderer Friedhof. Mit seiner enormen Fläche dient der Zentralfriedhof nicht nur als Gedenkstätte, sondern auch als Lebensraum, sogar über die Friedhofsmauern hinaus: Seine Grünflächen leisten einen wesentlichen Beitrag zum Klima der Stadt. Wir verraten euch ein paar erstaunliche Fakten über den viel zitierten Friedhof, der zum Wahrzeichen wurde.
Honig vom Friedhof
Am Zentralfriedhof tummeln sich halbstarke Feldhamster, zutrauliche Eichhörnchen – oder wie sie in Wien heißen: Hansis – und sogar das eine oder andere Reh kann man erspähen, wenn man Glück oder Geduld hat. Sogar die Bienen fühlen sich hier pudelwohl. So wohl, dass sie im Naturgarten des Zentralfriedhofs Blütenhonig produzieren. Den original „Friedhofshonig“ kann man online, im Shop vom Bestattungsmuseum und im Friedhofsshop im Portiershaus beim Tor 2 kaufen.
Whiskey und Zigaretten für Falco
Kein Zweifel: Hans Hölzel hat sich als Falco in die österreichische und internationale Musikgeschichte eingraviert. So sehr, dass ihn nach seinem tragischen Tod im Jahr 1998 rund 4.000 Menschen am Zentralfriedhof zu Ehrengrabe getragen haben. Das auffällig gestaltete Grab ist bis heute Pilgerstätte für seine Fans. Manche von ihnen lassen ihrem Idol sogar Whiskey und Zigaretten da, damit er auf der anderen Seite nicht auf dem Trockenen sitzt.
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Nachhaltig über den Tod hinaus
Nachhaltigkeit geht am Zentralfriedhof sogar über den Tod hinaus. Mittlerweile gibt es vier Gruppen mit Waldgräbern. Am Friedhof Hietzing kann man sich übrigens sogar in einer Regenwasserurne bestatten lassen: In einer Bronzekugel befindet sich eine Kapsel mit der Asche, die mit dem Regenwasser nach und nach im Erdreich versickert. Und mit dem Wiener Naturgrab setzt man am Zentralfriedhof sogar noch eins drauf und hat die erste Fläche in Europa geschaffen, in der man ausschließlich nachhaltig beigesetzt werden kann.
Im Unterschied zum Naturgrab generell, in dem man nur in kremierter Form die letzte Ruhe findet, werden beim Wiener Naturgrab auch ganze Leichname beigesetzt, vorausgesetzt, sie befinden sich in 100-prozentig und schnell abbaubaren Särgen. Die Bestattung Wien auch etwa mit dem „lebenden Sarg“ aufhorchen lassen, der komplett aus Pilzen besteht. Für Naturgräber fallen übrigens außer den Verlängerungskosten fürs Grab an sich keine weiteren Pflegekosten an.
Sonnenenergie vom Friedhof
Dass der Zentralfriedhof als Grünfläche und Lebensraum seinen Effekt auf das urbane Klima hat, ist klar. Vor einem Jahr hat sich das sogar die Wien Energie zunutze gemacht und das 29. Bürger*innen-Solarkraftwerk hier errichtet. Ein Teil der umgesetzten Sonnenenergie wird für den Friedhof selbst genutzt, der Rest geht an Wiener Haushalte.
Rundlinie ZF
Mit dem selbst erzeugten Strom versorgt man etwa die Busse. Ja, richtig gelesen: Der Zentralfriedhof hat seine eigene Öffi-Linie – die Rundlinie ZF –, die 19 Stationen abklappert und euch so rund um den Friedhof chauffiert. Bei 2,5 Quadratkilometern sicher nicht die schlechteste Idee. Auf dem Friedhofsgelände kommen übrigens ausschließlich elektrisch betriebene Fahrzeuge zum Einsatz.
„Silent Run“ auf ausgewiesenen Strecken
Wer sich lieber per pedes durch den Friedhof bewegt und dabei gern ein bisschen auspowert, geht laufen. Das weitläufige Gelände und die asphaltierten Wege und Straßen locken viele Jogger*innen an. Und die sind hier auch herzlich willkommen: Es gibt sogar zwei Laufstrecken am Zentralfriedhof! Beim zweiten Tor findet ihr eine Übersichtstafel mit den Routen und Infos, die Strecken selbst sind GPS-vermessen und mit Routen ausgeschildert. Sie heißen übrigens „Silent Run“, um trotz allem Bewegungsdrang das Bewusstsein dafür zu schaffen, dass der Friedhof ein Ort der Ruhe ist, besonders für Angehörige und Trauernde.
E-Bikes zum Ausborgen
Wer lieber etwas schneller von A nach B gondelt, aber auch selbst in die Pedale treten will, kann sich am Zentralfriedhof sogar E-Bikes ausborgen. Sechs Stück warten beim zweiten Tor neben dem Café Oberlaa darauf, ausgeritten zu werden. Die Leihgebühr für die erste Stunde beträgt 2 Euro, für jede weitere zahlt ihr 1 Euro.
Urban Gardening am Friedhof
Ganz im Sinne der Nachhaltigkeit und eines bewussteren Umgangs mit unserer Umwelt könnt ihr am Zentralfriedhof sogar selbst Hand anlegen und euer eigenes Gemüse ernten. Das Selbsterntefeld, das die Ackerhelden hier betreiben, liegt auf einer Freifläche – keine Sorge, sonst liegt hier nichts und niemand. Ihr habt für eine Saison ein biozertifiziertes, bereits mit verschiedenen Gemüsepflanzen vorbepflanztes Stückchen Acker zur Verfügung, auf dem ihr ernten, aber auch säen könnt.
Ziel des Projektes ist es, die Menschen wieder näher an die Lebensmittel zu bringen. Deshalb stehen die fachkundigen Betreibenden ihren Gartel-Azubis gern mit Rat und Tat zur Seite. Für ein Ackerstück kann sich anmelden, wer Zugang zum Digitalen Grab hat. Wenn das auf euch nicht zutrifft: Die Ackerhelden betreuen auch andere Standorte im 10., 11., 12., 16., 21. und 22. Bezirk.
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Digitales Grab
„Digitales – wie bitte?“, habt ihr euch jetzt wahrscheinlich gefragt. Da die Friedhöfe Wien erstaunlich digital unterwegs sind, ist das Digitale Grab seit 2020 kostenloser Bestandteil jeder Grabanlage. Zugang bekommen Kund*innen per Mail und können dann Grabstellen verlängern oder auch Online-Gedenkräume mit Texten, Bildern und Videos einrichten für Angehörige, die womöglich weit entfernt wohnen oder aus anderen Gründen nicht selbst zum Grab kommen können.
Die jüngste Würstelstandlerin Wiens
Zwar nicht hinter den Friedhofsmauern, aber unmittelbar davor befindet sich der noch relativ neue Würstelstand „eh scho wuascht.“ Wobei: Neu ist er nicht. Er stand allerdings lange leer, bis die damals 25-jährige Patricia Pölzl ihn im Mai 2023 neu belebt hat. Statistik gibt es dazu zwar noch keine eindeutige, aber ziemlich sicher ist sie damit die jüngste Würstelstandlerin der Stadt. Die Wurstwaren, die hier über die Theke brutzeln, kommen aus einer Fleischhauerei in Niederösterreich, generell achtet man auf der Karte auf Regionalität. Wir durften bereits die hervorragende Käsekrainer kosten und auch die vegane Seitan-Bratwurst hat es uns ehrlich angetan.
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